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Kriminalromane

„Todes Container im Wattenmeer“ (8)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 8

Die beiden Frauen waren sehr mondän, aber dabei auch etwas ordinär in ihrem Benehmen und ihren Äußerungen. Renate hatte ein unangenehmes Bauchgefühl, irgendwie passten die beiden Damen nicht in die feine Gesellschaft in Norden. Die ordnete sie mehr in den Rotlichtbereich ein. Renate wurde misstrauisch, als die Blonde über gute Geschäfte

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in Ostfriesland sprach. In Renates Kopf lief ein Abgleich der Fakten und möglichen aktiven    Personen in ihrem Container Fall, da passten plötzlich der Menschenhandel und die Prostitution und die beiden    eher in diesem Umfeld anzusiedelnden Frauen, zusammen. Sie hatte aber keine Möglichkeit Konsti von ihrem Verdacht zu unterrichten, der war auch mit seinem Weizenbier und seiner Golfzeitung ausgelastet. Die zwei Russinnen verabschiedeten sich und stiegen, in den auf dem Parkplatz der Golfanlage stehenden,    roten Ferrari. Renate blickte dem Sportwagen beim ausparken zu und merkte sich das Norder Autokennzeichen.

In der Fischereigenossenschaft in Greetsiel war die KTU fündig geworden. Es wurden etliche Fingerabdrücke sichergestellt, an dem Stuhl auf dem der Notar gefesselt saß und an den Türen.

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Die Vorgehensweise eine Person anhand ihrer Fingerabdrücke (FA) zu identifizieren scheint schon so alt wie die Weltgeschichte zu sein. Bereits im Kindesalter erfährt der interessierte Nachwuchsermittler aus dem Detektivheft vom Supermarkt, wie er mit Graphitstaub und Klebeband die Fingerabdrücke des verhassten heimlichen Schokoladendiebes sichern kann. Und tatsächlich reichen die nachweisbaren Hinweise auf die Verwendung von Fingerabdruckspuren in Strafverfahren bis in das 12. Jahrhundert zurück. Seit dieser Zeit entwickelten sich immer bessere Verfahren zur Sichtbarmachung von Daktyloskopischen Spuren. Seit über 100 Jahren findet die Daktyloskopie auch in Deutschland ihre feste Anwendung in der kriminalistischen Spurensuche und Identifizierung von Tätern. Neben der kinderleichten Art der Sicherung von Daktyloskopischen Spuren, an der sich seit Beginn der Sicherung dieser Spurenart rein technisch

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nichts geändert hat, sind drei Axiome ursächlich für den langanhaltenden Erfolg der Daktyloskopie. An erster Stelle steht dabei die Einmaligkeit der FA. Die auf den Innenflächen der Hand oder den Fußsohlen befindlichen Papillarleisten, die sich bei näherer Betrachtung als eine große Anzahl an feinen Linien in der Haut darstellen, bilden einzigartige Muster aus. Diese Muster sind bei keinem zweiten Menschen identisch, nicht einmal bei eineiigen Zwillingen. Weiter sind FA unveränderlich. Die Papillarleisten bilden sich im frühen Embryonalstadium aus und bleiben selbst nach Verletzungen der Haut in ihrer Ursprungsform als Muster bis zum Tod der Person erhalten. Und zuletzt die Klassifizierbarkeit. Durch die Einteilung der Papillarleisten-Muster in die drei Grundmuster, die Bogen-, Schleifen- und

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Wirbelmuster genannt werden, lassen sich FA hervorragend registrieren und wieder abfragen. Also eine Chance für die Kommissare bei Vergleichsmaterial die Täter zu identifizieren.    Auf dem Kommissariat in Aurich lag dann auch ein Bericht der KTU auf dem Schreibtisch von Maren. Der Computerabgleich hatte einen Treffer zu verzeichnen, es gab eine 98,5 % Übereinstimmung mit einem im System vorhandenen Fingerabdruck. Die dazu gehörige Person war ein Polizeibekannter Syrer aus Damaskus, ein Hassan, er war über das Mittelmeer geflohen und über Italien nach Deutschland eingereist. Er hatte mehrere Vorstrafen wegen Drogenverkauf    und Körperverletzung.    Er war in Norden gemeldet und wurde vom Staatsschutz beobachtet.

