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Kriminalromane Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (16)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 16

Berger und Renate wurden auf Ihren Weg zum Hof, von den Einsatzkräften überholt.

„Hoffentlich macht das MEK nicht zu viel Lärm und verpatz uns den Überraschungszugriff!“ sprach Renate leise zu Konsti, der machte kein glückliches Gesicht. Sie näherten sich dem Gulfhof von Hinten und parkten neben einem Einsatzwagen des MEK. Die Einsatzkräfte, mit Sturmgewehren bewaffnet hatten das Gehöft bereits umstellt und kommunizierten über Kopfhörer miteinander, sodass auch die Kommissare mithören konnten. „Keiner greift ohne mein Befehl ein!“ flüsterte Berger in sein Headset und schlich sich am Haus entlang zur Vorderseite, von wo er Einblick auf die Terrasse

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hatte. Dort sah er den Vater von Maren und Müller an einem Tisch sitzend und dann Maren plötzlich auf die beiden Männer winkend zugehend. „Verdammt was macht Sie da ohne Deckung?“ Ging es Berger durch den Kopf! Er informierte sofort Renate und das Einsatzkommando hörte mit. Dann ging leider alles sehr schnell, Hans Müller entdeckte an Marens Hüfte den Halfter mit der Dienstwaffe und reagierte blitzschnell, er zog seine Waffe aus seiner Jackentasche und hielt sie Vater Poken an den Kopf. Maren zog ebenfalls Ihre Waffe und richtete sie auf Müller, ein Patt war entstanden, aber zum Nachteil von Maren.

„Wenn Sie jetzt langsam Ihre Waffe auf den Boden legen und zu mir herüber schieben, geht das Ganze gut für Ihren Vater aus, ansonsten stirbt Ihr Vater und vielleicht auch ich, aber das ist mir egal!“ In Maren stieg Wut über Ihr unprofessionelles Handeln auf

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und Angst um Ihren Vater. Da stand ein kaltblütiger mehrfacher Mörder vor Ihr und bedrohte Ihren Vater. Geiselschutz geht vor Eigenschutz, lief der innere Film bei Maren ab, Sie konnte nur so entscheiden, Sie musste Ihre Waffe fallen lassen und sie dem Verbrecher überlassen. Das tat Sie dann auch, ganz langsam ging Maren in die Hocke und mit ausgestreckten Armen legte Sie Ihre Dienstwaffe auf den Boden und schob sie mit dem rechten Fuß herüber zu Müller. Der nahm die Waffe schnell an sich und bedrohte nun auch Maren und ließ beide, Maren und Ihren Vater, flach auf dem Bauch und vor sich auf den Boden legen. Es gab nichts Entwürdigendes als diese Situation für einen Kommissar im Einsatz.

In der Zwischenzeit hatte Berger und Renate das Geschehen beobachten können. Sie wussten nun, dass sie mit einer Geiselnahme zu rechnen hatten, wenn nicht sogar mit

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zwei weiteren Toten und eine davon wäre Maren.

Aber nichts von dem geschah, der Leiter der Einsatzkräfte hatte    einen guten Schusswinkel von einem seiner Scharfschützen gemeldet bekommen und glaubte nun eingreifen zu müssen und er gab den finalen Schuss frei auf Hans Müller. Der Schuss fiel, traf aber, weil sich Müller gerade umdrehte, nur die linke Schulter von Müller. Der schoss reflexartig und traf Vater Popken, der sich gerade aufgerichtet hatte, in den Kopf, der fiel wie von einem Blitz getroffen zur Seite und blieb regungslos am Boden liegen. Maren schrie verzweifelt nach Ihren Vater und sprang nun auf und stürzte sich auf Müller, der nun seinen Schmerz in der Schulter voll zu spüren bekam. Sie versuchte Hans Müller die Waffe aus der Hand zu drehen. Dabei löste sich ein weiterer Schuss und traf Maren in Ihren Unterleib. Sie schrie und sackte in

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sich zusammen und fiel dann nach vorne fallend auf den Boden. Müller rannte ins Haus und das MEK rückte nun auf das Gebäude vor, Renate und Berger erholten sich schnell von Ihrer Schock starre und liefen mit gezückter Dienstwaffe, sichernd auf Maren und Ihren Vater auf der Terrasse zu. Berger schrie in sein ungeliebtes Handy:

„Hier Berger, schnell einen Rettungshubschrauber zum Gulfhof der Popkens, zwei Schwerverletzte mit Schusswunden!“

Der Staatsanwalt schwieg lange, so lange hatte er noch nie geschwiegen. Er saß in seinem gepolsterten Ledersessel hinter seinem etwas in die Jahre gekommenen Mahagonischreibtisch. Draußen war es bereits dunkel. Sie standen aufgereiht vor dem Staatsanwalt, wie Schulkinder. Berger, Renate und der Leiter des MEK. Sie schauten bedrückt zu Boden. Es war eine bedrückende Stille im Raum, alle warteten auf ein Donnerwetter.

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Normalerweise hätte Berger sich in so einer Situation anders verhalten. Er hätte in der Offensive die beste Verteidigung gesehen. Aber er hatte gute Gründe sich zurückzuhalten. Das schlechte Gewissen plagte alle drei Beamten, sie hatten sich alle falsch verhalten und das Leben von Maren und Ihrem Vater aufs Spiel gesetzt. Aber da war auch das Fehlverhalten von der Kollegin Maren, die ohne Rückendeckung die Situation herbeigeführt hatte. Maren lag im künstlichen Koma auf der Intensivstation und Ihr Vater hatte großes Glück im Unglück, er bekam nur einen Streifschuss an seiner Schläfe ab und viel in Ummacht.

Er lag nun im selben Krankenhaus in Norden und fragte ständig nach seiner Tochter. Die Furcht der drei Beamten vor den Fragen des Staatsanwaltes, die er gleich stellen würde, wie konnten vier so erfahrende Beamte so versagen und so unprofessionell

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Handeln? Nichts von dem geschah. Der Staatsanwalt fragte stattdessen. „ Was ist der Stand der Dinge? Was macht die Suche nach dem flüchtigen Hans Müller?“ Berger räusperte sich. Er knetete seine Hände, während er berichtete. „Die Fahndung ist auf ganz Deutschland und Europaweit ausgeweitet. Wir vermuten er versucht über Skandinavien nach Russland zukommen. Die russischen Grenzbehörden sind informiert und es ist auch in Russland eine Landesweite Fahndung nach Hans Müller ausgeschrieben worden.“ Alle schauten nun auf den Staatsanwalt und warteten auf seine Reaktion. Die lies auf sich warten. Dann sprach Er Renate direkt an: „Was gedenken Sie zu tun Frau Hauptkommissarin? Was passiert mit den beiden Russinnen und sind Sie bei der Auslieferung der Männer weitergekommen?“ Das Gespräch nahm einen anderen Verlauf, aber auch keinen Besseren. Renate schluckte

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und zwang sich ruhig zu bleiben und sachlich zu antworten:

„Wir haben ohne Hans Müller, nur Indizien und keine lebende Zeugen. Wenn wir innerhalb der nächsten 8 Stunden, dem Untersuchungsrichter, keine Beweise vorlegen können, wird er die Freilassung der Frauen anordnen.“ Der Staatsanwalt stand nun auf und umkreiste die drei Beamten, wie eine Beute und blieb vor Berger stehen und schaute gespannt in sein Gesicht. „Berger, was machen wir nun, was ist Ihr professioneller Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise? Sind Sie sicher, dass Sie und Ihre Truppe das Geschehen noch im Griff haben? Kann ich mich auf sie Alle verlassen?“ Er musterte Berger und wartete auf dessen Antwort. Die kam mit fester Stimme und festen Blick auf    die Augen seines Gegenüber gerichtet. „Wir haben uns unprofessionell verhalten, aber in der Sache liegen wir

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Richtig! Wir wollen das nicht beschönigen, aber wir wollen nun unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Fall lenken. Wir brauchen die Aussagen der in Russland inhaftierten Männer und wir sollten sie gegen die Frauen ausspielen. Wenn die russische Polizei uns ein Beweis liefern könnte, dass die Frauen hier in Deutschland der Kopf der Bande sind, würde das für eine Anklage reichen und wir hätten Zeit die Beweise für die Morde zu erbringen. Nun sah Berger eine Chance den Staatsanwalt von einer bundesweiten Rasterfahndung zu überzeugen. „Wir sollten alle öffentliche Plätze Videotechnisch auswerten und überwachen. Müller muss sich im öffentlichen Raum bewegen, das geht gar nicht anders!“ Der Staatsanwalt fixierte Berger und überlegte einen langen Moment, dann kam Seine    Zustimmung. Berger veranlasste, dass alle Krankenhäuser und Arztpraxen informiert wurden, denn Hans Müller musste seine

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Schusswunde von einem Arzt behandeln lassen.

