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Kriminalromane

„Todes Container im Wattenmeer“ (13)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 13

Auf der Flucht vor den immer weiter vorrückenden Kämpfern des „IS“, verloren sie ihr letztes Hab und Gut. Im Flüchtlingslager, an der türkischen Grenze, angekommen hatten sie nur noch das was sie am Leibe trugen. Das Lager war überfüllt mit immer neu ankommenden Flüchtlingen und jeder kämpfte um etwas Brot, oder Hirse und frischem, sauberen Wasser. Da fiel das Angebot der Schlepperbanden auf fruchtbaren Boden.

Aber das was sie anboten schien den jungen Frauen abenteuerlich und gefährlich. Was aber noch schlimmer war, es war unerschwinglich teuer. 5000€ pro Person sollten sie aufbringen, oder Schmuck im Gegenwert. Beides hatten die Frauen nicht anzubieten. Da blieb ihnen zum Schluss nur noch sich selbst anzubieten, als Arbeitssklave oder als Prostituierte. Alles schien ihnen besser als im Lager zu bleiben und zu verrecken. Keiner der Flüchtlinge im Lager hatte

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eine Perspektive. Sie glaubten den Schleppern, dass sie in Deutschland eine hätten. Die Frauen erzählten von der fürchterlichen Unterbringung in einem Schiffscontainer, in dem sie mit weiteren 18 Männer, Frauen und Kinder eingepfercht waren. Der Container stand auf einem alten Frachter, sie mussten sich den Raum mit Maschinenteile teilen die als Fracht mitgenommen wurde. Während der Fahrt auf offener See durften sie zweimal am Tag an die frische Luft und ihre Notdurft verrichten. Es gab Wasser und trocknendes Brot und etwas Obst. Wir hatten alle Hunger, aber der Kapitän rückte nichts zusätzlich heraus, er ließ immer nur die gleiche Ration austeilen. Wir wussten nicht mehr wie lange sie unterwegs waren.

Die Erzählung kam ins stocken, den Frauen standen die Tränen in den Augen sie schluchzten und hielten sich krampfhaft die Hände. Renate machte eine Pause

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und verließ das Büro um selbst nach Luft zu schnappen. Sie hatte bisher nur aus dem Fernsehen Informationen über die Flüchtlings Katastrophe bekommen, nun war sie damit persönlich konfrontiert worden. Diese Frauen taten ihr sehr leid, aber sie benötigte dringend Namen und Orte von den Befragten. Nun kam auch Maren als Unterstützung dazu, die Flüchtlingsfrauen hatten sich wieder beruhigt und die Befragung ging weiter: „ Als wir endlich in einem Hafen anlegten, mussten wir uns ganz still verhalten und auf die Nacht warten, vorher wurden die Maschinenteile ausgeladen. Dann konnten wir den Container und den Frachter verlassen. Noch auf dem Kai wurden wir getrennt, die Frauen mussten in einen separaten Kleintransporter einsteigen. Wir fuhren viele Kilometer weit ins Landesinnere zu einem Haus an einer Landstraße, dort hing eine rote Laterne über der Eingangstür.

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Da war uns klar, wie unsere Zukunft in Deutschland aussehen würde!“

Friedrich hatte lange überlegt, wie viel Geld er fordern sollte. Dann stand die Summe für ihn fest, er wollte 1 Million € von seinen Mittelsmann, für alle Unterlagen und Passwörter der Konten und das er über alles Schweigen würde und dann für immer in ein unbekanntes Land ausreisen würde. Er forderte außerdem, dass ihm die Chefs persönlich das Geld aushändigen und die Garantie aussprechen sollten. Nur denen würde er glauben. Der Übergabe Ort sollte die Fähre nach Norderney sein, mit der letzten Fähre von dort nach Norddeich, die war dann immer besonders mit Tagestouristen gefüllt. Die Kommissare hatten die Fähre vorgeschlagen, so konnten sie das Geschehen beim ein und aussteigen gut kontrollieren. Auf der Fähre konnten Überwachungskameras installiert werden und Zivilfahnder

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sich gut unter die Touristen mischen. Eine scheinbar sichere Sache, versicherten die Kommissare dem Notar. Nur spielte die andere Seite auch wirklich so mit, wie Berger das geplant hatte? Einen Tag später war eine SMS auf dem Handy von Friedrich eingetroffen: „ Wir sind damit einverstanden, wollen aber Garantien, dass es die Originalunterlagen sind und es keine Kopien gibt! Sie kommen alleine, wir überwachen das! Wir begleiten sie zum Flughafen von Norddeich und fliegen mit ihnen nach Hannover, dort steigen sie in ein Linienflugzeug nach Brasilien. Dort ist bei der National Bank ein Konto für sie eingerichtet, dort liegen ihre 1 Million € für sie bereit!    ENDE“.

Die Kommissare bereiteten die Übergabe vor, die Fähre wurde mit Kameras überwacht und zehn Beamte in Zivil verteilten sich auf dem Schiff und blieben in der Nähe von Friedrich. Der Notar war kabellos mit einem sehr kleinen Mikrophon in seinen

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Kopfhaaren verbunden. Kameras und Richtmikrophone waren am Hafen von Norddeich installiert. Auf dem Flughafen von Hannover sollte dann die Gruppe verhaftet werden. Das von den Verbrechern gecharterte Kleinflugzeug hatte noch andere Fluggäste an Bord, so konnten die Kommissare nicht gleich in Norddeich zugreifen. Sie konnten die anderen Fluggäste nicht informieren, falls Komplizen an Bord waren, oder sie nicht einsteigen lassen ohne, dass die Verbrecher argwöhnisch würden. So lief die Aktion nicht ganz im Sinne der Kommissare, Friedrich wurde aber davon nicht unterrichtet, er durfte nicht verunsichert werden.

Die beiden Flüchtlingsfrauen versuchten sich an die Situation nach dem umsteigen in den bereitgestellten Kombi zu erinnern. Der Fahrer des Wagens war ein    Kurde, sein Name war Ali, jedenfalls wurde er so von

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den anderen Männern gerufen. Der Chef aus Hannover kam einmal im Monat um abzukassieren, das hatten die beiden Frauen in einem Gespräch aufgeschnappt. Er war Deutscher und hieß Hans, ein aalglatter Typ, immer fein geschniegelt mit schickem Anzug, natürlich maßgefertigt. In seinen Schuhen konnte man sich spiegeln, sie hatten erlebt wie er einer Frau ins Gesicht geschlagen hatte, weil sie auf seinen linken Schuh getreten war. Er zog sie an ihren Haaren und sie musste im knien seine Schuhe blank putzen. Aber sie belauschten einmal ein Telefongespräch, da sprach er sehr unterwürfig mit einer Frau, als ob diese ihm etwas anzuordnen hatte. Die Vernehmung fand ihr Ende, als Renate von der Entscheidung erfuhr, dass sich der Chef von Friedrich gemeldet hätte und seine Forderungen gestellt hatte. Renate gingen die Gedanken durcheinander, die Beschreibung der Frauen von dem deutschen Chef und die Begegnung auf dem

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Popken Hof bei Maren, mit diesem Hans Müller, waren bemerkenswert ähnlich.

Die Frau mit der, er so unterwürfig am Telefon sprach könnte einer der zwei Russinnen vom Golfplatz gewesen sein? Viele Vermutungen die Renate so im Kopf passieren ließen, aber noch immer nur unbewiesene Vermutungen.

Friedrich bestieg die Fähre nach Norderney um 15 Uhr im Hafen von Norddeich. Die Überfahrt war einigermaßen für Friedrich erträglich, der Wind wehte ordentlich und die Fähre bekam den Wind von Vorne ab. Als sie sich aus der Fahrrinne heraus zwischen Juist und Norderney befand und sich dann in Richtung Norderney Hafen drehte, bekam sie die Wellen von der Seeseite kommend direkt an die Seite der Fähre und sie schaukelte dabei ordentlich. Er freute sich, den Anlegesteg von Norderney zu sehen. 45 Minuten war er unterwegs und es

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lagen noch lange 2 Stunden auf der Insel vor Ihm. 15 Minuten vor 18 Uhr musste er die letzte Fähre nach Norddeich betreten. Wie konnte sich Friedrich die Zeit auf der Insel vertreiben? Er fuhr mit dem dortigen Inselbus zur „Weißen Düne“, sie ist nicht nur der endlos schöne weiße    Strand und die Dünen, sondern ein Strandrestaurant trägt gleichen Namen. Ein Touristenparadies, aber für Friedrich und seinen Personenschutz ein sehr unübersichtlicher Ort und damit gefährlich für Friedrich.

Renate blieb in Norddeich und koordinierte dort die Einsatzkräfte, sie hielt ständig Kontakt mit Berger auf der Insel Norderney. Maren rief ihren Vater in der Krummhörn an und erkundigte sich nach ihren Übernachtungsgast. „Moin Papa, ist unser Gast in seinem Zimmer, oder auf dem Hof?“Es dauerte eine Weile bis sie die raue Stimme ihres Vaters    vernahm: „Der ist schon mit

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der ersten Fähre nach Norderney gefahren, zumindest hat er das heute Früh beim Frühstück mir gesagt. Ist mit dem irgendetwas nicht in Ordnung?“ „Nein mach dir keine Sorgen Papa, wir haben das schon im Griff! Wir verfolgen eine Spur, die uns zu diesem Hans Müller geführt hat, oder wir sind auf dem falschen Dampfer unterwegs. Also alles gut, mach dir keine Sorgen, aber informiere mich bitte wenn der wieder bei uns auf dem Hof aufkreuzt! Ich hab Dich lieb, Tschüss!“

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (12)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 12

Es gab auf dem Neuen Weg in Norden eine angesagte Kneipe, das „Mittelhaus“, dort trafen sich, seit dem Rausschmiss bei den 60 Plus Bocciaspielern auf dem Marktplatz in Norden, die beiden Ganoven mit Friedrich. Nun war Friedrich verschwunden und sie warteten vergeblich an ihrem Stammtisch. „Was      soll das, warum meldet er sich nicht bei uns und was will er damit bezwecken?“Das Boxergesicht stellte diese Frage halblaut an sein Gegenüber und verzog dabei sein Gesicht als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, was aber sein Gesicht nicht entscheidend veränderte. „Sind wir alle aufgeflogen?“ wetterte der andere Alte.

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Die beiden Ganoven redeten aufeinander ein und gestikulierten dabei, als ob der jeweilige Gesprächsparten Taubstumm wäre. Sie konnten sich einfach nicht einigen, was sie jetzt unternehmen sollten. Der eine wollte nach dem Notar suchen und ihn zur Rede stellen, der Andere aber wollte schnell untertauchen, sogar aus Deutschland

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verschwinden. Das Boxergesicht schaute sich unruhig im Raum um und schaute auch suchend durch das Fenster auf den Neuen Weg. Er fühlte sich beobachtet, es kam ihm so vor, als ob ein älterer großer Mann mit Vollbart ihn verfolgte. „ Du hast schon einen Verfolgungswahn!“ Fauchte der andere Ganove ihn an, als er das merkwürdige Verhalten seines Kumpels verfolgte. Als das Boxergesicht auf    den vermeintlichen Verfolger zeigen wollte, war dieser verschwunden, nicht mehr sichtbar. „Ich habe den doch gesehen, am Markt und beim Cafe`Ten Cate auf der Osterstraße und jetzt vor dem Mittelhaus!“ „Egal!“ antwortete sein Partner und forderte eine schnelle Entscheidung. Wir sollten untertauchen! einigten sich die beiden Ganoven. Aber wo so schnell hin?

Nun waren schon 4 Männer aus der Verbrecherbande auf der Flucht. Die beiden Halunken, die Friedrich entführt und ermorden

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wollten und nun die beiden Alten vom Hafen. Eine ordentliche Aufgabe für die Kommissare und die Polizei aus Aurich. Aber da kam ihnen der Kommissar Zufall zu Hilfe. Zufälle und glückliche Begegnungen spielen bei den meisten Ermittlungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Keiner der Kommissare konnte sich vorstellen, dass die beiden Alten auf dem Video von Hafen außer als Handlanger bei den Flüchtlingsschweinereien, auch noch bei Terroraktivitäten eingesetzt wurden. Berger hatte das Glück, bei einem Rundgang auf dem Marktplatz in Norden, es war Montag und Markttag, die beiden alten Ganoven zu entdecken. Dabei fiel ihm das markante Boxergesicht des einen gesuchten Flüchtigen, besonders auf. Er verfolgte die Beiden über die Osterstraße bis zum Mittelhaus im Neuen Weg. In der Zwischenzeit hatte Berger seine Kollegen informiert und die umstellten die Kneipe. Am Markttag ist die Innenstadt besonders

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mit Touristen gefüllt und das Mittelhaus profitiert davon besonders, es sind dann auch die Außenplätze vollbesetzt. Maren diskutierte mit Berger darüber, ob die beiden Verbrecher bewaffnet wären?

Das würde die Festnahme in der vollbesetzten Kneipe unmöglich machen. Maren und Renate entschieden sich dafür als unverdächtige Touristinnen auf die Toilette zu gehen. Sie wollten entweder vor Ort zugreifen und die beiden Ganoven festsetzen, oder nur herausfinden ob sie Waffen dabei hätten. Wenn ja, dann müssten sie sich etwas Ausgefallendes einfallen lassen.

