Kommissar Berger – Mord in Norden
von Lutz Müller
ein Küstenkrimi – Folge 15
Das Verhör ist ohne meinem Anwalt nicht rechtsmäßig, ich bestehe auf die Anwesenheit meines Rechtsbeistandes und sofort!“ „Nun wir haben Ihren Anwalt versucht zu erreichen, aber Herr Friedrich Hagen ist auf Norderney abhanden gekommen! Wir suchen Ihn fieberhaft, bisher ohne Erfolg, aber bis dahin werden wir uns weiter unterhalten, eben jetzt als Befragung, dazu benötigen Sie keinen Anwalt!“ Renate bemerkte starken Schweißgeruch gemischt mit blumigem Parfüm der teuren Sorte. Sie hatte das Gefühl Ihren Nerv getroffen zu haben, Sie schwitze nicht nur wegen der unangenehmen Temperatur im Raum, sondern auch vom Stress, den Renate Ihr zugefügt hatte.
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Der fremde Geschäftsmann in Hannover, konnte identifiziert werden. Es war Hans Müller, der mutmaßliche Organisator der gesuchten Bande. Er hatte also die Verbindungen nach Syrien und war der direkte Auftraggeber der getöteten Hallunken in Norden. Dieser Hans Müller war der Schlüssel für die Aufklärung aller in dem Fall begangenen Verbrechen, bis zum mehrfachen Mord. Aber wohl nicht der oberste Chef. Aber war er auch der Mörder der drei Männer? Die gesicherten Spuren waren da nicht ganz eindeutig, aber der Auftraggeber war er auf jeden Fall. Aber die Suche nach Müller blieb erfolglos und das machte Berger wütend, er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ein fremder Mann auf einer kleinen Insel nicht auffindbar sein sollte. Auf der Fähre war er nicht, private Boote hatten den Hafen nicht verlassen und in Norddeich, oder einem anderen ostfriesischen Hafen war kein Boot eingelaufen.
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Illegal von der Insel mit einem Boot zu verschwinden war noch möglich, aber nicht unbemerkt in einen Hafen ankommen.
Renate hatte endlich DNA Vergleichsmaterial von den Russinnen und einen Treffer bei den Spuren der Moorleiche und den beiden anderen toten Verbrechern.
Der bei der Moorleiche gefundene Ohrring spielte dabei eine herausragende Rolle. Die an dem Ohrring isolierte DNA konnte zweifelsfrei einer der beiden Verdächtigen zugeordnet werden. Diese Person war also in der unmittelbaren Nähe der Leiche, oder der Ohrring wurde dort absichtlich platziert. Aber warum und wer hatte ein Motiv, den Mord eine den beiden Frauen unter zuschieben? Für Berger passte noch nicht alles Zusammen, es schien Ihm zu eindeutig, zu inszeniert. Wollte jemand, den die Kommissare noch nicht auf Ihren Zettel der Verdächtigen hatten, in die falsche Richtung
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schicken? Gab es doch noch unerwartet größere Kreise von Akteuren und möglichen Verdächtigen, die noch nicht in Erscheinung getreten waren? Waren es prominente Bürger der Stadt, oder des Landkreises, die sich an den Verbrechen bereicherten? Deckten diese Menschen mit Ihren exponierten Stellungen, das gesamte Syndikat, oder waren sie das Syndikat?
Diese und andere Überlegungen wurden von den Kommissaren immer und immer wieder durchdacht und wieder von Ihnen in Frage gestellt. Renate konfrontierte die Russinnen mit den Fakten und wartete auf ihre Reaktion.
Die einzigen habhaft gewordenen lebenden Verdächtigen, wurden weiter von Renate auf dem Kommissariat befragt. Sie stritten jegliche Beteiligung, an Ihnen vorgeworfenen Verbrechen ab. Sie hätten für alle Tatzeiten ein Alibi und kein Motiv, denn sie
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kannten die Opfer nicht. Angebliches Beweismaterial wurde ihnen untergeschoben und damit seien Sie die Opfer. Sie lehnten jede weitere Stellungnahme ab und beriefen sich auf ihr Recht die Aussage zu verweigern. Sie forderten einen Anwalt, der russisch spricht. Die beiden Frauen waren mit „allen Wassern gewaschen“! Der Staatsanwalt brauchte handfeste Fakten und Beweise um beim Untersuchungsrichter einen Haftbefehl zu beantragen. Berger und sein Team sammelten alles verfügbares Material um daraus eine hieb und stichfeste Anklageschrift zu machen, es war dünnes Eis auf dem sie sich damit bewegten.