Renate besuchte Maren im Krankenhaus und kam gerade in der Intensivstation an, als die Ärzte Ihr mitteilten, dass Maren soeben aus dem Koma zurückgehholt wurde und aufgewacht ist. Ihr Gesicht veränderte sich schlagartig. Eben noch drückten der Besuch bei Maren im Krankenhaus, ihre Mimik und die gesamte Körpersprache negative Gedanken aus und nun diese freudige Nachricht. Eine Achterbahn der Gefühle machte Renate in diesem Augenblick durch. „Was heißt das für Maren, Herr Doktor?

Renate schaute den Arzt mit flehendem Blick an. Der Arzt drückte Renate bei der Verabschiedung fest die Hände und sagte: „Wenn Sie die nächsten 24 Stunden stabil bleibt, hat Sie es überstanden und kann genesen!“

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Die Nachricht von Marens Zustand verbreitete sich über das gesamte Kommissariat in Aurich. Die gute Nachricht hob die angeschlagene Stimmung unter den Kollegen. Alle wollten nun diesen Hans Müller finden und verhaften, damit Marens Einsatz und dessen fürchterlichen Folgen nicht umsonst gewesen waren. Die Jagd auf Hans Müller begann!

Berger parkte seinen Dienstwagen vor dem Kommissariat in Aurich neben einen Nobelschlitten der Spitzenklasse sehr eng ein. Das Radio war noch an und die 10 Uhr Nachrichten des NDR Niedersachen liefen gerade. Er hörte den Nachrichtensprecher nur im Hintergrund von den Ermittlungen im Fall „Todescontainer „laufen. Es würde die Sonderkommission des LKA Hannover, unter der Leitung von den Hauptkommissaren Berger nur schleppend vorankommen,

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die Ermittlungen würden noch immer nicht zu einer verwertbaren Spur führen!

Berger schäumte vor Wut und schaltete den Motor ab und drängelte sich fluchend aus seinem Auto, ohne einen Kratzer in der Tür des teuren Wagens neben sich zu hinterlassen. Er stolperte die Treppe hoch zum Eingang des Kommissariats. Ohne zu grüßen lief er an dem Staatsanwalt vorbei, der stutzte und rief Berger sehr forsch zu sich und fragte nach seiner Befindlichkeit? „Wollen Sie mir sagen, was mit Ihnen los ist?“ Berger hatte sich wieder unter Kontrolle und antwortete in gewohnter Berger Manier: „Wir sind diesem Hans Müller auf der Spur, kommen aber immer einen Schritt zu Spät, wir wissen aus den sozialen Netzwerken mit wem er kommuniziert und wo sie sich verabreden. Aber die Mistkerle sind schon Tod, oder untergetaucht, wie die beiden Ehemänner der Russinnen in Moskau.

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Wir kommen keinen Schritt näher an Müller heran! Wir haben im Kofferraum von Müller die verschnürte Leiche von Friedrich Hagen gefunden, damit haben wir Ihn wegen Mordes am Hacken, aber noch nicht wegen der anderen Schweinerein!“

“Was ergab die Videoauswertung?“

Hans Müller spürte den Schuss in seiner Schulter erst, als die Kommissarin Maren sich auf Ihn stürzte und sich die Kugel aus seiner Waffe löste und Maren traf. Er reagierte instinktiv, er rannte ins Haus und kletterte aus einem der hinteren Fenster und flüchtete durch den Gemüsegarten in die Richtung eines kleinen Wäldchens. Beim Laufen um sein Leben merkte er nicht wie bei jeder Bewegung Blut aus seiner Wunde heraus schoss. Er rannte. So schnell er konnte, ohne sich umzudrehen. Er keuchte, die Lunge brannte, dass Herz ebenso. Er gelangte an einen Graben, sprang und landete auf

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der abfallenden Böschung und im schleimigen Grün. Er spürte ein brennen an den Händen und in seinem Gesicht. Brennnesseln. Er kroch auf alle Vieren weiter, es roch nach nasser Erde und die Kleidung klebte an seinem Körper. Aber die Angst, dass alles vorbei sein würde, trieb Ihn weiter. Hinter sich blickend, erkannte er Blaulicht der Einsatzwagen und eine Menschenkette von Polizeibeamten die sich langsam auf Ihn zu bewegten. Er rannte und es fühlte sich für Ihn an, als wäre er kilometerweit gelaufen. Plötzlich tauchten    große eingeschweißte Heuballen vor ihm auf und er kletterte zwischen die aufgestapelten riesigen Ballen und er versteckte sich dort, er riss einen Ballen auf und zog das duftende Heu heraus und deckte sich damit zu. Er versuchte sich zu beruhigen und einzuschlafen. Die Polizeikette wurde wegen der plötzlich eintretenden Dunkelheit aufgelöst und die Suche abgebrochen.

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Aber die Kälte war plötzlich da. Er war wach und er spürte seine Finger und Zehen nicht mehr, die Arme und Beine schienen zu einem anderen Körper zu gehören. Er lauschte in die Dunkelheit und starrte in die Richtung wo er die Polizisten Kette zuletzt gesehen hatte. Nichts als Dunkelheit und Stille! Hans Müller richtete sich auf und versuchte aus dem Labyrinth der Heuballen heraus zukommen. Er rutschte ab und knickte mit dem Fuß um, ein höllischer Schmerz schoss durch seinen Körper und meldete sich in seinem Gehirn. Jetzt ist es aus, dachte er nun könnte er sich nicht mehr ohne fremde Hilfe fortbewegen. Seine Wunde blutete nicht mehr, war aber stark entzündet. Sein Kopf fühlte sich wie ein Heizofen an, er hatte Fieber.

Die Videoauswertungen von den öffentlichen Plätzen der angrenzenden Städte

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ergaben keinen Befund, Müller war entweder nicht dort, oder noch nicht bis dort hingekommen, berichtete Renate dem Staatsanwalt. Auch von den Arztpraxen und Krankenhäuser keine Meldung. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Es wurden nun Suchhunde eingesetzt und sie hatten Glück, sie konnten eine Spur aufnehmen, die führte die Beamten zu einem großen Haufen von Rundballen aus Heu. Blut klebte an einigen Ballen und ein Ballen war aufgerissen und diente Müller scheinbar als Versteck und Nachtlager. Es ging weiter in die Richtung Landstraße, aber die Blutspur endete am Heuballen.

Hans Fischer vom Staatsschutz meldete sich plötzlich wieder, er trat nach der missglückten Aktion beim Gulfhof nicht mehr in Erscheinung. Er berichtete von einem V-Mann aus der Drogenszene, das neue Ware mit Flüchtlingen auf dem Weg Richtung

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Ostfriesland sei. Der Schmuggler Ring an der Küste war also noch intakt. Die Nachricht elektrisierte die Kommissare, sie sahen eine Chance das Frachtschiff bis zum Bestimmungsort zu überwachen und dann die Verteilung zu observieren und die Hintermänner oder Frauen auffliegen zulassen.

Der Staatsanwalt rief Berger und Renate zu sich ins Büro.

Er saß hinter seinem Schreibtisch, als ob er Anklage erheben wollte. Seine Mimik verriet nichts Gutes.

Er räusperte sich und wies den Kommissaren die freien Stühle vor seinem Schreibtisch an. „Nehmen Sie Platz, sie brauchen Ihn dringend! Der Untersuchungsrichter hat keinen Haftgrund gegen die beiden Russinnen gesehen und die sofortige Freilassung veranlasst.“ Die nun eingetretene Stille im Raum war drückend. Berger polterte es sich

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vom Herzen.“Warum konnte er nicht noch einige Stunden damit warten? Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass die Männer in Moskau reden! Ein paar Stunden, ist das zu viel verlangt? es geht hier um die Aufklärung von Morden an 40 Flüchtlingen und zahlreichen anderen Morden!“ „Berger beruhigen Sie sich, wir haben eben dem Untersuchungsrichter keine ausreichenden Beweise vorlegen können.

