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Kriminalromane

„Todes Container im Wattenmeer“ (17)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 17

Während Konsti den großen hässlichen Kopf des Knurrhahns abtrennte und den Fischbauch mit einem scharfen Messer aufschnitt, entnahm er mit seinen nicht geraden feinen Fingern eines 1,90m großen Mannes,

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die Eingeweide heraus. Er schnitt mit geübten Handgriff an der Gräte vom Schwanz zum Hals des Fisches entlang und erhielt damit ein herrliches Filet. Trotz der großen Konzentration auf seine Kochkunst, musste er an seinen Fall denken. Die Bilder in seinem Kopf ließen ihn nicht los. Die toten Kinder und Frauen in dem Container im Watt. Er melierte das so gewonnene Fischfilet und legte beide Teile auf der Hautseite auf die heiße Pfanne in die er vorher etwas Olivenöl und Rosmarinzweige getan hatte. So ließ er den Fisch, unter Beobachtung    kross braten. Konsti passte den Augenblick ab, bis die Haut Farbe hatte und das Innere des Fisches noch glasig war.

Nun ruhten die Filets im Ofen bei 60 Grad Celsius. Renate hatte in der Zwischenzeit das Gemüse gewaschen und geputzt. Sie hatte die Kartoffeln mit der Schale bereits gekocht und schwenkte sie nun in der

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heißen Pfanne in Rosarien Butter, bis die Schallen glänzten. Die Gemüsebeilage krönte der frische Nordseequeller, er schmeckte leicht salzig und roch nach Meerwasser. Serviert wurde der    vorher gesalzene Fisch von Renate auf einem großen flachen hellgrünen Teller, drapiert auf dem Gemüsebeet und übergossen mit der heißen Rosmarin Butter. Daneben rundeten die Kartöffelchen das Arrangement auf dem Teller ab. Es war ein einfaches, aber geniales Geschmackserlebnis, was sich die beiden Kommissare da zubereitet hatten. Sie tranken dazu einen Weißwein aus dem Elsaß. Auf die Nachspeise verzichteten beide Köche und tranken lieber einen Espresso und dazu einen Wachholderschnaps. Sie kamen aber nicht umhin, über den Fall zu sprechen, der in seine entscheidende Aufklärungsphase getreten war. Da drängten sich auch die Gedanken an ihre Freundin und Kollegin Maren auf, würde

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Sie wieder so wie früher sein? Ihre kleine clevere und profihafte Ostfriesin?

Interpol hatte Erfolg und meldete die Gefangennahme des gesuchten Kutter Kapitäns, er wurde in Riga verhaftet und vernommen. Er gab zu die Fahrten mit den Flüchtlingen durchgeführt zu haben, aber nichts vom Drogenschmuggel gewusst zu haben. Sein Auftraggeber war Müller und der Abnehmer in Norddeich Friedrich Hagen. Mehr konnte, oder wollte er nicht zugeben, er hatte Angst ebenfalls ermordet zu werden. Es gab wohl noch wenigstens zwei andere Köpfe in Norden die über Allen im Netzwerk standen. Diese waren, laut dem Kapitän, Teil der Russenmafia. Der Container ging bei der Havarie mit dem Containerschiff über Bord, er hätte nichts mehr für die 40 Flüchtlinge tun können, versuchte sich der Scheißkerl heraus zureden, so berichtete der Kollege aus Riga.

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Auf die Frage, warum er bei so hohen Seegang und der Havarie nicht sofort den Container geöffnet hätte, antwortete er, die Flüchtlinge waren schon Tod bevor der Container über Bord ging. Es war eine saubere Entsorgung, über Funk, von Müller so angeordnet worden.