Renate betrat als erste die Kneipe und ging zum Tresen und fragte die Bedienung nach der Toilette, in diesem Moment kam auch Maren herein und beobachtete die beiden Alten an ihrem Tisch in der Ecke der Kneipe. Die gestikulierten immer noch und redeten auf sich ein. Eine günstige Gelegenheit

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zum Zugriff, ging es Maren durch den Kopf und Renate drehte sich zu Maren um und bemerkte das verabredete Zugriffszeichen. Nun ging alles rasend schnell, die Kommissarinnen stürzten zu dem Ecktisch der beiden Verbrecher und überwältigten sie, völlig überrascht von der Aktion. Berger hatte mit Abstand zur Tür dem Einsatz seiner Kolleginnen respektvoll zugeschaut und musste den Frauen dann auch notgedrungen seine Anerkennung aussprechen. Maren veranlasste, dass die beiden Männer nach Aurich aufs Kommissariat verbracht wurden. Bei ihrer Durchsuchung wurden keine Waffen gefunden. Bei ihrer Vernehmung durch Berger, stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den beiden Ganoven um kleine Handlanger bei diesem miesen Geschäft, handelte. Sie wurden dem Haftrichter vorgestellt und für Menschenhandel und Drogenschmuggel angeklagt. Sie sollten später von

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den Kommissaren weiter verhört werden, sie sollten alles über die Organisation und die Namen ihrer Anführer sagen. Heraus kam, dass Friedrich ihr Auftraggeber war und der gefundene Tote im Moor, der ihnen namentlich nicht bekannt war, der als Mittelsmann und Helfer beim Verteilen der Flüchtlingsfrauen fungierte. Die beiden Alten erwiesen sich als eine sehr trockene Quelle der erwarteten Informationen. Die Kommissare kamen einfach nicht näher an den Kopf der Organisation heran.

Der Notar blieb vorläufig die einzige Quelle die sie nutzen könnten. Aber Friedrich galt als verbrannt für den Staatsschutz. Nun konnte er nur noch    den Kommissaren als Lockvogel nützlich sein. Friedrich hatte sich nach langen zögern, entschieden, er wollte sein Leben in die Hände der Kommissare legen und mit ihnen zusammenarbeiten. Die gedungenen Auftragsmörder waren noch

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auf der Flucht, oder untergetaucht um ihren Auftrag doch noch zu erfüllen, Friedrich für immer auszuschalten. Die Identität der Auftraggeber war den Kommissaren nicht bekannt und blieb das eigentliche Ziel der Ermittlungen. Berger bereitete die Aktion mit Friedrich akribisch vor.

Friedrich hatte Angst und seine Hände zitterten als er die geheime Telefonnummer seines Mittelsmannes in das ortungsfreie Handy eintippte. Es gab ein Freizeichen, aber es meldete sich kein Teilnehmer. Er drückte die Wiederholungstaste zwei weitere Male, dann endlich eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung: „Wer ruft mich auf dieser Nummer an? Hörte Friedrich sein Mittelsmann sprechen. „Ich bin das!“    „Wer ist Ich? Und was ist das für ein Handy?“ Friedrich, den sie ermorden lassen wollen!“ Am anderen Ende der Leitung war plötzlich Ruhe,

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nur Atemzüge waren zuhören. Dann ein röchelndes Geräusch, die Stimme klang jetzt rau und gepresst: „Sie haben Nerven, was wollen sie von mir?“ Friedrich hatte große Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten, kurz vor dem Versagen presste er es heraus:“Eine Sicherheitszusage für meine Unversehrtheit und ein sehr vermögendes Leben, dort wo sie mich nicht finden!“ Am anderen Ende der Leitung hörte er ein höllisches Lachen. Nach einer längeren Pause, die Friedrich unendlich lang vorkam, hörte er sein Gesprächspartner fragen: „Was haben sie zu bieten, dass ich nicht schon habe oder weiß? Sie Wurm!“

Maren folgte ihrem weiblichen Bauchgefühl, sie verfolgte die Spur der beiden Russinnen in Norden weiter. Die Telefonüberwachung ergab einen regen Telefonverkehr nach Russland und auch mit Nummern in Norden und Aurich.

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Die Telefonate wurden ausschließlich über ein nicht registriertes Handy geführt und konnten so nicht ohne weiteres identifiziert werden. Maren beantragte bei den Telefongesellschaften eine Telefonortung und die Namen des jeweiligen Anschlusses. Dies war nicht so einfach wie es sich anh

Es gab auf dem Neuen Weg in Norden eine angesagte Kneipe, das „Mittelhaus“, dort trafen sich, seit dem Rausschmiss bei den 60 Plus Bocciaspielern auf dem Marktplatz in Norden, die beiden Ganoven mit Friedrich. Nun war Friedrich verschwunden und sie warteten vergeblich an ihrem Stammtisch. „Was      soll das, warum meldet er sich nicht bei uns und was will er damit bezwecken?“Das Boxergesicht stellte diese Frage halblaut an sein Gegenüber und verzog dabei sein Gesicht als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, was aber sein Gesicht nicht entscheidend veränderte. „Sind wir alle aufgeflogen?“ wetterte der andere Alte.

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Die beiden Ganoven redeten aufeinander ein und gestikulierten dabei, als ob der jeweilige Gesprächsparten Taubstumm wäre. Sie konnten sich einfach nicht einigen, was sie jetzt unternehmen sollten. Der eine wollte nach dem Notar suchen und ihn zur Rede stellen, der Andere aber wollte schnell untertauchen, sogar aus Deutschland

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verschwinden. Das Boxergesicht schaute sich unruhig im Raum um und schaute auch suchend durch das Fenster auf den Neuen Weg. Er fühlte sich beobachtet, es kam ihm so vor, als ob ein älterer großer Mann mit Vollbart ihn verfolgte. „ Du hast schon einen Verfolgungswahn!“ Fauchte der andere Ganove ihn an, als er das merkwürdige Verhalten seines Kumpels verfolgte. Als das Boxergesicht auf    den vermeintlichen Verfolger zeigen wollte, war dieser verschwunden, nicht mehr sichtbar. „Ich habe den doch gesehen, am Markt und beim Cafe`Ten Cate auf der Osterstraße und jetzt vor dem Mittelhaus!“ „Egal!“ antwortete sein Partner und forderte eine schnelle Entscheidung. Wir sollten untertauchen! einigten sich die beiden Ganoven. Aber wo so schnell hin?

Nun waren schon 4 Männer aus der Verbrecherbande auf der Flucht. Die beiden Halunken, die Friedrich entführt und ermorden

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wollten und nun die beiden Alten vom Hafen. Eine ordentliche Aufgabe für die Kommissare und die Polizei aus Aurich. Aber da kam ihnen der Kommissar Zufall zu Hilfe. Zufälle und glückliche Begegnungen spielen bei den meisten Ermittlungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Keiner der Kommissare konnte sich vorstellen, dass die beiden Alten auf dem Video von Hafen außer als Handlanger bei den Flüchtlingsschweinereien, auch noch bei Terroraktivitäten eingesetzt wurden. Berger hatte das Glück, bei einem Rundgang auf dem Marktplatz in Norden, es war Montag und Markttag, die beiden alten Ganoven zu entdecken. Dabei fiel ihm das markante Boxergesicht des einen gesuchten Flüchtigen, besonders auf. Er verfolgte die Beiden über die Osterstraße bis zum Mittelhaus im Neuen Weg. In der Zwischenzeit hatte Berger seine Kollegen informiert und die umstellten die Kneipe. Am Markttag ist die Innenstadt besonders

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mit Touristen gefüllt und das Mittelhaus profitiert davon besonders, es sind dann auch die Außenplätze vollbesetzt. Maren diskutierte mit Berger darüber, ob die beiden Verbrecher bewaffnet wären?

Das würde die Festnahme in der vollbesetzten Kneipe unmöglich machen. Maren und Renate entschieden sich dafür als unverdächtige Touristinnen auf die Toilette zu gehen. Sie wollten entweder vor Ort zugreifen und die beiden Ganoven festsetzen, oder nur herausfinden ob sie Waffen dabei hätten. Wenn ja, dann müssten sie sich etwas Ausgefallendes einfallen lassen.

Renate betrat als erste die Kneipe und ging zum Tresen und fragte die Bedienung nach der Toilette, in diesem Moment kam auch Maren herein und beobachtete die beiden Alten an ihrem Tisch in der Ecke der Kneipe. Die gestikulierten immer noch und redeten auf sich ein. Eine günstige Gelegenheit

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zum Zugriff, ging es Maren durch den Kopf und Renate drehte sich zu Maren um und bemerkte das verabredete Zugriffszeichen. Nun ging alles rasend schnell, die Kommissarinnen stürzten zu dem Ecktisch der beiden Verbrecher und überwältigten sie, völlig überrascht von der Aktion. Berger hatte mit Abstand zur Tür dem Einsatz seiner Kolleginnen respektvoll zugeschaut und musste den Frauen dann auch notgedrungen seine Anerkennung aussprechen. Maren veranlasste, dass die beiden Männer nach Aurich aufs Kommissariat verbracht wurden. Bei ihrer Durchsuchung wurden keine Waffen gefunden. Bei ihrer Vernehmung durch Berger, stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den beiden Ganoven um kleine Handlanger bei diesem miesen Geschäft, handelte. Sie wurden dem Haftrichter vorgestellt und für Menschenhandel und Drogenschmuggel angeklagt. Sie sollten später von

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den Kommissaren weiter verhört werden, sie sollten alles über die Organisation und die Namen ihrer Anführer sagen. Heraus kam, dass Friedrich ihr Auftraggeber war und der gefundene Tote im Moor, der ihnen namentlich nicht bekannt war, der als Mittelsmann und Helfer beim Verteilen der Flüchtlingsfrauen fungierte. Die beiden Alten erwiesen sich als eine sehr trockene Quelle der erwarteten Informationen. Die Kommissare kamen einfach nicht näher an den Kopf der Organisation heran.

Der Notar blieb vorläufig die einzige Quelle die sie nutzen könnten. Aber Friedrich galt als verbrannt für den Staatsschutz. Nun konnte er nur noch    den Kommissaren als Lockvogel nützlich sein. Friedrich hatte sich nach langen zögern, entschieden, er wollte sein Leben in die Hände der Kommissare legen und mit ihnen zusammenarbeiten. Die gedungenen Auftragsmörder waren noch

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auf der Flucht, oder untergetaucht um ihren Auftrag doch noch zu erfüllen, Friedrich für immer auszuschalten. Die Identität der Auftraggeber war den Kommissaren nicht bekannt und blieb das eigentliche Ziel der Ermittlungen. Berger bereitete die Aktion mit Friedrich akribisch vor.

Friedrich hatte Angst und seine Hände zitterten als er die geheime Telefonnummer seines Mittelsmannes in das ortungsfreie Handy eintippte. Es gab ein Freizeichen, aber es meldete sich kein Teilnehmer. Er drückte die Wiederholungstaste zwei weitere Male, dann endlich eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung: „Wer ruft mich auf dieser Nummer an? Hörte Friedrich sein Mittelsmann sprechen. „Ich bin das!“    „Wer ist Ich? Und was ist das für ein Handy?“ Friedrich, den sie ermorden lassen wollen!“ Am anderen Ende der Leitung war plötzlich Ruhe,

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nur Atemzüge waren zuhören. Dann ein röchelndes Geräusch, die Stimme klang jetzt rau und gepresst: „Sie haben Nerven, was wollen sie von mir?“ Friedrich hatte große Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten, kurz vor dem Versagen presste er es heraus:“Eine Sicherheitszusage für meine Unversehrtheit und ein sehr vermögendes Leben, dort wo sie mich nicht finden!“ Am anderen Ende der Leitung hörte er ein höllisches Lachen. Nach einer längeren Pause, die Friedrich unendlich lang vorkam, hörte er sein Gesprächspartner fragen: „Was haben sie zu bieten, dass ich nicht schon habe oder weiß? Sie Wurm!“

Maren folgte ihrem weiblichen Bauchgefühl, sie verfolgte die Spur der beiden Russinnen in Norden weiter. Die Telefonüberwachung ergab einen regen Telefonverkehr nach Russland und auch mit Nummern in Norden und Aurich.

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Die Telefonate wurden ausschließlich über ein nicht registriertes Handy geführt und konnten so nicht ohne weiteres identifiziert werden. Maren beantragte bei den Telefongesellschaften eine Telefonortung und die Namen des jeweiligen Anschlusses. Dies war nicht so einfach wie es sich anhörte. Ein Gerichtsbeschluss war nötig und der musste sehr gut begründet sein. Beides lag in diesem Fall vor und so konnte Maren auf die gelieferten Daten zugreifen. Dabei tauchte eine Nummer in Hannover auf, die einem deutschen Geschäftsmann gehörte, der einen Import- und Exporthandel betrieb. Der wiederum auch mit Syrien Geschäfte machte. Maren glaubte sich nun auf der richtigen Spur. Es lag aber kein Bildmaterial von dem Geschäftsführer vor und so blieb seine Identität vorerst weiter im Dunklen.

Berger hatte in den Bordellen in Ostfriesland Erfolg bei seiner Recherche nach illegalen

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Flüchtlingsfrauen. Zwei Frauen aus Syrien waren sehr eingeschüchtert, waren dann aber bereit über ihren Leidensweg zu berichten. Renate führte die Befragung der Frauen durch und konnte so eine gewisse Vertrauensbasis von Frau zu Frau aufbauen.    Die Befragung wurde in ein Büro verlegt, in dem es ein gemütliches Sofa gab und zwei Sessel vor einem runden, kleinen Tisch. Es wurde Tee gereicht und Gebäck aus dem Türkenladen aus der Nachbarschaft. Die deutschen Sprachkenntnisse der beiden Frauen waren erstaunlich gut und wie sich herausstellte in Syrien beim Goethe Institut erworben. Sie waren gebildete junge Mädchen von 17 und 19 Jahren, als sie gezwungen wurden ihre Heimat zu verlassen. Der Krieg und die damit verbundene Vertreibung aus ihren Heimatstädten trennte sie von ihren Familien und sie konnten nur sich selbst retten.