Er konnte nach geltendem Gesetz nicht anders handeln, auch wenn damit vermeintliche Verbrecher geschützt werden.“ Renate schaltete sich nun in die Aussprache ein: „Es könnte sich aber auch mit ein bisschen Glück, eine Chance auftun, wenn die beiden Frauen wirklich an der Spitze der Organisation stehen, dann müssen sie jetzt handeln. Eine neue Fracht mit Flüchtlingen und Drogen ist unterwegs

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nach Norddeich und sie haben keine lebenden Organisatoren mehr vor Ort. Also müssen sie vielleicht selber das Ganze in Ihre Hände nehmen und dann hätten wir sie!“ Nicht nur der Staatsanwalt, auch Berger waren überrascht von Renates Schlussfolgerungen und Ihren Vorschlag, sofort die beiden Frauen rund um die Uhr zu observieren und alles für einen Zugriff zu organisieren. Berger hatte sich nun wieder beruhigt. Auch der Staatsanwalt schien nun einigermaßen zufrieden zu sein    mit der Entwicklung im Fall „Todescontainer“.

Renate überredete Konsti das verhinderte Kochen und gemeinschaftliche Essen, nachzuholen. Der Fisch, der „Knurrhahn“ war noch in der Gefriertruhe, es musste nur noch vom EDEKA Markt am Marktplatz von Norden, das Gemüse frisch geholt werden. Die beiden Kommissare fuhren dann die wenigen Straßenzüge zu Ihrem Ferienhaus

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am Barenbuscher Weg. Das gemeinsame Kochen lenkte Berger immer sehr gut von seinen Problemen mit einem gerade aktuellen Fall ab. So war es auch jetzt. Das alte Backsteinhaus aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg hatten sich die Bergers mühevoll und mit viel Herzblut in Eigenarbeit ausgebaut und gemütlich mit einigen Antiquitäten ausgestattet. Im ganzen Haus war Renates Handschrift zu erkennen. Nur die Küche war Bergers Reich und war von Ihm mit den neusten und effektivsten Geräten ausgestattet. Essen und trinken hatte für Konsti einen hohen Stellenwert im Privatleben mit Renate. Seine Neigung fiel bei Renate auf fruchtbaren Boden.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Dornums Geschichte und Gegenwart in Reimen

Georg Murra-Regner kündigt ein neues Projekt an

Die Reimform ist eine in allen Kulturen sehr alte Kunst. Aber sie ist zeitlos und der Bogen spannt sich vom Bibelvers zur modernen Literatur. Der besondere Aspekt, dass Geschichte in Reimform weitergegeben wurde will der Dornumer Schriftsteller Georg Murra-Regner bis in die Gegenwart seines Dorfes demonstrierten. Dass es dabei nicht ohne Kritik und Schärfe zugehen kann, liegt in der der Natur der Dichtung. Spannende Erwartung, die bereits seine Zuhörer einer Lesung Ende September in Dornum fühlen konnten.

Wir sprachen mit dem Dornumer Schriftsteller:

Georg Murra-Regner bei einer Lesung in Dornum. Sept. 2023. Fotos dieser Seite: stk

Das Interview mit Hans-Joachim Steinsiek wurde am 3. 10. 2023 aufgenommen.

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Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (14)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 14

Renate hatte ein ungutes Gefühl, die Bande war ihr zu schnell auf Friedrichs Forderungen eingegangen und ihr Plan der Übergabe war sehr kompliziert ausgedacht. Liefen sie alle in eine gut aufgestellte Falle? Als Maren sie per Handy von der Anwesenheit des Hans Müller auf Norderney informierte, klingelten bei ihr die Alarmglocken. Renate hatte schon einige Geldübergaben organisiert und das mit einer hohen Erfolgsquote.

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Aber in diesem Fall waren sehr viele fremde Einflüsse zu berücksichtigen. Konnten die Kollegen auf der Fähre die Sicherheit von Friedrich gewährleisten? Jetzt auch noch dieser Hans Müller.

Friedrich bewegte sich, an der weißen Düne, möglichst dort, wo sich größere Menschengruppen aufhielten. Er versuchte seine Gedanken zu kontrollieren und nicht an die Übergabe zu denken. Er schaute sich ständig die Menschen an, die ihm begegneten. Er versuchte, bekannte Gesichter zu erkennen und er war einem Nervenzusammenbruch sehr nahe. Aber es geschah nichts Außergewöhnliches. Die Zeit verrann nur langsam für Friedrich, zu langsam und er versuchte sich ab zu lenken, er setzte sich an einem gerade leer gewordenen Tisch auf der Terrasse des Ausfluglokals. Die Bedienung, eine schwarzhaarige Schönheit aus Osteuropa, musterte ihn auffällig lange, dann kam sie

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zögerlich an seinen Tisch und fragte nach seiner Bestellung:

„Ein Stück Apfelkuchen mit Schlagsahne und einen Milchkaffee bitte!“Die Kellnerin nickte in Richtung Friedrich und zog von dannen. Gefahr vorbei, dachte Friedrich und schaute sich die anderen Gäste am Nachbartisch genau an. Die Sonne schien in sein Gesicht und er zog seinen Panamahut, den er bei seinen letzten Urlaub in Meran gekauft hatte, tiefer ins Gesicht. Er verglich die Eindrücke, die er in den Dolomiten erfahren hatte mit denen hier auf der Nordseeinsel Norderney. Norden und Norddeich, die ungleichen Geschwister, Norddeich wurde aus der Not heraus zum Hafen von Norden erkoren und ausgebaut. Als Anfang des letzten Jahrhunderts das Leybuchtsiel gebaut wurde, wurde der Hafen von Norden von der Nordsee abgeschnitten. Kein direkter

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Zugang mehr zum Meer, kein brauchbarer Hafen für Norden. So wurde in Norddeich der neue Hafen für Norden gebaut und es entwickelte sich mit dem Fährdienst zu den 7 vorgelagerten ostfriesischen Inseln eine florierende Wirtschaft. Am Festland, am Strand von Norddeich entstand Wohnraum für Feriengäste und es zog damit stetig mehr Gäste nach Norddeich. Auch für Friedrich fiel der Vergleich    zu Gunsten von Ostfriesland aus, er mochte die Weite des Landes keine hohe Begrenzung oder Einengung durch Berge störte sein Blick.

An den Nachbartischen rekelten sich Jugendliche und plapperten vor sich hin, ohne dabei von ihren Handys aufzuschauen. Daneben unterhielten sich zwei Männer im mittleren Alter über ihr Golfspiel auf der Insel. Da war noch ein Ehepaar mit zwei unerzogenen Kindern, die alles andere wollten, nur nicht in Ruhe mit den Eltern ihr

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bestelltes Essen verzehren. Alles schien ungefährlich und belanglos für Friedrichs Einschätzung der Lage. Hier also warten bis die Zeit vorüberging, oder doch noch durch die Dünen zum Strand und am Wasser entlang schlendern und entspannen? Die schöne Bedienung kam und brachte die Bestellung an Friedrichs Tisch. Der Apfelkuchen duftete herrlich und erinnerte ihn an die Geburtstagsfeiern seiner Kindheit, Mutter backte den besten Apfelkuchen auf der ganzen Welt. Aber da gab es noch eine andere Erinnerung die in ihm aufkam, es gab einen ähnlichen Kuchen auf der Beerdigungsfeier seines Vaters. Warum dachte er gerade jetzt an den plötzlichen Tod seines Vaters, war das ein schlechtes Omen? Ging es Friedrich durch den Kopf.

Berger und Maren verstanden sich ohne viele Worte, wenn man mit einem Ostfriesen zusammenarbeitete musste man sich in der

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Konversation schon auf das Wesentliche konzentrieren. Obwohl Maren keine Schnattertante war, konnte Sie mit ihrer Kollegin Renate einen ordentlichen Snack halten.    Maren machte sich die ganze Zeit auf der Fähre Gedanken darüber, wo eventuelle Schwachpunkte in ihren Masterplan sein könnten. Sie tauschte sich darüber mit Berger über SMS Schreiben aus. Der wiederum hatte mehr Probleme mit dem Schreiben auf seinem neuen Handy, als mit den geschilderten Problemen von Maren.    „Du Maren, schrieb er, wir haben alles profimäßig durchdacht und nach unseren personellen Möglichkeiten organisiert, mir fällt einfach nichts mehr dazu ein!“ Maren ließ nicht locker und fragte nach dem Verbleiben dieses undurchsichtigen Hans Müller, war er auf der Fähre, oder auf der Insel gesichtet worden?“ Er soll doch laut Kenntnisstand meines Vaters heute Morgen auf die Insel gefahren sein? Ist er der gesuchte Drahtzieher der

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Bande? Dann gibt es eine neue explosive Sachlage! Wie können wir verhindern, dass er den Aktenaustausch vornimmt und dabei Friedrich umbringt?