Das Golfspiel brachte wirklich neue Erkenntnisse für die Kommissare, aber anfangs eigentlich nur für Renate, denn Berger

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hatte die entscheidenden Erkenntnisse über die beiden Frauen vom Golfplatz einfach „verpennt“. Renate informierte dann aber gleichzeitig beide Kollegen über die möglichen Verbindungen zwischen den beiden Russinnen und ihrem Fall. Sie glaubte Zusammenhänge zu erkennen, die eine deutliche Spur von Menschenhandel, Prostitution und Drogenhandel nach Norden zeigten.

Die Stadt Norden als „Hotspot“ des internationalen Verbrechens? Diese Frage stand nun im Raum und die Kommissare puzzelten die bekannten Fakten und die nur Angenommen, zusammen. Es war nun eine Arbeit für die Fall- Analytikerin Renate Berger. Der von den Kommissaren ausgearbeitete Plan, den Notar als Lockvogel einzusetzen, war Einfach aber gefährlich für Friedrich Hagen. Von einem ortungssicheren Hady sollte er seinen Mittelsmann anrufen und sich mit ihm Treffen, Friedrich kannte weder

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dessen Name noch wo er wohnte, sie verabredeten sich immer nur übers Telefon und trafen sich jeweils an anderen Orten. Nun sollte Friedrich den Treffpunkt vorgeben. Er wüsste, dass die Auftragsentführer ihn aus dem Weg räumen sollten und der Auftrag nicht zurückgezogen wurde. Er aber hätte alle wichtigen Unterlagen und Kontonummern von den Geldwäschekonten in der Schweiz und in Lichtenstein und Eigentumsurkunden der von Drogengeld gekauften Häuser und Immobilien als Faustpfand. Das Ganze an einem sicheren Ort. Er hat die alleinige Vollmacht über alles. Wenn er länger als 12 Stunden sich nicht bei seiner Kontaktperson meldete, gingen die Unterlagen an die Polizei in Aurich. Der Notar sollte    von seinem Mittelsmann verlangen, dass die Chefs anwesend sein sollten, denn nur mit denen würde er verhandeln. Er verlangte Garantien für sein Leben und 1 Million € auf

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sein Konto auf den Malediven. So der Plan der Kommissare.

Maren betrat das Kommissariat und wurde gleich mit einer scheinbar wichtigen Nachricht empfangen: „Frau Kommissarin in ihrem Büro wartet eine wichtige Person auf sie!“ Maren konnte sich keinen Reim darauf machen welche wichtige Person sie sprechen wollte, vielleicht der Staatsanwalt? überlegte sie. Resolut betrat sie ihr Büro und am    Besprechungstisch stand plötzlich ein kleiner unscheinbarer Mann, so um die fünfzig Jahre alt, er machte ein neutrales Gesicht, sodass Maren daraus keine nennenswerte Schlüsse ziehen konnte. Sie reichten sich mit einem kurzen Moin die Hände und Maren zeigte mit ihren Zeigefinger in Richtung Stuhl am Besprechungstisch. „Nehmen sie doch bitte Platz, was ist ihr Anliegen und was kann ich für sie tun?“

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Der etwas in seiner Körperlänge zu kurz geratene Mann räusperte sich und stellte sich vor: „Mein Name ist Hans Fischer und ich bin leitender Beamter des Staatsschutzes. Er reichte Maren seine Dienstmarke. „Ich würde gerne bei unserem Gespräch ihre Kollegen vom LKA Hannover dabei haben, könnten sie diese dazu bitten!“ Renate und Konsti waren damit beschäftigt den Notar für seinen Einsatz fit zu machen. Es dauerte eine Weile bis die Kollegen das Büro von Maren betraten. Maren und der Staatsschutzbeamte musterten sich gegenseitig und Maren staunte darüber, wie wenig der Mann da vor ihr sitzend, etwas mit ihrem Klischee aus den Kriminalfilmen zu tun hatte. Der hier war ein stinknormaler Familienvater. Sein grauer Straßenanzug war schon in die Jahre gekommen, aber er trug blank geputzte braune Schuhe. Seine Krawatte war ein ausgesuchtes Stück aus der Altkleiderkammer, sie war schon seit Jahren aus

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der Mode.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

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