örte. Ein Gerichtsbeschluss war nötig und der musste sehr gut begründet sein. Beides lag in diesem Fall vor und so konnte Maren auf die gelieferten Daten zugreifen. Dabei tauchte eine Nummer in Hannover auf, die einem deutschen Geschäftsmann gehörte, der einen Import- und Exporthandel betrieb. Der wiederum auch mit Syrien Geschäfte machte. Maren glaubte sich nun auf der richtigen Spur. Es lag aber kein Bildmaterial von dem Geschäftsführer vor und so blieb seine Identität vorerst weiter im Dunklen.

Berger hatte in den Bordellen in Ostfriesland Erfolg bei seiner Recherche nach illegalen

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Flüchtlingsfrauen. Zwei Frauen aus Syrien waren sehr eingeschüchtert, waren dann aber bereit über ihren Leidensweg zu berichten. Renate führte die Befragung der Frauen durch und konnte so eine gewisse Vertrauensbasis von Frau zu Frau aufbauen.    Die Befragung wurde in ein Büro verlegt, in dem es ein gemütliches Sofa gab und zwei Sessel vor einem runden, kleinen Tisch. Es wurde Tee gereicht und Gebäck aus dem Türkenladen aus der Nachbarschaft. Die deutschen Sprachkenntnisse der beiden Frauen waren erstaunlich gut und wie sich herausstellte in Syrien beim Goethe Institut erworben. Sie waren gebildete junge Mädchen von 17 und 19 Jahren, als sie gezwungen wurden ihre Heimat zu verlassen. Der Krieg und die damit verbundene Vertreibung aus ihren Heimatstädten trennte sie von ihren Familien und sie konnten nur sich selbst retten.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.



Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Kriminalromane Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (11)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 11

Der Computerabgleich des Fotos der Leiche im Moor ergab einen Treffer. Es handelte

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sich um einen Kurden, der bereits durch Drogendelikte polizeilich Aktenkundig war. Ihm wurden Kontakte zu einer syrischen Schlepperbande    unterstellt, aber nicht bewiesen. Damit war den Kommissaren klar, warum er von den Verbrechern geopfert wurde. Er konnte mit dem Syndikat in Verbindung gebracht werden. Nun hatten die Kommissare mehrere Anhaltspukte und Spuren, die Identität des Opfers und den bei der Leiche gefundenen Ohrring. Renates Vermutung, die Frauen vom Golfplatz könnten etwas mit dem Mord zu tun haben, wurde durch den Fund des Ohrringes bestärkt, aber mehr auch nicht. Sie diskutierten auf der Fahrt zu Maren und ihrem Vater über die Sachlage und das auch noch nicht geklärt war, warum in dem Container nur die Flüchtlinge waren und keine Maschinenteile? Warum sind die Schlepper von ihrem bisherigen Vorgehen abgewichen? Die Kommissare hatten spontan keine Erklärung

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dafür und ob es für den Fall überhaupt relevant war?

Die Fahrt in die Krummhörn verlief reibungslos, aber scheinbar endlos. Die Landschaft veränderte sich kilometerweit nicht und die Straßen waren schnurrgrade und die Schafe an und auf den Deichen sahen alle gleich aus. Es hatte wieder einmal in

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Ostfriesland geregnet und die Straßen waren durch das herunter gewehte Laub der Straßenbäume stellenweise sehr glatt. So musste Berger vorsichtig fahren und so verlängerte sich ihre Fahrzeit erheblich. Aber jede Fahrt hat einmal ein Ende und so auch die der beiden Kommissare zum Popken Hof. Maren hatte bereits, den Tisch vor dem Haus unter einem alten Eichenbaum, mit Tellern und Gläsern aus dem elterlichen Bestand eingedeckt. Der Vater hantierte am Grill und bemühte sich redlich die Holzkohle zum brennen zu bringen. Renate wunderte sich, dass fünf Gedecke auf gelegt waren und fragte auch gleich nach, ob ein Gast kommen würde den sie kennen? Maren lachte und erzählte von ihrem Feriengast der für eine Woche bei ihnen ein Zimmer gemietete hätte. Sie hatte ihn zum Grillen eingeladen und fragte nun ob es den beiden Freunden recht sei.

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Berger brummte wie üblich in seinen Vollbart, es hätte alles bedeuten können, aber es wurde von Maren als ein Einverständnis gedeutet. Renate lachte nur und nickte freundlich wie immer, bejahend in die Richtung von Maren.

Der Fremde stellte sich als Hans Müller vor, er sei Geschäftsmann auf Reisen zu seinen Kunden. Er wollte in Ostfriesland neue Kunden akquirieren und hier in der Krummhörn würde er logistisch zwischen Norden, Aurich und Emden günstig wohnen. Er verkauft Gesundheitsartikel und Geräte, für Fitnessstudios und Physio- Therapeuten. Berger gab Renate und Maren ein heimliches Zeichen, dass er mit ihnen sprechen wollte: „Ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Mann, so wie der extravagant gekleidet ist und steigt hier auf dem Hof ab, solche Leute logieren in erstklassigen Häusern in den Städten.

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Der hat doch was zu verbergen?“ Renate pflichtete ihm bei und sie verabredeten, sich nicht als Kommissare zu outen. Maren brachte im richtigen Moment ihrem Vater bei, sich ebenfalls daran zu halten. Was gab es schöneres als ein gemütliches Beisammensein beim Grillen im Gulfhofgarten. Schnell stellte sich heraus, dass der Fremde keine große Lust zeigte eine Konversation zu führen, er fragte auch die Kommissare nicht nach ihrem Privatleben aus, die Kommissare hatten sich auch nur mit ihren Vornamen vorgestellt und dabei blieb es den ganzen Abend über. Vater Popken erzählte von der Vergangenheit des Familienbesitzes, der bereits 200 Jahre von den Popkens bewirtschaftet wurde. Die Frauen tranken Rotwein aus Spanien und die Männer labten sich an friesischem Bier. Berger mochte das Jever Bier nicht so gerne, es war ihm zu herb, aber er war höflich genug um seine Meinung darüber zu äußern.

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Darum trank er nur ein Bier, weil er noch nach Norden fahren wollte. Sie saßen bis es dunkel wurde zusammen und so gegen 22 Uhr verabschiedeten sich Renate und Konsti von Maren und den beiden Männern und fuhren zurück nach Norden in ihr Ferienhaus. Auf dem Weg zurück nach Norden unterhielten sich die Kommissare darüber, dass sie gar nicht dazu gekommen waren über die neusten Erkenntnisse in ihrem Container Fall zu sprechen. Dabei gab es so viel Neues zu besprechen. Auch dieser Fremde gingen Berger und Renate nicht so recht aus dem Sinn. Aber was waren schon Gefühle und frauliche Intuitionen? Halfen sie den Kommissaren, mehr als Fakten? Nein, aber sie schadeten auch nicht! Was sie sich dann noch in ihrem Ferienhaus in Norden zu sagen hatten, blieb in dieser Nacht ihr gemeinsames Geheimnis.     

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Friedrich Hagen saß immer noch in der Zelle im Kommissariat in Aurich, die weitere Vorgehensweise war von den Kommissaren und dem Staatsschutz nicht entschieden. Der Staatsanwalt war auch noch nicht involviert und somit hockte Friedrich in einer 6 qm kleinen Zelle und wartete auf die Dinge die da auf ihn zukommen sollten.

Was hatte Friedrich mit dem Staatsschutz zutun und wie wurde er überzeugt für ihn zu arbeiten? Die Geschäfte in Hannover liefen gut und die Kanzlei seines Vaters verkam immer mehr zu einer Tarnkanzlei, es gab keine Mandanten mehr, außer die des Syndikats. Seine Spielsucht und die Abhängigkeit von den Syrern trieben ihn immer stärker in eine Depression hinein. Er machte Fehler, die er sich nicht leisten durfte und er war nicht clever genug sie zu verheimlichen. So kam der Staatsschutz auf die Aktivitäten eines Anwalts in Hannover Linden.

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Der sehr guten Kontakte pflegte zu einer ganz speziellen Gruppe aus Syrien, die man mit Menschenschmuggel und Prostitution in Verbindung brachte. Leider bemühte sich der Staatsschutz seit einigen Monaten vergebens darum jemanden in die Gruppe einzuschleusen. Friedrich landete eine Steilvorlage, als er Flüchtlinge ohne Papiere auf dem Schwarzarbeitsmarkt unterbringen wollte. Er lief in eine Falle des Zolls und des Staatsschutzes. Bei der darauf anstehenden Hausdurchsuchung fanden die Ermittler belastendes Material, aber keine Namen und Kontaktadressen. So wurde Friedrich Hagen von Hans Fischer ins Verhör genommen. Er brauchte zwei Tage und Nächte um Friedrich von einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Die Psychomittel, die er dabei anwandte, waren nicht immer legal, aber wirksam. Friedrich sollte sich stärker für größere Aufgaben empfehlen und die Strukturen des Syndikats ausspionieren.

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Der Notar machte wohl seine Sache so gut, dass er von seinem Mittelsmann nach Norden geschickt wurde. Dort sollte er für sich eine neue Vita aufbauen und die gesamte Koordination der Aktivitäten in Ostfriesland übernehmen. Der Staatsschutz triumphierte, er hatte einen Volltreffer direkt ins Innere des Syndikats gelandet. Aber dann kam der verhängnisvolle Tag und der Todes –Container strandete im Wattenmeer vor Norddeich. Die ermittelnden Kommissare aus Aurich und Hannover befreiten Friedrich in der Fischereigenossenschaft in Greetsiel und verhaftete ihn.

Nun bekam Friedrich ein zweites Mal ein Angebot zur Zusammenarbeit, er hatte schnell begriffen, dass der Staatsschutz und die Kommissare aus Aurich nicht ordentlich miteinander kommunizierten. Eine Chance für ihn, oder ein Verhängnis? Friedrich konnte es nicht richtig einschätzen.

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Aber er musste eine Abwägung vornehmen und eine Entscheidung für sich treffen. Wen konnte er mehr vertrauen und damit sein Leben anvertrauen?

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.



Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Aurich Kriminalromane Norden

„Todes Container im Wattenmeer“ (10)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 10

Ein Mann ende Vierzig, wahrscheinlich Osteuropäer, wurde die Kehle durchgeschnitten und im Moor abgelegt. Hans zeigte ein Foto von der Leiche und Maren rief laut „Hey!“, das ist doch der Mann vom Video, ganz bestimmt!“ Alle schauten Maren erstaunt an, dann aber bestätigte Berger, dass es sich um denselben Mann handelte. Renate schaute sich ebenfalls das Foto von der Leiche an und das ausgedruckte Foto vom Video. „Nun ist klar was der Absender wollte und was für uns das Wesentliche ist!“Wir wissen jetzt wer der Mann auf dem Video ist, aber er ist bereits tot, wahrscheinlich von dem Absender der Videonachricht, ermordet. Wir sind wieder in einer Sackgasse! „Nee, auf einem Holzweg“ konterte Berger.

Der Mittelsmann von Friedrich war in der Krummhörn    untergetaucht. Er hatte unter-

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wegs an der Landstraße ein Schild gesehen: „Zimmer frei“ und war abgebogen und kam zu einem alten Gulfhof. Der alte Mann vor dem Gartenzaun begrüßte ihn mit einem brummigen Moin! Das Zimmer war wirklich noch frei und wurde sofort von dem Fremden gebucht. Der alte Mann erzählte, dass er mit seiner Tochter auf dem Hof zusammen lebte und er vermieten musste, weil sein Hof nicht mehr genügend zum Leben abwarf. Mehr wurde nicht gesprochen zwischen den beiden Männern. Der Gast war Deutscher und war sehr korrekt gekleidet, er trug einen gut geschnittenen blauen Nadelstreifen Anzug aus teuerem englischem Stoff. Seine Schuhe waren Handgenäht und waren so blank geputzt, das man sich in ihnen spiegeln konnte. Sein Gesicht war von einer etwas gebogenen Nase dominiert. Die stahlblauen Augen wirkten kalt und stechend. Sein glattrasiertes Gesicht war Faltenfrei und seine dünnen Lippen spitze er beim

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sprechen so, dass man seine Zähne nicht wahrnehmen konnte. Er war jemand, den man nicht zu nahe kommen wollte. Aber der alte Mann kümmerte sich nicht darum, der Fremde war ein Gast, der sein Zimmer für eine Woche im Voraus bezahlt hatte und das genügte Ihm. Er wollte Ihn weder adoptieren, noch seiner Tochter als Ehemann vermitteln. Der alte Popken war etwas Eigenbrötlerisch und sprach nur das nötigste, dass kam dem Gast sehr entgegen, der wollte auch keine Konversation betreiben und auch nicht ausgefragt werden. Also eine sogenannte „Win- Win“ Situation. Aber trotzdem wunderte sich der alte Mann, dass der Gast sein Zimmer überhaupt nicht verlassen wollte, noch nicht einmal um eine Mahlzeit einzunehmen. Gutes Essen war dem alten Ostfiesen wichtig, sein Sprichwort war: Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen!

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„Kleine Brötchen backen“ war nicht sein Ding. Berger wollte Verbrecher jagen. Das war ihm mittlerweile ebenso lieb geworden, wie mit seiner Renate zu Kochen, oder Golf zu spielen. Er hatte Kariere gemacht, nicht durch Beziehungen zu einem Staatsanwalt, oder einem Politiker. Nein durch seine Ermittlungserfolge. Mit seiner Renate an seiner Seite waren sie ein unschlagbares Team. Diesen Fall nahm Berger persönlich, den wollte er unbedingt aufklären, sich nicht von einer Verbrechergang in die Irre führen lassen. Der oder die Mörder des Mannes im Moor mussten einfach Spuren an der Leiche hinterlassen haben, den Menschen hinterlassen immer irgendwelche Spuren, redete sich Berger die Situation schön. Doch der Mörder hatte tatsächlich Spuren hinterlassen. Die Gerichtsmedizin hatte unter den Fingernägeln kleinste Teilchen von DNA Material gefunden. Aber was war nun für die Kommissare zu tun?

