Das Magazin aus Ostfriesland

  • „Todes Container im Wattenmeer“ (17)

    Kommissar Berger – Mord in Norden

    von Lutz Müller

    ein Küstenkrimi – Folge 17

    Während Konsti den großen hässlichen Kopf des Knurrhahns abtrennte und den Fischbauch mit einem scharfen Messer aufschnitt, entnahm er mit seinen nicht geraden feinen Fingern eines 1,90m großen Mannes,

    200

    die Eingeweide heraus. Er schnitt mit geübten Handgriff an der Gräte vom Schwanz zum Hals des Fisches entlang und erhielt damit ein herrliches Filet. Trotz der großen Konzentration auf seine Kochkunst, musste er an seinen Fall denken. Die Bilder in seinem Kopf ließen ihn nicht los. Die toten Kinder und Frauen in dem Container im Watt. Er melierte das so gewonnene Fischfilet und legte beide Teile auf der Hautseite auf die heiße Pfanne in die er vorher etwas Olivenöl und Rosmarinzweige getan hatte. So ließ er den Fisch, unter Beobachtung    kross braten. Konsti passte den Augenblick ab, bis die Haut Farbe hatte und das Innere des Fisches noch glasig war.

    Nun ruhten die Filets im Ofen bei 60 Grad Celsius. Renate hatte in der Zwischenzeit das Gemüse gewaschen und geputzt. Sie hatte die Kartoffeln mit der Schale bereits gekocht und schwenkte sie nun in der

    201

    heißen Pfanne in Rosarien Butter, bis die Schallen glänzten. Die Gemüsebeilage krönte der frische Nordseequeller, er schmeckte leicht salzig und roch nach Meerwasser. Serviert wurde der    vorher gesalzene Fisch von Renate auf einem großen flachen hellgrünen Teller, drapiert auf dem Gemüsebeet und übergossen mit der heißen Rosmarin Butter. Daneben rundeten die Kartöffelchen das Arrangement auf dem Teller ab. Es war ein einfaches, aber geniales Geschmackserlebnis, was sich die beiden Kommissare da zubereitet hatten. Sie tranken dazu einen Weißwein aus dem Elsaß. Auf die Nachspeise verzichteten beide Köche und tranken lieber einen Espresso und dazu einen Wachholderschnaps. Sie kamen aber nicht umhin, über den Fall zu sprechen, der in seine entscheidende Aufklärungsphase getreten war. Da drängten sich auch die Gedanken an ihre Freundin und Kollegin Maren auf, würde

    202

    Sie wieder so wie früher sein? Ihre kleine clevere und profihafte Ostfriesin?

    Interpol hatte Erfolg und meldete die Gefangennahme des gesuchten Kutter Kapitäns, er wurde in Riga verhaftet und vernommen. Er gab zu die Fahrten mit den Flüchtlingen durchgeführt zu haben, aber nichts vom Drogenschmuggel gewusst zu haben. Sein Auftraggeber war Müller und der Abnehmer in Norddeich Friedrich Hagen. Mehr konnte, oder wollte er nicht zugeben, er hatte Angst ebenfalls ermordet zu werden. Es gab wohl noch wenigstens zwei andere Köpfe in Norden die über Allen im Netzwerk standen. Diese waren, laut dem Kapitän, Teil der Russenmafia. Der Container ging bei der Havarie mit dem Containerschiff über Bord, er hätte nichts mehr für die 40 Flüchtlinge tun können, versuchte sich der Scheißkerl heraus zureden, so berichtete der Kollege aus Riga.

    203

    Auf die Frage, warum er bei so hohen Seegang und der Havarie nicht sofort den Container geöffnet hätte, antwortete er, die Flüchtlinge waren schon Tod bevor der Container über Bord ging. Es war eine saubere Entsorgung, über Funk, von Müller so angeordnet worden.

    Alle Indizien wiesen auf die beiden Russinnen hin! Aber der wichtigste Zeuge, Hans Müller war noch auf der Flucht und nicht auffindbar. Die beiden Frauen wurden rund um die Uhr observiert, aber sie verhielten sich unauffällig in ihrem Haus auf. Sollten sie doch noch andere, den Kommissaren nicht bekannte Helfer haben, die im Hafen von Norddeich die neue Flüchtlingsfracht übernehmen konnten? Dies und andere Fragen stellte sich Berger, als er einen Anruf auf seinem Handy bekam.

    „ Es tut sich was bei den beiden Damen!“ hörte Berger die Stimme von Renate.

    204

    „Was passiert gerade? Sag was ist los, rede schon!“antwortete er und schnaubte dabei durch seine Nasenlöcher wie ein Pferd. „Hey, beruhige dich mein Liebster, sonst bekommst du Herzklabastern! Die sind in ihr Auto gestiegen und fahren jetzt gerade in die Richtung nach Norddeich.“ „Sind sie alleine im Wagen? „Ja! Sie fahren einen dunkelblauen Van, der hat Platz für 8 Personen.“ „Damit könnten sie aber nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, konstatierte Berger.“    „Du hast recht, sie müssen noch andere Fahrzeuge mit Helfern haben!“ „ Habt ihr den Anleger auch vom Wasser aus gesichert und werden die Zufahrtsstraßen gesperrt?“ „Alles paletti, mein großer Organisator!“ Berger reagierte verärgert und antwortete: „Konzentriert euch auf die Aktion und versiebt es nicht wieder!“Renate beendete wütend das Gespräch und ließ Berger am Handy allein, nur ein Piep Ton war für ihn noch hörbar. Berger starrte auf sein Handy, auf

    205

    dem Display war Renates Gesicht zusehen. Sie schaute ihn an, mit ihren großen Mandelförmigen Augen, er konnte ihr einfach nicht böse sein.

    Der Frachter tuckerte langsam am Kai entlang zum Anlegeplatz im Hafen.

    Währenddessen gab es ein konspiratives Gespräch zwischen einem Kreistagsabgeordneten und einem Bauunternehmer aus dem Kreis Aurich. Die beiden Herren der sogenannten „besseren Gesellschaft,    sie befürchteten, das ihr unappetitliches Geschäft auffliegen würde und die Russen, um sich zu retten, sie an die Polizei verraten würden. Die beiden Herren waren die eigentlichen Profiteure des organisierten Menschenhandels, der Drogenhandel war das Ding der Russenmafia. Also mussten sie Abwegen, abzuhauen und alles verlieren, oder abzuwarten ob die Russen dicht hielten und sie unbehelligt blieben.

    206

    „Wir sind seit 6 Uhr morgens im Marschenland unterwegs. Auch mit Spürhunden. Hauptwachmeister Jansen knallte verärgert den „Kurier auf den Tisch des Einsatzwagens des „MEK“. Die halbe Stadt ist auf den Beinen und spielt Kriminalpolizei, sie haben Suchtrupps zusammengestellt und kommen uns bei unserer Suche in die Quere. Die Zeitung schreibt auf der Titelseite, dass die Polizei überfordert wäre, sie suchten nun schon seit    2 Tage, ohne Erfolg, nach dem flüchtigen Verbrecher. Nun sollen wir auch noch den Hafen in Norddeich abriegeln und die Zufahrtsstraßen kontrollieren. Wir sind damit wirklich personell überfordert.“ Der anwesende Kollege vom „MEK“ nickte zustimmend, aber nicht wirklich interessiert und Jansen war mit seinem Groll alleine gelassen. Da kam die Nachricht, dass ein Suchtrupp der Bürger den flüchtigen Verbrecher gesehen hatte und ihn in einer Scheune verschwinden gesehen hatten.

    207

    Sie hatten die Scheune umstellt und warteten nun auf die Einsatzkräfte der Polizei. Jansen, der den Einsatz zu leiten hatte endschied sofort zu handeln. Er zog einige Polizisten vom Hafen ab und beorderte sie zu dieser Scheune wo der gesuchte Verbrecher sich verschanzt haben sollte. Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

    Die beiden „feinen Herren“ bekamen eine Nachricht auf ihrem Handy: „Fracht läuft ein, können nur 8 Einheiten abtransportieren, kommt und übernehmt sofort die restliche Ladung! Sonst platzt das Geschäft!“ „Jetzt ziehen die blöden Weiber uns mit hinein, in den Schlamassel. Wollen wir das riskieren, jetzt wo alles auf dem Spiel steht und wir mit denen auffliegen könnten und nur weil die versagt haben?“Polterte der Bauunternehmer und spuckte vor Wut seinen Schleim vor die Füße seines Komplizen.

    208

    Dieser schüttelte den Kopf und erwiderte: „Bestimmt nicht mit mir, darauf kannst Du einen „Lassen“! „ Also abhauen! Sofort!

    Der Frachter hatte nun den Anleger im Hafen erreicht und der Steuermann manövrierte das Schiff zum Anlegen zielgenau an die Poller. Eine „SMS“ klopfte plötzlich auf dem Handy des Kreistagsabgeordneten an: „Ihr Ärsche, ihr kommt jetzt sofort zum Anleger, oder ihr fliegt mit uns auf!“ Nun fuhren die beiden Komplizen doch noch mit ihrem VW Bus zum Hafen.

    Der Frachter wurde fachmännisch an den Pollern vertäut und ein Steg zum entladen übergelegt. Davor wartete schon der dunkelblaue Van der Russinnen, die Frauen saßen aber noch im Wagen und warteten wohl auf die beiden Komplizen mit ihrem Bus. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.

    209

    Und wo waren Berger und Renate? Die beiden Kommissare hielten sich im Hintergrund auf, in einem Einsatzwagen, der mit Bildschirmen der Überwachungskameras ausgestattet war. Sie beobachteten das Geschehen am Anleger und waren mit den Einsatzkräften über Funk verbunden. Es lief bis zu diesem Augenblick alles nach Plan ab. Zum ersten Mal wurden die Flüchtlinge am helllichten Tage vom Frachter entladen, die Frauen hatten sich vorher davon überzeugt, dass der Anlegeplatz Menschenleer war und auch sonst kein Schiff entladen wurde. Es musste schnell gehen ohne Zeitverzögerung, weil die Polizei ihnen auf den Fersen sein könnte. Es lief auch reibungslos, die Frauen wurden im Van der Russinnen untergebracht und die Männer und Kinder stiegen in dem Bus ein. Nun fuhr nur der Bus los und verließ das Hafengelände in Richtung Umgehungsstraße, die wurde von der Polizei abgesperrt und

    210

    der Bus wurde gestoppt und von Einsatzwagen der Polizei eingekesselt. Die Fahrt war für die beiden Ganoven und ihre Fracht damit ohne Blutvergießen beendet.

    Alles konzentrierte sich auf den Bus , die andere Ausfahrt zum Kai der Fähre nach Norderney war damit für die Frauen mit ihrem Van offen, denn der Hauptwachtmeister Jansen hatte die Einsatzkräfte dort abgezogen, um den Einsatz bei der Scheune    durch zuführen. Der Van konnte so entkommen ohne das die Einsatzkräfte einschreiten konnten. Er fuhr in Richtung Innenstadt zur Norddeicher Straße.

    Auf der Flucht entledigten sich die Russinnen der acht Frauen, sie hielten auf einer Straße am Deich an und warfen die verschreckten Frauen aus dem Van. Es war bereits der Sonnenuntergang über dem Wattenmeer zu beobachten aber die Ruhe und Einzigartigkeit der Landschaft konnten

    211

    die 8 Frauen auf ihrem Fußmarsch am Deich entlang nicht würdigen. Aber sie erkannten, dass sie in Freiheit und Sicherheit waren, Frei in Deutschland, sicher vor den verbrecherischen Ausbeutern. Aber wie lange?