Der hat ja dann wahrscheinlich schon mehrere Morde auf seinem Konto!“

Berger machte sich auch seine eigenen Gedanken zu Hans Müller und dessen Rolle in diesem Fall. Es galt aber alle Eventualitäten zu berücksichtigen und dabei keinen, auch nicht diesen Hans Müller zu vernachlässigen. Maren hatte recht, die Anwesenheit dieses Mannes auf der Insel verhieß nichts Gutes und er musste schnell geortet werden um Ihn unter Kontrolle zu halten. So groß wäre die Insel wohl nicht, dachte Berger, wurde aber sehr bald vom Gegenteil überrascht. Müller tauchte einfach nicht in der Nähe von Friedrich auf. Dies war erst einmal nicht schlecht, aber dann war er vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver und ein

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anderer bestellter Mörder sollte seine Arbeit machen. Also wenigstens zwei mögliche Täter an verschiedenen Orten? Berger stöhnte laut auf, die Halunken zwingen uns, uns aufzuteilen, sprach er vor sich hin. Berger informierte Maren über seine Vermutungen und sie beschlossen sich nicht um den vermuteten Köder, Hans Müller zu kümmern und sich nur auf die Bewachung von Friedrich zu konzentrieren.

Die Situation eskalierte, als plötzlich Friedrich verschwunden war. Die Beamten vor Ort meldeten, dass Friedrich von einem Toilettengang im Restaurant nicht zurück kam. Er war weder auf dem WC aufzufinden noch irgendwo im Ausflugslokal zu orten. Die Fahndung wurde von Berger sofort auf die Dünen und dem Strand an der weiße Düne ausgeweitet und eine Drohne von der Feuerüberwachung der Inselfeuerwehr angefordert. Das Gelände dort war alles

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andere als übersichtlich, eine Verfolgung in den Dünen war zu Fuß kaum möglich. Was war passiert?

Die Zielperson Hans Müller blieb unauffindbar. Die eingesetzten Suchhunde der Polizeistaffel aus Aurich hatten die Spur von Friedrich am Restaurant aufgenommen, aber am Strand kurz vor dem Wasser verloren. Die Drohne übermittelte klare Bilder von den Dünen und dem Strand, leider keine Spur von Friedrich. Da entdeckte sie ein kleines Motorboot in der Nähe der Weißen Düne, es bewegte sich vom Strand weg auf die Fahrrinne zu. Maren erkannte als erste die Möglichkeit einer Entführung von Friedrich durch ein Boot am Strand. Sie rief sofort bei der Wasserpolizei in Norddeich an und beorderte zwei Polizeiboote in Richtung von Norderney. Die Drohne nahm die Verfolgung des Motorbootes auf und übermittelte sehr scharfe Bilder vom Boot und dem

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Geschehen darauf. Berger der die übermittelten Bilder von der Drohne auswertete, erkannte zwei Frauen und einen Mann an Bord des Motorbootes, aber keinen Notar Friedrich Hagen. Der Mann an Bord war auch nicht Hans Müller und die Frauen wurden von Renate als die Personen vom Golfplatz identifiziert. Wenigsten hier ein Treffer sprach Berger genervt in seinen Bart. Aber wo war Friedrich und war er wirklich an Bord, oder schon tot? Berger überlegte, ob es vielleicht auch ein geschicktes Ablenkungsmanöver war und sie auf eine falsche Spur gelenkt wurden? Das ganze Geschehen könnte zu einem großen Fiasko für die Kommissare werden und sie würden wieder am Anfang ihrer Ermittlungen stehen und hätten wohlmöglich noch den Tod von Friedrich zu verantworten. Schlimmer konnten sich Berger und Maren die Situation nicht ausmalen. Renate versuchte sie zu motivieren und verwies auf die noch

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ausstehende Aufbringung des Motorbotes durch die Wasserpolizei. Dann erst hätten sie brauchbare Fakten und Indizien um die Lage zu bewerten.

Die 18 Uhr 15 Fähre von Norderney nach Norddeich legte    pünktlich ab, aber ohne Friedrich Hagen an Bord. Das Kleinflugzeug in Norddeich startete ebenfalls ohne Friedrich nach Hannover. Friedrich blieb für die Polizei    verschollen. War er noch auf der Insel, oder auf einem Boot auf der Nordsee, oder bereits tot und irgendwo auf der Insel in den Dünen verscharrt? Diese Fragen und noch viele andere gingen den drei Kommissaren durch ihre Köpfe, nur trauten sie es nicht vor den Kollegen so auszusprechen. Ebenfalls unentdeckt blieb der vermutliche Drahtzieher Hans Müller, auch von Ihm war keine Spur auf Norderney zu finden.

Es gab weitere schlechte Nachrichten, die beiden Entführer von Friedrich wurden auf

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einer Müllsammelstelle bei Aurich ermordet aufgefunden. Ihnen wurde die Kehle, auf der gleichen Weise wie bei dem Toten im Moor, mit einem Längsschnitt aufgeschnitten, sie waren sofort tot. Es gab Spuren, aber sie konnten auch von den Müllspuren konterminiert worden sein. Aber viel schlimmer, sie konnten nicht mehr zu ihren Auftragsgeber befragt werden. Die Kommissare vermuteten, dass sie den Verbrechern nicht nur auf den Versen, sondern auch den Auftraggebern sehr nahe gekommen waren.

Die Bote der Wasserpolizei umkreisten auf der Höhe der Seehundbänke das Motorboot der gesuchten Personen, sie näherten sich dem Boot durch enger werdender Einkreisung, dann brachten sie es auf, die Beamten enterten das gestoppte Boot und durchsuchten sofort mit gezückte Waffe das Schiff. Ohne Erfolg, es befand sich ein Mann, der sich als Türke ausweisen konnte, er war der

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Steuermann und die bereits bekannten russischen Frauen vom Golfplatz, als einzige an Bord. Die Wasserpolizei eskortierte das Motorboot zum Hafen nach Norddeich. Dort wartete Renate Berger schon gespannt auf die zwei Frauen vom Golfplatz, um sie über ihre Verwickelung mit den Morden und den 40 Toten Flüchtlingen, zu befragen. Die Männer der beiden Russinnen waren in Russland untergetaucht, die russischen Behörden ermittelten dort, auf Anfrage vom Staatsanwalt aus Hannover, zwecks Amtshilfe, nach ihnen. Aber bisher ohne Erfolg. Wo und wann immer die Kommissare auf die Verbrecher stießen, kamen sie zu Spät, oder sie wurden in die Irre geführt. Es war ein grausames Katz und Maus Spiel mit Leichen ohne Ende und immer noch kein Durchbruch bei den Ermittlungen der Kommissare aus Hannover und Aurich.

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Man durfte die Monster nicht an sich heranlassen, dachte Berger. Aber auch nicht selber zum Monster werden. Er durfte keine Emotionen zeigen, aber dabei auch nicht Kaltherzigkeit. Als er am Auffindungsort der 40 zu Tode geschundenen Flüchtlinge stand, da war er wie in Trance dagestanden ohne erkennbare Emotionen, es pulsierte aber das Adrenalin in seinen Adern. Nun die anderen bestialisch hingerichteten Verbrecher, es waren aber auch Menschen, ging es Berger durch den Kopf. Was aber waren das für Menschen, die das alles zu verantworten hatten? Alles nur für Geld und Reichtum und Macht? Er musste sie zur Strecke bringen, ausschalten und aus unserer Gesellschaft für immer entfernen wie ein Krebsgeschwür. Maren riss ihn aus seinen Gedankenschwulst und berichtete von den Ergebnissen der Forensik, bei dem Leichenfund auf der Müllhalde. Es gab endlich verwertbare Spuren berichtete Maren mit ihrer

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abgeklärte ostfriesische Art. Berger schluckte seinen Groll herunter und fragte nach Vergleichsmaterial. „Das gab es noch nicht“: antwortete Maren, aber wir arbeiten daran.