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Renate nahm ihre Notizen in die Hand und blätterte darin. Sie suchte nach ihren Aufzeichnungen vom Golfplatz. Die beiden Russinnen, die ihr zu prollig vorkamen, wollte sie jetzt näher unter die Lupe nehmen. Die sprachen doch von einem tollen Anwesen in Norden und das sie sehr gute Geschäfte machen würden. Sie würden auch regelmäßig nach Moskau fliegen. Berger fühlte sich desinformiert und beschwerte sich bei Renate. Sie lachte und schob alles auf seine Art, alles für ihn nicht Wichtiges,    zu ignorieren und das war eben so ein Frauengespräch auf dem Golfplatz. Berger protestierte, aber nur halbherzig. Renate kannte ihren Konsti und seine schnelle Auffassungsgabe, also war es eine rhetorische Frage von ihm und sollte sie provozieren. Aber sie ignorierte sein Spielchen mit ihr und erklärte ohne Umschweife ihre Sichtweise über die beiden Frauen vom Golfplatz. „Die beiden Russinnen sind mir nicht geheuer,

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die passen irgendwie in das Umfeld unseres Falles. Wir müssen ihren Wohnsitz ermitteln und sie observieren lassen.“ „Welche Fakten willst du dem Staatsanwalt vorlegen, damit der das anordnet?“ Fragte Berger gespielt lässig. Renate kochte vor Wut:

„ Jetzt langt es, Konstantin, so nannte sie ihn nur wenn es Zoff zwischen ihnen gab, das musst du ihm richtig erklären, es ist eine Spur und die Einzige!“ Berger wusste nun das er nachgeben musste und wieder gemeinsam agieren. Er fragte nach den Namen der Frauen und erfuhr, dass sie Sonja und Ilonka hießen. Aber waren die zwei Frauen nur Randfiguren, als Ehefrauen der vielleicht in den Machenschaften um die toten Flüchtlinge, verstrickten Ehemänner? Oder waren sie stärker in diesen Mafiastrukturen involviert? Berger beschäftigte sich nun zum ersten Mal richtig mit den Frauen vom Golfplatz und er konnte sich, umso

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intensiver er darüber nachdachte, mit dem Gedanken und den Schlussfolgerungen von Renate, anfreunden. Aber ging der Mord an dem Fremden im Moor auch auf ihre Kappe, oder war es ein Auftragsmord zum Zwecke der Vertuschung? Egal, sprach Berger zu sich selbst, wir müssen jeden Strohhalm ergreifen, denn die Faktenlage war immer noch sehr dürftig! Der Staatsanwalt konnte mit viel Mühe überzeugt werden und die Observierung wurde angeordnet und die Telefone abgehört und ein Bewegungsprofil erstellt.

Die Kommissarin Maren Popken lebt alleine mit ihrem Vater auf dem elterlichen Gulfhof. Ihre Mutter und ihre jüngere Schwester waren seit einigen Jahren tot. Die Schwester wurde ermordet im Moor aufgefunden. Maren war damals mit dem Fall beauftragt und hatte ihn mit Hilfe der Kollegen Berger gelöst. Seit dem sind die drei Kommissare

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befreundet.    Maren hilft ihrem Vater auf dem Hof und unterstützt ihn auch finanziell. Es ist schon manchmal einsam dort auf dem Aussiedlerhof im Marschenland. Die lange dunkle Jahreszeit und dann die Herbst und Frühjahrsstürme rütteln schon an das Gemüt einer jungen Frau. Ihr langjähriger Freund, er arbeitet als Journalist beim Ostfriesischen Kurier, kommt bedingt durch die unregelmäßigen Arbeitszeiten beider Partner, nur selten zum Popken Hof. Meistens kommt er um bei Maren zu übernachten. Eine Schlafgemeinschaft nennt es Maren und ist der Grund vieler kleiner Streitigkeiten. Aber sie sieht in der Abgeschiedenheit auch Vorteile für ihren Beruf, sie kann sich wenn immer sie will dort auf dem Hof zurückziehen und in aller Ruhe nachdenken und an den jeweiligen Fällen arbeiten. Diese Möglichkeit nutzt sie auch jetzt und fährt zu ihrem Vater um

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eine Fallanalyse zu erstellen, ganz ohne eine Einwirkung von den beiden Freunden aus Hannover.

Berger wollte sich den Toten im Moor vor Ort ansehen und fragte bei der KTU nach, ob die Leiche noch am Auffindungsort liegen würde. Sie lag noch dort und wurde noch kriminaltechnisch untersucht und sollte in den nächsten zwei Stunden in die Gerichtsmedizin abtransportiert werden. Berger informierte Renate und sie fuhren sofort zum Auffindungsort.

„Sie da, trampeln sie nicht auf meine Spuren herum, sie sind hier nicht auf dem Marktplatz!“ Der unfreundliche Mitarbeiter der KTU vor Ort, schaute Berger verärgert an und brummte noch einiges unverständliches in seinen Bart. Renate konterte sofort: „Schlechte Laune haben wir selber, da brauchen wir sie nicht dazu, wir sind die leitenden Kommissare und wenn sie nach einem

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Tag noch immer nicht alle Spuren gesichert haben, dann sollten sie ihren Beruf wechseln!“ In Berger kochte es innerlich hoch, aber er konzentrierte sich auf die Leiche im Moor. Die lag rücklings im Moorboden.

Der Tote trug den gleichen Anzug wie auf dem Überwachungsvideo vom Hafen. Die Haut war glitschig von der Feuchtigkeit im Moorboden. Der Hals war durch einen Schnitt quer aufgeschnitten und es klebte viel Blut am Hals des Opfers. Er war sehr wahrscheinlich schnell tot und ausgeblutet. Berger ging langsam um die Leiche herum und betrachtete sie von allen Seiten. So grausam es auch war, einen toten Menschen vor sich liegen zu haben: Er mochte diese Momente, wenn ein Fall seinen Anfang nahm. Mitten in den Ermittlungen befiel ihm manchmal der Zweifel, den richtigen Faden zu finden und im Labyrinth der Verworrenheit sich zu Recht zu finden

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aber nicht am Anfang, wenn da nur diese Leiche lag. Er musterte den Toten sehr ausgiebig, schon etwas wie Hingebungsvoll. Wieder und wieder wanderte Bergers Blick über den toten Körper im Moor, die Leiche wirkte wie ein Fremdkörper in der idyllischen Umgebung. „Was kann uns diese Leiche an Informationen vermitteln? „ fragte er in Richtung Renate, die gerade mit einem Kollegen der KTU über die Spurenlage sprach. Renate drehte sich zu Berger um und äußerte sich: „Wir sollten ihn finden! Der liegt so sichtbar drapiert an dieser auffälligen Stelle direkt an einem Steg, dass keine andere Schlussfolgerung infrage kommt!“ „Du hast Recht! Da will einer ein Spiel mit uns spielen und glaubt der Schlauere zu sein. Aber sind Mörder oft schlauer als wir? Wir haben andrere Erfahrungen gemacht, 95 % der Mordfälle werden aufgeklärt. Was spricht also dafür, dass es in diesem Fall anders laufen sollte?“

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Berger grinste und zeigte Renate einen Ohrring, den er unter der Leiche gefunden hatte. Renate streckte das Fundstück triumphierend in die Höhe und zeigte den Ohrring in die Richtung des unfreundlichen KTU Mitarbeiters. „Hey gute Arbeit, oder? War wohl nicht ihr Tag heute?“ Der so angesprochene zuckte nur mit seinen Schultern und drehte sich Richtung Leiche um. Der verbale Austausch war damit erledigt. Renate machte noch ihre üblichen Fundort und Leichen Fotos. Am Tatort wurden keine Kampfspuren gefunden, die Analyse und der Abgleich von Fingerabdrücken am Tatort war noch nicht abgeschlossen. Das ging für Renate über die übliche Fallanalyse hinaus, hier waren ihre neusten Schulungsweisheiten gefragt, die sogenannte „Sequenzanalyse“, bei der Schritt für Schritt der vermutete Tatablauf in kleine Stücke zerlegt wurde. Um anschließend zu

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sehen, unter welchen Umständen er sich wieder zusammenpuzzeln lies. Gute Sequenzanalytiker finden sich auch ohne Sachbeweise zurecht. Sie erkennen die Handschrift des Täters sozusagen zwischen den nicht geschriebenen Zeilen. Sie gingen ihren eigenen Weg, keine Trampelpfade der üblichen Spurensuche, wie Fingerabdrücke und Zeugenaussagen, oder Blutspuren, nein sie durchforsteten die Tiefen der Psychologie. Berger fingerte sein nicht sehr geliebtes neues Handy aus seiner Seitentasche und rief Maren an, dabei erfuhr er, dass sie auf dem Weg zu ihrem Vater war um die Aktenlage zu studieren. Sie lud die beiden Kommissare zu sich zum Gulfhof ein. Sie wollte mit ihnen den letzten Stand der Ermittlungen besprechen und dann gemeinsam mit Ihnen und ihrem Vater grillen.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.



Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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„Todes Container im Wattenmeer“ (9)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 9

Aber an seinem rechten Handgelenk trug er ein Freundschaftsband, für Maren passte das nicht zur gesamten Erscheinung des Beamten. Berger und Renate setzten sich neben Maren, gegenüber von dem Beamten aus Hannover.

Die Kollegen warteten gespannt auf die Ausführungen ihres Gesprächspartners. Der kam dann auch sehr schnell zur Sache: „Sie fischen mit großem Gerät in unserem Teich und rühren dabei die ganze Scheiße so richtig auf!“ Renate konterte sofort: „Nun machen sie mal Halblang! Können sie auch ein ganz normales Gespräch führen? Sie haben es hier nicht mit dummen kleinen Kindern zu tun!“Der Beamte rückte sich auf seinem Stuhl zurecht und versuchte dadurch größer zu wirken. „ Sie sind ungewollt dabei einen lange vorbereiteten Einsatz meiner Behörde zu sabotieren, wir verfolgen die Aktivitäten eines Netzwerkes der Terrororganisation

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„IS“ in Europa und in Deutschland. Wir haben einen V-Mann in die Organisation eingeschleust, hier in Norden. Es handelt sich um die Finanzierung des „IS“ durch Menschenhandel von Flüchtlingen    und damit verbundener Prostitution. Drogenhandel und Schwarzgeldwäsche stehen ebenfalls auf dem Programm der Bande. Ist das normal genug, als erste Information?“ Es herrschte erst einmal Ruhe im Raum und eine gewisse Betretenheit der Kommissare.

Vor 4 Jahren in Hannover!

Friedrich Hagen hatte eine kleine Kanzlei, in Hannover Linden, von seinem Vater übernommen. Linden ist ein Arbeiterstadtteil mit einem großen Anteil von Zuwanderern aus aller Herren Länder. Seit 2015 sind dort sehr viele Flüchtlinge aus Syrien und dem Nahen Osten untergebracht worden. Die Kanzlei lief mehr schlecht als recht und Friedrich hatte ständig Geldprobleme, er war zu allem

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Überdruss auch noch Spielsüchtig und hatte große Spielschulden angehäuft. Diese Spielschulden wurden ohne sein Wissen von einem ihm unbekannten Mann aufgekauft. Friedrich lebte alleine in seiner 2    Zimmerwohnung über seiner Kanzlei. Freunde hatte er keine, schon in seiner Schulzeit wollte keiner seiner Klassenkameraden etwas mit ihm zu tun haben. Er blieb ein Außenseiter, mit guten Noten, aber ohne Freunde. Seine Außenseiter Rolle blieb ihm auch während seines Studiums treu, so studierte er Jura und wurde Anwalt in der Kanzlei seines Vaters. Geld war da immer knapp, denn die Unterschicht in Linden hatte kein Geld für Prozesse und hohe Anwaltskosten. Aber die Hagens blieben ehrlich und setzten sich für ihre Mandanten voll und ganz ein.

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Als sein Vater verstarb übernahm er die Kanzlei und die Wohnung darüber und arbeitete alleine.

Eines Tages kam ein Mandant zu ihm in die Kanzlei und bot ihm seine Hilfe an. Er könne sich um seine Spielschulden kümmern und auch sonst einiges für sein    Wohlbefinden tun. Friedrich hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine saubere Weste, nichts unkorrektes, oder ungesetzliches hatte er zu verantworten. Nun gab es ein unsittliches Angebot! Er sollte eine Mandantschaft übernehmen, von einem Kartell aus dem Ausland. Als Gegenleistung bekam er die Schuldscheine von seinen Spielschulden zurück. Ein gutes Honorar wurde ihm zusätzlich angeboten, bei entsprechender Bewährung sogar eine Teilhaberschaft an einem lukrativen Geschäft. Für Friedrich schien es wie ein Sechser im Lotto zu sein. Seine anfänglichen Skrupel waren schnell verdrängt.

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Ihm wurde ein Mittelsmann mit dem Decknamen Ralf vorgestellt, der informierte Friedrich und führte ihn in die Geschäfte der Organisation ein. Das Kartell war in den besetzten Gebieten in Syrien ansässig und wurde von hochrangigen IS Kämpfern geführt. Es ging darum ein Netzwerk in Europa und auch in Deutschland aufzubauen.