    Die Fahndung lief nach den Frauen und dem Van auf Hochtouren. Es war für die Kommissare wieder ein halbes Desaster,

    212

    aber eben ein weiterer Fehler des Einsatzgruppenleiters. Mit der Freiheit war es für die 8 Flüchtlingsfrauen relativ schnell vorbei. Eine Polizeistreife entdeckte die Frauen auf der sonst Menschenleerten Straße am Deich und lies sie von einem herbei gerufenen    Mannschaftswagen abtransportieren. Der Van blieb verschwunden.

    Der Einsatz bei der Scheune war eine Fehlmeldung, die scheinbar von den Ganoven gesteuert war. Die Polizeikräfte mussten ohne Ergebnis wieder abziehen.

    Nun fehlten den Kommissaren nicht nur der flüchtige Hans Müller, sondern auch noch die Hauptverdächtigen, die beiden russischen Frauen.

    Der Van ohne die beiden Frauen wurde hinter Emden Richtung Leer gefunden. Aber den Fahndern waren die Russinnen wieder entwischt.

    213

    Berger zog den Kragen seiner Wetterjacke hoch. Er hasste es immer die falsche Kleidung angezogen zu haben. Nur weil in den Nachrichten gutes Sonnenwetter angesagt wurde, aber ohne den Hinweis, dass das Wetter an der Küste stündlich wechselte. Die beiden Bergers hatten den Vorgang am Hafen an den Monitoren des Einsatzwagens mit verfolgt und waren nun ausgestiegen um durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen. Renate wusste wie sie ihren Konsti jetzt ansprechen musste. „Wir haben nur eine Chance, wir müssen die beiden „feinen Herren“ zum Reden bringen, sie müssen die drei flüchtigen Ganoven verraten und gegen sie aussagen!“ Berger schaute immer noch seinen Blick, starr auf das Meer gerichtet, als er antwortete: „Der Müller kommt mit der Verletzung nicht weit, den finden wir Früher oder Später irgendwo in einer Scheune liegend, vielleicht auch Tod. Aber der Kopf

    214

    des Syndikates in Deutschland wird uns wohl entwischen und die werden weitermachen, irgendwo, mit irgendeinem Ganoven an der Küste.“

    Hans Müller wurde von einem Bauer in seinem Kuhstall gefunden und er wurde ins Klinikum nach Emden gebracht, dort verstarb er an einer Sepsis. Die flüchtigen Russinnen waren wahrscheinlich über Holland und Belgien nach Russland geflüchtet und dort untergetaucht.

    Die kleine rothaarige Kommissarin Maren aus Aurich erholte sich von ihren Schussverletzungen und konnte nach einer Reha in Bad Zwischenahn, wieder ihren Dienst auf dem Kommissariat in Aurich aufnehmen.    Die    gemeinsame Torfkahnfahrt holten die drei Freunde anschließend nach.

    215

    Zum Inhalt:

    Ein Container wird im Watt vor Norddeich angespült. Beim öffnen des Containers werden 40 tote Flüchtlinge gefunden, erstickt oder ertrunken.

    Nach der Obduktion werden in den Därmen und Mägen kleine Päckchen mit Drogen gefunden. Bei den Leichen lag ein Tagebuch, es könnte Aufschluss über den Hintergrund des Geschehens liefern.

    Die in Norden Urlaub machenden Kommissare Konstantin Berger und seine Frau Renate vom LKA Hannover ermitteln mit der Kommissarin Maren Poken aus Aurich gemeinsam in diesen Mordfällen. Es gibt Anhaltspunkte, dass die Containerfracht für Norden bestimmt war und die Ermittlungen führen die Kommissare zu einem Täterkreis in der Norder Gesellschaft.

    216

    Ein Notar scheint der Kopf der Bande zu sein, im Laufe der Handlung aber wird er als    Informant des Staatsschutzes geoutet. Es geschehen im Laufe der Ermittlungen weitere Morde, die die Kommissare Stück für Stück in den inneren Zirkel der Bande führen.

    Die Bande arbeitet mit einem Kapitän eines litauischen Frachters zusammen. Der den Menschenhandel mit dem Drogenschmuggel verbindet. Was dann die Kommissare, nach der Entdeckung der Leichen im Container auf die richtige Spur führt. Es gibt also noch andere Verbindungen in Norden und Ostfriesland die in diesen Geschäften involviert sind. In der Nordsee havariert zur gleichen Zeit ein Containerschiff mit einem Frachter und verliert über dreihundert Container, steht das im Zusammenhang mit

    217

    dem Flüchtlingscontainer? Berger geht eine Spur in Norden nach. Er beschattet einen, von dem    Polizisten Jansen aus Norden, auffällig gewordenen Mann    am Hafen. Ein Mann mit einem auffälligen Boxergesicht    er stößt dabei auf einen Kreis von Verbrechern der übelsten Sorte, die sogenannte „feine Gesellschaft“. Ein Mordanschlag auf den Notar geht schief und der Notar wird von der Polizei befreit. Er wird von den Kommissaren gedrängt sich als Lockvogel zur Verfügung zu stellen. Die wollen ihn als Köder benutzen umso an die Hintermänner zu kommen. Aber das Unternehmen endet in einem Fiasko für die Kommissare und dem Notar.

    Die Ermittlungen bringen die Kommissarin aus Aurich in Lebensgefahr und Sie wird durch das beherzte Eingreifen von Berger und Renate gerettet. Aber die Hintermänner sind keine Männer, sondern zwei Frauen

    218

    aus Norden. Die terroristischen Strukturen werden aufgedeckt und in Norden und Ostfriesland zerstört, aber die Drahtzieher des „IS“ Staates in Syrien können nicht vernichtet werden.

    tt. Er melierte das so gewonnene Fischfilet und legte beide Teile auf der Hautseite auf die heiße Pfanne in die er vorher etwas Olivenöl und Rosmarinzweige getan hatte. So ließ er den Fisch, unter Beobachtung    kross braten. Konsti passte den Augenblick ab, bis die Haut Farbe hatte und das Innere des Fisches noch glasig war.

    Nun ruhten die Filets im Ofen bei 60 Grad Celsius. Renate hatte in der Zwischenzeit das Gemüse gewaschen und geputzt. Sie hatte die Kartoffeln mit der Schale bereits gekocht und schwenkte sie nun in der

    201

    heißen Pfanne in Rosarien Butter, bis die Schallen glänzten. Die Gemüsebeilage krönte der frische Nordseequeller, er schmeckte leicht salzig und roch nach Meerwasser. Serviert wurde der    vorher gesalzene Fisch von Renate auf einem großen flachen hellgrünen Teller, drapiert auf dem Gemüsebeet und übergossen mit der heißen Rosmarin Butter. Daneben rundeten die Kartöffelchen das Arrangement auf dem Teller ab. Es war ein einfaches, aber geniales Geschmackserlebnis, was sich die beiden Kommissare da zubereitet hatten. Sie tranken dazu einen Weißwein aus dem Elsaß. Auf die Nachspeise verzichteten beide Köche und tranken lieber einen Espresso und dazu einen Wachholderschnaps. Sie kamen aber nicht umhin, über den Fall zu sprechen, der in seine entscheidende Aufklärungsphase getreten war. Da drängten sich auch die Gedanken an ihre Freundin und Kollegin Maren auf, würde

    202

    Sie wieder so wie früher sein? Ihre kleine clevere und profihafte Ostfriesin?

    Interpol hatte Erfolg und meldete die Gefangennahme des gesuchten Kutter Kapitäns, er wurde in Riga verhaftet und vernommen. Er gab zu die Fahrten mit den Flüchtlingen durchgeführt zu haben, aber nichts vom Drogenschmuggel gewusst zu haben. Sein Auftraggeber war Müller und der Abnehmer in Norddeich Friedrich Hagen. Mehr konnte, oder wollte er nicht zugeben, er hatte Angst ebenfalls ermordet zu werden. Es gab wohl noch wenigstens zwei andere Köpfe in Norden die über Allen im Netzwerk standen. Diese waren, laut dem Kapitän, Teil der Russenmafia. Der Container ging bei der Havarie mit dem Containerschiff über Bord, er hätte nichts mehr für die 40 Flüchtlinge tun können, versuchte sich der Scheißkerl heraus zureden, so berichtete der Kollege aus Riga.

    203

    Auf die Frage, warum er bei so hohen Seegang und der Havarie nicht sofort den Container geöffnet hätte, antwortete er, die Flüchtlinge waren schon Tod bevor der Container über Bord ging. Es war eine saubere Entsorgung, über Funk, von Müller so angeordnet worden.

    Alle Indizien wiesen auf die beiden Russinnen hin! Aber der wichtigste Zeuge, Hans Müller war noch auf der Flucht und nicht auffindbar. Die beiden Frauen wurden rund um die Uhr observiert, aber sie verhielten sich unauffällig in ihrem Haus auf. Sollten sie doch noch andere, den Kommissaren nicht bekannte Helfer haben, die im Hafen von Norddeich die neue Flüchtlingsfracht übernehmen konnten? Dies und andere Fragen stellte sich Berger, als er einen Anruf auf seinem Handy bekam.

    „ Es tut sich was bei den beiden Damen!“ hörte Berger die Stimme von Renate.

    204

    „Was passiert gerade? Sag was ist los, rede schon!“antwortete er und schnaubte dabei durch seine Nasenlöcher wie ein Pferd. „Hey, beruhige dich mein Liebster, sonst bekommst du Herzklabastern! Die sind in ihr Auto gestiegen und fahren jetzt gerade in die Richtung nach Norddeich.“ „Sind sie alleine im Wagen? „Ja! Sie fahren einen dunkelblauen Van, der hat Platz für 8 Personen.“ „Damit könnten sie aber nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, konstatierte Berger.“    „Du hast recht, sie müssen noch andere Fahrzeuge mit Helfern haben!“ „ Habt ihr den Anleger auch vom Wasser aus gesichert und werden die Zufahrtsstraßen gesperrt?“ „Alles paletti, mein großer Organisator!“ Berger reagierte verärgert und antwortete: „Konzentriert euch auf die Aktion und versiebt es nicht wieder!“Renate beendete wütend das Gespräch und ließ Berger am Handy allein, nur ein Piep Ton war für ihn noch hörbar. Berger starrte auf sein Handy, auf

    205

    dem Display war Renates Gesicht zusehen. Sie schaute ihn an, mit ihren großen Mandelförmigen Augen, er konnte ihr einfach nicht böse sein.

    Der Frachter tuckerte langsam am Kai entlang zum Anlegeplatz im Hafen.

    Währenddessen gab es ein konspiratives Gespräch zwischen einem Kreistagsabgeordneten und einem Bauunternehmer aus dem Kreis Aurich. Die beiden Herren der sogenannten „besseren Gesellschaft,    sie befürchteten, das ihr unappetitliches Geschäft auffliegen würde und die Russen, um sich zu retten, sie an die Polizei verraten würden. Die beiden Herren waren die eigentlichen Profiteure des organisierten Menschenhandels, der Drogenhandel war das Ding der Russenmafia. Also mussten sie Abwegen, abzuhauen und alles verlieren, oder abzuwarten ob die Russen dicht hielten und sie unbehelligt blieben.