Die beiden russischen Frauen vom Golfplatz leisteten keinen Widerstand und folgten Renate ins Kommissariat nach Aurich. Renate überlegte sich auf der Fahrt von Norddeich nach Aurich, eine Vernehmungsstrategie für die beiden Frauen. Sie zeigten sich nicht überrascht, als Renate sich als Kommissarin outete, was wiederum die Kommissarin ins grübeln brachte. Wie weit ging das Intrigenspiel der Bande, kannten sie schon auf dem Golfplatz die Identität von Berger und Renate? Die beiden Frauen wurden voneinander getrennt transportiert und auch vernommen. Eine zusätzliche Absprache war damit unterbunden und half der Kommissarin Widersprüche bei der Vernehmung aufzuzeigen. Aber die Russinnen waren clever, sie

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hatten sich anscheinet auf alle Eventualitäten schon vor geraumer Zeit vorbereitet. Alles was sie als Aussage von sich gaben, war präzise und wirkte miteinander abgesprochen. Renate setzte auf Ermüdung und auf Fehler der Probanden. Die Dauerbefragung lief wie folgt ab:

Renate platzierte die erste Russin an einen kleinen runden leeren Tisch aus Holz, mitten im Vernehmungsraum, ein Tisch zwei Stühle ansonsten    nichts weiter im Raum. Kaltes Neonlicht flackerte an der Decke, das wiederum nicht von Renate inszeniert war. Eine seit zwei Tagen schon reklamierte defekte Leuchtröhre, nun kam sie Renate gelegen. Die Temperatur im Raum betrug 25 Grad Celsius    und der Sauerstoffgehalt war für drei schwitzende Personen, denn es war noch ein uniformierter Kollege im Raum anwesend, etwas dürftig. Die junge hübsche, aber etwas verschlagen wirkende Frau, saß

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nun schon 1 Stunde an diesem Tisch, mit    einem mit Leitungswasser gefüllten Glas. Nun betrat Renate den Vernehmungsraum und setzte sich ohne der Frau einen Blick zu würdigen, gegenüber und schaute sehr interessiert in die vor Ihr liegenden Akten und blätterte darin langsam Blatt für Blatt. Dann sprach Sie leise, fast schon flüsternd vor sich hin: „Und Sie sind der Kopf der Bande, der für die vielen Toten verantwortlich ist! „ Dabei blätterte Renate weiter in den Akten und brummte dabei ein „Aha hier steht’s schwarz auf weiß!“ „Was reden Sie für einen Müll, Frau Kommissarin, haben Sie einen Kasper gefrühstückt, oder sind Sie einfach irre?“ „Nun der angebliche Müll, den ich hier lese besagt, dass Spuren hinterlassen wurden, gute lesbare vergleichbare Spuren! Protokolle und Aussagen die eindeutig sind! Der irre Kasper in mir sagt, dass reicht!“ „Pah, was reicht, zu was und gegen wen? Sie haben Garnichts, sie stochern im Nebel

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und hoffen, dass ich mich von Ihnen aufs Glatteis führen lasse.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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„Todes Container im Wattenmeer“ (12)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 12

Es gab auf dem Neuen Weg in Norden eine angesagte Kneipe, das „Mittelhaus“, dort trafen sich, seit dem Rausschmiss bei den 60 Plus Bocciaspielern auf dem Marktplatz in Norden, die beiden Ganoven mit Friedrich. Nun war Friedrich verschwunden und sie warteten vergeblich an ihrem Stammtisch. „Was      soll das, warum meldet er sich nicht bei uns und was will er damit bezwecken?“Das Boxergesicht stellte diese Frage halblaut an sein Gegenüber und verzog dabei sein Gesicht als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, was aber sein Gesicht nicht entscheidend veränderte. „Sind wir alle aufgeflogen?“ wetterte der andere Alte.

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Die beiden Ganoven redeten aufeinander ein und gestikulierten dabei, als ob der jeweilige Gesprächsparten Taubstumm wäre. Sie konnten sich einfach nicht einigen, was sie jetzt unternehmen sollten. Der eine wollte nach dem Notar suchen und ihn zur Rede stellen, der Andere aber wollte schnell untertauchen, sogar aus Deutschland

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verschwinden. Das Boxergesicht schaute sich unruhig im Raum um und schaute auch suchend durch das Fenster auf den Neuen Weg. Er fühlte sich beobachtet, es kam ihm so vor, als ob ein älterer großer Mann mit Vollbart ihn verfolgte. „ Du hast schon einen Verfolgungswahn!“ Fauchte der andere Ganove ihn an, als er das merkwürdige Verhalten seines Kumpels verfolgte. Als das Boxergesicht auf    den vermeintlichen Verfolger zeigen wollte, war dieser verschwunden, nicht mehr sichtbar. „Ich habe den doch gesehen, am Markt und beim Cafe`Ten Cate auf der Osterstraße und jetzt vor dem Mittelhaus!“ „Egal!“ antwortete sein Partner und forderte eine schnelle Entscheidung. Wir sollten untertauchen! einigten sich die beiden Ganoven. Aber wo so schnell hin?

Nun waren schon 4 Männer aus der Verbrecherbande auf der Flucht. Die beiden Halunken, die Friedrich entführt und ermorden

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wollten und nun die beiden Alten vom Hafen. Eine ordentliche Aufgabe für die Kommissare und die Polizei aus Aurich. Aber da kam ihnen der Kommissar Zufall zu Hilfe. Zufälle und glückliche Begegnungen spielen bei den meisten Ermittlungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Keiner der Kommissare konnte sich vorstellen, dass die beiden Alten auf dem Video von Hafen außer als Handlanger bei den Flüchtlingsschweinereien, auch noch bei Terroraktivitäten eingesetzt wurden. Berger hatte das Glück, bei einem Rundgang auf dem Marktplatz in Norden, es war Montag und Markttag, die beiden alten Ganoven zu entdecken. Dabei fiel ihm das markante Boxergesicht des einen gesuchten Flüchtigen, besonders auf. Er verfolgte die Beiden über die Osterstraße bis zum Mittelhaus im Neuen Weg. In der Zwischenzeit hatte Berger seine Kollegen informiert und die umstellten die Kneipe. Am Markttag ist die Innenstadt besonders

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mit Touristen gefüllt und das Mittelhaus profitiert davon besonders, es sind dann auch die Außenplätze vollbesetzt. Maren diskutierte mit Berger darüber, ob die beiden Verbrecher bewaffnet wären?

Das würde die Festnahme in der vollbesetzten Kneipe unmöglich machen. Maren und Renate entschieden sich dafür als unverdächtige Touristinnen auf die Toilette zu gehen. Sie wollten entweder vor Ort zugreifen und die beiden Ganoven festsetzen, oder nur herausfinden ob sie Waffen dabei hätten. Wenn ja, dann müssten sie sich etwas Ausgefallendes einfallen lassen.

Renate betrat als erste die Kneipe und ging zum Tresen und fragte die Bedienung nach der Toilette, in diesem Moment kam auch Maren herein und beobachtete die beiden Alten an ihrem Tisch in der Ecke der Kneipe. Die gestikulierten immer noch und redeten auf sich ein. Eine günstige Gelegenheit

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zum Zugriff, ging es Maren durch den Kopf und Renate drehte sich zu Maren um und bemerkte das verabredete Zugriffszeichen. Nun ging alles rasend schnell, die Kommissarinnen stürzten zu dem Ecktisch der beiden Verbrecher und überwältigten sie, völlig überrascht von der Aktion. Berger hatte mit Abstand zur Tür dem Einsatz seiner Kolleginnen respektvoll zugeschaut und musste den Frauen dann auch notgedrungen seine Anerkennung aussprechen. Maren veranlasste, dass die beiden Männer nach Aurich aufs Kommissariat verbracht wurden. Bei ihrer Durchsuchung wurden keine Waffen gefunden. Bei ihrer Vernehmung durch Berger, stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den beiden Ganoven um kleine Handlanger bei diesem miesen Geschäft, handelte. Sie wurden dem Haftrichter vorgestellt und für Menschenhandel und Drogenschmuggel angeklagt. Sie sollten später von

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den Kommissaren weiter verhört werden, sie sollten alles über die Organisation und die Namen ihrer Anführer sagen. Heraus kam, dass Friedrich ihr Auftraggeber war und der gefundene Tote im Moor, der ihnen namentlich nicht bekannt war, der als Mittelsmann und Helfer beim Verteilen der Flüchtlingsfrauen fungierte. Die beiden Alten erwiesen sich als eine sehr trockene Quelle der erwarteten Informationen. Die Kommissare kamen einfach nicht näher an den Kopf der Organisation heran.