Es sollten mehrere Erfolgsstrategien angewandt werden, um    den Nutzen zu mehren. Geld für Waffen organisieren und Schwarzgeld reinwaschen. Und mit dem reingewaschenen Geld Häuser kaufen um Flüchtlinge unterzubringen und maximal auszubeuten. Sie dann für den Terror zu rekrutieren, um Anschläge in Deutschland durchzuführen, alles für den „IS“ den sogenannten Islamischen Staat. Friedrich hatte komplett sein Gehirn und sein Gewissen ausgeschaltet als er dem Deal zustimmte. Er bekam seine Schuldscheine zurück und er wurde gut

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bezahlt, die Terroristen hielten sich an die getroffene Abmachung. Nun musste Friedrich liefern! Friedrich Hagen lieferte!

Er zog ein Jahr später nach Norden und übernahm dort die Kanzlei eines Notars und dann begann er seine Arbeit für das Kartell der Syrer. Er übernahm die Abwicklung der Maschinenfracht vom Frachter in Norddeich und sorgte dafür, dass seine Handlanger, die beiden schrägen Gestallten vom Markt, in der Nacht dafür sorgten, dass die Flüchtlinge vom Frachter geholt wurden. Sie wurden    dann nach Norden, in ein sicheres Haus, untergebracht. Von dort wurden einige Frauen zur Abarbeitung ihrer Schulden auf die Bordelle in ganz Ostfriesland verteilt. Die Männer mit der Drogenfracht im Darm, bekamen Abführmittel und sie mussten im Beisein der Ganoven auf einen Nachttopf ihre Notdurft verrichten. Die Drogen transportierte Friedrich in seinem Auto nach

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Greetsiel und lieferte sie in einer Fischgenossenschaft, bei seinem Mittelsmann, ab. Das Geld aus dem Drogenverkauf und die anderen Einkünfte legte Friedrich auf seinen Konten in der Schweiz und in Lichtenstein, für das Kartell, an.

Hans Fischer vom Staatsschutz berichtete den Kommissaren von ihren bisherigen Erkenntnissen. Jetzt hatte er von der Festnahme des Notars erfahren und das nach den flüchtigen Entführern gefahndet wird. Beides durchkreuzte ihre eigenen eingeleiteten Maßnahmen, denn der Notar Friedrich Hagen war der Informant des Staatsschutzes. Er war, vielleicht durch die Aktivitäten der Kommissare, aufgeflogen und sollte nun ausgeschaltet werden. Jegliche weitere Aktivitäten mussten ab sofort mit Hans Fischer koordiniert werden. Der Status der Ermittlungen und der Plan der Kommissare wurden nun mit Hans Fischer besprochen und

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organisiert. Das ganze bekam nun eine andere, höhere Ermittlungsdimension. Also alles für die Katz, resümierte Renate: „ Die Befreiung des Notars und seine Vernehmung und sein Geständnis mit der Bereitschaft als Lockvogel für uns zu arbeiten? Wie wollen wir denn da wieder vernünftig herauskommen Herr Kollege Fischer?“

Konstantin Berger“ stand ganz groß auf einem großen braunem Kuvert. Es lag auf dem Schreibtisch von Renate und wurde zuerst von Renate entdeckt, in die Hand genommen, hin und her gewogen und dann Konsti rüber auf seine Schreibtischseite geschoben. Der schaute nur kurz auf und brummte ein unverständliches Danke, in Richtung seiner Frau, lies aber den Briefumschlag unbeachtet liegen. Berger bekam öfters interne Post und die meisten Schreiben erledigten sich von selber, sie mussten nur lange genug liegen gelassen werden.

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Aber dieses Kuvert war gefüllt, Berger konnte die Konturen vom Inhalt erahnen.

Es musste etwas sperriges sein, vielleicht von der KTU? Grübelte Berger und nahm es in die Hand und führte den Brief unter seine Nase und schnüffelte regelrecht daran. Geruchlos resümierte Konsti und öffnete mit brachialer Gewalt den Brief. Er schüttete den Inhalt auf seine Schreibtischplatte, dabei fiel eine Videokassette heraus. Renate hatte den Vorgang mit einem gespannten Gesichtsausdruck beobachtet und gab nun ihren Kommentar zu dem Vorgang ab: „War wohl keine Bombe! Das wäre uns auch schlecht bekommen, so nahe wir hier beieinander sitzen. Denkst du manchmal nach bevor du so einen anonymen Brief öffnest?“Berger wurde rot vor Scham, oder Ärger, oder beides. Er zog die Einweghandschuhe über und betrachtete, die Kassette, drehend, von allen Seiten. Renate schaute mit Unverständnis

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Konsti zu. „Jetzt brauchst du auch nicht mehr so zu tun, als ob du besondere Vorsicht walten lassen würdest!“ Berger grinste über sein ganzes Gesicht, wie ein Pennäler der einen Lehrer reingelegt hatte. Er legte die Videokassette in den Rekorder ein und Maren kam dazu, sie wollten gemeinsam den Inhalt ansehen. Es handelte sich um ein Überwachungsvideo vom Norddeicher Hafen. Was sie da sahen war ihnen durch Friedrich bereits bekannt, aber nun sahen sie wie in der Nacht ein schwarzer Mercedes Kastenwagen am Kai anhielt und zwei Männer stiegen aus dem Auto aus. Dann kam ein weiterer Kombi mit Auricher Kennzeichen und dort stieg nur ein Mann aus.

Die zwei Kerle kannten sie bereits aus der Fahndung, die immer noch erfolglos lief. Der andere Mann aber war ihnen nicht bekannt und auch Hans Fischer hatte ihn noch nicht gesehen. Aber nun hatten sie ein

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deutliches Bild von Ihm und so konnten sie es mit ihren Fotos aus dem Computer abgleichen. Aus dem Frachter stiegen so etwa 20 Flüchtlinge und wollten sofort in den bereitstehenden Kastenwagen steigen, da sortierte der unbekannte Mann die Frauen aus und verfrachtete sie in seinem Kombi. Sie wurden wahrscheinlich sofort auf die Bordelle aufgeteilt. Maren fragte: „Wer schickt uns dieses Video und was hat er mit der ganzen Sache zu tun? Warum haben wir das Überwachungsvideo nicht bekommen und gibt es noch andere Aufnahmen?“ Berger überlegte laut: „Was hilft uns dieses Video? Ich vermute es soll uns auf eine falsche Spur lenken! Wir sollen uns mit Tatsachen beschäftigen die wir eigentlich schon kennen und dabei das Wesentlich übersehen!“ „Aber was ist das Wesentliche, Konsti?“ Fragte Renate und suchte dabei in ihren Aufzeigungen. Hans Fischer war ebenfalls zu der Filmvorführung dazu gestoßen und

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berichtete von einem Leichenfund im Moor bei Aurich.

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„Todes Container im Wattenmeer“ (8)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 8

Die beiden Frauen waren sehr mondän, aber dabei auch etwas ordinär in ihrem Benehmen und ihren Äußerungen. Renate hatte ein unangenehmes Bauchgefühl, irgendwie passten die beiden Damen nicht in die feine Gesellschaft in Norden. Die ordnete sie mehr in den Rotlichtbereich ein. Renate wurde misstrauisch, als die Blonde über gute Geschäfte

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in Ostfriesland sprach. In Renates Kopf lief ein Abgleich der Fakten und möglichen aktiven    Personen in ihrem Container Fall, da passten plötzlich der Menschenhandel und die Prostitution und die beiden    eher in diesem Umfeld anzusiedelnden Frauen, zusammen. Sie hatte aber keine Möglichkeit Konsti von ihrem Verdacht zu unterrichten, der war auch mit seinem Weizenbier und seiner Golfzeitung ausgelastet. Die zwei Russinnen verabschiedeten sich und stiegen, in den auf dem Parkplatz der Golfanlage stehenden,    roten Ferrari. Renate blickte dem Sportwagen beim ausparken zu und merkte sich das Norder Autokennzeichen.

In der Fischereigenossenschaft in Greetsiel war die KTU fündig geworden. Es wurden etliche Fingerabdrücke sichergestellt, an dem Stuhl auf dem der Notar gefesselt saß und an den Türen.

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Die Vorgehensweise eine Person anhand ihrer Fingerabdrücke (FA) zu identifizieren scheint schon so alt wie die Weltgeschichte zu sein. Bereits im Kindesalter erfährt der interessierte Nachwuchsermittler aus dem Detektivheft vom Supermarkt, wie er mit Graphitstaub und Klebeband die Fingerabdrücke des verhassten heimlichen Schokoladendiebes sichern kann. Und tatsächlich reichen die nachweisbaren Hinweise auf die Verwendung von Fingerabdruckspuren in Strafverfahren bis in das 12. Jahrhundert zurück. Seit dieser Zeit entwickelten sich immer bessere Verfahren zur Sichtbarmachung von Daktyloskopischen Spuren. Seit über 100 Jahren findet die Daktyloskopie auch in Deutschland ihre feste Anwendung in der kriminalistischen Spurensuche und Identifizierung von Tätern. Neben der kinderleichten Art der Sicherung von Daktyloskopischen Spuren, an der sich seit Beginn der Sicherung dieser Spurenart rein technisch

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nichts geändert hat, sind drei Axiome ursächlich für den langanhaltenden Erfolg der Daktyloskopie. An erster Stelle steht dabei die Einmaligkeit der FA. Die auf den Innenflächen der Hand oder den Fußsohlen befindlichen Papillarleisten, die sich bei näherer Betrachtung als eine große Anzahl an feinen Linien in der Haut darstellen, bilden einzigartige Muster aus. Diese Muster sind bei keinem zweiten Menschen identisch, nicht einmal bei eineiigen Zwillingen. Weiter sind FA unveränderlich. Die Papillarleisten bilden sich im frühen Embryonalstadium aus und bleiben selbst nach Verletzungen der Haut in ihrer Ursprungsform als Muster bis zum Tod der Person erhalten. Und zuletzt die Klassifizierbarkeit. Durch die Einteilung der Papillarleisten-Muster in die drei Grundmuster, die Bogen-, Schleifen- und

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Wirbelmuster genannt werden, lassen sich FA hervorragend registrieren und wieder abfragen. Also eine Chance für die Kommissare bei Vergleichsmaterial die Täter zu identifizieren.    Auf dem Kommissariat in Aurich lag dann auch ein Bericht der KTU auf dem Schreibtisch von Maren. Der Computerabgleich hatte einen Treffer zu verzeichnen, es gab eine 98,5 % Übereinstimmung mit einem im System vorhandenen Fingerabdruck. Die dazu gehörige Person war ein Polizeibekannter Syrer aus Damaskus, ein Hassan, er war über das Mittelmeer geflohen und über Italien nach Deutschland eingereist. Er hatte mehrere Vorstrafen wegen Drogenverkauf    und Körperverletzung.    Er war in Norden gemeldet und wurde vom Staatsschutz beobachtet.

Das Golfspiel brachte wirklich neue Erkenntnisse für die Kommissare, aber anfangs eigentlich nur für Renate, denn Berger

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hatte die entscheidenden Erkenntnisse über die beiden Frauen vom Golfplatz einfach „verpennt“. Renate informierte dann aber gleichzeitig beide Kollegen über die möglichen Verbindungen zwischen den beiden Russinnen und ihrem Fall. Sie glaubte Zusammenhänge zu erkennen, die eine deutliche Spur von Menschenhandel, Prostitution und Drogenhandel nach Norden zeigten.

Die Stadt Norden als „Hotspot“ des internationalen Verbrechens? Diese Frage stand nun im Raum und die Kommissare puzzelten die bekannten Fakten und die nur Angenommen, zusammen. Es war nun eine Arbeit für die Fall- Analytikerin Renate Berger. Der von den Kommissaren ausgearbeitete Plan, den Notar als Lockvogel einzusetzen, war Einfach aber gefährlich für Friedrich Hagen. Von einem ortungssicheren Hady sollte er seinen Mittelsmann anrufen und sich mit ihm Treffen, Friedrich kannte weder

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dessen Name noch wo er wohnte, sie verabredeten sich immer nur übers Telefon und trafen sich jeweils an anderen Orten. Nun sollte Friedrich den Treffpunkt vorgeben. Er wüsste, dass die Auftragsentführer ihn aus dem Weg räumen sollten und der Auftrag nicht zurückgezogen wurde. Er aber hätte alle wichtigen Unterlagen und Kontonummern von den Geldwäschekonten in der Schweiz und in Lichtenstein und Eigentumsurkunden der von Drogengeld gekauften Häuser und Immobilien als Faustpfand. Das Ganze an einem sicheren Ort. Er hat die alleinige Vollmacht über alles. Wenn er länger als 12 Stunden sich nicht bei seiner Kontaktperson meldete, gingen die Unterlagen an die Polizei in Aurich. Der Notar sollte    von seinem Mittelsmann verlangen, dass die Chefs anwesend sein sollten, denn nur mit denen würde er verhandeln. Er verlangte Garantien für sein Leben und 1 Million € auf

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sein Konto auf den Malediven. So der Plan der Kommissare.

