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Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (4)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge

Fragen über Fragen schossen Friedrich durch sein Gehirn. Aber Antworten hatte er nicht parat. Das schmutzige Geld das er damit verdiente, war ihm in diesem Moment der Angst völlig nebensächlich, ja egal.

Kleider machen Leute heißt ein Sprichwort, aber nur für kurze Zeit, dann kommt immer der echte Charakter des Trägers zum Vorschein. So auch bei    einer Besprechung im Hinterzimmer einer Norder Kneipe auf dem Neuen Weg. Drei Herren in dunkelblauen

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Zweireiher Anzügen saßen in einem verrauchten, mit einem großen Schild an der Tür, „Raucherzimmer „.Sie saßen an einem ovalen altmodischen Holztisch, auf drei unbequemen Stühlen aus den fünfziger Jahren und jeder von ihnen hatte ein Glas Rotwein vor sich zu stehen. Der Raum wurde nur von „süchtigen“Rauchern benutzt, die es überhaupt nicht ohne den Glimmstängel aushalten konnten und denen die zur Verfügung gestellten Stühle vor der Kneipentür im Winter zu kalt waren. Der ekelhafte Geruch nach kaltem Rauch und die vom Nikotin vergilbte Tapete an den Wänden, zeigte bei den drei Männern Wirkung. Die Gesichter spiegelten unterschiedliche Merkmale der Atmosphäre des Raumes wieder. Alle drei Männer waren Ende Vierzig und hatten Migrationshintergrund, sie waren Syrer und schon länger in Deutschland, denn sie sprachen fast Akzentfrei Deutsch mit dem

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Kellner der Kneipe. Untereinander wurde arabisch gesprochen, jedenfalls hörte es sich für Außenstehende Zuhörer so an. Die drei Männer warteten auf einen weiteren Gast, einen Deutschen. Der kam dann auch ohne größere Begrüßung und sprach ohne Umschweife Klartext: „Dieser Notar muss von der Bildfläche verschwinden, der wird für uns zum Risiko, der hat Angst und wer Angst hat macht bekanntlich Fehler und das können wir jetzt nicht gebrauchen! Wer von euch erledigt das?“ Er schaute sich dabei die Gesichter seiner Gesprächspartner sehr genau an und musterte sie dabei eindringlich. Nur einer hielt dem Blicken des Deutschen stand, die beiden anderen Männer blickten verstohlen nach unten. „Dann eben Du!“ beantwortete der Frager sich selbst. Er reichte ihm eine Pistole, die er ganz plötzlich aus seiner Jackentasche gezogen hatte. „Lass es wie ein Selbstmord aussehen und hinterlass keine Spuren!

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Das Erfolgshonorar ist wie immer nach erfolgreicher Arbeit auf eurem Konto! Die Waffe ist sauber, also passt auf das es so bleibt. Ich kontaktiere euch, wenn ich euch sehen möchte und nicht umgekehrt!“ Er verließ den Raum ohne Gruß und lies die drei „feinen Herren“ etwas nervös zurück.

          Ludgeri Kirche am Norder Marktplatz

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Friedrich schaute sich, bei seinem Gang über den Marktplatz, vorbei an der Ludgeri Kirche, mehrfach nervös um. Die Ludgeri-Kirche steht im Zentrum des Marktplatzes der ostfriesischen Stadt Norden. Das romanisch-gotische Bauwerk wurde in mehreren Bauabschnitten vom 13. Jahrhundert bis Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet.

Die Ludgeri Kirche ist mit rund 80 Meter Länge der größte erhaltene mittelalterliche Sakralbau Ostfrieslands. Die Ludgeri Kirche stammte somit aus dem frühen Mittelalter und ist eine der ältesten Backstein Kirchen Norddeutschlands. Sie wurde dem Missionar in Ostriesland, Bischof Ludgeri von Münster gewidmet.

Der Notar hatte schon länger das ungute Gefühl verfolgt zu werden. Hatte er schon einen Verfolgungswahn, oder wurde er wirklich beschattet? Aber wer könnte das sein? Die Polizei? Ging es ihm durch den Kopf, oder wer hatte ein Interesse an seiner

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Person?    Gedankenversunken überquerte er die Straße am Markt und ging Richtung Westerstraße. Sein Kopfkino arbeitete auf Hochtouren, gab es doch Hinweise im Container über seine Person, oder sogar Spuren die auf Norden hinwiesen? Hatten die Kommissare bereits Ihn im Visier? Es war immer derselbe südländische Typ mit Sonnenbrille, der ihm folgte, obwohl der Himmel bedeckt war und das typische Ostfriesland Wetter sich zeigte. Er trug einen langen hellgrauen Mantel aus weichem Material, denn Friedrich konnte unter dem Mantel deutlich die Konturen seines Körpers erkennen. Ein Hut mit großer Krempe zierte seinen Kopf, er trug ihn tief ins Gesicht gezogen. Aber Friedrich prägte sich die Gesichtszüge genau ein und überlegte wo er diesen Mann schon einmal gesehen hatte.