Der Notar blieb vorläufig die einzige Quelle die sie nutzen könnten. Aber Friedrich galt als verbrannt für den Staatsschutz. Nun konnte er nur noch    den Kommissaren als Lockvogel nützlich sein. Friedrich hatte sich nach langen zögern, entschieden, er wollte sein Leben in die Hände der Kommissare legen und mit ihnen zusammenarbeiten. Die gedungenen Auftragsmörder waren noch

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auf der Flucht, oder untergetaucht um ihren Auftrag doch noch zu erfüllen, Friedrich für immer auszuschalten. Die Identität der Auftraggeber war den Kommissaren nicht bekannt und blieb das eigentliche Ziel der Ermittlungen. Berger bereitete die Aktion mit Friedrich akribisch vor.

Friedrich hatte Angst und seine Hände zitterten als er die geheime Telefonnummer seines Mittelsmannes in das ortungsfreie Handy eintippte. Es gab ein Freizeichen, aber es meldete sich kein Teilnehmer. Er drückte die Wiederholungstaste zwei weitere Male, dann endlich eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung: „Wer ruft mich auf dieser Nummer an? Hörte Friedrich sein Mittelsmann sprechen. „Ich bin das!“    „Wer ist Ich? Und was ist das für ein Handy?“ Friedrich, den sie ermorden lassen wollen!“ Am anderen Ende der Leitung war plötzlich Ruhe,

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nur Atemzüge waren zuhören. Dann ein röchelndes Geräusch, die Stimme klang jetzt rau und gepresst: „Sie haben Nerven, was wollen sie von mir?“ Friedrich hatte große Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten, kurz vor dem Versagen presste er es heraus:“Eine Sicherheitszusage für meine Unversehrtheit und ein sehr vermögendes Leben, dort wo sie mich nicht finden!“ Am anderen Ende der Leitung hörte er ein höllisches Lachen. Nach einer längeren Pause, die Friedrich unendlich lang vorkam, hörte er sein Gesprächspartner fragen: „Was haben sie zu bieten, dass ich nicht schon habe oder weiß? Sie Wurm!“

Maren folgte ihrem weiblichen Bauchgefühl, sie verfolgte die Spur der beiden Russinnen in Norden weiter. Die Telefonüberwachung ergab einen regen Telefonverkehr nach Russland und auch mit Nummern in Norden und Aurich.

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Die Telefonate wurden ausschließlich über ein nicht registriertes Handy geführt und konnten so nicht ohne weiteres identifiziert werden. Maren beantragte bei den Telefongesellschaften eine Telefonortung und die Namen des jeweiligen Anschlusses. Dies war nicht so einfach wie es sich anh

Es gab auf dem Neuen Weg in Norden eine angesagte Kneipe, das „Mittelhaus“, dort trafen sich, seit dem Rausschmiss bei den 60 Plus Bocciaspielern auf dem Marktplatz in Norden, die beiden Ganoven mit Friedrich. Nun war Friedrich verschwunden und sie warteten vergeblich an ihrem Stammtisch. „Was      soll das, warum meldet er sich nicht bei uns und was will er damit bezwecken?“Das Boxergesicht stellte diese Frage halblaut an sein Gegenüber und verzog dabei sein Gesicht als ob er in eine Zitrone gebissen hätte, was aber sein Gesicht nicht entscheidend veränderte. „Sind wir alle aufgeflogen?“ wetterte der andere Alte.

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Die beiden Ganoven redeten aufeinander ein und gestikulierten dabei, als ob der jeweilige Gesprächsparten Taubstumm wäre. Sie konnten sich einfach nicht einigen, was sie jetzt unternehmen sollten. Der eine wollte nach dem Notar suchen und ihn zur Rede stellen, der Andere aber wollte schnell untertauchen, sogar aus Deutschland

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verschwinden. Das Boxergesicht schaute sich unruhig im Raum um und schaute auch suchend durch das Fenster auf den Neuen Weg. Er fühlte sich beobachtet, es kam ihm so vor, als ob ein älterer großer Mann mit Vollbart ihn verfolgte. „ Du hast schon einen Verfolgungswahn!“ Fauchte der andere Ganove ihn an, als er das merkwürdige Verhalten seines Kumpels verfolgte. Als das Boxergesicht auf    den vermeintlichen Verfolger zeigen wollte, war dieser verschwunden, nicht mehr sichtbar. „Ich habe den doch gesehen, am Markt und beim Cafe`Ten Cate auf der Osterstraße und jetzt vor dem Mittelhaus!“ „Egal!“ antwortete sein Partner und forderte eine schnelle Entscheidung. Wir sollten untertauchen! einigten sich die beiden Ganoven. Aber wo so schnell hin?

Nun waren schon 4 Männer aus der Verbrecherbande auf der Flucht. Die beiden Halunken, die Friedrich entführt und ermorden

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wollten und nun die beiden Alten vom Hafen. Eine ordentliche Aufgabe für die Kommissare und die Polizei aus Aurich. Aber da kam ihnen der Kommissar Zufall zu Hilfe. Zufälle und glückliche Begegnungen spielen bei den meisten Ermittlungen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Keiner der Kommissare konnte sich vorstellen, dass die beiden Alten auf dem Video von Hafen außer als Handlanger bei den Flüchtlingsschweinereien, auch noch bei Terroraktivitäten eingesetzt wurden. Berger hatte das Glück, bei einem Rundgang auf dem Marktplatz in Norden, es war Montag und Markttag, die beiden alten Ganoven zu entdecken. Dabei fiel ihm das markante Boxergesicht des einen gesuchten Flüchtigen, besonders auf. Er verfolgte die Beiden über die Osterstraße bis zum Mittelhaus im Neuen Weg. In der Zwischenzeit hatte Berger seine Kollegen informiert und die umstellten die Kneipe. Am Markttag ist die Innenstadt besonders

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mit Touristen gefüllt und das Mittelhaus profitiert davon besonders, es sind dann auch die Außenplätze vollbesetzt. Maren diskutierte mit Berger darüber, ob die beiden Verbrecher bewaffnet wären?

Das würde die Festnahme in der vollbesetzten Kneipe unmöglich machen. Maren und Renate entschieden sich dafür als unverdächtige Touristinnen auf die Toilette zu gehen. Sie wollten entweder vor Ort zugreifen und die beiden Ganoven festsetzen, oder nur herausfinden ob sie Waffen dabei hätten. Wenn ja, dann müssten sie sich etwas Ausgefallendes einfallen lassen.

Renate betrat als erste die Kneipe und ging zum Tresen und fragte die Bedienung nach der Toilette, in diesem Moment kam auch Maren herein und beobachtete die beiden Alten an ihrem Tisch in der Ecke der Kneipe. Die gestikulierten immer noch und redeten auf sich ein. Eine günstige Gelegenheit

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zum Zugriff, ging es Maren durch den Kopf und Renate drehte sich zu Maren um und bemerkte das verabredete Zugriffszeichen. Nun ging alles rasend schnell, die Kommissarinnen stürzten zu dem Ecktisch der beiden Verbrecher und überwältigten sie, völlig überrascht von der Aktion. Berger hatte mit Abstand zur Tür dem Einsatz seiner Kolleginnen respektvoll zugeschaut und musste den Frauen dann auch notgedrungen seine Anerkennung aussprechen. Maren veranlasste, dass die beiden Männer nach Aurich aufs Kommissariat verbracht wurden. Bei ihrer Durchsuchung wurden keine Waffen gefunden. Bei ihrer Vernehmung durch Berger, stellte sich schnell heraus, dass es sich bei den beiden Ganoven um kleine Handlanger bei diesem miesen Geschäft, handelte. Sie wurden dem Haftrichter vorgestellt und für Menschenhandel und Drogenschmuggel angeklagt. Sie sollten später von

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den Kommissaren weiter verhört werden, sie sollten alles über die Organisation und die Namen ihrer Anführer sagen. Heraus kam, dass Friedrich ihr Auftraggeber war und der gefundene Tote im Moor, der ihnen namentlich nicht bekannt war, der als Mittelsmann und Helfer beim Verteilen der Flüchtlingsfrauen fungierte. Die beiden Alten erwiesen sich als eine sehr trockene Quelle der erwarteten Informationen. Die Kommissare kamen einfach nicht näher an den Kopf der Organisation heran.