Alle Indizien wiesen auf die beiden Russinnen hin! Aber der wichtigste Zeuge, Hans Müller war noch auf der Flucht und nicht auffindbar. Die beiden Frauen wurden rund um die Uhr observiert, aber sie verhielten sich unauffällig in ihrem Haus auf. Sollten sie doch noch andere, den Kommissaren nicht bekannte Helfer haben, die im Hafen von Norddeich die neue Flüchtlingsfracht übernehmen konnten? Dies und andere Fragen stellte sich Berger, als er einen Anruf auf seinem Handy bekam.

„ Es tut sich was bei den beiden Damen!“ hörte Berger die Stimme von Renate.

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„Was passiert gerade? Sag was ist los, rede schon!“antwortete er und schnaubte dabei durch seine Nasenlöcher wie ein Pferd. „Hey, beruhige dich mein Liebster, sonst bekommst du Herzklabastern! Die sind in ihr Auto gestiegen und fahren jetzt gerade in die Richtung nach Norddeich.“ „Sind sie alleine im Wagen? „Ja! Sie fahren einen dunkelblauen Van, der hat Platz für 8 Personen.“ „Damit könnten sie aber nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, konstatierte Berger.“    „Du hast recht, sie müssen noch andere Fahrzeuge mit Helfern haben!“ „ Habt ihr den Anleger auch vom Wasser aus gesichert und werden die Zufahrtsstraßen gesperrt?“ „Alles paletti, mein großer Organisator!“ Berger reagierte verärgert und antwortete: „Konzentriert euch auf die Aktion und versiebt es nicht wieder!“Renate beendete wütend das Gespräch und ließ Berger am Handy allein, nur ein Piep Ton war für ihn noch hörbar. Berger starrte auf sein Handy, auf

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dem Display war Renates Gesicht zusehen. Sie schaute ihn an, mit ihren großen Mandelförmigen Augen, er konnte ihr einfach nicht böse sein.

Der Frachter tuckerte langsam am Kai entlang zum Anlegeplatz im Hafen.

Währenddessen gab es ein konspiratives Gespräch zwischen einem Kreistagsabgeordneten und einem Bauunternehmer aus dem Kreis Aurich. Die beiden Herren der sogenannten „besseren Gesellschaft,    sie befürchteten, das ihr unappetitliches Geschäft auffliegen würde und die Russen, um sich zu retten, sie an die Polizei verraten würden. Die beiden Herren waren die eigentlichen Profiteure des organisierten Menschenhandels, der Drogenhandel war das Ding der Russenmafia. Also mussten sie Abwegen, abzuhauen und alles verlieren, oder abzuwarten ob die Russen dicht hielten und sie unbehelligt blieben.

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„Wir sind seit 6 Uhr morgens im Marschenland unterwegs. Auch mit Spürhunden. Hauptwachmeister Jansen knallte verärgert den „Kurier auf den Tisch des Einsatzwagens des „MEK“. Die halbe Stadt ist auf den Beinen und spielt Kriminalpolizei, sie haben Suchtrupps zusammengestellt und kommen uns bei unserer Suche in die Quere. Die Zeitung schreibt auf der Titelseite, dass die Polizei überfordert wäre, sie suchten nun schon seit    2 Tage, ohne Erfolg, nach dem flüchtigen Verbrecher. Nun sollen wir auch noch den Hafen in Norddeich abriegeln und die Zufahrtsstraßen kontrollieren. Wir sind damit wirklich personell überfordert.“ Der anwesende Kollege vom „MEK“ nickte zustimmend, aber nicht wirklich interessiert und Jansen war mit seinem Groll alleine gelassen. Da kam die Nachricht, dass ein Suchtrupp der Bürger den flüchtigen Verbrecher gesehen hatte und ihn in einer Scheune verschwinden gesehen hatten.