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„Für Polizei war der Typ zu prollig angezogen, wie aus einem Gangsterfilm“, sprach Friedrich leise zu sich selbst.“ Also wer war Er und was wollte er von mir? Sollte ich ihn einfach ansprechen?“ Die Frage beantwortete sich von selbst. Friedrich wurde plötzlich selbst von hinten angesprochen. Der Mann war alles andere als ein freundlicher Typ. Friedrich hatte sich erschrocken zu ihm umgedreht und er sah in ein finster drein schauendes Gesicht voller Pockennarben, aber seine Kleidung passte nicht so recht zu seiner Ausstrahlung, er war sehr elegant gekleidet. Dieser Kerl drückte Friedrich durch seine Jackentasche den spürbaren Lauf einer Waffe in den Rücken. Friedrich war wie gelähmt, er bewegte sich nicht von der Stelle, es lief ihm kalter Schweiß den Rücken herunter. Der andere Mann der den Notar die ganze Zeit über verfolgte, kam nun näher auf Friedrich zu und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen verächtlich an.

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Friedrich erwachte langsam aus der Schock starre und er fand damit auch seine Sprache wieder: „Was wollen sie von mir, sie sind nicht von der Polizei?“

Der Mann vor ihm grinste über sein ganzes Gesicht, wie ein „Honigkuchenpferd“. „Wie wahr! wie haben sie denn das herausgefunden?“ und lachte dabei zynisch.

Berger und Renate überprüften die Namen der Besatzung des kollidierten Frachters aus Litauen und sie lasen den Namen des Kapitäns, ein Valentis aus Litauen. Norddeich war als Zielort des kleinen Frachters angegeben. Es war unüblich, dass in Norddeich Frachtschiffe ihre Ladung löschten und noch unüblicher eine Container bestückte Ladung. Auf Nachfrage beim Hafenamt erfuhren sie, dass dieses Frachtschiff jeden Monat Norddeich anlief, es wurden keine Container entladen, es gab auch keine Vorrichtung im Hafen dafür. Die Fracht waren kleine

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Maschinenteile, die einzeln von Bord des Frachters abtransportiert wurden. Der Zoll hatte keine Beanstandung und die Papiere waren immer in Ordnung. Die Container wurden, auf Anfrage von Berger, nicht weiter kontrolliert, weil sie ja auf dem Schiff verblieben sind. Also war den Kommissaren klar, dass sich unter den Maschinenteilen Flüchtlinge befanden, die dann wohl in der Nacht irgendwie an Land geschmuggelt wurden.

Aber wohin wurden sie dann weitergeleitet und untergebracht? Die Herkunft der Fracht war in den Frachtpapieren immer mit einem Stempel aus einem EU Land angegeben und somit gab es keinerlei Auffälligkeiten, da Waren aus EU Ländern nicht verzollt wurden. So kamen die beiden Kommissare nicht weiter. Warum waren im Container keine Maschinenteile? War auch eine offene Frage.

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Maren hatte die Spur nach Norden und einem Anwalt verfolgt. An Anwälten gab es in Norden keinen Mangel. Bei Anwälten, die keine weiße Weste hatten, schon. Bei ihren Recherchen fiel ihr ein Rechtsanwalt auf, der vor zwei Jahren aus Hannover zugezogen war. Der hatte schon eine Akte bei den Kollegen der hannoverschen Polizei. Er hatte in Norden von seinem Vorgänger das Notariat übernommen und nebenbei war er als Anwalt tätig. Maren hatte die Akte des Notars aus Hannover angefordert und blätterte fleißig in ihnen. Mandanten hatten ihn angezeigt, wegen sogenannten Mandanten Verrat. Die Anklage wurde von den Klägern zurückgezogen, man hatte sich mit dem Anwalt außergerichtlich geeinigt, weil alles angeblich nur auf Falschinformationen beruhte. Maren wurde nun stutzig und sie recherchierte in dem Fall weiter.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

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