Maren betrat das Kommissariat und wurde gleich mit einer scheinbar wichtigen Nachricht empfangen: „Frau Kommissarin in ihrem Büro wartet eine wichtige Person auf sie!“ Maren konnte sich keinen Reim darauf machen welche wichtige Person sie sprechen wollte, vielleicht der Staatsanwalt? überlegte sie. Resolut betrat sie ihr Büro und am    Besprechungstisch stand plötzlich ein kleiner unscheinbarer Mann, so um die fünfzig Jahre alt, er machte ein neutrales Gesicht, sodass Maren daraus keine nennenswerte Schlüsse ziehen konnte. Sie reichten sich mit einem kurzen Moin die Hände und Maren zeigte mit ihren Zeigefinger in Richtung Stuhl am Besprechungstisch. „Nehmen sie doch bitte Platz, was ist ihr Anliegen und was kann ich für sie tun?“

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Der etwas in seiner Körperlänge zu kurz geratene Mann räusperte sich und stellte sich vor: „Mein Name ist Hans Fischer und ich bin leitender Beamter des Staatsschutzes. Er reichte Maren seine Dienstmarke. „Ich würde gerne bei unserem Gespräch ihre Kollegen vom LKA Hannover dabei haben, könnten sie diese dazu bitten!“ Renate und Konsti waren damit beschäftigt den Notar für seinen Einsatz fit zu machen. Es dauerte eine Weile bis die Kollegen das Büro von Maren betraten. Maren und der Staatsschutzbeamte musterten sich gegenseitig und Maren staunte darüber, wie wenig der Mann da vor ihr sitzend, etwas mit ihrem Klischee aus den Kriminalfilmen zu tun hatte. Der hier war ein stinknormaler Familienvater. Sein grauer Straßenanzug war schon in die Jahre gekommen, aber er trug blank geputzte braune Schuhe. Seine Krawatte war ein ausgesuchtes Stück aus der Altkleiderkammer, sie war schon seit Jahren aus

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der Mode.

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Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

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„Todes Container im Wattenmeer“ (7)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 7

„Wir beide können ja einmal Tacheles, miteinander reden von Rechtsexperten zu Rechtsexperten! Wir haben zurzeit nur eine heiße Spur und viele kleine Indizien, aber nur einen Kandidaten auf dem alles Zutrifft und passt! Da sind Sie und kein Anderer in Sicht! Bei einem sehr wohlwollenden Richter

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erwartet Sie für Menschenhandel mit Todesfolge in 40 Fällen, sowie Drogenschmuggel im großen Ausmaß, so zwischen 15 und 20 Jahre! Ist Ihr Buckel, den Sie hinhalten wollen, so groß, oder sie so dumm, für Ihre Hintermänner dafür ins Gefängnis zu gehen? Die gleichen Verbrecher die Sie jetzt töten wollen und damit bestimmt nicht aufhören werden, auch nicht im Gefängnis! Haben Sie einmal darüber nachgedacht?“ Friedrich lief im Gesicht rot an und er stotterte: „Was haben sie mir anzubieten? Wie wollen sie mich schützen?“

Renate kochte vor Wut, wenn sie daran dachte mit diesem miesen Schwein einen Deal auszuhandeln. Nun ging Berger aufs Ganze, er sprach nun Friedrich sehr konkret an: „ Sie werden nicht nur die Namen ihrer Hintermänner nennen, sondern uns die ganze Organisation ausliefern! Sie werden unser Lockvogel! Sie bekommen den Status

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eines Kronzeugen und Sie erhalten eine neue Identität! „

In Friedrichs Kopf dröhnte und klopfte es wie in einer Maschine. War es richtig gewesen sich auf diesen Deal einzulassen? Der Staatsanwalt versicherte es ihm schriftlich und die Kommissare erläuterten ihm sehr plausibel den Plan. Es war für ihn Gefährlich, aber das war es ohne den Deal auch. Er wusste nicht alle Namen und ihre Funktionen, aber die Verantwortlichen für die Container Katastrophe kannte er genau. Die Leute da ganz Oben kannte er nicht persönlich, aber er hatte eine Ahnung und hatte schon aus Neugierde mal nachgeforscht und er war dabei auf erstaunliches gestoßen. Er selbst war nur Strohmann und hatte als Notar alles zu tun, um das schmutzige Geld zu waschen und die Flüchtlinge in Norden unterzubringen und für den Transport der Drogen zum Umschlagsort nach    Greetsiel

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zu sorgen. Er legte Konten in der Schweiz und in Lichtenstein auf seinem Namen an. Er kaufte von dem Drogengeld in Ostfriesland und in Norden Häuser und Grundstücke. Er selbst verdiente dabei ein kleines Vermögen, Steuerfrei! Aber nun sollte er den Lockvogel spielen und die verantwortlichen ans Messer liefern. Friedrich ahnte auf was er sich da eingelassen hatte, er spielte mit seinem Leben, ein hoher Einsatz!

Friedrich sollte in eine sichere Wohnung untergebracht werden und Personenschutz bekommen. Das Handy das er benutzen durfte war nicht zu orten und wurde abgehört Er durfte es nur für die Kontaktaufnahme mit der Verbrecherorganisation benutzen. Jeglicher andere Kontakt zur Außenwelt wurde ihm untersagt.

Die Kommissare schmiedeten unterdessen an einem wasserdichten Plan. Berger hatte fast immer schneller als die Kollegen eine

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Idee, aber nicht immer einen umsetzbaren Plan. Sie kamen einfach nicht so recht voran und die Zeit verlief ohne Ergebnis. Da machte Renate einen bewährten Vorschlag, sie lud Konsti zu einer Partie Golf ein. Sie bekamen den Kopf wieder frei zum denken    und es gab dann fast immer einen neuen Ansatz für ihre Vorgehensweise, in ihrem jeweils aktuellen Fall. Also packten sie ihre Golfsachen zusammen und fuhren über die Umgehungsstraße zum Golfplatz nach Lütetsburg. Auf dem Parkplatz am Golf Club Schloss Lütetsburg war kaum ein freier Parkplatz zu finden. Ihr neutraler Dienstwagen, ein Mercedes 200 viel unter den anderen echten Nobelkarossen nicht weiter auf. Sie hofften unbehelligt, in Ruhe miteinander zu spielen.    Sie meldeten sich ordnungsgemäß im

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Büro am Counter an. Sie legten ihre Golfpässe vor und bezahlten ihr Greenfee. Dann durften sie auf dem „Schatthaus Platz“, der kleinere der beiden Golfplätze, abschlagen. Kleiner bedeutete, auch 9 „Löcher“, aber die einzelnen Entfernungen zwischen dem Abschlag und der Fahne auf dem Grün, waren wesentlich kürzer und somit auch schneller zu spielen. 1,5 Stunden waren zwei bis 4 Spieler dann auf dem Platz unterwegs. Es war gutes Ostfriesenwetter, ein Wechsel von Sonne, Wind und Wolken. An Loch 1 angekommen sortierte Berger als erster seine Schläger, ein kurzes Loch, resümierte er und entschied sich für ein 8. Eisen. Keine Entfernung, muss nur leicht den Schläger durchfegen, dachte er! Er steckte gerade sein kurzes Tee in den Rasen und platzierte seinen Golfball darauf, da wurde er von hinten angesprochen. Er fluchte, denn das war gegen die Platz Etikette und er hatte auch nur die    Stimme einer Frau wahrgenommen.

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Berger setzte seinen Schläger wieder zurück vor den auf dem Tee liegenden Ball. Er drehte sich irritiert nach der Frau um, er sah vor sich eine attraktive Frau so um die vierzig Jahre alt, sehr mondän gekleidet für das Golfen. Sie war schlank und ca. 1,70 groß gewachsen und blondgefärbte Haare, denn das erkannte Berger sofort, passten nicht zum dunklen Teint der Frau, sie war eine schwarzhaarige, wahrscheinlich Russin, typisierte Berger im gewohnten Schnellverfahren. Daneben entdeckte er eine weitere junge Frau gleichen Alters, sie sagte kein Wort und überließ der anderen Frau das Reden. Diese Frau war ebenfalls aus Russland, Berger hatte ein geschultes Auge dafür. Sie war Rothaarig, aber eine echte mit Sommersprossen im Gesicht, er dachte an Maren, das sah bei ihr auch so hübsch aus. Die Blonde fragte noch einmal durchdringender, ob sie beide bei ihnen im Flyth mit spielen dürften? Der Flyth war die Bezeichnung für

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eine 4er Mannschaft. Renate sah sich genötigt einzuschreiten, bevor ihr Konsti unangenehm wurde, sie nickte sehr kräftig mit dem Kopf und sagte ein Ja gerne! Bergers brummen war deutlich zuhören und es war kein freundliches. Nun war alles geklärt, die Frauen stellten sich wie auf dem Golfplatz üblich mit ihrem Vornamen vor und die Kommissare taten das Gleiche. Berger trat wieder an zum abschlagen und fegte nun wirklich durch die Luft und traf den Golfball direkt in der Mitte, dabei wickelte sich Konsti regelrecht um seine Achse auf und nach dem schlagen

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wieder zurück. Der Ball flog in einem großen, weiten Bogen über das Fairway, so nennt man den Rasen vor dem Grün mit der Fahne im Loch. Der Ball landete auf dem Grün, kurz vor dem Loch in der Nähe der Fahne. Ein guter Schlag, sprach laut Konsti zu sich, Beifallsbezeugungen kamen von den beiden Frauen, nur Renate hielt sich damit zurück. Renate und die beiden anderen Frauen schlugen nacheinander ab und landeten mit ihren Bällen ähnlich gut auf dem Grün, neben Bergers Ball. Was nun wieder ein brummen von Berger hervorrief.

Die Frauen unterhielten sich in den Pausen beim spielen, wer sie waren, wo sie herkamen was sie hier in Norden machten und wo sie wohnten. Die übliche kleine Unterhaltung. Die Kommissare verrieten aber ihre Berufe nicht und natürlich verschwiegen sie den Grund ihres Aufenthaltes in Norden. Sie kämen aus Hannover und machten hier

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an der Nordsee Urlaub. Die Frauen waren damit zufriedengestellt und fragten nicht weiter nach. Die rothaarige Frau erzählte beim Sekt, nach dem Spiel, auf der Terrasse des Club Restaurants, über ihr feudales Leben in Norden und dabei fielen auch ihre Nachnamen und die ihrer Männer. Sie waren russische Geschäftsleute aus Moskau und hatten in Norden sich ein sehr schönes Anwesen gekauft und pendelten mehrfach im Monat zwischen Moskau und Norden. Ihre Männer aber waren deutsche Staatsangehörige und somit die Frauen auch. Sie hatten aber auch den russischen Pass.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (6)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 6

Er überlegte fieberhaft, warum gingen diese Kerle so ein Risiko ein und verfrachteten ihn hier zum Verteilerplatz der Drogen? Hatte er doch noch eine Chance am Leben zu bleiben und sie wollten ihn nur einschüchtern um ihn bei der Stange zu halten?

Langsam kam wieder Gefühl in seine Glieder und Friedrich spürte sein Handy in der Hosentasche. Die Kerle hatten keine Zeit gefunden    ihn bisher zu durchsuchen. Das musste auch so bleiben dachte er krampfhaft, das wäre das Tor zur Freiheit und auch sein Leben hing davon ab. Er musste sie beschäftigen und damit von einer Durchsuchung ablenken.

Er blieb nicht lange alleine im Raum, dann kam einer der Beiden, die ihn entführt hatten, wieder ins Zimmer und beugte sich über Friedrich und flüsterte ihm ins Ohr:

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„ Wir warten auf den Abfallcontainer, er kommt in einer Stunde und dann wirst du mit den Fischresten entsorgt!“ Der Kerl grinste dabei und kaute einen nach Menthol riechenden Kaugummi, der Geruch stieg Friedrich unangenehm in die Nase und er musste Nießen, der Nasenschleim traf den Kerl mitten ins Gesicht. Der schlug ihm reflexartig zurück und das so stark, dass dem Notar die Lippen aufplatzten und das Blut sofort heraus spritzte. „ Möchtest du, dass ich dich quäle, bevor ich dich erschieße, dann mach weiter so du Arschgesicht!“Friedrichs Gedanken überschlugen sich, er musste etwas unternehmen, er musste an sein Handy kommen und das sehr schnell, bevor es Ernst für Ihn wurde.

Aber die ganze Angelegenheit verlief nicht nach irgendeinen Plan, weder den von Friedrich, noch der Plan der gedungenen Mörder. Die Handyortung führte die

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Kommissare aus Emden als erste direkt zur Fischgenossenschaft nach Greetsiel. Sie umstellten das Areal und warteten auf die Kommissare aus Aurich und auf entsprechende Anweisungen. Die trafen dann auch einige Minuten später am Ort des Geschehens ein. Leider hatte einer der Polizeiwagen vergessen ohne Blaulicht zu fahren. Was sich aber als Glücksfall für den Notar herausstellte.

Maren hatte keine Handhabung einen Zugriff anzuordnen, denn es lag ihr kein Grund vor, es sollte nur eine Observation werden. Es wurde aber eine völlig chaotische Aktion. Die drei Kommissare waren gerade aus ihrem Dienstfahrzeug ausgestiegen. Berger kontrollierte wie gewohnt den korrekten Sitz seiner Dienstwaffe, die wurde Ihm und Renate mit ihren Kollegen Jochen aus Hannover nachgeschickt, er wollte gerade seine Anweisungen geben, da rannten

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zwei Gestalten aus dem Gebäude der Genossenschaft und stiegen fluchtartig in ein bereitstehendes Auto. Die Kommissare konnten die Situation nicht einordnen und so reagierten sie erst einmal überhaupt nicht. Von der anderen Seit des Gebäudes kamen Rufe von den Kollegen aus Emden: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“ Wer wollte türmen und warum? Fragten die Kommissare sich gegenseitig. Sie wollten doch nur diesen Notar aus Norden observieren und feststellen was er in Greetsiel vorhatte. Das Fahrzeug, ein schwarzer Mercedes Kastenwagen war auf der Straße Richtung Pewsum, aus dem Sichtfeld der Kommissare, verschwunden.