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Sie hatten die Scheune umstellt und warteten nun auf die Einsatzkräfte der Polizei. Jansen, der den Einsatz zu leiten hatte endschied sofort zu handeln. Er zog einige Polizisten vom Hafen ab und beorderte sie zu dieser Scheune wo der gesuchte Verbrecher sich verschanzt haben sollte. Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

Die beiden „feinen Herren“ bekamen eine Nachricht auf ihrem Handy: „Fracht läuft ein, können nur 8 Einheiten abtransportieren, kommt und übernehmt sofort die restliche Ladung! Sonst platzt das Geschäft!“ „Jetzt ziehen die blöden Weiber uns mit hinein, in den Schlamassel. Wollen wir das riskieren, jetzt wo alles auf dem Spiel steht und wir mit denen auffliegen könnten und nur weil die versagt haben?“Polterte der Bauunternehmer und spuckte vor Wut seinen Schleim vor die Füße seines Komplizen.

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Dieser schüttelte den Kopf und erwiderte: „Bestimmt nicht mit mir, darauf kannst Du einen „Lassen“! „ Also abhauen! Sofort!

Der Frachter hatte nun den Anleger im Hafen erreicht und der Steuermann manövrierte das Schiff zum Anlegen zielgenau an die Poller. Eine „SMS“ klopfte plötzlich auf dem Handy des Kreistagsabgeordneten an: „Ihr Ärsche, ihr kommt jetzt sofort zum Anleger, oder ihr fliegt mit uns auf!“ Nun fuhren die beiden Komplizen doch noch mit ihrem VW Bus zum Hafen.

Der Frachter wurde fachmännisch an den Pollern vertäut und ein Steg zum entladen übergelegt. Davor wartete schon der dunkelblaue Van der Russinnen, die Frauen saßen aber noch im Wagen und warteten wohl auf die beiden Komplizen mit ihrem Bus. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.

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Und wo waren Berger und Renate? Die beiden Kommissare hielten sich im Hintergrund auf, in einem Einsatzwagen, der mit Bildschirmen der Überwachungskameras ausgestattet war. Sie beobachteten das Geschehen am Anleger und waren mit den Einsatzkräften über Funk verbunden. Es lief bis zu diesem Augenblick alles nach Plan ab. Zum ersten Mal wurden die Flüchtlinge am helllichten Tage vom Frachter entladen, die Frauen hatten sich vorher davon überzeugt, dass der Anlegeplatz Menschenleer war und auch sonst kein Schiff entladen wurde. Es musste schnell gehen ohne Zeitverzögerung, weil die Polizei ihnen auf den Fersen sein könnte. Es lief auch reibungslos, die Frauen wurden im Van der Russinnen untergebracht und die Männer und Kinder stiegen in dem Bus ein. Nun fuhr nur der Bus los und verließ das Hafengelände in Richtung Umgehungsstraße, die wurde von der Polizei abgesperrt und

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der Bus wurde gestoppt und von Einsatzwagen der Polizei eingekesselt. Die Fahrt war für die beiden Ganoven und ihre Fracht damit ohne Blutvergießen beendet.

Alles konzentrierte sich auf den Bus , die andere Ausfahrt zum Kai der Fähre nach Norderney war damit für die Frauen mit ihrem Van offen, denn der Hauptwachtmeister Jansen hatte die Einsatzkräfte dort abgezogen, um den Einsatz bei der Scheune    durch zuführen. Der Van konnte so entkommen ohne das die Einsatzkräfte einschreiten konnten. Er fuhr in Richtung Innenstadt zur Norddeicher Straße.

Auf der Flucht entledigten sich die Russinnen der acht Frauen, sie hielten auf einer Straße am Deich an und warfen die verschreckten Frauen aus dem Van. Es war bereits der Sonnenuntergang über dem Wattenmeer zu beobachten aber die Ruhe und Einzigartigkeit der Landschaft konnten

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die 8 Frauen auf ihrem Fußmarsch am Deich entlang nicht würdigen. Aber sie erkannten, dass sie in Freiheit und Sicherheit waren, Frei in Deutschland, sicher vor den verbrecherischen Ausbeutern. Aber wie lange?