    206

    „Wir sind seit 6 Uhr morgens im Marschenland unterwegs. Auch mit Spürhunden. Hauptwachmeister Jansen knallte verärgert den „Kurier auf den Tisch des Einsatzwagens des „MEK“. Die halbe Stadt ist auf den Beinen und spielt Kriminalpolizei, sie haben Suchtrupps zusammengestellt und kommen uns bei unserer Suche in die Quere. Die Zeitung schreibt auf der Titelseite, dass die Polizei überfordert wäre, sie suchten nun schon seit    2 Tage, ohne Erfolg, nach dem flüchtigen Verbrecher. Nun sollen wir auch noch den Hafen in Norddeich abriegeln und die Zufahrtsstraßen kontrollieren. Wir sind damit wirklich personell überfordert.“ Der anwesende Kollege vom „MEK“ nickte zustimmend, aber nicht wirklich interessiert und Jansen war mit seinem Groll alleine gelassen. Da kam die Nachricht, dass ein Suchtrupp der Bürger den flüchtigen Verbrecher gesehen hatte und ihn in einer Scheune verschwinden gesehen hatten.

    207

    Sie hatten die Scheune umstellt und warteten nun auf die Einsatzkräfte der Polizei. Jansen, der den Einsatz zu leiten hatte endschied sofort zu handeln. Er zog einige Polizisten vom Hafen ab und beorderte sie zu dieser Scheune wo der gesuchte Verbrecher sich verschanzt haben sollte. Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

    Die beiden „feinen Herren“ bekamen eine Nachricht auf ihrem Handy: „Fracht läuft ein, können nur 8 Einheiten abtransportieren, kommt und übernehmt sofort die restliche Ladung! Sonst platzt das Geschäft!“ „Jetzt ziehen die blöden Weiber uns mit hinein, in den Schlamassel. Wollen wir das riskieren, jetzt wo alles auf dem Spiel steht und wir mit denen auffliegen könnten und nur weil die versagt haben?“Polterte der Bauunternehmer und spuckte vor Wut seinen Schleim vor die Füße seines Komplizen.

    208

    Dieser schüttelte den Kopf und erwiderte: „Bestimmt nicht mit mir, darauf kannst Du einen „Lassen“! „ Also abhauen! Sofort!

    Der Frachter hatte nun den Anleger im Hafen erreicht und der Steuermann manövrierte das Schiff zum Anlegen zielgenau an die Poller. Eine „SMS“ klopfte plötzlich auf dem Handy des Kreistagsabgeordneten an: „Ihr Ärsche, ihr kommt jetzt sofort zum Anleger, oder ihr fliegt mit uns auf!“ Nun fuhren die beiden Komplizen doch noch mit ihrem VW Bus zum Hafen.

    Der Frachter wurde fachmännisch an den Pollern vertäut und ein Steg zum entladen übergelegt. Davor wartete schon der dunkelblaue Van der Russinnen, die Frauen saßen aber noch im Wagen und warteten wohl auf die beiden Komplizen mit ihrem Bus. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.

    209

    Und wo waren Berger und Renate? Die beiden Kommissare hielten sich im Hintergrund auf, in einem Einsatzwagen, der mit Bildschirmen der Überwachungskameras ausgestattet war. Sie beobachteten das Geschehen am Anleger und waren mit den Einsatzkräften über Funk verbunden. Es lief bis zu diesem Augenblick alles nach Plan ab. Zum ersten Mal wurden die Flüchtlinge am helllichten Tage vom Frachter entladen, die Frauen hatten sich vorher davon überzeugt, dass der Anlegeplatz Menschenleer war und auch sonst kein Schiff entladen wurde. Es musste schnell gehen ohne Zeitverzögerung, weil die Polizei ihnen auf den Fersen sein könnte. Es lief auch reibungslos, die Frauen wurden im Van der Russinnen untergebracht und die Männer und Kinder stiegen in dem Bus ein. Nun fuhr nur der Bus los und verließ das Hafengelände in Richtung Umgehungsstraße, die wurde von der Polizei abgesperrt und

    210

    der Bus wurde gestoppt und von Einsatzwagen der Polizei eingekesselt. Die Fahrt war für die beiden Ganoven und ihre Fracht damit ohne Blutvergießen beendet.

    Alles konzentrierte sich auf den Bus , die andere Ausfahrt zum Kai der Fähre nach Norderney war damit für die Frauen mit ihrem Van offen, denn der Hauptwachtmeister Jansen hatte die Einsatzkräfte dort abgezogen, um den Einsatz bei der Scheune    durch zuführen. Der Van konnte so entkommen ohne das die Einsatzkräfte einschreiten konnten. Er fuhr in Richtung Innenstadt zur Norddeicher Straße.

    Auf der Flucht entledigten sich die Russinnen der acht Frauen, sie hielten auf einer Straße am Deich an und warfen die verschreckten Frauen aus dem Van. Es war bereits der Sonnenuntergang über dem Wattenmeer zu beobachten aber die Ruhe und Einzigartigkeit der Landschaft konnten

    211

    die 8 Frauen auf ihrem Fußmarsch am Deich entlang nicht würdigen. Aber sie erkannten, dass sie in Freiheit und Sicherheit waren, Frei in Deutschland, sicher vor den verbrecherischen Ausbeutern. Aber wie lange?

    Die Fahndung lief nach den Frauen und dem Van auf Hochtouren. Es war für die Kommissare wieder ein halbes Desaster,

    212

    aber eben ein weiterer Fehler des Einsatzgruppenleiters. Mit der Freiheit war es für die 8 Flüchtlingsfrauen relativ schnell vorbei. Eine Polizeistreife entdeckte die Frauen auf der sonst Menschenleerten Straße am Deich und lies sie von einem herbei gerufenen    Mannschaftswagen abtransportieren. Der Van blieb verschwunden.

    Der Einsatz bei der Scheune war eine Fehlmeldung, die scheinbar von den Ganoven gesteuert war. Die Polizeikräfte mussten ohne Ergebnis wieder abziehen.

    Nun fehlten den Kommissaren nicht nur der flüchtige Hans Müller, sondern auch noch die Hauptverdächtigen, die beiden russischen Frauen.

    Der Van ohne die beiden Frauen wurde hinter Emden Richtung Leer gefunden. Aber den Fahndern waren die Russinnen wieder entwischt.

    213

    Berger zog den Kragen seiner Wetterjacke hoch. Er hasste es immer die falsche Kleidung angezogen zu haben. Nur weil in den Nachrichten gutes Sonnenwetter angesagt wurde, aber ohne den Hinweis, dass das Wetter an der Küste stündlich wechselte. Die beiden Bergers hatten den Vorgang am Hafen an den Monitoren des Einsatzwagens mit verfolgt und waren nun ausgestiegen um durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen. Renate wusste wie sie ihren Konsti jetzt ansprechen musste. „Wir haben nur eine Chance, wir müssen die beiden „feinen Herren“ zum Reden bringen, sie müssen die drei flüchtigen Ganoven verraten und gegen sie aussagen!“ Berger schaute immer noch seinen Blick, starr auf das Meer gerichtet, als er antwortete: „Der Müller kommt mit der Verletzung nicht weit, den finden wir Früher oder Später irgendwo in einer Scheune liegend, vielleicht auch Tod. Aber der Kopf

    214

    des Syndikates in Deutschland wird uns wohl entwischen und die werden weitermachen, irgendwo, mit irgendeinem Ganoven an der Küste.“

    Hans Müller wurde von einem Bauer in seinem Kuhstall gefunden und er wurde ins Klinikum nach Emden gebracht, dort verstarb er an einer Sepsis. Die flüchtigen Russinnen waren wahrscheinlich über Holland und Belgien nach Russland geflüchtet und dort untergetaucht.

    Die kleine rothaarige Kommissarin Maren aus Aurich erholte sich von ihren Schussverletzungen und konnte nach einer Reha in Bad Zwischenahn, wieder ihren Dienst auf dem Kommissariat in Aurich aufnehmen.    Die    gemeinsame Torfkahnfahrt holten die drei Freunde anschließend nach.

    ENDE

    Die Folgen des gesamten Romans erschienen hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten. Sie sind alle unter fresenspegel.de auch weiterhin nachzulesen.

    Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

    Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

    Wir bedanken uns bei dem Autor und hoffen auch 2024 wieder von ihm berichten zu können.

  • ‚Saal 600‘

    OLDENBURGISCHES STAATSTHEATER • THEATERWALL 28 • 26122 OLDENBURG • WWW.STAATSTHEATER.DE

    Nächste Schauspiel-Premiere:
    Saal 600

    Eine dokumentarische Sprechoper über die Nürnberger Prozesse
    von Kevin Barz und Paul Brody
    Premiere: Samstag 13. Januar 2024, 20 Uhr, Exhalle – Technical Ballroom
    Regie & Konzept Kevin Barz Bühne & Kostüme Anika Stowasser Komposition Paul Brody
    Tonregie Daniel Dorsch Dramaturgie Anna-Teresa Schmidt
    Mit Anouk Elias, Konstantin Gries, Rebecca Seidel, Katharina Shakina‚Saal 600‘

    Jeder Angriffskrieg verstößt gegen das Völkerstrafrecht. Doch die politische Elite eines Landes
    dafür zu belangen, ist schwer. Nach dem Zweiten Weltkrieg schafften die Nürnberger Prozesse erstmalig das, was der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag seit zwanzig Jahren fortzusetzen versucht, nämlich Hauptkriegsverbrecher juristisch zur Verantwortung zu ziehen.
    In ‚Saal 600‘ erleben wir diesen historischen Prozess aus Sicht der Simultandolmetscher:innen
    und damit die Ungeheuerlichkeit ihrer Aufgabe, nicht nur die eindringlichen Fragen der Ankläger zu übersetzen, sondern auch die monströsen Aussagen eines Hermann Göring oder Rudolf Hess in den Mund zu nehmen. Darunter liegt die Musik des Komponisten Paul Brody,
    der aus den Originaltonaufnahmen die Sprachmelodien der Prozessteilnehmenden herausgearbeitet und für ein Quartett arrangiert hat.
    ‚Saal 600‘ kam 2018 an den Münchner Kammerspielen zur Premiere und war eingeladen zum Körber Studio für Junge Regie am Thalia Theater in Hamburg. Fünf Jahre später, durch die politischen Entwicklungen erschreckend aktuell, wird es mit dem Oldenburger Ensemble neu erarbeitet.

    „Eine Produktion, die ebenso mutig wie beeindruckend gut gebaut ist. Eine tolle Arbeit!“
    (Süddeutsche Zeitung über die Erstaufführung an den Münchner Kammerspielen)
    Pressekarten können Sie gerne bei mir unter presse@staatstheater.de oder
    TEL 0441.2225-513 reservieren.
    Bis dahin herzliche Grüße
    Ulrike Wisler
    Leitung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

  • Helfen willkürliche Kältebehandlungen?

    Helfen willkürliche Kältebehandlungen?

    Folge 1 Naturheilkunde der Gegenwart


    Man stelle sich eine kleine Kiste mit Kühlelementen vor, in die man eine Hand hineinstreckt und auf Besserung von diversen Leiden hofft.

    Gurumedizin, oder gar Naturheilbehandlung? Wer solchen Anzeigen von Firmen oder Heilpraktikern ausgesetzt ist, liest oft über angebliche Heilerfolge, die irgendwo, möglicherweise in der hinteren Bergwelt, beobachtet wurden. Also, jemand war krank und die bloße wiederholte Unterkühlung einer Hand weckt Heilkräfte des Körpers. Mit etwas Nachdenklichkeit sollte man wohl schnell erfassen, dass das so gepriesene Konzepte zunächst den eigenen Geldbeutel schmälern und noch keine nachprüfbare Kausalität zwischen Leiden und Heilungserwartung belegen.