Friedrich hörte, dass die beiden Kerle sich lautstark etwas in arabischer Sprache zu riefen und sie aus dem Sichtfeld von Friedrich verschwanden. Dann drangen Rufe an sein Ohr: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“

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Der Notar sah seine Chance für gekommen, einfach zu flüchten und um sein Leben zu rennen. Aus für ihn unerklärlichen Gründen waren Polizisten vor Ort und verfolgten die Entführer, oder ihn? Was war für ihn gefährlicher, von den Polizisten entdeckt zu werden, oder von den Entführern doch noch gefasst und umgebracht zu werden? Er entschied sich gefesselt auf dem Sessel sitzen zu bleiben und sich als Opfer einer Entführung befreien zu lassen. Er musste sich nur eine plausible Erklärung ausdenken, was die beiden Typen eigentlich von ihm wollten? Aber da stürmten auch schon zwei Polizisten, mit gezogener Pistole, in den Fischvorbereitungsraum und standen etwas verdutzt dreinschauend vor den gefesselten Notar. Der jüngere der Beamten rief nach den Kommissaren und begann Friedrich von seinen Fesseln zu befreien. Dessen Hände waren von dem Kunststoffband

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eingeschnürt und blau angelaufen, weil die Blutzufuhr teilweise unterbrochen war.

Seine Gemütslage entsprach der gefühlten Kälte seiner fast abgestorbenen Hände. Seine Erwartungshaltung war, auf sein Schafott geführt zu werden. Die Gemütslage der Kommissare aber, war gespalten. Was war hier geschehen? Fragten sich Maren und ihre Kollegen? Wer war da eben geflüchtet, was hatten die Kerle mit den Notar aus Norden zu tun? War das eine Entführung, oder sollte der Notar aus dem Weg geräumt werden? Fragen und noch einmal Fragen, aber keine Antworten. Denn Friedrich schwieg wie ein Grab und machte auch auf dem Kommissariat keine Angaben, außer zu seiner Person, ansonsten verweigerte er jegliche Aussage. Berger hatte eine Theorie vorgetragen. Er wollte den Notar mit den Bildern aus dem Container konfrontieren und von Spuren sprechen, die auf den Notar

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hinweisen würden. Alles würde auf seine Person zulaufen und damit wäre er der Hauptverdächtige bei Menschenhandel mit Todesfolge und Drogenschmuggel. Aber Friedrich Hagen war auch Anwalt, er kannte fast alle Tricks der Vernehmung durch die Polizei und er kannte natürlich seine Rechte. Die Kommissare berieten sich, aber es gab aus der Runde keine anderen Vorschläge. Es sollte so dem Notar vorgetragen werden.

Berger suchte den kleinsten Vernehmungsraum aus, es war Raum 4 und der war genau 15 qm groß. Es stand nicht ganz in der Mitte, ein rechteckiger Tisch mit einer braunen abgenutzten Tischplatte. Drei bequeme Sessel, mit Armlehnen, standen auf der einen Seite des Tisches und ein einfacher Holzhocker auf der anderen Seite. Der Hocker war so niedrig ausgewählt, dass Fridrich nach oben zu den Kommissaren auf schauen musste.

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An jeder Ecke des Raumes hing eine Videokamera und auf dem Tisch stand ein Mikrophon. An der hinteren Seite der Wand, war ein Spiegel, etwa 1m mal 1m groß. Auf der anderen Seite des Spiegels, im Nachbarraum konnten Beamte unbemerkt durch den Spiegel ins Zimmer schauen. Das war Friedrich alles bekannt, er nahm das Ganze nur unterbewusst wahr. Man hatte ihn nun schon eine halbe Stunde alleine auf dem Hocher, mit Handschellen gefesselt, dort sitzen lassen. Seine Hände schmerzten nicht mehr, sie waren eingeschlafen und kribbelten fürchterlich. Er konnte seine anfangs korrekte Körperhaltung, gerader Sitz und durchgedrückte Wirbelsäule, aus Trotz und gespielte Stärke, jetzt nicht mehr aufrecht erhalten.

Er zitterte am ganzen Körper und er stöhnte vor sich hin.

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Er war auf dem Hocker in sich zusammengesunken. Das grelle bläuliche Neonlicht des Scheinwerfers über ihn an der Decke, beleuchtete Friedrich und eine Hälfte des Tisches. „Nun ist es so weit!“ murmelte Berger in seinen Vollbart und er forderte seine Kollegen auf, mit ihm ins Vernehmungszimmer zugehen. Zwei Beamte in Uniform begleiteten sie und stellten sich hinter Friedrich auf. „Bitte nehmen sie dem in Gewahrsam genommenen die Handschellen ab!“ Renate verzog beim sprechen leicht säuerlich ihr schönes Gesicht. Friedrich stöhnte laut auf und rieb sich die Hände. Der kleine Raum war völlig überfüllt mit den 5 Beamten und Friedrich. Der Raum füllte sich schnell mit schlechter Luft, am oberen Rand der einen Wand befand sich ein kleines vergittertes Kippfenster. Es drang nur wenig Licht von dort aus in den Raum. Das alles war Bergers Kalkül, er wollte den Notar weich kochen. Was ihm scheinbar auch

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gelang. Nun konnte Konsti seine Befragungstechnik anwenden und mit den Fakten und den Spuren, sowie die daraus erstellte Fallanalyse, Friedrich verunsichern. Berger legte ein Bild nach dem Anderen vor Friedrich auf den Tisch, es waren Bilder aus dem Container. Sie zeigten die grausamen Bilder der in einander verschlungenen Körper der 40 Frauen und Männer und Kinder. Es gab Nahaufnahmen von verzehrten Gesichtern und hervor gequollenen Augen, die ins Leere starten. Friedrich schob angewidert die Bilder von sich und senkte seinen Kopf. „Kein schöner Anblick von ihren Kunden, Herr Hagen!“Renate hatte es nicht länger ausgehalten und sprach den Notar direkt an. „War dieser Ausgang ein Versehen, ein Unglück, oder eine Vertuschungsaktion?“Maren hatte die ganze Zeit auf den Notar gestarrt, wie der Dreckskerl so zu samengesunken auf seinem Hocker saß, konnte schon etwas Mitleid sich einstellen. Aber

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Maren war Profi genug sich von Gefühlen, bei einer solchen Vernehmung, zu distanzieren. Sie fragte dann auch sehr nüchtern und unaufgeregt nach den Gefühlen von Friedrich, bei dem Anblick dieser Bilder und seinem Schuldgefühl? Friedrich reagierte zum ersten Mal emotional, er erhob seinen Kopf und schaute Maren aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich bin für diese Schweinerei nicht verantwortlich!“Kam die Antwort aus seinem Mund herausgepresst! Berger rückte seinen Sessel zurecht und beugte sich Nachvorne ganz dicht an das Gesicht von Friedrich heran.

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Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

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Kriminalromane Literatur Norden

„Todes Container im Wattenmeer“ (5)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 5

Maren hatte wieder einmal keine Zeit für private Dinge, für ihren Freund Sven. Sven besuchte sie am Abend auf dem Gulfhof in der Krummhörn. Der Vater freute sich über eine Abwechslung und Neuigkeiten, den seine Tochter sprach mit ihm nur das nötigste, wenn sie in einem Fall recherchierte. Maren kam sehr spät zum Hof und nach kurzer Begrüßung verschwand sie mit ihrem Laptop in ihrem Zimmer. Für Sven war nun das Fass endgültig übergelaufen, es stieg in ihm eine unsägliche Wut und Enttäuschung auf. Er betrat ohne anzuklopfen Marens Zimmer und ein aufgestauter Redeschwall schoss aus ihm förmlich heraus. „ Sag einmal bist du völlig verrückt geworden, kennst du nur noch deine Arbeit und auch noch abends zu Hause? Du nimmst mich überhaupt nicht mehr war in deinem Leben, weißt du noch wer ich für dich bin? Ein gelegentlicher Geliebter, der für dich da ist wenn es dir nötig erscheint?“ Maren schaute erschrocken von

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ihrem Laptop auf und Sven mit großen Augen an. Ihr von Sommersprossen übersätes Gesicht wurde puterrot. Sie rang nach Luft bevor sie antworten konnte: „Was habe ich dir getan? Ich habe dich doch freundlich begrüßt!“

An der Reaktion im Gesicht von Sven, konnte sie erkennen, dass sie eben völligen Quatsch geantwortet hatte. Aber sie konnte es nicht mehr zurücknehmen und auch nicht korrigieren, den Sven konterte sofort: „Dazu kann ich wirklich nichts mehr sagen!“ Er drehte sich um, ohne auf eine weitere Erwiderung von Maren zu warten, verließ er den Raum und ohne den Vater zu grüßen das Haus. Maren kamen die Tränen, sie liefen ihr über die schöngeformten Wangen und tropften auf ihr Dekolleté. Sie schluchzte wie ein kleines Mädchen, weil ihre Puppe kaputt war. Der Vater betrat leicht verstört Marens Zimmer und fragte nach dem Grund des

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ganzen Spektakels. Aber eine plausible Erklärung von Maren blieb aus.

Marens Stimmung hatte einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Im Fall „Container“ kam sie nicht weiter, sie müsste eine Überwachung des Notars beantragen, hatte aber keine stichhaltigen Gründe, die dem Staatsanwalt reichen würde. Mit Sven hatte sie einen deftigen Ehekrach, ohne Trauschein. Zu allem Überfluss sprach ihr Vater, seit dem Krach mit Sven, kein Wort mehr mit ihr, obwohl im Hause Popken auch sonst nicht viel gesprochen wurde.

Die Kollegen Konsti und Renate drängten auf Ergebnisse und der Staatsanwalt forderte Fakten. Sie leitete letztendlich die Sonderkommision. Bei einer weiteren Besprechung einigten sich die drei Kommissare darauf, dass die Drogenspur jetzt Priorität hatte. Also welchen Weg nahmen die Drogen und wo wurden sie in Norden gelagert und

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verteilt. So viele infrage kommende Orte gab es nicht in Norden, so argumentierte Maren etwas dürftig. Berger überlegte laut, ob der Handel mit Flüchtlingen auch unmittelbar mit dem Drogenschmuggel zu tun hatte? Dann müsste der Ort schon ganz speziell ausgestattet sein. Es müssten genügend Unterkünfte vorhanden sein und der Umschlagplatz für die Drogen unauffällig für Außenstehende. Maren beorderte die Kollegen vom Kommissariat in Norden nach Aurich. Sie waren die Experten in Norden, die einen solchen Ort kennen müssten. Nun saßen 12 Polizisten an einem großen Tisch im Besprechungsraum des Kommissariats in Aurich. Die drei Kommissare und die Kollegen aus Norden. Die Fragezeichen über ihren Köpfen konnte man erahnen. Es wurden Orte genannt, die aber sofort wieder von einem der Kollegen verworfen wurde,

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dann kamen zwei Örtlichkeiten in die engere Wahl. Das Boxstudio und das Fitnessstudio, beide in Norden. Beide hatten eindeutig das Potential mit den Machenschaften etwas zu tun zu haben.    Aber Beweise von illegalen Aktivitäten gab es bei beiden Institutionen nicht. Aber Berger entschloss sich Spuren zu suchen, den Spuren gab es immer er musste sie nur aufspüren.

Maren ging der Ärger mit Sven nicht aus dem Sinn, aber sie musste sich jetzt auf den Fall konzentrieren und da war die Spur zu einem    Anwalt aus Hannover, der jetzt in Norden als Notar praktizierte, ein gewisser Friedrich Hagen. Das Klientel was er in Hannover hatte, bewegte sich in Zuhälter Kreisen. Zuhälter und Menschenschmuggel, dass passte schon zusammen, dachte Maren und machte sich Notizen über Namen der Mandanten und Zusammenhänge der einzelnen Fälle dieses windigen Anwalts.

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Sie wurde nach längerem Aktenstudium fündig. Der Notar hatte von einem seiner Mandanten Geld, für seine neue Kanzlei in Norden, erhalten, Maren musste schmunzeln und dachte, wie doof von den Beiden dieses auch noch schriftlich zu bestätigen. Jetzt hatte Maren eine belegte Spur von einer Verbindung zwischen einem Zuhälter und dem Notar und das Geld geflossen war, also Grund genug um beim Staatsanwalt eine Observation des Friedrich Hagen zu beantragen. Nun kam Tempo in die Ermittlungen und Erfolg versprechende Spuren, zeigten den Kommissaren, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Friedrich wurde gezwungen in ein vor dem Teemuseum parkenden Wagen einzusteigen, ein Mercedes Kastenwagen, neueres Modell. Er saß noch nicht richtig auf der hinteren Bank, da wurden seine Hände mit einem Kunststoffbinder zusammen gebun-

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den. Er bekam eine Sonnenbrille aufgesetzt, die aber völlig undurchsichtig war. Er hörte den Motor aufheulen und das der Wagen ausgeparkt wurde. Die Fahrt ging ohne Stopp immer geradeaus, nach ca. 5 Minuten Fahrt bog der Wagen nach rechts ab und dann fuhren sie scheinbar endlos lange geradeaus. Dem Notar hatte das Zeitgefühl verlassen, er wusste nicht mehr wie lange sie schon unterwegs waren und seine Orientierung war auch nicht die Beste. Er hatte Todesangst, er hatte genügend Zeit gehabt nachzudenken, ihm wurde jetzt klar, dass er von seinem Auftraggeber aus dem Weg geräumt werden sollte, wahrscheinlich für immer.

Umso länger die Fahrt dauerte, umso mehr stieg die Angst in Friedrich hoch.

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Die Handy Ortung ergab, dass der Notar sich von Norden, in einem Auto sitzend in Richtung Greetsiel bewegte, einem kleinen historischen Sielhafen in der Krummhörn. Dieser kleine Hafenort war der Heimathafen der verbliebenden deutschen Krabbenkutter Flotte, an der ostfriesischen Küste. Aber auch ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Dort war ein schnelles untertauchen ohne große Mühe möglich.