Die Fahndung lief nach den Frauen und dem Van auf Hochtouren. Es war für die Kommissare wieder ein halbes Desaster,

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aber eben ein weiterer Fehler des Einsatzgruppenleiters. Mit der Freiheit war es für die 8 Flüchtlingsfrauen relativ schnell vorbei. Eine Polizeistreife entdeckte die Frauen auf der sonst Menschenleerten Straße am Deich und lies sie von einem herbei gerufenen    Mannschaftswagen abtransportieren. Der Van blieb verschwunden.

Der Einsatz bei der Scheune war eine Fehlmeldung, die scheinbar von den Ganoven gesteuert war. Die Polizeikräfte mussten ohne Ergebnis wieder abziehen.

Nun fehlten den Kommissaren nicht nur der flüchtige Hans Müller, sondern auch noch die Hauptverdächtigen, die beiden russischen Frauen.

Der Van ohne die beiden Frauen wurde hinter Emden Richtung Leer gefunden. Aber den Fahndern waren die Russinnen wieder entwischt.

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Berger zog den Kragen seiner Wetterjacke hoch. Er hasste es immer die falsche Kleidung angezogen zu haben. Nur weil in den Nachrichten gutes Sonnenwetter angesagt wurde, aber ohne den Hinweis, dass das Wetter an der Küste stündlich wechselte. Die beiden Bergers hatten den Vorgang am Hafen an den Monitoren des Einsatzwagens mit verfolgt und waren nun ausgestiegen um durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen. Renate wusste wie sie ihren Konsti jetzt ansprechen musste. „Wir haben nur eine Chance, wir müssen die beiden „feinen Herren“ zum Reden bringen, sie müssen die drei flüchtigen Ganoven verraten und gegen sie aussagen!“ Berger schaute immer noch seinen Blick, starr auf das Meer gerichtet, als er antwortete: „Der Müller kommt mit der Verletzung nicht weit, den finden wir Früher oder Später irgendwo in einer Scheune liegend, vielleicht auch Tod. Aber der Kopf

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des Syndikates in Deutschland wird uns wohl entwischen und die werden weitermachen, irgendwo, mit irgendeinem Ganoven an der Küste.“

Hans Müller wurde von einem Bauer in seinem Kuhstall gefunden und er wurde ins Klinikum nach Emden gebracht, dort verstarb er an einer Sepsis. Die flüchtigen Russinnen waren wahrscheinlich über Holland und Belgien nach Russland geflüchtet und dort untergetaucht.

Die kleine rothaarige Kommissarin Maren aus Aurich erholte sich von ihren Schussverletzungen und konnte nach einer Reha in Bad Zwischenahn, wieder ihren Dienst auf dem Kommissariat in Aurich aufnehmen.    Die    gemeinsame Torfkahnfahrt holten die drei Freunde anschließend nach.

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Zum Inhalt:

Ein Container wird im Watt vor Norddeich angespült. Beim öffnen des Containers werden 40 tote Flüchtlinge gefunden, erstickt oder ertrunken.

Nach der Obduktion werden in den Därmen und Mägen kleine Päckchen mit Drogen gefunden. Bei den Leichen lag ein Tagebuch, es könnte Aufschluss über den Hintergrund des Geschehens liefern.

Die in Norden Urlaub machenden Kommissare Konstantin Berger und seine Frau Renate vom LKA Hannover ermitteln mit der Kommissarin Maren Poken aus Aurich gemeinsam in diesen Mordfällen. Es gibt Anhaltspunkte, dass die Containerfracht für Norden bestimmt war und die Ermittlungen führen die Kommissare zu einem Täterkreis in der Norder Gesellschaft.

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Ein Notar scheint der Kopf der Bande zu sein, im Laufe der Handlung aber wird er als    Informant des Staatsschutzes geoutet. Es geschehen im Laufe der Ermittlungen weitere Morde, die die Kommissare Stück für Stück in den inneren Zirkel der Bande führen.