    Zwar gibt es, vor allem im orthopädischen Bereich Kälteanwendungen und wissenschaftliche Untersuchungen aus dem japanischen Raum, diese sind aber nur im Rahmen gezielter Anwendungen und nach strenger diagnostischer Abklärung in Anwendung. Also nicht unspezifisch und nicht ohne strenge Indikation.

    Kann eine solche Vorgehensweise gar schaden oder gefährlich sein?

    Als Heilpraktiker mit jahrzehntelanger Praxiserfahrung musste ich alle Patienten, die mir diese Frage stellten, mit einem klaren Ja konfrontieren. Warum? Unser Körper ist ein Regelwerk, das Reize messbar beantwortet. Dies gilt aber nur, wenn der Körper „gesund“ ist und keine Blockaden aufweist. Wissen, das nicht nur Heilpraktiker, sondern auch jeder Allgemeinmediziner bestätigen kann. Wir wissen auch selbst aus der individuellen Erfahrung, dass wir zeitweise auf Reize wie Kälte oder Wärme unterschiedlich reagieren. Kälte kann Zahnschmerzen verursachen und Wärme unter Umständen auch. Haben wir Entzündungsherde im Körper, melden die sich oft bei Temperaturdifferenzen. Bei besonders problematischen Erkrankungen besteht häufig eine sogenannte „Reaktionsstarre“, das heißt, der Körper reagiert hier nicht so, wie er es im gesunden Zustand täte. Genau hier kommen wir wieder auf unsere Eingangsschilderung zurück. Wird beim Vorliegen eines starren Befundes willkürlich ein unspezifischer Kältereiz durch Unterkühlung einer Hand forciert, kann es zu gesundheitlichen Schäden kommen, denn wir wissen nicht, wie die inneren Organe des Körpers auf diese „Provokation“ reagieren. Im günstigsten Fall ohne Schaden, aber wenig zielführend auf Heilung, oder weniger gewünscht eine Belastung, die einer Gesundung entgegenstehen kann. Besonders empfindlich reagieren unsere Nieren auf derartige Belastungen. Aus all dem folgt, dass nur nach eingehender Messung der Reaktionsfähigkeit und Ausschluss von Herden mit unspezifischen Reizen, wozu auch solche Kältekisten gehören, experimentiert werden könnte. Als Heilpraktiker lehne ich solche Prozeduren, die zumeist von Firmen propagiert werden, die sogar in die Praxen von Heilpraktikern kommen und so deren Umsatz ankurbeln wollen, ab. Dies gilt nicht nur für Kältekammern, sondern auch sonstige unspezifische Reizsetzungen.

    Es bleibt also die Frage, kann man die Regulation eines Körpers messen und gültige Annahmen über das Reaktionsschema des Körpers gewinnen? Ja, das ist möglich und wird sowohl von Ärzten und auch von Heilpraktikern durchgeführt. Natürlich wird nicht jeder Hausarzt eine Bioelektrische Funktionsdiagnostik durchführen, oder Verfahren der Elektroakkupunktur beherrschen. Dies ist zumeist spezialisierten Ärzten im Bereich der Naturheilverfahren oder Heilpraktikern mit dieser Spezialisierung vorbehalten.
    Wir werden in den kommenden Folgen mehr über die Regulationsmedizin und der Naturheilkunde berichten.

    Allgemeine Rückfragen können über unsere Dornumer oder Essener Praxis beantwortet werden.

    Individuelle Behandlungsanfragen nur nach telfonischer Terminabsprache. Individuelle medizinische Beratung ist nur nach Untersuchung und Befundung, die nicht telefonisch erfolgen kann, möglich. Wir führen auch Hausbesuche durch.

    Telfon: 0163 666 444 3 (für beide Praxen, Dornum, Essen)

    Hans-Joachim Steinsiek, Dipl-Sozialarbeiter, Heilpraktiker, Journalist

    Dieser Artikel erscheint im Rahmen einer Artikelserie, die auch unter der Facebookgruppe „Dornumer Nachrichten“ veröffentlicht wird und ist Teil einer redaktionellen Verlagsveröffentlichung. Wiedergabe und Abdruck daher nur mit Genehmigung des Verfassers.


  • „Todes Container im Wattenmeer“ (16)

    Kommissar Berger – Mord in Norden

    von Lutz Müller

    ein Küstenkrimi – Folge 16

    Berger und Renate wurden auf Ihren Weg zum Hof, von den Einsatzkräften überholt.

    „Hoffentlich macht das MEK nicht zu viel Lärm und verpatz uns den Überraschungszugriff!“ sprach Renate leise zu Konsti, der machte kein glückliches Gesicht. Sie näherten sich dem Gulfhof von Hinten und parkten neben einem Einsatzwagen des MEK. Die Einsatzkräfte, mit Sturmgewehren bewaffnet hatten das Gehöft bereits umstellt und kommunizierten über Kopfhörer miteinander, sodass auch die Kommissare mithören konnten. „Keiner greift ohne mein Befehl ein!“ flüsterte Berger in sein Headset und schlich sich am Haus entlang zur Vorderseite, von wo er Einblick auf die Terrasse

    181

    hatte. Dort sah er den Vater von Maren und Müller an einem Tisch sitzend und dann Maren plötzlich auf die beiden Männer winkend zugehend. „Verdammt was macht Sie da ohne Deckung?“ Ging es Berger durch den Kopf! Er informierte sofort Renate und das Einsatzkommando hörte mit. Dann ging leider alles sehr schnell, Hans Müller entdeckte an Marens Hüfte den Halfter mit der Dienstwaffe und reagierte blitzschnell, er zog seine Waffe aus seiner Jackentasche und hielt sie Vater Poken an den Kopf. Maren zog ebenfalls Ihre Waffe und richtete sie auf Müller, ein Patt war entstanden, aber zum Nachteil von Maren.

    „Wenn Sie jetzt langsam Ihre Waffe auf den Boden legen und zu mir herüber schieben, geht das Ganze gut für Ihren Vater aus, ansonsten stirbt Ihr Vater und vielleicht auch ich, aber das ist mir egal!“ In Maren stieg Wut über Ihr unprofessionelles Handeln auf

    182

    und Angst um Ihren Vater. Da stand ein kaltblütiger mehrfacher Mörder vor Ihr und bedrohte Ihren Vater. Geiselschutz geht vor Eigenschutz, lief der innere Film bei Maren ab, Sie konnte nur so entscheiden, Sie musste Ihre Waffe fallen lassen und sie dem Verbrecher überlassen. Das tat Sie dann auch, ganz langsam ging Maren in die Hocke und mit ausgestreckten Armen legte Sie Ihre Dienstwaffe auf den Boden und schob sie mit dem rechten Fuß herüber zu Müller. Der nahm die Waffe schnell an sich und bedrohte nun auch Maren und ließ beide, Maren und Ihren Vater, flach auf dem Bauch und vor sich auf den Boden legen. Es gab nichts Entwürdigendes als diese Situation für einen Kommissar im Einsatz.

    In der Zwischenzeit hatte Berger und Renate das Geschehen beobachten können. Sie wussten nun, dass sie mit einer Geiselnahme zu rechnen hatten, wenn nicht sogar mit

    183

    zwei weiteren Toten und eine davon wäre Maren.

    Aber nichts von dem geschah, der Leiter der Einsatzkräfte hatte    einen guten Schusswinkel von einem seiner Scharfschützen gemeldet bekommen und glaubte nun eingreifen zu müssen und er gab den finalen Schuss frei auf Hans Müller. Der Schuss fiel, traf aber, weil sich Müller gerade umdrehte, nur die linke Schulter von Müller. Der schoss reflexartig und traf Vater Popken, der sich gerade aufgerichtet hatte, in den Kopf, der fiel wie von einem Blitz getroffen zur Seite und blieb regungslos am Boden liegen. Maren schrie verzweifelt nach Ihren Vater und sprang nun auf und stürzte sich auf Müller, der nun seinen Schmerz in der Schulter voll zu spüren bekam. Sie versuchte Hans Müller die Waffe aus der Hand zu drehen. Dabei löste sich ein weiterer Schuss und traf Maren in Ihren Unterleib. Sie schrie und sackte in

    184

    sich zusammen und fiel dann nach vorne fallend auf den Boden. Müller rannte ins Haus und das MEK rückte nun auf das Gebäude vor, Renate und Berger erholten sich schnell von Ihrer Schock starre und liefen mit gezückter Dienstwaffe, sichernd auf Maren und Ihren Vater auf der Terrasse zu. Berger schrie in sein ungeliebtes Handy:

    „Hier Berger, schnell einen Rettungshubschrauber zum Gulfhof der Popkens, zwei Schwerverletzte mit Schusswunden!“

    Der Staatsanwalt schwieg lange, so lange hatte er noch nie geschwiegen. Er saß in seinem gepolsterten Ledersessel hinter seinem etwas in die Jahre gekommenen Mahagonischreibtisch. Draußen war es bereits dunkel. Sie standen aufgereiht vor dem Staatsanwalt, wie Schulkinder. Berger, Renate und der Leiter des MEK. Sie schauten bedrückt zu Boden. Es war eine bedrückende Stille im Raum, alle warteten auf ein Donnerwetter.

    185

    Normalerweise hätte Berger sich in so einer Situation anders verhalten. Er hätte in der Offensive die beste Verteidigung gesehen. Aber er hatte gute Gründe sich zurückzuhalten. Das schlechte Gewissen plagte alle drei Beamten, sie hatten sich alle falsch verhalten und das Leben von Maren und Ihrem Vater aufs Spiel gesetzt. Aber da war auch das Fehlverhalten von der Kollegin Maren, die ohne Rückendeckung die Situation herbeigeführt hatte. Maren lag im künstlichen Koma auf der Intensivstation und Ihr Vater hatte großes Glück im Unglück, er bekam nur einen Streifschuss an seiner Schläfe ab und viel in Ummacht.