Der Notar blieb vorläufig die einzige Quelle die sie nutzen könnten. Aber Friedrich galt als verbrannt für den Staatsschutz. Nun konnte er nur noch    den Kommissaren als Lockvogel nützlich sein. Friedrich hatte sich nach langen zögern, entschieden, er wollte sein Leben in die Hände der Kommissare legen und mit ihnen zusammenarbeiten. Die gedungenen Auftragsmörder waren noch

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auf der Flucht, oder untergetaucht um ihren Auftrag doch noch zu erfüllen, Friedrich für immer auszuschalten. Die Identität der Auftraggeber war den Kommissaren nicht bekannt und blieb das eigentliche Ziel der Ermittlungen. Berger bereitete die Aktion mit Friedrich akribisch vor.

Friedrich hatte Angst und seine Hände zitterten als er die geheime Telefonnummer seines Mittelsmannes in das ortungsfreie Handy eintippte. Es gab ein Freizeichen, aber es meldete sich kein Teilnehmer. Er drückte die Wiederholungstaste zwei weitere Male, dann endlich eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung: „Wer ruft mich auf dieser Nummer an? Hörte Friedrich sein Mittelsmann sprechen. „Ich bin das!“    „Wer ist Ich? Und was ist das für ein Handy?“ Friedrich, den sie ermorden lassen wollen!“ Am anderen Ende der Leitung war plötzlich Ruhe,

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nur Atemzüge waren zuhören. Dann ein röchelndes Geräusch, die Stimme klang jetzt rau und gepresst: „Sie haben Nerven, was wollen sie von mir?“ Friedrich hatte große Mühe seine Stimme unter Kontrolle zu halten, kurz vor dem Versagen presste er es heraus:“Eine Sicherheitszusage für meine Unversehrtheit und ein sehr vermögendes Leben, dort wo sie mich nicht finden!“ Am anderen Ende der Leitung hörte er ein höllisches Lachen. Nach einer längeren Pause, die Friedrich unendlich lang vorkam, hörte er sein Gesprächspartner fragen: „Was haben sie zu bieten, dass ich nicht schon habe oder weiß? Sie Wurm!“

Maren folgte ihrem weiblichen Bauchgefühl, sie verfolgte die Spur der beiden Russinnen in Norden weiter. Die Telefonüberwachung ergab einen regen Telefonverkehr nach Russland und auch mit Nummern in Norden und Aurich.

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Die Telefonate wurden ausschließlich über ein nicht registriertes Handy geführt und konnten so nicht ohne weiteres identifiziert werden. Maren beantragte bei den Telefongesellschaften eine Telefonortung und die Namen des jeweiligen Anschlusses. Dies war nicht so einfach wie es sich anhörte. Ein Gerichtsbeschluss war nötig und der musste sehr gut begründet sein. Beides lag in diesem Fall vor und so konnte Maren auf die gelieferten Daten zugreifen. Dabei tauchte eine Nummer in Hannover auf, die einem deutschen Geschäftsmann gehörte, der einen Import- und Exporthandel betrieb. Der wiederum auch mit Syrien Geschäfte machte. Maren glaubte sich nun auf der richtigen Spur. Es lag aber kein Bildmaterial von dem Geschäftsführer vor und so blieb seine Identität vorerst weiter im Dunklen.

Berger hatte in den Bordellen in Ostfriesland Erfolg bei seiner Recherche nach illegalen

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Flüchtlingsfrauen. Zwei Frauen aus Syrien waren sehr eingeschüchtert, waren dann aber bereit über ihren Leidensweg zu berichten. Renate führte die Befragung der Frauen durch und konnte so eine gewisse Vertrauensbasis von Frau zu Frau aufbauen.    Die Befragung wurde in ein Büro verlegt, in dem es ein gemütliches Sofa gab und zwei Sessel vor einem runden, kleinen Tisch. Es wurde Tee gereicht und Gebäck aus dem Türkenladen aus der Nachbarschaft. Die deutschen Sprachkenntnisse der beiden Frauen waren erstaunlich gut und wie sich herausstellte in Syrien beim Goethe Institut erworben. Sie waren gebildete junge Mädchen von 17 und 19 Jahren, als sie gezwungen wurden ihre Heimat zu verlassen. Der Krieg und die damit verbundene Vertreibung aus ihren Heimatstädten trennte sie von ihren Familien und sie konnten nur sich selbst retten.

örte. Ein Gerichtsbeschluss war nötig und der musste sehr gut begründet sein. Beides lag in diesem Fall vor und so konnte Maren auf die gelieferten Daten zugreifen. Dabei tauchte eine Nummer in Hannover auf, die einem deutschen Geschäftsmann gehörte, der einen Import- und Exporthandel betrieb. Der wiederum auch mit Syrien Geschäfte machte. Maren glaubte sich nun auf der richtigen Spur. Es lag aber kein Bildmaterial von dem Geschäftsführer vor und so blieb seine Identität vorerst weiter im Dunklen.

Berger hatte in den Bordellen in Ostfriesland Erfolg bei seiner Recherche nach illegalen

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Flüchtlingsfrauen. Zwei Frauen aus Syrien waren sehr eingeschüchtert, waren dann aber bereit über ihren Leidensweg zu berichten. Renate führte die Befragung der Frauen durch und konnte so eine gewisse Vertrauensbasis von Frau zu Frau aufbauen.    Die Befragung wurde in ein Büro verlegt, in dem es ein gemütliches Sofa gab und zwei Sessel vor einem runden, kleinen Tisch. Es wurde Tee gereicht und Gebäck aus dem Türkenladen aus der Nachbarschaft. Die deutschen Sprachkenntnisse der beiden Frauen waren erstaunlich gut und wie sich herausstellte in Syrien beim Goethe Institut erworben. Sie waren gebildete junge Mädchen von 17 und 19 Jahren, als sie gezwungen wurden ihre Heimat zu verlassen. Der Krieg und die damit verbundene Vertreibung aus ihren Heimatstädten trennte sie von ihren Familien und sie konnten nur sich selbst retten.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.



Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

Kategorien
Kriminalromane Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (11)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 11

Der Computerabgleich des Fotos der Leiche im Moor ergab einen Treffer. Es handelte

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sich um einen Kurden, der bereits durch Drogendelikte polizeilich Aktenkundig war. Ihm wurden Kontakte zu einer syrischen Schlepperbande    unterstellt, aber nicht bewiesen. Damit war den Kommissaren klar, warum er von den Verbrechern geopfert wurde. Er konnte mit dem Syndikat in Verbindung gebracht werden. Nun hatten die Kommissare mehrere Anhaltspukte und Spuren, die Identität des Opfers und den bei der Leiche gefundenen Ohrring. Renates Vermutung, die Frauen vom Golfplatz könnten etwas mit dem Mord zu tun haben, wurde durch den Fund des Ohrringes bestärkt, aber mehr auch nicht. Sie diskutierten auf der Fahrt zu Maren und ihrem Vater über die Sachlage und das auch noch nicht geklärt war, warum in dem Container nur die Flüchtlinge waren und keine Maschinenteile? Warum sind die Schlepper von ihrem bisherigen Vorgehen abgewichen? Die Kommissare hatten spontan keine Erklärung

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dafür und ob es für den Fall überhaupt relevant war?

Die Fahrt in die Krummhörn verlief reibungslos, aber scheinbar endlos. Die Landschaft veränderte sich kilometerweit nicht und die Straßen waren schnurrgrade und die Schafe an und auf den Deichen sahen alle gleich aus. Es hatte wieder einmal in

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Ostfriesland geregnet und die Straßen waren durch das herunter gewehte Laub der Straßenbäume stellenweise sehr glatt. So musste Berger vorsichtig fahren und so verlängerte sich ihre Fahrzeit erheblich. Aber jede Fahrt hat einmal ein Ende und so auch die der beiden Kommissare zum Popken Hof. Maren hatte bereits, den Tisch vor dem Haus unter einem alten Eichenbaum, mit Tellern und Gläsern aus dem elterlichen Bestand eingedeckt. Der Vater hantierte am Grill und bemühte sich redlich die Holzkohle zum brennen zu bringen. Renate wunderte sich, dass fünf Gedecke auf gelegt waren und fragte auch gleich nach, ob ein Gast kommen würde den sie kennen? Maren lachte und erzählte von ihrem Feriengast der für eine Woche bei ihnen ein Zimmer gemietete hätte. Sie hatte ihn zum Grillen eingeladen und fragte nun ob es den beiden Freunden recht sei.