Die Hoffnung den gesuchten Hans Müller und Friedrich Hagen lebend zu finden, schwand von Tag zu Tag und damit die wichtigsten Zeugen gegen die beiden Frauen. Von einer Aufklärung des Falles der 40 toten Flüchtlinge und den drei ermordeten
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Männer, waren die Kommissare weit entfernt.
Nun gab es doch noch eine Erfolgsmeldung aus Russland, die beiden gesuchten Männer der Russinnen aus Norden, wurden in Moskau verhaftet, sie wurden auch dort vom Inlandsgeheimdienst gesucht. Sie waren der gesuchte Kopf einer Bande die im organisierten Drogenhandel operierten. Laut der russischen Behörden reichten die Aktivitäten auch nach Deutschland und dort auch nach Ostfriesland, mit seinen offenen Grenzen am Meer nach Skandinavien und nach Südeuropa. Ein entsprechender Auslieferungsantrag wurde vom Staatsanwalt an die russische Justiz gestellt. Die wiederum stellte ein Auslieferungsantrag der beiden Frauen mit russischer Staatsbürgerschaft an Russland. Eine verrückte und verzwickte politische Situation, die von den Kommissaren nicht entschieden und beeinflusst
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werden konnte. Mit einer möglichen Auslieferung der Frauen, würden die gesamte Anklage und die Aufklärung der Mordfälle, hinfällig werden. Für die Kommissare drängte nun die Zeit. Sie mussten liefern!
Da klingelte Marens Handy, es dauerte wie üblich bei Ihr, bis Sie Ihr Handy in den vielen Taschen Ihrer Jacke gefunden hatte und den Anruf Ihres Vatters entgegen nehmen konnte.
Berger und Renate mussten jetzt einfach einmal abschalten und durchatmen um wieder einen freien Kopf zu erhalten, es war Wochenende und sie wollten sich in Ihr Ferienhaus in Norden zurückziehen. Sie wollten gemeinsam ein Menü kochen und dabei an nichts anderes denken, als an die tollen Zutaten und den herrliche Duft, der von den frischen, auf dem Norder Wochenmarkt, eingekauften Gemüse und Fisch ausgingen. Sie schlenderten zwischen den
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Marktständen und prüften die Qualität der angebotenen Früchte und die große Auswahl an Fischen und Meerestieren aus der Nordsee und dem Atlantik. Große Auswahl und damit ein großes Auswahlproblem für die beiden Bergers. Sie diskutierten und dann einigten Sie sich auf Knurrhahn auf Gemüsebeet mit Rosmarin Kartoffeln. Dazu sollte es einen kleinen Salat, von Rauke mit Tomaten und Olivenöl, Kräuter der Provence und Queller aus dem Watt der Nordsee, geben. Als Nachspeise dachten Sie an einen „Kaiserschmarren“, eine Spezialität aus Österreich, sie hatten den in ihrem Urlaub kennengelernt. Was war schöner als das Einkaufen und sich dabei auf das Essen freuen, die Vorfreude ist die beste Freude, sagte Berger und Renate nickte bejahend.
Dann klingelte bei Berger das Handy, mürrisch fingerte er das ungeliebte Instrument aus seiner Seitentasche und rief genau so ins
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Mikrofon: „Berger hier, wer stört da?“ Am anderen Ende der Leitung war erst einmal Stille eingetreten, dann polterte Maren ebenso zurück: „Hier deine Kollegin und wenn Du weiterhin so mürrisch bist, musst Du Dir die gute Nachricht bei mir auf dem Hof abholen, den dort hin bin ich gerade unterwegs um unseren Hans Müller einzufangen! Mein Vater hatte mich gerade angerufen, dass der Müller auf dem Hof eingetroffen sei! „ Berger reagierte blitz schnell und zog Renate hinter sich her zum Parkplatz bei der EDEKA und informierte Sie über die tolle Nachricht. „Wir kommen sofort, ich habe das „MEK“ angefordert, warte auf Verstärkung und sichere das Objekt!“ rief er Maren ins Handy, ohne eine Antwort ab zu warten. Die Fahrt wollte einfach nicht schnell genug bewältigt werden, es zog sich für Berger endlos hin und nun wieder das ostfriesische Schied- Wetter, es regnete und die Sicht wurde immer schlechter.