    Er lag nun im selben Krankenhaus in Norden und fragte ständig nach seiner Tochter. Die Furcht der drei Beamten vor den Fragen des Staatsanwaltes, die er gleich stellen würde, wie konnten vier so erfahrende Beamte so versagen und so unprofessionell

    186

    Handeln? Nichts von dem geschah. Der Staatsanwalt fragte stattdessen. „ Was ist der Stand der Dinge? Was macht die Suche nach dem flüchtigen Hans Müller?“ Berger räusperte sich. Er knetete seine Hände, während er berichtete. „Die Fahndung ist auf ganz Deutschland und Europaweit ausgeweitet. Wir vermuten er versucht über Skandinavien nach Russland zukommen. Die russischen Grenzbehörden sind informiert und es ist auch in Russland eine Landesweite Fahndung nach Hans Müller ausgeschrieben worden.“ Alle schauten nun auf den Staatsanwalt und warteten auf seine Reaktion. Die lies auf sich warten. Dann sprach Er Renate direkt an: „Was gedenken Sie zu tun Frau Hauptkommissarin? Was passiert mit den beiden Russinnen und sind Sie bei der Auslieferung der Männer weitergekommen?“ Das Gespräch nahm einen anderen Verlauf, aber auch keinen Besseren. Renate schluckte

    187

    und zwang sich ruhig zu bleiben und sachlich zu antworten:

    „Wir haben ohne Hans Müller, nur Indizien und keine lebende Zeugen. Wenn wir innerhalb der nächsten 8 Stunden, dem Untersuchungsrichter, keine Beweise vorlegen können, wird er die Freilassung der Frauen anordnen.“ Der Staatsanwalt stand nun auf und umkreiste die drei Beamten, wie eine Beute und blieb vor Berger stehen und schaute gespannt in sein Gesicht. „Berger, was machen wir nun, was ist Ihr professioneller Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise? Sind Sie sicher, dass Sie und Ihre Truppe das Geschehen noch im Griff haben? Kann ich mich auf sie Alle verlassen?“ Er musterte Berger und wartete auf dessen Antwort. Die kam mit fester Stimme und festen Blick auf    die Augen seines Gegenüber gerichtet. „Wir haben uns unprofessionell verhalten, aber in der Sache liegen wir

    188

    Richtig! Wir wollen das nicht beschönigen, aber wir wollen nun unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Fall lenken. Wir brauchen die Aussagen der in Russland inhaftierten Männer und wir sollten sie gegen die Frauen ausspielen. Wenn die russische Polizei uns ein Beweis liefern könnte, dass die Frauen hier in Deutschland der Kopf der Bande sind, würde das für eine Anklage reichen und wir hätten Zeit die Beweise für die Morde zu erbringen. Nun sah Berger eine Chance den Staatsanwalt von einer bundesweiten Rasterfahndung zu überzeugen. „Wir sollten alle öffentliche Plätze Videotechnisch auswerten und überwachen. Müller muss sich im öffentlichen Raum bewegen, das geht gar nicht anders!“ Der Staatsanwalt fixierte Berger und überlegte einen langen Moment, dann kam Seine    Zustimmung. Berger veranlasste, dass alle Krankenhäuser und Arztpraxen informiert wurden, denn Hans Müller musste seine

    189

    Schusswunde von einem Arzt behandeln lassen.

    Renate besuchte Maren im Krankenhaus und kam gerade in der Intensivstation an, als die Ärzte Ihr mitteilten, dass Maren soeben aus dem Koma zurückgehholt wurde und aufgewacht ist. Ihr Gesicht veränderte sich schlagartig. Eben noch drückten der Besuch bei Maren im Krankenhaus, ihre Mimik und die gesamte Körpersprache negative Gedanken aus und nun diese freudige Nachricht. Eine Achterbahn der Gefühle machte Renate in diesem Augenblick durch. „Was heißt das für Maren, Herr Doktor?

    Renate schaute den Arzt mit flehendem Blick an. Der Arzt drückte Renate bei der Verabschiedung fest die Hände und sagte: „Wenn Sie die nächsten 24 Stunden stabil bleibt, hat Sie es überstanden und kann genesen!“

    190

    Die Nachricht von Marens Zustand verbreitete sich über das gesamte Kommissariat in Aurich. Die gute Nachricht hob die angeschlagene Stimmung unter den Kollegen. Alle wollten nun diesen Hans Müller finden und verhaften, damit Marens Einsatz und dessen fürchterlichen Folgen nicht umsonst gewesen waren. Die Jagd auf Hans Müller begann!

    Berger parkte seinen Dienstwagen vor dem Kommissariat in Aurich neben einen Nobelschlitten der Spitzenklasse sehr eng ein. Das Radio war noch an und die 10 Uhr Nachrichten des NDR Niedersachen liefen gerade. Er hörte den Nachrichtensprecher nur im Hintergrund von den Ermittlungen im Fall „Todescontainer „laufen. Es würde die Sonderkommission des LKA Hannover, unter der Leitung von den Hauptkommissaren Berger nur schleppend vorankommen,

    191

    die Ermittlungen würden noch immer nicht zu einer verwertbaren Spur führen!

    Berger schäumte vor Wut und schaltete den Motor ab und drängelte sich fluchend aus seinem Auto, ohne einen Kratzer in der Tür des teuren Wagens neben sich zu hinterlassen. Er stolperte die Treppe hoch zum Eingang des Kommissariats. Ohne zu grüßen lief er an dem Staatsanwalt vorbei, der stutzte und rief Berger sehr forsch zu sich und fragte nach seiner Befindlichkeit? „Wollen Sie mir sagen, was mit Ihnen los ist?“ Berger hatte sich wieder unter Kontrolle und antwortete in gewohnter Berger Manier: „Wir sind diesem Hans Müller auf der Spur, kommen aber immer einen Schritt zu Spät, wir wissen aus den sozialen Netzwerken mit wem er kommuniziert und wo sie sich verabreden. Aber die Mistkerle sind schon Tod, oder untergetaucht, wie die beiden Ehemänner der Russinnen in Moskau.

    192

    Wir kommen keinen Schritt näher an Müller heran! Wir haben im Kofferraum von Müller die verschnürte Leiche von Friedrich Hagen gefunden, damit haben wir Ihn wegen Mordes am Hacken, aber noch nicht wegen der anderen Schweinerein!“

    “Was ergab die Videoauswertung?“

    Hans Müller spürte den Schuss in seiner Schulter erst, als die Kommissarin Maren sich auf Ihn stürzte und sich die Kugel aus seiner Waffe löste und Maren traf. Er reagierte instinktiv, er rannte ins Haus und kletterte aus einem der hinteren Fenster und flüchtete durch den Gemüsegarten in die Richtung eines kleinen Wäldchens. Beim Laufen um sein Leben merkte er nicht wie bei jeder Bewegung Blut aus seiner Wunde heraus schoss. Er rannte. So schnell er konnte, ohne sich umzudrehen. Er keuchte, die Lunge brannte, dass Herz ebenso. Er gelangte an einen Graben, sprang und landete auf

    193

    der abfallenden Böschung und im schleimigen Grün. Er spürte ein brennen an den Händen und in seinem Gesicht. Brennnesseln. Er kroch auf alle Vieren weiter, es roch nach nasser Erde und die Kleidung klebte an seinem Körper. Aber die Angst, dass alles vorbei sein würde, trieb Ihn weiter. Hinter sich blickend, erkannte er Blaulicht der Einsatzwagen und eine Menschenkette von Polizeibeamten die sich langsam auf Ihn zu bewegten. Er rannte und es fühlte sich für Ihn an, als wäre er kilometerweit gelaufen. Plötzlich tauchten    große eingeschweißte Heuballen vor ihm auf und er kletterte zwischen die aufgestapelten riesigen Ballen und er versteckte sich dort, er riss einen Ballen auf und zog das duftende Heu heraus und deckte sich damit zu. Er versuchte sich zu beruhigen und einzuschlafen. Die Polizeikette wurde wegen der plötzlich eintretenden Dunkelheit aufgelöst und die Suche abgebrochen.

    194

    Aber die Kälte war plötzlich da. Er war wach und er spürte seine Finger und Zehen nicht mehr, die Arme und Beine schienen zu einem anderen Körper zu gehören. Er lauschte in die Dunkelheit und starrte in die Richtung wo er die Polizisten Kette zuletzt gesehen hatte. Nichts als Dunkelheit und Stille! Hans Müller richtete sich auf und versuchte aus dem Labyrinth der Heuballen heraus zukommen. Er rutschte ab und knickte mit dem Fuß um, ein höllischer Schmerz schoss durch seinen Körper und meldete sich in seinem Gehirn. Jetzt ist es aus, dachte er nun könnte er sich nicht mehr ohne fremde Hilfe fortbewegen. Seine Wunde blutete nicht mehr, war aber stark entzündet. Sein Kopf fühlte sich wie ein Heizofen an, er hatte Fieber.

    Die Videoauswertungen von den öffentlichen Plätzen der angrenzenden Städte

    195

    ergaben keinen Befund, Müller war entweder nicht dort, oder noch nicht bis dort hingekommen, berichtete Renate dem Staatsanwalt. Auch von den Arztpraxen und Krankenhäuser keine Meldung. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Es wurden nun Suchhunde eingesetzt und sie hatten Glück, sie konnten eine Spur aufnehmen, die führte die Beamten zu einem großen Haufen von Rundballen aus Heu. Blut klebte an einigen Ballen und ein Ballen war aufgerissen und diente Müller scheinbar als Versteck und Nachtlager. Es ging weiter in die Richtung Landstraße, aber die Blutspur endete am Heuballen.

    Hans Fischer vom Staatsschutz meldete sich plötzlich wieder, er trat nach der missglückten Aktion beim Gulfhof nicht mehr in Erscheinung. Er berichtete von einem V-Mann aus der Drogenszene, das neue Ware mit Flüchtlingen auf dem Weg Richtung

    196

    Ostfriesland sei. Der Schmuggler Ring an der Küste war also noch intakt. Die Nachricht elektrisierte die Kommissare, sie sahen eine Chance das Frachtschiff bis zum Bestimmungsort zu überwachen und dann die Verteilung zu observieren und die Hintermänner oder Frauen auffliegen zulassen.

    Der Staatsanwalt rief Berger und Renate zu sich ins Büro.

    Er saß hinter seinem Schreibtisch, als ob er Anklage erheben wollte. Seine Mimik verriet nichts Gutes.

    Er räusperte sich und wies den Kommissaren die freien Stühle vor seinem Schreibtisch an. „Nehmen Sie Platz, sie brauchen Ihn dringend! Der Untersuchungsrichter hat keinen Haftgrund gegen die beiden Russinnen gesehen und die sofortige Freilassung veranlasst.“ Die nun eingetretene Stille im Raum war drückend. Berger polterte es sich

    197

    vom Herzen.“Warum konnte er nicht noch einige Stunden damit warten? Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass die Männer in Moskau reden! Ein paar Stunden, ist das zu viel verlangt? es geht hier um die Aufklärung von Morden an 40 Flüchtlingen und zahlreichen anderen Morden!“ „Berger beruhigen Sie sich, wir haben eben dem Untersuchungsrichter keine ausreichenden Beweise vorlegen können.

    Er konnte nach geltendem Gesetz nicht anders handeln, auch wenn damit vermeintliche Verbrecher geschützt werden.“ Renate schaltete sich nun in die Aussprache ein: „Es könnte sich aber auch mit ein bisschen Glück, eine Chance auftun, wenn die beiden Frauen wirklich an der Spitze der Organisation stehen, dann müssen sie jetzt handeln. Eine neue Fracht mit Flüchtlingen und Drogen ist unterwegs

    198

    nach Norddeich und sie haben keine lebenden Organisatoren mehr vor Ort. Also müssen sie vielleicht selber das Ganze in Ihre Hände nehmen und dann hätten wir sie!“ Nicht nur der Staatsanwalt, auch Berger waren überrascht von Renates Schlussfolgerungen und Ihren Vorschlag, sofort die beiden Frauen rund um die Uhr zu observieren und alles für einen Zugriff zu organisieren. Berger hatte sich nun wieder beruhigt. Auch der Staatsanwalt schien nun einigermaßen zufrieden zu sein    mit der Entwicklung im Fall „Todescontainer“.