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Maren forderte sofort die Kollegen aus Emden an, die waren nur wenige Kilometer von Greetsiel entfernt stationiert. Sie konnten über die Ortung des Handys, schneller als die Norder Polizei dort eintreffen und reagieren. Konsti unterhielt sich auf der Fahrt mit Renate über die Möglichkeit eines neuen Verteilerortes, mit Hafenanbindung. War die Stadt Norden vielleicht gar nicht der vermeintliche Umschlagplatz für die Flüchtlinge und der Drogen, oder es teilte sich auf die beiden Orte auf, einer für die Drogen und der Andere für die Flüchtlinge? Die Fahrt erschien Berger endlos lange, es sah alles gleich aus, Wiesen ohne Horizont und auf der anderen Seite der nicht enden wollende Deich. Eben Ostfriesland! Brummte Berger in seinen Bart, als ob die anderen Mitfahrer seine Gedanken lesen könnten.

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Nun war wohl die Fahrt zu Ende, sein Leben wahrscheinlich auch. Eine harte Hand drängte ihn aus den Wagen und schubste ihn durch eine Türöffnung in einen Raum. Es wurde Friedrich die Brille abgenommen und er wurde auf einen Sessel gedrückt. Zusammengesunken wie ein Häuflein Elend schaute Friederich sich in den halbdunklen Raum um. Das einzige kleine Fenster war oberhalb des Zimmers und vergittert, es drang wenig Licht hinein. Der Raum roch nach Fisch und in der Mitte stand ein großer Eichentisch auf dem noch Reste von filetierten Fischen und Messer lagen. Friedrich vermutete, dass es sich um eine Fischgenossenschaft handelte, es standen 5 Kunststofftonnen am Rand des Tisches und sie waren mit Fisch bis an den Rand gefüllt. Das gab es nur noch in Greetsiel dachte der Notar, also hier her haben sie ihn gebracht, er kannte nur die anderen Räume der Genossenschaft wo er auch die Drogen ablieferte.

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Buchvorstellung Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (3)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 3

Eine Kommissarin wie Maren hatte nicht nur ihren Beruf, sie war auch eine ganz normale junge Frau mit entsprechenden Bedürfnissen, nach Abwechslung und Nähe zu einem Mann. Maren bosselte an den

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Wochenenden im Winterhalbjahr, in einer festen Mannschaft, sie spielten in der Landesliga und Maren war eine sehr gute Werferin. Ihr langjähriger Freund war mehr in Sachen Fußball unterwegs, was die Gemeinsamkeiten nicht gerade förderten. Ihr Dienstplan wirkte sich auch nicht besonders Partnerschaftsfreundlich auf das junge Paar aus. So kriselte es in ihrer Beziehung manchmal ordentlich. Maren nahm sich nach jeder Auseinandersetzung vor, ihre Probleme auszudiskutieren und eine Lösung zu finden.

Die Glühbirne erhellte nur die hinterste Ecke des Raumes. Die Luft stank nach Rauch und war voller Staub. Friedrich unterdrückte ein Niesen und musste aber stark Husten. Nachdem sich seine Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten, sah er in der einen Ecke allerlei Werkzeug und leere Flaschen liegen.    An den ansonsten kahlen Wänden

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hingen zwei Kalenderbilder mit nackten Mädchen darauf abgebildet. An der gegenüberliegenden Wand machte der Notar ein altes Sofa aus. Daneben standen zwei alte Hocker vor einem runden Tisch dessen bessere Tage schon einige Zeit her waren. Ein Wasserhahn tropfte in ein verrostetes Waschbecken. Auf dem Sofa saßen zwei finstere Gestalten und am Fenster, das voller Schmutz keinen Blick nach Draußen frei gab, stand ein Mann mit feinem Zwirn, er sah aalglatt aus, fein rasiert und mit einer exakten Herrenfrisur. Friedrich erkannte sofort den Mann am Fenster, es war sein Mittelsmann, den er telefonisch um Hilfe gebeten hatte. Der Mann zeigte mit seinem Zeigefinger in die Richtung eines der beiden Hocker und nickte dabei mit seinem Kopf. Er wartete nicht ab, bis sich Friedrich gesetzt hatte, er sprach ihn in feinem Hochdeutsch sofort an: „ Was ist so wichtig, dass sie mich kontaktiert haben? Sie wissen wir sollten

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uns so wenig wie möglich persönlich sehen!“ Friedrich wusste, dass es Ärger geben würde, aber er versuchte die Angelegenheit so dramatisch wie möglich zu schildern: „Der Container wurde im Watt gefunden und von der Polizei beschlagnahmt. Es waren 40 Leichen im Container. Was sollen wir jetzt tun? Gibt es Spuren die auf uns hinweisen könnten?“ Der Mittelsmann sah plötzlich nicht mehr so souverän aus, er hüstelte etwas und dann sprach er leise: „Wo Menschen sich aufhalten gibt es immer Spuren und wenn Menschen Angst haben machen sie Fehler! Sie sollten aber keine Fehler machen!“ Der eine der beiden Gestalten auf dem Sofa war ein schmieriger Typ. Das fettige Haar hing im übers Gesicht, sodass Friedrich nicht sehen konnte, ob er die Augen offen oder geschlossen hielt. Der Typ stammelte etwas undeutlich: „Wenn du Fehler machst bist du tot!“ Dem Notar lief es eiskalt über den Rücken, seine Hände

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wurden nasskalt und verkrampften sich in seiner Jacke. Friedrich stammelte: „Ich habe mit der Schweinerei nichts zu tun, das hat der Litauer zu verantworten! Wir müssen jetzt in Norden die Füße stillhalten und falsche Spuren legen!“ Der Mittelsmann zeigte ein verärgertes Gesicht, er beugte sich zum ersten Mal direkt zu Friedrich, von Angesicht zu Angesicht. „Wir werden weder das Eine noch das Andere tun, wir werden weiter unser Geschäft machen und liefern! Haben sie das verstanden?“

Das Tagebuch zu übersetzen war die eine Sache, den Inhalt zu verstehen eine Andere. Die ersten Seiten waren sauber und verständlich, sie beschrieben Tagesgeschehnisse einer jungen Syrerin, was so banales in ihrem Leben geschah. Dann aber gab es für die Schreiberin einschneidende Ereignisse, die sie meistens nur Stichwortmäßig niederschrieb. Am Ende der Aufzeichnungen

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konnte sie scheinbar nur noch Kürzel und Namen nennen und kleine Skizzen füllten mehrere Seiten des Tagebuches aus. Das Schreiben geschah im Geheimen, oder aus Angst vor Entdeckung der Aufzeichnungen. Es war eine Herausforderung für Renate Berger, als Profilerin und Fallanalytikerin. Diese Frau wurde Alima, „die Tanz und Musik liebt“, genannt. Der Name war auf dem Rücken des Einbandes des Tagebuches mit Tinte geschrieben. Renate vermutete, dass das nur die Eigentümerin geschrieben haben konnte, obwohl Renate die Handschriftenmerkmale nur schwer bei den arabischen Zeichen unterscheiden konnte. Sie musste aber nach ihrer Recherche in Syrien, bei den noch vom    Krieg und Zerstörung, beeinträchtigten Polizeidienststellen, zur Kenntnis

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nehmen, dass keine Alima in den Polizeiakten gefunden wurde.    Alima berichtete von ihrem Dorf, einem Vorort einer mittleren Stadt und wie sie gezwungen waren von dort zu fliehen. Die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Rebellen rückten näher auf ihr Dorf zu und die ersten Granaten schlugen bereits in ihre Häuser ein. Sie flüchteten in Richtung Grenze zur Türkei. Dort wurden sie in ein Flüchtlingslager aufgenommen und sie hatten kaum etwas zu essen und sauberes Wasser. Alima war wohl eine gute Organisatorin, denn sie berichtete, dass sie für eine kleine Gruppe aus ihrem Dorf Wasser und Reis besorgen konnte. Im Lager schlichen sogenannte Schlepper umher und boten ihre Hilfe bei einer Flucht nach Deutschland an. 5000 €, oder Gold im gleichen Wert sollten sie für ihre sichere Flucht bezahlen. Es konnte auch von den Frauen in Deutschland als Prostituierte abgearbeitet werden.

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Aber die Männer die kein Geld aufbringen konnten, mussten Beutel mit Kokain schlucken und so die Drogen nach Deutschland schmuggeln. Jeder der noch Geld auf der Flucht vor den Kämpfen mitnehmen konnte, meistens aber alter Familienschmuck, kratzte alles Verfügbare zusammen. Es reichte meistens nur für ein oder zwei Familienmitglieder. Es mussten schwere Entscheidungen getroffen werden. Die einen wollten die Männer schicken, weil sie die Strapazen besser überleben würden und sie könnten dann in Deutschland arbeiten und von dem verdienten Geld die Familie nachholen. Andere wieder, wollten lieber ihr Kind in Sicherheit wissen und sie hofften dann auf eine gute Chance der Familienzusammenführung. Alima war alleine geflüchtet, sie war von ihrer Familie getrennt worden. Renate recherchierte, das Alima die 5000€ in kleinen Scheinen dabei hatte und sich somit einen

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Platz bei den Menschenhändlern erkaufen konnte.

Renate hatte bei den Behörden in Syrien angefragt, ob Fingerabdrücke von den Flüchtlingen im Lager abgenommen werden. Es dauerte eine Woche, dann lag ein kleines Päckchen vor Renate auf dem Schreibtisch. Es waren die Fingerabdrücke und die Namen von 2200 Flüchtlingen, die in der besagten Zeit in dem Lager an der Grenze zur Türkei, registriert wurden. Es war eine Fleißarbeit von den Kollegen der KTU. Nun wussten die Kommissare wie die toten Flüchtlinge hießen. Alima gab es wirklich, sie war 28 Jahre alt geworden, sie stammte aus der Stadt Baghus die letzte verbliebende Hochburg des „IS“ (Islamischer Staat). Nun konnten die Kommissare den Behörden in Syrien den Tod der identifizierten Leichen mitteilen und diese vielleicht die Angehörige benachrichtigen.

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Berger hatte noch keinen Ansatzpunkt gefunden, wer hinter den Menschenschmuggel stand. Sie wussten nun wer die Toten waren und wo her sie kamen. Aber nicht wer sie in den Container gesteckt hatte und verantwortlich für ihren Tod war. Die Frage die sich Berger stellte, war der Verlust des Containers ein Verlust auf einer üblichen Route des Menschenschmuggels? Und die Spur führte sie direkt nach Ostfriesland, oder sogar zu einen der ostfriesischen Häfen? Oder war es wirklich nur ein Zufall und die Fracht sollte weiter nach Skandinavien transportiert werden. Berger, Renate und Maren hielten „Kriegsrat“, so nannten sie ihre regelmäßigen Besprechungen im Kommissariat in Aurich. Renate Berger hatte einige Hinweise im Tagebuch entdeckt, die Namen von Orten, oder von Personen sein könnten. Der Übersetzer aus dem arabischen konnte es nicht einwandfrei verständlich machen.“Norden?“, „Moment?“,

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oder vielleicht auch Norden,? auch von einem Anwalt stand dort etwas notiert, ob im Zusammenhang mit dem Begriff, als Namen, oder der Stadt, oder als Himmelsrichtung war nur zu vermuten. Die Kommissare stellten nun mehrere Thesen auf und versuchten mit dem Ausschluss Verfahren dem tatsächlichen Ablauf näher zu kommen. Die Skizzen die Renate im Tagebuch fand konnten ein Schiff oder Frachter sein, die Fahne die Alima an das Heck des Schiffes gemalt hatte identifizierten die Experten als eine litauische Nationalflagge. Also eine These wurde als wahrscheinlich, zu verfolgende Spur, festgelegt: Ein litauischer Frachter kollidierte mit einem Containerschiff vor der niederländischen Nordseeküste. Bei der Kollision ging der Container mit den Flüchtlingen über Bord, oder er wurde, weil man die toten Flüchtlinge entdeckt hatte, so entsorgt. Der Hafen und vielleicht die Stadt wo der Container anlanden sollte, war Norddeich

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und die Stadt Norden. Beide Thesen waren stichhaltig, nun wollte Maren die Spur nach Norddeich und Norden verfolgen und ob es dort einen zwielichtigen Rechtsanwalt gab dem man solche Machenschaften zutrauen würde. Berger überprüfte was aus dem kollidierten Frachter geworden war und wer der Kapitän war und er fragte nach den Namen der Mannschaft. Die niederländischen Behörden, die in den Hoheitsgewässern zuständig waren brauchten auf ihren Dienstwegen etwas länger mit der gewünschten Antwort. Aber dann lag sie bei Berger auf seinem Schreibtisch im Kommissariat.

Der Notar war verzweifelt, es überschlugen sich seine Gedanken, was passiert wenn sie den Frachter finden und dort Spuren der Flüchtlinge? Und da war der Kapitän, dieser Litauer? Würde er dicht halten, oder alles verraten, wie er die Flüchtlinge in einem

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Hafen der Türkei an Bord nahm und sie in einen Container sperrte, ohne genügend Wasser und Verpflegung? Würde er Ihn, Friedrich, preisgeben als weiteres Glied in der Kette des Transportweges und der Weiterverteilung der Ware Menschen? Wer würde nach diesem Unglück weiter liefern und wie sollte er unbemerkt von den Ermittlungen der Polizei die Flüchtlinge versorgen und unterbringen? Fragen über Fragen schossen Friedrich durch sein Gehirn. Aber Antworten hatte er nicht parat.

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