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Die Regenschwärme zogen dicht über das Marschenland und selbst die Schafe duckten sich und stellten sich zu kleinen Gruppen zusammen.
Als Friedrich die Toilette im Ausflugslokal betrat, merkte er noch wie ein Schatten von hinten an Ihm herantrat, bevor er reagieren konnte stach ihm der Mann eine Spritze in den Hals und Friedrich sackte Ohnmächtig in sich zusammen.
Friedrich wusste nichts mehr, er konnte sich nur noch an seinen Toilettengang im Restaurant erinnern. Dann war alles dunkel in seinem Kopf, nichts mehr, auch nicht wie er auf das kleine Motorboot wie ein Stück totes Vieh verbracht wurde. Dann plötzlich Schmerzen, erst im Kopf von ihm wahrgenommen, dann am ganzen Körper. Die Zunge war angeschwollen von dem Knebel im Mund und er war wie ein Weihnachtspaket verschnürt, jede Bewegung schmerzte
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zusätzlich. Es war für Friedrich eine ausweglose Situation. Nur langsam gewöhnten sich seine verschwollenen Augen an das diffuse Licht im Raum. Es roch muffig und nach abgestanden Bier, es kroch eine plötzliche Übelkeit in Ihm hoch und er hatte große Angst sich zu übergeben, denn er würde dann an seinem eigenen Erbrochenden ersticken. Seine Gedanken kreisten um nichts Anderes, er hatte Todesangst, sein Körper bebte und schwitzte aus allen Poren. Da erkannte er aus dem dunklen Raum auf ihm zukommend, seinen Aufraggeber Hans Müller, der grinste, als würde er gerade eine besonders gute Nachricht erhalten. Dann musste er kotzen und Friedrich erstickte unter schweren Krämpfen an seinen Mageninhalt. Er lag leblos auf dem Betonboden des Bierkellers eines Bordells in Aurich. Hans Müller spuckte seinen Kaugummi vor Friedrichs Leiche auf den Boden. Hans Müller schimpfte vor sich laut hin: „Jetzt muss ich
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diesen Verräter auch noch entsorgen!“ Er überstülpte die verschnürte Leiche mit einem großen Jutesack, in dem sonst Krabben transportiert wurden. Da er alleine mit seinem Boot und den betäubten Friedrich, von Norderney geflohen war und auch keinen mehr trauen konnte, schleppte er den Sack zu seinem Auto und steckte ihn in den Kofferraum seines Wagens. Er wollte auf dem Weg zum Gulfhof der Popkens, den Sack mit der Leiche im Moor verschwinden lassen. Da er bisher noch nicht von der Fahndung der Polizei, nach Ihm erfahren hatte, war er arglos und er wollte sich auf dem Hof erst einmal ausruhen und nachdenken. Das er sich direkt unter den Augen der Polizei befand und somit in der Falle saß, wusste er auch nicht, würde aber es bald vor Augen geführt bekommen. Denn Maren war bereits am Hof angekommen und sie
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versuchte Ihren Vater aus dem Haus heraus zu locken, was sich aber als sehr schwierig erwies. Ihr Vater saß mit Hans Müller auf der überdachten Terrasse vor dem Haus und unterhielt sich scheinbar angeregt, was wiederum Maren sehr beunruhigte, weil Ihr Vater bekanntlich kein Schwätzer war. Was veranlasste Ihren Vater, obwohl er von Maren vor Müller gewarnt war, so ein Risiko einzugehen? Er hätte einfach hinterm Haus verschwinden können, ohne das Müller etwas gemerkt hätte? „Hätte, hätte, Fahrradkette „dachte Maren und überlegte ob Sie auf Berger und Renate warten sollte, oder gleich einschreiten sollte? Sie entschloss sich für Letzteres, sie setzte darauf, dass Müller noch nicht wusste wer Sie war und wo er sich befinden würde. Nun musste nur noch Ihr Vater dicht halten und richtig reagieren. Vater Popken war nicht auf den Kopf gefallen und auch nicht ängstlich veranlagt, also gute Voraussetzung für das Gelingen eines
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Überraschungszugriffs. Sie schlich sich zu Ihrem Auto zurück und fuhr dann direkt vor dem Popken Hof vor, stieg ohne Hektik zu zeigen aus und ging winkend auf die beiden Männer zu.
die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.
Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.
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