Die Bande arbeitet mit einem Kapitän eines litauischen Frachters zusammen. Der den Menschenhandel mit dem Drogenschmuggel verbindet. Was dann die Kommissare, nach der Entdeckung der Leichen im Container auf die richtige Spur führt. Es gibt also noch andere Verbindungen in Norden und Ostfriesland die in diesen Geschäften involviert sind. In der Nordsee havariert zur gleichen Zeit ein Containerschiff mit einem Frachter und verliert über dreihundert Container, steht das im Zusammenhang mit

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dem Flüchtlingscontainer? Berger geht eine Spur in Norden nach. Er beschattet einen, von dem    Polizisten Jansen aus Norden, auffällig gewordenen Mann    am Hafen. Ein Mann mit einem auffälligen Boxergesicht    er stößt dabei auf einen Kreis von Verbrechern der übelsten Sorte, die sogenannte „feine Gesellschaft“. Ein Mordanschlag auf den Notar geht schief und der Notar wird von der Polizei befreit. Er wird von den Kommissaren gedrängt sich als Lockvogel zur Verfügung zu stellen. Die wollen ihn als Köder benutzen umso an die Hintermänner zu kommen. Aber das Unternehmen endet in einem Fiasko für die Kommissare und dem Notar.

Die Ermittlungen bringen die Kommissarin aus Aurich in Lebensgefahr und Sie wird durch das beherzte Eingreifen von Berger und Renate gerettet. Aber die Hintermänner sind keine Männer, sondern zwei Frauen

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aus Norden. Die terroristischen Strukturen werden aufgedeckt und in Norden und Ostfriesland zerstört, aber die Drahtzieher des „IS“ Staates in Syrien können nicht vernichtet werden.

tt. Er melierte das so gewonnene Fischfilet und legte beide Teile auf der Hautseite auf die heiße Pfanne in die er vorher etwas Olivenöl und Rosmarinzweige getan hatte. So ließ er den Fisch, unter Beobachtung    kross braten. Konsti passte den Augenblick ab, bis die Haut Farbe hatte und das Innere des Fisches noch glasig war.

Nun ruhten die Filets im Ofen bei 60 Grad Celsius. Renate hatte in der Zwischenzeit das Gemüse gewaschen und geputzt. Sie hatte die Kartoffeln mit der Schale bereits gekocht und schwenkte sie nun in der

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heißen Pfanne in Rosarien Butter, bis die Schallen glänzten. Die Gemüsebeilage krönte der frische Nordseequeller, er schmeckte leicht salzig und roch nach Meerwasser. Serviert wurde der    vorher gesalzene Fisch von Renate auf einem großen flachen hellgrünen Teller, drapiert auf dem Gemüsebeet und übergossen mit der heißen Rosmarin Butter. Daneben rundeten die Kartöffelchen das Arrangement auf dem Teller ab. Es war ein einfaches, aber geniales Geschmackserlebnis, was sich die beiden Kommissare da zubereitet hatten. Sie tranken dazu einen Weißwein aus dem Elsaß. Auf die Nachspeise verzichteten beide Köche und tranken lieber einen Espresso und dazu einen Wachholderschnaps. Sie kamen aber nicht umhin, über den Fall zu sprechen, der in seine entscheidende Aufklärungsphase getreten war. Da drängten sich auch die Gedanken an ihre Freundin und Kollegin Maren auf, würde

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Sie wieder so wie früher sein? Ihre kleine clevere und profihafte Ostfriesin?

Interpol hatte Erfolg und meldete die Gefangennahme des gesuchten Kutter Kapitäns, er wurde in Riga verhaftet und vernommen. Er gab zu die Fahrten mit den Flüchtlingen durchgeführt zu haben, aber nichts vom Drogenschmuggel gewusst zu haben. Sein Auftraggeber war Müller und der Abnehmer in Norddeich Friedrich Hagen. Mehr konnte, oder wollte er nicht zugeben, er hatte Angst ebenfalls ermordet zu werden. Es gab wohl noch wenigstens zwei andere Köpfe in Norden die über Allen im Netzwerk standen. Diese waren, laut dem Kapitän, Teil der Russenmafia. Der Container ging bei der Havarie mit dem Containerschiff über Bord, er hätte nichts mehr für die 40 Flüchtlinge tun können, versuchte sich der Scheißkerl heraus zureden, so berichtete der Kollege aus Riga.