    Renate überredete Konsti das verhinderte Kochen und gemeinschaftliche Essen, nachzuholen. Der Fisch, der „Knurrhahn“ war noch in der Gefriertruhe, es musste nur noch vom EDEKA Markt am Marktplatz von Norden, das Gemüse frisch geholt werden. Die beiden Kommissare fuhren dann die wenigen Straßenzüge zu Ihrem Ferienhaus

    199

    am Barenbuscher Weg. Das gemeinsame Kochen lenkte Berger immer sehr gut von seinen Problemen mit einem gerade aktuellen Fall ab. So war es auch jetzt. Das alte Backsteinhaus aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg hatten sich die Bergers mühevoll und mit viel Herzblut in Eigenarbeit ausgebaut und gemütlich mit einigen Antiquitäten ausgestattet. Im ganzen Haus war Renates Handschrift zu erkennen. Nur die Küche war Bergers Reich und war von Ihm mit den neusten und effektivsten Geräten ausgestattet. Essen und trinken hatte für Konsti einen hohen Stellenwert im Privatleben mit Renate. Seine Neigung fiel bei Renate auf fruchtbaren Boden.

    die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

    Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

    Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

  • „Inspiration Japan: Die Sammlung Walter Gebhard“.

    „Inspiration Japan: Die Sammlung Walter Gebhard“.

    mit einer Neupräsentation der Sammlung Ostasien feiert das MK&G die ungebrochene Inspirationskraft japanischer Gestaltung: Am Sonntag, 26. November 2023 um 12 Uhr eröffnet „Inspiration Japan: Die Sammlung Walter Gebhard“.
     
    INSPIRATION JAPAN: DIE SAMMLUNG WALTER GEBHARD
    26. November 2023 – 20. Mai 2024
    Hamburg, 23. November 2023 – Mit einer neuen Präsentation der Sammlung Ostasien feiert das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) die ungebrochene Inspirationskraft japanischer Gestaltung: Erstmals zu sehen sind Malereien der Edo-Zeit (1615–1868), buddhistische Kalligrafien und Farbholzschnitte der 2021 erworbenen Privatsammlung Walter Gebhard. Die Ausstellung entfaltet sich über zwei Stockwerke: Im ersten Teil treten die Bilder in einen Dialog mit Keramiken, Lackwaren, Bambuskörben, Metallarbeiten und Schwertschmuck aus der bestehenden Sammlung. Im zweiten Teil ermöglichen Malereien und Grafiken einen poetischen Einblick in die ästhetische Pflanzen- und Vogelwelt Ostasiens.
    Die Ausstellung ist der Auftakt einer umfassenden Neuaufstellung des Sammlungsbereichs Ostasiatische Kunst. Wechselnde innovative Präsentationsformen werden zukünftig einen dynamischen Zugang zur Sammlung ermöglichen. Ab Mai 2024 folgt der Schwerpunkt China im zweiten Obergeschoss.
       
    SAMMLUNG WALTER GEBHARD: VOM ANKAUF ZUR NEUAUFSTELLUNG
    2021 erwarb das MK&G mit Hilfe der Campe’schen Historischen Kunststiftung die Sammlung von Walter Gebhard (1936–2019) mit über 500 Werken japanischer und chinesischer Malerei, Kalligrafie und Grafik. Der Bayreuther Germanistik-Professor Walter Gebhard setzte sich insbesondere für den japanisch-deutschen Dialog ein. In seiner sogenannten „Buddha-Bude“ teilte er sein weitverzweigtes Wissen mit nachfolgenden Generationen und sammelte Kalligrafien der buddhistischen Obaku-Schule, Malereien und Holzschnitte aus Japan und China. Die Neuerwerbung ergänzt die Museumssammlung um Kalligrafien und Malereien in Form von Hängerollen. Die neue Sammlungspräsentation „Inspiration Japan“ vermittelt die hohe Qualität der über 11.000 Objekte umfassenden Vorbildsammlung japanischer Kunst und Kunstgewerbes im MK&G und orientiert sich an charakteristischen Gestaltungsprinzipien, zum Beispiel die Durchdringung mit jahreszeitlichen Motiven und die Sichtbarmachung von Herstellungs- und Alterungsprozessen.

    NEUE AUSSTELLUNGSRÄUME

    ERSTES OBERGESCHOSS
    Am zentralen Eingang markiert die Wiener Weltausstellung 1873 den Beginn der Sammlung Ostasien im MK&G: Gründungsdirektor Justus Brinckmann (1843–1915) sammelte vor allem japanische Objekte, was der damaligen Begeisterung für alles Japanische entsprach. Die Holzschnitte, aber auch Lacke und Keramiken faszinierten europäische Künstler*innen und lieferten wichtige Impulse für Jugendstil und Expressionismus. Am hinteren Eingang wird im Raum Samurai ein Themenkomplex angesprochen, der die Vorstellung von Japan weltweit prägt. Der Krieger (bushi) bzw. Samurai verkörpert Tugenden wie Aufrichtigkeit, Tapferkeit, Ehre und Treue. Dabei bilden historische Ereignisse die Grundlage für zahlreiche Geschichten über heldenhafte Samurai in Bildern, Büchern, Theaterstücken, Manga und Filmen.

    Der Ausstellungsraum Themen japanischer Gestaltung greift beispielhaft drei Sujets auf, die über Gattungen und Zeiten hinweg japanische Gestaltung prägen: Der Berg Fuji dient als Beispiel für die Tradition der Bilder berühmter Orte (meisho-e). Das Nationalsymbol Japans hat durch die Verbreitung der Farbholzschnitte von Katsushika Hokusai (1760–1849) im 19. Jahrhundert globale Berühmtheit erlangt. Einzelnen Blättern seiner Serie „36 Ansichten des Berges Fuji“ ist die zeitgenössische Videoarbeit „The Summit“ (2019) von Shingo Yoshida
    (* 1974) gegenübergestellt und ermöglicht einen frischen Blick auf den Berg. Die vier Jahreszeiten sind nicht nur ein häufiges Bildthema, sondern auch entscheidend für den Umgang mit japanischem Kulturgut. Bilder und Alltagsgegenstände mit jahreszeitlichen Motiven dienen als vielschichtige Bedeutungsträger. So repräsentiert die Kirschblüte nicht nur den Frühling, sondern auch die Vergänglichkeit jugendlicher Schönheit, während die Chrysantheme dem Herbst zugeordnet ist und auf die Kaiserfamilie und Langlebigkeit verweist. Die japanische Lebenswirklichkeit und Kultur ist von zahlreichen übernatürlichen Wesen in Form rachsüchtiger Geister (yūrei) und dämonischer Figuren (yōkai) bevölkert. Japanische Holzschnitte, illustrierte Bücher und geschnitzte netsuke setzen diese fantastischen Wesen wie Teufel (oni), fuchsartige Gestaltwandler (kitsune) und Wasserbobolde (kappa) eindrucksvoll in Szene.

    Das Kapitel Material im Fokus stellt gängige Materialien japanischen Kunsthandwerks wie Keramik, Lack, Bronze, Cloisonné und Bambus und damit einhergehende Gestaltungstechniken vor. Keramik zeigt sich dabei extrem vielseitig von rustikalem Steinzeug mit Ascheanflug bis zu feinstem polychrom bemalten Porzellan. Wie stark die Wahrnehmung der ostasiatischen Lackkunst mit Japan verbunden ist, verdeutlicht der Begriff Japanning, der die europäische Imitation von Lackoberflächen bezeichnet. Faszinierend filigran geflochtene Bambuskörbe dienen in erster Linie als Behältnisse für kunstvolle Blumengestecke (ikebana bzw. chabana bei der Teezeremonie). Das MK&G besitzt mit 60 Körben von Hayakawa Shōkosai I. (1815–1897) die weltweit größte Sammlung des frühen Flechtmeisters, der als wichtigster Vertreter seiner Zeit und Wegbereiter der modernen japanischen Bambusflechtkunst gilt.

    Kleider machen Leute nimmt japanische Kleidung und ihre Bedeutung in den Blick. Figürliche Darstellungen auf Hängerollen und Farbholzschnitten zeigen schöne Menschen (bijin) – Schauspieler, Adlige, Geishas und Kurtisanen. Erstmals sind auch Kimonos aus der Sammlung Mode und Textil im Rahmen der Präsentation zu sehen. Die Produktion von Textilien wird anhand einer Auswahl der über 3000 Blätter umfassenden Sammlung an Färbeschablonen (katagami) thematisiert.

    Ein weiterer Raum ist der insgesamt über 2000 Stücke umfassenden Sammlung japanischen Schwertschmucks gewidmet, die eine der Bedeutendsten in Europa ist. Die Präsentation von ca. 360 Highlightstücken führt in die Motive, Materialien, Techniken, Funktion, Produktionszentren und Schulen dieses Kunsthandwerks ein. Eine Augmented-Reality-Anwendung und 3D-Scans ermöglichen zudem das praktische Verständnis für Schwertmontierungen und einen genauen Blick auf die kleinen Objekte.

    Die Teezeremonie chanoyu (wörtlich „heißes Wasser für Tee“) ist im MK&G durch das 1978 von der in Kyoto ansässigen Teeschule Urasenke errichtete Teehaus Shōseian (Hütte der reinen Kiefer) fest verankert. Hier finden wöchentlich Unterricht im japanischen Teeweg (chadō) und monatlich öffentliche Teevorführungen statt. Über das gemeinsame Teetrinken hinaus ist der Teeweg sowohl Bewusstseinsschulung wie Gesamtkunstwerk. Die hier praktizierende Gruppe der Urasenke-Teeschule Hamburg hat im Ausstellungsraum Teekultur vier Sets mit Stücken aus der Sammlung des MK&G so arrangiert, wie sie auch zur Teezubereitung genutzt werden.

    Kunst und Kunsthandwerk Koreas sind in der Sammlung des MK&G mit rund 100 Werken vertreten. Im Bereich Inspiration Korea wird die koreanische Gestaltung sowohl in ihrer Eigenständigkeit als auch in ihrer Verflechtung mit chinesischen und japanischen künstlerischen Traditionen vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf den Keramiktraditionen Seladon und Buncheong liegt.

    Der Ankauf der Sammlung Walter Gebhard mit einem umfangreichen Konvolut an Kalligrafie vor allem von Ōbaku-Mönchen ermöglicht den Ausbau der Buddhismus-Präsentation um das Thema Zen-Buddhismus. Zen (chin. Chan, kor. Seon) bedeutet wörtlich Meditation. Kalligrafie und Tuschemalerei dienen im Zen-Buddhismus als Ausdruck und Dokumentation eigener Einsichten und als eine künstlerische Form der Meditation, da die scheinbar einfache, schnelle Pinselführung mit Tusche enorme Konzentration und Übung erfordert.

    ZWEITES OBERGESCHOSS
    Im zweiten Teil der Ausstellung sind Highlights aus der Sammlung Walter Gebhard zu sehen. Die 30 Hängerollen, Fächerbilder und Albumblätter verdeutlichen die Vorliebe des Sammlers für lyrische Naturdarstellungen im Genre der Blumen-und-Vogel-Malerei (kachōga) und ermöglichen den Besucher*innen einen intimen Einblick in die japanische Naturauffassung im 19. Jahrhundert. Besonders stark vertreten sind dabei Maler*innen aus Kyoto und Umgebung, die für ihre naturalistische Malweise bekannt sind wie z.B. Mori Ippō (1798–1871), Chō Gesshō (1772–1832) sowie Maler*innen der sogenannten Kishi-Schule. Für die Entwicklung ihrer Ästhetik und Malweise ließen sie sich von chinesischer Malerei inspirieren, die hier ebenfalls mit einigen Werken aus der Sammlung Walter Gebhard zu sehen ist.

    Die Neukonzeption der Sammlung Ostasien wird unterstützt von der Justus Brinckmann Gesellschaft und der Hans Brökel Stiftung für Wissenschaft und Kultur.ng und 3D-Scans ermöglichen zudem das praktische Verständnis für Schwertmontierungen und einen genauen Blick auf die kleinen Objekte.

    Die Teezeremonie chanoyu (wörtlich „heißes Wasser für Tee“) ist im MK&G durch das 1978 von der in Kyoto ansässigen Teeschule Urasenke errichtete Teehaus Shōseian (Hütte der reinen Kiefer) fest verankert. Hier finden wöchentlich Unterricht im japanischen Teeweg (chadō) und monatlich öffentliche Teevorführungen statt. Über das gemeinsame Teetrinken hinaus ist der Teeweg sowohl Bewusstseinsschulung wie Gesamtkunstwerk. Die hier praktizierende Gruppe der Urasenke-Teeschule Hamburg hat im Ausstellungsraum Teekultur vier Sets mit Stücken aus der Sammlung des MK&G so arrangiert, wie sie auch zur Teezubereitung genutzt werden.

    Kunst und Kunsthandwerk Koreas sind in der Sammlung des MK&G mit rund 100 Werken vertreten. Im Bereich Inspiration Korea wird die koreanische Gestaltung sowohl in ihrer Eigenständigkeit als auch in ihrer Verflechtung mit chinesischen und japanischen künstlerischen Traditionen vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf den Keramiktraditionen Seladon und Buncheong liegt.

    Der Ankauf der Sammlung Walter Gebhard mit einem umfangreichen Konvolut an Kalligrafie vor allem von Ōbaku-Mönchen ermöglicht den Ausbau der Buddhismus-Präsentation um das Thema Zen-Buddhismus. Zen (chin. Chan, kor. Seon) bedeutet wörtlich Meditation. Kalligrafie und Tuschemalerei dienen im Zen-Buddhismus als Ausdruck und Dokumentation eigener Einsichten und als eine künstlerische Form der Meditation, da die scheinbar einfache, schnelle Pinselführung mit Tusche enorme Konzentration und Übung erfordert.

    ZWEITES OBERGESCHOSS
    Im zweiten Teil der Ausstellung sind Highlights aus der Sammlung Walter Gebhard zu sehen. Die 30 Hängerollen, Fächerbilder und Albumblätter verdeutlichen die Vorliebe des Sammlers für lyrische Naturdarstellungen im Genre der Blumen-und-Vogel-Malerei (kachōga) und ermöglichen den Besucher*innen einen intimen Einblick in die japanische Naturauffassung im 19. Jahrhundert. Besonders stark vertreten sind dabei Maler*innen aus Kyoto und Umgebung, die für ihre naturalistische Malweise bekannt sind wie z.B. Mori Ippō (1798–1871), Chō Gesshō (1772–1832) sowie Maler*innen der sogenannten Kishi-Schule. Für die Entwicklung ihrer Ästhetik und Malweise ließen sie sich von chinesischer Malerei inspirieren, die hier ebenfalls mit einigen Werken aus der Sammlung Walter Gebhard zu sehen ist.

    Die Neukonzeption der Sammlung Ostasien wird unterstützt von der Justus Brinckmann Gesellschaft und der Hans Brökel Stiftung für Wissenschaft und Kultur.
  • Wie umgehen mit dem Geschehenen – Rede zum 9. 11.  in der Dornumer Synagoge

    Wie umgehen mit dem Geschehenen – Rede zum 9. 11. in der Dornumer Synagoge

    Klaus Gabbert aus Dornum hielt eine vielbeachtete Rede, die wir hier zum Nachhören bereitstellen.

    Bild und Ton: Redaktion Die Erle, Dornum

  • „Todes Container im Wattenmeer“ (15)

    Kommissar Berger – Mord in Norden

    von Lutz Müller

    ein Küstenkrimi – Folge 15

    Das Verhör ist ohne meinem Anwalt nicht rechtsmäßig, ich bestehe auf die Anwesenheit meines Rechtsbeistandes und sofort!“ „Nun wir haben Ihren Anwalt versucht zu erreichen, aber Herr Friedrich Hagen ist auf Norderney abhanden gekommen! Wir suchen Ihn fieberhaft, bisher ohne Erfolg, aber bis dahin werden wir uns weiter unterhalten, eben jetzt als Befragung, dazu benötigen Sie keinen Anwalt!“ Renate bemerkte starken Schweißgeruch gemischt mit blumigem Parfüm der teuren Sorte. Sie hatte das Gefühl Ihren Nerv getroffen zu haben, Sie schwitze nicht nur wegen der unangenehmen Temperatur im Raum, sondern auch vom Stress, den Renate Ihr zugefügt hatte.

    168

    Der fremde Geschäftsmann in Hannover, konnte identifiziert werden. Es war Hans Müller, der    mutmaßliche Organisator der gesuchten Bande. Er hatte also die Verbindungen nach Syrien und war der direkte Auftraggeber der getöteten Hallunken in Norden. Dieser Hans Müller war der Schlüssel für die Aufklärung aller in dem Fall begangenen Verbrechen, bis zum mehrfachen Mord. Aber wohl nicht der oberste Chef. Aber war er auch der Mörder der drei Männer? Die gesicherten Spuren waren da nicht ganz eindeutig, aber der Auftraggeber war er auf jeden Fall. Aber die Suche nach Müller blieb erfolglos und das machte Berger wütend, er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein fremder Mann auf einer kleinen Insel nicht auffindbar sein sollte. Auf der Fähre war er nicht, private Boote hatten den Hafen nicht verlassen und in Norddeich, oder einem anderen ostfriesischen Hafen war kein Boot eingelaufen.

    169

    Illegal von der Insel mit einem Boot zu verschwinden war noch möglich, aber nicht unbemerkt in einen Hafen ankommen.

    Renate hatte endlich DNA Vergleichsmaterial von den Russinnen und einen Treffer bei den Spuren der Moorleiche und den beiden anderen toten Verbrechern.

    Der bei der Moorleiche gefundene Ohrring spielte dabei eine herausragende Rolle. Die an dem Ohrring isolierte DNA konnte zweifelsfrei einer der beiden Verdächtigen zugeordnet werden. Diese Person war also in der unmittelbaren Nähe der Leiche, oder der Ohrring wurde dort absichtlich platziert. Aber warum und wer hatte ein Motiv, den Mord eine den beiden Frauen unter zuschieben? Für Berger passte noch nicht alles Zusammen, es schien Ihm zu eindeutig, zu inszeniert. Wollte jemand, den die Kommissare noch nicht auf Ihren Zettel der Verdächtigen hatten, in die falsche Richtung

    170

    schicken? Gab es doch noch unerwartet größere Kreise von Akteuren und möglichen Verdächtigen, die noch nicht in Erscheinung getreten waren? Waren es prominente Bürger der Stadt, oder des Landkreises, die sich an den Verbrechen bereicherten? Deckten diese Menschen mit Ihren exponierten Stellungen, das gesamte Syndikat, oder waren sie das Syndikat?       

    Diese und andere Überlegungen wurden von den Kommissaren immer und immer wieder durchdacht und wieder von Ihnen in Frage gestellt. Renate konfrontierte die Russinnen mit den Fakten und wartete auf ihre Reaktion.

    Die einzigen habhaft gewordenen lebenden Verdächtigen, wurden weiter von Renate auf dem Kommissariat befragt. Sie stritten jegliche Beteiligung, an Ihnen vorgeworfenen Verbrechen ab. Sie hätten für alle Tatzeiten ein Alibi und kein Motiv, denn sie

    171

    kannten die Opfer nicht. Angebliches Beweismaterial wurde ihnen untergeschoben und damit seien Sie die Opfer. Sie lehnten jede weitere Stellungnahme ab und beriefen sich auf ihr Recht die Aussage zu verweigern. Sie forderten einen Anwalt, der russisch spricht. Die beiden Frauen waren mit „allen Wassern gewaschen“! Der Staatsanwalt brauchte handfeste Fakten und Beweise um beim Untersuchungsrichter einen Haftbefehl zu beantragen. Berger und sein Team sammelten alles verfügbares Material um daraus eine hieb und stichfeste Anklageschrift zu machen, es war dünnes Eis auf dem sie sich damit bewegten.

    Die Hoffnung den gesuchten Hans Müller und Friedrich Hagen lebend zu finden, schwand von Tag zu Tag und damit die wichtigsten Zeugen gegen die beiden Frauen. Von einer Aufklärung des Falles der 40 toten Flüchtlinge und den drei ermordeten

    172

    Männer, waren die Kommissare weit entfernt.

    Nun gab es doch noch eine Erfolgsmeldung aus Russland, die beiden gesuchten Männer der Russinnen aus Norden, wurden in Moskau verhaftet, sie wurden auch dort vom Inlandsgeheimdienst gesucht. Sie waren der gesuchte Kopf einer Bande die im organisierten Drogenhandel operierten. Laut der russischen Behörden reichten die Aktivitäten auch nach Deutschland und dort auch nach Ostfriesland, mit seinen offenen Grenzen am Meer nach Skandinavien und nach Südeuropa. Ein entsprechender    Auslieferungsantrag wurde vom Staatsanwalt an die russische Justiz gestellt. Die wiederum stellte ein Auslieferungsantrag der beiden Frauen mit russischer Staatsbürgerschaft an Russland. Eine verrückte und verzwickte politische Situation, die von den Kommissaren nicht entschieden und beeinflusst

    173

    werden konnte. Mit einer möglichen Auslieferung der Frauen, würden die gesamte Anklage und die Aufklärung der Mordfälle, hinfällig werden. Für die Kommissare drängte nun die Zeit. Sie mussten liefern!

    Da klingelte Marens Handy, es dauerte wie üblich bei Ihr, bis Sie Ihr Handy in den vielen Taschen Ihrer Jacke gefunden hatte und den Anruf Ihres Vatters entgegen nehmen konnte.

    Berger und Renate mussten jetzt einfach einmal abschalten und durchatmen um wieder einen freien Kopf zu erhalten, es war Wochenende und sie wollten    sich in Ihr Ferienhaus in Norden zurückziehen. Sie wollten gemeinsam ein Menü kochen und dabei an nichts anderes denken, als an die tollen Zutaten und den herrliche Duft, der von den frischen, auf dem Norder Wochenmarkt, eingekauften Gemüse und Fisch ausgingen. Sie schlenderten zwischen den

    174

    Marktständen und prüften die Qualität der angebotenen Früchte und die große Auswahl an Fischen und Meerestieren aus der Nordsee und dem Atlantik. Große Auswahl und damit ein großes Auswahlproblem für die beiden Bergers. Sie diskutierten und dann einigten Sie sich auf Knurrhahn auf Gemüsebeet mit Rosmarin Kartoffeln. Dazu sollte es einen kleinen Salat, von Rauke mit Tomaten und Olivenöl, Kräuter der Provence und Queller aus dem Watt der Nordsee, geben. Als Nachspeise dachten Sie an einen „Kaiserschmarren“, eine Spezialität aus Österreich, sie hatten den in ihrem Urlaub kennengelernt. Was war schöner als das Einkaufen und sich dabei auf das Essen freuen, die Vorfreude ist die beste Freude, sagte Berger und Renate nickte bejahend.