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Auf die Frage, warum er bei so hohen Seegang und der Havarie nicht sofort den Container geöffnet hätte, antwortete er, die Flüchtlinge waren schon Tod bevor der Container über Bord ging. Es war eine saubere Entsorgung, über Funk, von Müller so angeordnet worden.

Alle Indizien wiesen auf die beiden Russinnen hin! Aber der wichtigste Zeuge, Hans Müller war noch auf der Flucht und nicht auffindbar. Die beiden Frauen wurden rund um die Uhr observiert, aber sie verhielten sich unauffällig in ihrem Haus auf. Sollten sie doch noch andere, den Kommissaren nicht bekannte Helfer haben, die im Hafen von Norddeich die neue Flüchtlingsfracht übernehmen konnten? Dies und andere Fragen stellte sich Berger, als er einen Anruf auf seinem Handy bekam.

„ Es tut sich was bei den beiden Damen!“ hörte Berger die Stimme von Renate.

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„Was passiert gerade? Sag was ist los, rede schon!“antwortete er und schnaubte dabei durch seine Nasenlöcher wie ein Pferd. „Hey, beruhige dich mein Liebster, sonst bekommst du Herzklabastern! Die sind in ihr Auto gestiegen und fahren jetzt gerade in die Richtung nach Norddeich.“ „Sind sie alleine im Wagen? „Ja! Sie fahren einen dunkelblauen Van, der hat Platz für 8 Personen.“ „Damit könnten sie aber nicht alle Flüchtlinge aufnehmen, konstatierte Berger.“    „Du hast recht, sie müssen noch andere Fahrzeuge mit Helfern haben!“ „ Habt ihr den Anleger auch vom Wasser aus gesichert und werden die Zufahrtsstraßen gesperrt?“ „Alles paletti, mein großer Organisator!“ Berger reagierte verärgert und antwortete: „Konzentriert euch auf die Aktion und versiebt es nicht wieder!“Renate beendete wütend das Gespräch und ließ Berger am Handy allein, nur ein Piep Ton war für ihn noch hörbar. Berger starrte auf sein Handy, auf

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dem Display war Renates Gesicht zusehen. Sie schaute ihn an, mit ihren großen Mandelförmigen Augen, er konnte ihr einfach nicht böse sein.

Der Frachter tuckerte langsam am Kai entlang zum Anlegeplatz im Hafen.

Währenddessen gab es ein konspiratives Gespräch zwischen einem Kreistagsabgeordneten und einem Bauunternehmer aus dem Kreis Aurich. Die beiden Herren der sogenannten „besseren Gesellschaft,    sie befürchteten, das ihr unappetitliches Geschäft auffliegen würde und die Russen, um sich zu retten, sie an die Polizei verraten würden. Die beiden Herren waren die eigentlichen Profiteure des organisierten Menschenhandels, der Drogenhandel war das Ding der Russenmafia. Also mussten sie Abwegen, abzuhauen und alles verlieren, oder abzuwarten ob die Russen dicht hielten und sie unbehelligt blieben.

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„Wir sind seit 6 Uhr morgens im Marschenland unterwegs. Auch mit Spürhunden. Hauptwachmeister Jansen knallte verärgert den „Kurier auf den Tisch des Einsatzwagens des „MEK“. Die halbe Stadt ist auf den Beinen und spielt Kriminalpolizei, sie haben Suchtrupps zusammengestellt und kommen uns bei unserer Suche in die Quere. Die Zeitung schreibt auf der Titelseite, dass die Polizei überfordert wäre, sie suchten nun schon seit    2 Tage, ohne Erfolg, nach dem flüchtigen Verbrecher. Nun sollen wir auch noch den Hafen in Norddeich abriegeln und die Zufahrtsstraßen kontrollieren. Wir sind damit wirklich personell überfordert.“ Der anwesende Kollege vom „MEK“ nickte zustimmend, aber nicht wirklich interessiert und Jansen war mit seinem Groll alleine gelassen. Da kam die Nachricht, dass ein Suchtrupp der Bürger den flüchtigen Verbrecher gesehen hatte und ihn in einer Scheune verschwinden gesehen hatten.