    Dann klingelte bei Berger das Handy, mürrisch fingerte er das ungeliebte Instrument aus seiner Seitentasche und rief genau so ins

    175

    Mikrofon: „Berger hier, wer stört da?“ Am anderen Ende der Leitung war erst einmal Stille eingetreten, dann polterte Maren ebenso zurück: „Hier deine Kollegin und wenn Du weiterhin so mürrisch bist, musst Du Dir die gute Nachricht bei mir auf dem Hof abholen, den dort hin bin ich gerade unterwegs um unseren Hans Müller einzufangen! Mein Vater hatte mich gerade angerufen, dass der Müller auf dem Hof eingetroffen sei! „ Berger reagierte blitz schnell und zog Renate hinter sich her zum Parkplatz bei der EDEKA und informierte Sie über die tolle Nachricht. „Wir kommen sofort, ich habe das „MEK“ angefordert, warte auf Verstärkung und sichere das Objekt!“ rief er Maren ins Handy, ohne eine Antwort ab zu warten.    Die Fahrt wollte einfach nicht schnell genug bewältigt werden, es zog sich für Berger endlos hin und nun wieder das ostfriesische Schied- Wetter, es regnete und die Sicht wurde immer schlechter.

    176

    Die Regenschwärme zogen dicht über das Marschenland und selbst die Schafe duckten sich und stellten sich zu kleinen Gruppen zusammen.

    Als Friedrich die Toilette im Ausflugslokal betrat, merkte er noch wie ein Schatten von hinten an Ihm herantrat, bevor er reagieren konnte stach ihm der Mann eine Spritze in den Hals und Friedrich sackte Ohnmächtig in sich zusammen.

    Friedrich wusste nichts mehr, er konnte sich nur noch an seinen Toilettengang im Restaurant erinnern. Dann war alles dunkel in seinem Kopf, nichts mehr, auch nicht wie er auf das kleine Motorboot wie ein Stück totes Vieh verbracht wurde. Dann plötzlich Schmerzen, erst im Kopf von ihm wahrgenommen, dann am ganzen Körper. Die Zunge war angeschwollen von dem Knebel im Mund und er war wie ein Weihnachtspaket verschnürt, jede Bewegung schmerzte

    177

    zusätzlich. Es war für Friedrich eine ausweglose Situation. Nur langsam gewöhnten sich seine verschwollenen Augen an das diffuse Licht im Raum. Es roch muffig und nach abgestanden Bier, es kroch eine plötzliche Übelkeit in Ihm hoch und er hatte große Angst sich zu übergeben, denn er würde dann an seinem eigenen Erbrochenden ersticken. Seine Gedanken kreisten um nichts Anderes, er hatte Todesangst, sein Körper bebte und schwitzte aus allen Poren. Da erkannte er aus dem dunklen Raum auf ihm zukommend, seinen Aufraggeber Hans Müller, der grinste, als würde er gerade eine besonders gute Nachricht erhalten. Dann musste er kotzen und Friedrich erstickte unter schweren Krämpfen an seinen Mageninhalt. Er lag leblos auf dem Betonboden des Bierkellers eines Bordells in Aurich. Hans Müller spuckte seinen Kaugummi vor Friedrichs Leiche auf den Boden. Hans Müller schimpfte vor sich laut hin: „Jetzt muss ich

    178

    diesen Verräter auch noch entsorgen!“ Er überstülpte die verschnürte Leiche mit einem großen Jutesack, in dem sonst Krabben transportiert wurden. Da er alleine mit seinem Boot und den betäubten Friedrich, von Norderney geflohen war und auch keinen mehr trauen konnte, schleppte er den Sack zu seinem Auto und steckte ihn in den Kofferraum seines Wagens. Er wollte auf dem Weg zum Gulfhof der Popkens, den Sack mit der Leiche im Moor verschwinden lassen. Da er bisher noch nicht von der Fahndung der Polizei, nach Ihm erfahren hatte, war er arglos und er wollte sich auf dem Hof erst einmal ausruhen und nachdenken. Das er sich direkt    unter den Augen der Polizei befand und somit in der Falle saß, wusste er auch nicht, würde aber es bald vor Augen geführt bekommen. Denn Maren war bereits am Hof angekommen und sie

    179

    versuchte Ihren Vater aus dem Haus heraus zu locken, was sich aber als sehr schwierig erwies. Ihr Vater saß mit Hans Müller auf der überdachten Terrasse vor dem Haus    und unterhielt sich scheinbar angeregt, was wiederum Maren sehr beunruhigte, weil Ihr Vater bekanntlich kein Schwätzer war. Was veranlasste Ihren Vater, obwohl er von Maren vor Müller gewarnt war, so ein Risiko einzugehen? Er hätte einfach hinterm Haus verschwinden können, ohne das Müller etwas gemerkt hätte? „Hätte, hätte, Fahrradkette „dachte Maren und überlegte ob Sie auf Berger und Renate warten sollte, oder gleich einschreiten sollte? Sie entschloss sich für Letzteres, sie setzte darauf, dass Müller noch nicht wusste wer Sie war und wo er sich befinden würde. Nun musste nur noch Ihr Vater dicht halten und richtig reagieren. Vater Popken war nicht auf den Kopf gefallen und auch nicht ängstlich veranlagt, also gute Voraussetzung für das Gelingen eines

    180

    Überraschungszugriffs. Sie schlich sich zu Ihrem Auto zurück und fuhr dann direkt vor dem Popken Hof vor, stieg ohne Hektik zu zeigen aus und ging winkend auf die beiden Männer zu.

    die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

    Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

    Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

  • 9. November 1938 in Dornum

    9. November 1938 in Dornum

    9. November 1938

    von Georg Murra-Regner

    1. Sie hatten doch so manchen Tag

    hier in Dornum zugebracht

    und gebaut das Gotteshaus,

    wo sie gläubig gingen ein und aus.

    Es wurde zerstört in der Novembernacht,

    die den Juden das Unglück hat gebracht.

    1. Es war die furchtbare dunkle Nacht,

    als der Nebel dicht überm Boden lag.

    Viele Juden haben diese Nacht

    in Angst und Schrecken zugebracht.

    1. Es war Geklirr und schmerzliches Weinen

    von Menschen, die nicht konnten begreifen,

    was in dieser Nacht noch sollte geschehn,

    ob sie lebend sich wiedersehn.

    1. Sie wurden missachtet und vertrieben,

    von ihnen ist keiner unbehelligt geblieben.

    Sie wurden aus ihren Häusern gezerrt

    und in Norden in Viehställe gesperrt.

    1. Von weitem sahen sie schon:

    Die Thorarollen brannten schon.

    Das hat die Täter noch stolzer gemacht,

    sie haben voller Übermut weitergemacht.

    1. Plakate hingen überall an der Wand:

    Wir wollen keine Juden mehr im Land.

    Auf den Schaufenstern war von übler Hand

    der gelbe Davidstern gemalt.

    An den Häusern stand geschrieben:

    „Juden raus aus unserem Land,

    wandert nach Amerika aus!“

    1. Von den Kindern verstand‘s nicht Einer:

    „Juden raus, hier will euch keiner!“

    Die Kinder lasen voller Schreck

    an ihrer Schulwand

    „Juda verreck!“

    Sie waren von Eltern so erzogen,

    das Land zu lieben, in dem sie geboren.

    1. Juden wurd‘s verboten, in die Schule zu gehn

    und ihre nichtjüdischen Freunde zu sehn.

    Für viele Lehrer war es unangenehm,

    jüdische Kinder

    neben nichtjüdischen sitzen zu sehn.

    1. Das Lachen der Kinder ging verloren,

    über Nacht waren sie erwachsen geworden.

    Die Gesichter waren von Angst entsetzt,

    nur Hass und Gewalt waren noch Gesetz.

    1. Die Synagogen wurden geschändet

    und abgebrannt,

    einige haben sich schämend abgewandt:

    Andere zerstörten voller Spott und Hohn,

    weiter im Land – Gottes Heiligtum.

    1. Jüdische Männer trugen vor sich her

    das Eiserne Kreuz vom deutschen Heer.

    Ihre Söhne waren gefallen in Feindesland,

    für Kaiser, Volk und deutsches Vaterland.

    1. Sie liegen begraben in Frankreichs Erde,

    auf ihren Gräbern steht: Für deutsche Ehre.

    Es war vergessen seit dieser Nacht,

    was sie für‘s Vaterland hatten vollbracht.

    1. Sie wurden vertrieben aus diesem Land,

    Mütter und Väter mit Kindern an der Hand.

    Sie emigrierten in ein anderes Land,

    unbeachtet und von niemandem gekannt.

    Die Verachteten, die in Deutschland geblieben,

    wurden in Ghettos und Todeslager getrieben.

    Nur wenige sind am Leben geblieben.

    1. Wussten die Täter nicht, was sie taten,

    als sie ihre Nachbarn haben verraten.

    Doch zu nennen sind noch die Namen,

    die sie damals von hier vertrieben haben.

    1. Sie haben sie geschlagen und betrogen,

    keiner wurde zur Verantwortung gezogen.

    Sie lebten danach als ehrbare Bürger wieder,

    sie wurden Ärzte, Politiker und Erzieher.

    1. Es ist doch besser, wenn man sagen kann,

    dass im Leben nichts geschehen,

    damit man in Ruhe sterben kann.

    Wird ihnen nach dem irdischen Leben,

    vom Ewigen die Schuld vergeben?

    1. Hat man vergessen das weise Wort,

    wer Krieg will mit seinem Fürsten,

    der werfe sein Schwert nicht fort.

    Wer aber suchet den Krieg zu vermeiden,

    hält ihn in des Schwertes Scheide.

    1. Was ich höre, ist nicht geheuer,

    nicht der Krieg, der Frieden ist teuer.

    Aber nützt uns ein gewonnener Krieg,

    wenn die Familie nicht mehr am Leben ist?

    1. Wurden nicht beachtet die wichtigen Werte,

    die der Meister die Suchenden lehrte?

    Dass der raue Stein nicht zu behauen ist,

    wenn der „Große Baumeister“

    nicht mit ihnen ist.

    1. Am 9. November ist nicht Schuld zu erheben,

    Gedenken heißt:

    Nicht vergessen – sondern uns zu vergeben,

    um in Frieden und Freiheit zu leben.

    Darum lassen wir das Böse nicht geschehn:

    Es wird Zeit, gegen Hass, Gewalt und Krieg

    jetzt aufzustehn.

  • Kunst zwischen Realität und Fantasie

    Kunst zwischen Realität und Fantasie

    Ein anspruchvolles Thema führt in Dornum Künstler zusammen, die ihre Werke in einem Leerstand mitten in Dornums Altstadt ausstellen. Wir sprachen mit Andrea Schütz-Böse, eine der Initiatoren…

    Andrea Schütz-Böse
  • Dornums Geschichte und Gegenwart in Reimen

    Dornums Geschichte und Gegenwart in Reimen

    Georg Murra-Regner kündigt ein neues Projekt an

    Die Reimform ist eine in allen Kulturen sehr alte Kunst. Aber sie ist zeitlos und der Bogen spannt sich vom Bibelvers zur modernen Literatur. Der besondere Aspekt, dass Geschichte in Reimform weitergegeben wurde will der Dornumer Schriftsteller Georg Murra-Regner bis in die Gegenwart seines Dorfes demonstrierten. Dass es dabei nicht ohne Kritik und Schärfe zugehen kann, liegt in der der Natur der Dichtung. Spannende Erwartung, die bereits seine Zuhörer einer Lesung Ende September in Dornum fühlen konnten.

    Wir sprachen mit dem Dornumer Schriftsteller:

    Georg Murra-Regner bei einer Lesung in Dornum. Sept. 2023. Fotos dieser Seite: stk

    Das Interview mit Hans-Joachim Steinsiek wurde am 3. 10. 2023 aufgenommen.