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Sie hatten die Scheune umstellt und warteten nun auf die Einsatzkräfte der Polizei. Jansen, der den Einsatz zu leiten hatte endschied sofort zu handeln. Er zog einige Polizisten vom Hafen ab und beorderte sie zu dieser Scheune wo der gesuchte Verbrecher sich verschanzt haben sollte. Eine verhängnisvolle Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

Die beiden „feinen Herren“ bekamen eine Nachricht auf ihrem Handy: „Fracht läuft ein, können nur 8 Einheiten abtransportieren, kommt und übernehmt sofort die restliche Ladung! Sonst platzt das Geschäft!“ „Jetzt ziehen die blöden Weiber uns mit hinein, in den Schlamassel. Wollen wir das riskieren, jetzt wo alles auf dem Spiel steht und wir mit denen auffliegen könnten und nur weil die versagt haben?“Polterte der Bauunternehmer und spuckte vor Wut seinen Schleim vor die Füße seines Komplizen.

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Dieser schüttelte den Kopf und erwiderte: „Bestimmt nicht mit mir, darauf kannst Du einen „Lassen“! „ Also abhauen! Sofort!

Der Frachter hatte nun den Anleger im Hafen erreicht und der Steuermann manövrierte das Schiff zum Anlegen zielgenau an die Poller. Eine „SMS“ klopfte plötzlich auf dem Handy des Kreistagsabgeordneten an: „Ihr Ärsche, ihr kommt jetzt sofort zum Anleger, oder ihr fliegt mit uns auf!“ Nun fuhren die beiden Komplizen doch noch mit ihrem VW Bus zum Hafen.

Der Frachter wurde fachmännisch an den Pollern vertäut und ein Steg zum entladen übergelegt. Davor wartete schon der dunkelblaue Van der Russinnen, die Frauen saßen aber noch im Wagen und warteten wohl auf die beiden Komplizen mit ihrem Bus. Der ließ auch nicht lange auf sich warten.

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Und wo waren Berger und Renate? Die beiden Kommissare hielten sich im Hintergrund auf, in einem Einsatzwagen, der mit Bildschirmen der Überwachungskameras ausgestattet war. Sie beobachteten das Geschehen am Anleger und waren mit den Einsatzkräften über Funk verbunden. Es lief bis zu diesem Augenblick alles nach Plan ab. Zum ersten Mal wurden die Flüchtlinge am helllichten Tage vom Frachter entladen, die Frauen hatten sich vorher davon überzeugt, dass der Anlegeplatz Menschenleer war und auch sonst kein Schiff entladen wurde. Es musste schnell gehen ohne Zeitverzögerung, weil die Polizei ihnen auf den Fersen sein könnte. Es lief auch reibungslos, die Frauen wurden im Van der Russinnen untergebracht und die Männer und Kinder stiegen in dem Bus ein. Nun fuhr nur der Bus los und verließ das Hafengelände in Richtung Umgehungsstraße, die wurde von der Polizei abgesperrt und

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der Bus wurde gestoppt und von Einsatzwagen der Polizei eingekesselt. Die Fahrt war für die beiden Ganoven und ihre Fracht damit ohne Blutvergießen beendet.

Alles konzentrierte sich auf den Bus , die andere Ausfahrt zum Kai der Fähre nach Norderney war damit für die Frauen mit ihrem Van offen, denn der Hauptwachtmeister Jansen hatte die Einsatzkräfte dort abgezogen, um den Einsatz bei der Scheune    durch zuführen. Der Van konnte so entkommen ohne das die Einsatzkräfte einschreiten konnten. Er fuhr in Richtung Innenstadt zur Norddeicher Straße.

Auf der Flucht entledigten sich die Russinnen der acht Frauen, sie hielten auf einer Straße am Deich an und warfen die verschreckten Frauen aus dem Van. Es war bereits der Sonnenuntergang über dem Wattenmeer zu beobachten aber die Ruhe und Einzigartigkeit der Landschaft konnten

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die 8 Frauen auf ihrem Fußmarsch am Deich entlang nicht würdigen. Aber sie erkannten, dass sie in Freiheit und Sicherheit waren, Frei in Deutschland, sicher vor den verbrecherischen Ausbeutern. Aber wie lange?

Die Fahndung lief nach den Frauen und dem Van auf Hochtouren. Es war für die Kommissare wieder ein halbes Desaster,

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aber eben ein weiterer Fehler des Einsatzgruppenleiters. Mit der Freiheit war es für die 8 Flüchtlingsfrauen relativ schnell vorbei. Eine Polizeistreife entdeckte die Frauen auf der sonst Menschenleerten Straße am Deich und lies sie von einem herbei gerufenen    Mannschaftswagen abtransportieren. Der Van blieb verschwunden.

Der Einsatz bei der Scheune war eine Fehlmeldung, die scheinbar von den Ganoven gesteuert war. Die Polizeikräfte mussten ohne Ergebnis wieder abziehen.

Nun fehlten den Kommissaren nicht nur der flüchtige Hans Müller, sondern auch noch die Hauptverdächtigen, die beiden russischen Frauen.

Der Van ohne die beiden Frauen wurde hinter Emden Richtung Leer gefunden. Aber den Fahndern waren die Russinnen wieder entwischt.

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Berger zog den Kragen seiner Wetterjacke hoch. Er hasste es immer die falsche Kleidung angezogen zu haben. Nur weil in den Nachrichten gutes Sonnenwetter angesagt wurde, aber ohne den Hinweis, dass das Wetter an der Küste stündlich wechselte. Die beiden Bergers hatten den Vorgang am Hafen an den Monitoren des Einsatzwagens mit verfolgt und waren nun ausgestiegen um durchzuatmen und den Kopf frei zu bekommen. Renate wusste wie sie ihren Konsti jetzt ansprechen musste. „Wir haben nur eine Chance, wir müssen die beiden „feinen Herren“ zum Reden bringen, sie müssen die drei flüchtigen Ganoven verraten und gegen sie aussagen!“ Berger schaute immer noch seinen Blick, starr auf das Meer gerichtet, als er antwortete: „Der Müller kommt mit der Verletzung nicht weit, den finden wir Früher oder Später irgendwo in einer Scheune liegend, vielleicht auch Tod. Aber der Kopf

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des Syndikates in Deutschland wird uns wohl entwischen und die werden weitermachen, irgendwo, mit irgendeinem Ganoven an der Küste.“

Hans Müller wurde von einem Bauer in seinem Kuhstall gefunden und er wurde ins Klinikum nach Emden gebracht, dort verstarb er an einer Sepsis. Die flüchtigen Russinnen waren wahrscheinlich über Holland und Belgien nach Russland geflüchtet und dort untergetaucht.

Die kleine rothaarige Kommissarin Maren aus Aurich erholte sich von ihren Schussverletzungen und konnte nach einer Reha in Bad Zwischenahn, wieder ihren Dienst auf dem Kommissariat in Aurich aufnehmen.    Die    gemeinsame Torfkahnfahrt holten die drei Freunde anschließend nach.

ENDE

Die Folgen des gesamten Romans erschienen hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten. Sie sind alle unter fresenspegel.de auch weiterhin nachzulesen.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

Wir bedanken uns bei dem Autor und hoffen auch 2024 wieder von ihm berichten zu können.