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Berger brummte wie üblich in seinen Vollbart, es hätte alles bedeuten können, aber es wurde von Maren als ein Einverständnis gedeutet. Renate lachte nur und nickte freundlich wie immer, bejahend in die Richtung von Maren.

Der Fremde stellte sich als Hans Müller vor, er sei Geschäftsmann auf Reisen zu seinen Kunden. Er wollte in Ostfriesland neue Kunden akquirieren und hier in der Krummhörn würde er logistisch zwischen Norden, Aurich und Emden günstig wohnen. Er verkauft Gesundheitsartikel und Geräte, für Fitnessstudios und Physio- Therapeuten. Berger gab Renate und Maren ein heimliches Zeichen, dass er mit ihnen sprechen wollte: „Ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Mann, so wie der extravagant gekleidet ist und steigt hier auf dem Hof ab, solche Leute logieren in erstklassigen Häusern in den Städten.

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Der hat doch was zu verbergen?“ Renate pflichtete ihm bei und sie verabredeten, sich nicht als Kommissare zu outen. Maren brachte im richtigen Moment ihrem Vater bei, sich ebenfalls daran zu halten. Was gab es schöneres als ein gemütliches Beisammensein beim Grillen im Gulfhofgarten. Schnell stellte sich heraus, dass der Fremde keine große Lust zeigte eine Konversation zu führen, er fragte auch die Kommissare nicht nach ihrem Privatleben aus, die Kommissare hatten sich auch nur mit ihren Vornamen vorgestellt und dabei blieb es den ganzen Abend über. Vater Popken erzählte von der Vergangenheit des Familienbesitzes, der bereits 200 Jahre von den Popkens bewirtschaftet wurde. Die Frauen tranken Rotwein aus Spanien und die Männer labten sich an friesischem Bier. Berger mochte das Jever Bier nicht so gerne, es war ihm zu herb, aber er war höflich genug um seine Meinung darüber zu äußern.

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Darum trank er nur ein Bier, weil er noch nach Norden fahren wollte. Sie saßen bis es dunkel wurde zusammen und so gegen 22 Uhr verabschiedeten sich Renate und Konsti von Maren und den beiden Männern und fuhren zurück nach Norden in ihr Ferienhaus. Auf dem Weg zurück nach Norden unterhielten sich die Kommissare darüber, dass sie gar nicht dazu gekommen waren über die neusten Erkenntnisse in ihrem Container Fall zu sprechen. Dabei gab es so viel Neues zu besprechen. Auch dieser Fremde gingen Berger und Renate nicht so recht aus dem Sinn. Aber was waren schon Gefühle und frauliche Intuitionen? Halfen sie den Kommissaren, mehr als Fakten? Nein, aber sie schadeten auch nicht! Was sie sich dann noch in ihrem Ferienhaus in Norden zu sagen hatten, blieb in dieser Nacht ihr gemeinsames Geheimnis.     

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Friedrich Hagen saß immer noch in der Zelle im Kommissariat in Aurich, die weitere Vorgehensweise war von den Kommissaren und dem Staatsschutz nicht entschieden. Der Staatsanwalt war auch noch nicht involviert und somit hockte Friedrich in einer 6 qm kleinen Zelle und wartete auf die Dinge die da auf ihn zukommen sollten.

Was hatte Friedrich mit dem Staatsschutz zutun und wie wurde er überzeugt für ihn zu arbeiten? Die Geschäfte in Hannover liefen gut und die Kanzlei seines Vaters verkam immer mehr zu einer Tarnkanzlei, es gab keine Mandanten mehr, außer die des Syndikats. Seine Spielsucht und die Abhängigkeit von den Syrern trieben ihn immer stärker in eine Depression hinein. Er machte Fehler, die er sich nicht leisten durfte und er war nicht clever genug sie zu verheimlichen. So kam der Staatsschutz auf die Aktivitäten eines Anwalts in Hannover Linden.

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Der sehr guten Kontakte pflegte zu einer ganz speziellen Gruppe aus Syrien, die man mit Menschenschmuggel und Prostitution in Verbindung brachte. Leider bemühte sich der Staatsschutz seit einigen Monaten vergebens darum jemanden in die Gruppe einzuschleusen. Friedrich landete eine Steilvorlage, als er Flüchtlinge ohne Papiere auf dem Schwarzarbeitsmarkt unterbringen wollte. Er lief in eine Falle des Zolls und des Staatsschutzes. Bei der darauf anstehenden Hausdurchsuchung fanden die Ermittler belastendes Material, aber keine Namen und Kontaktadressen. So wurde Friedrich Hagen von Hans Fischer ins Verhör genommen. Er brauchte zwei Tage und Nächte um Friedrich von einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Die Psychomittel, die er dabei anwandte, waren nicht immer legal, aber wirksam. Friedrich sollte sich stärker für größere Aufgaben empfehlen und die Strukturen des Syndikats ausspionieren.

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Der Notar machte wohl seine Sache so gut, dass er von seinem Mittelsmann nach Norden geschickt wurde. Dort sollte er für sich eine neue Vita aufbauen und die gesamte Koordination der Aktivitäten in Ostfriesland übernehmen. Der Staatsschutz triumphierte, er hatte einen Volltreffer direkt ins Innere des Syndikats gelandet. Aber dann kam der verhängnisvolle Tag und der Todes –Container strandete im Wattenmeer vor Norddeich. Die ermittelnden Kommissare aus Aurich und Hannover befreiten Friedrich in der Fischereigenossenschaft in Greetsiel und verhaftete ihn.

Nun bekam Friedrich ein zweites Mal ein Angebot zur Zusammenarbeit, er hatte schnell begriffen, dass der Staatsschutz und die Kommissare aus Aurich nicht ordentlich miteinander kommunizierten. Eine Chance für ihn, oder ein Verhängnis? Friedrich konnte es nicht richtig einschätzen.

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Aber er musste eine Abwägung vornehmen und eine Entscheidung für sich treffen. Wen konnte er mehr vertrauen und damit sein Leben anvertrauen?

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.



Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

Kategorien
Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (9)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 9

Aber an seinem rechten Handgelenk trug er ein Freundschaftsband, für Maren passte das nicht zur gesamten Erscheinung des Beamten. Berger und Renate setzten sich neben Maren, gegenüber von dem Beamten aus Hannover.

Die Kollegen warteten gespannt auf die Ausführungen ihres Gesprächspartners. Der kam dann auch sehr schnell zur Sache: „Sie fischen mit großem Gerät in unserem Teich und rühren dabei die ganze Scheiße so richtig auf!“ Renate konterte sofort: „Nun machen sie mal Halblang! Können sie auch ein ganz normales Gespräch führen? Sie haben es hier nicht mit dummen kleinen Kindern zu tun!“Der Beamte rückte sich auf seinem Stuhl zurecht und versuchte dadurch größer zu wirken. „ Sie sind ungewollt dabei einen lange vorbereiteten Einsatz meiner Behörde zu sabotieren, wir verfolgen die Aktivitäten eines Netzwerkes der Terrororganisation

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„IS“ in Europa und in Deutschland. Wir haben einen V-Mann in die Organisation eingeschleust, hier in Norden. Es handelt sich um die Finanzierung des „IS“ durch Menschenhandel von Flüchtlingen    und damit verbundener Prostitution. Drogenhandel und Schwarzgeldwäsche stehen ebenfalls auf dem Programm der Bande. Ist das normal genug, als erste Information?“ Es herrschte erst einmal Ruhe im Raum und eine gewisse Betretenheit der Kommissare.

Vor 4 Jahren in Hannover!

Friedrich Hagen hatte eine kleine Kanzlei, in Hannover Linden, von seinem Vater übernommen. Linden ist ein Arbeiterstadtteil mit einem großen Anteil von Zuwanderern aus aller Herren Länder. Seit 2015 sind dort sehr viele Flüchtlinge aus Syrien und dem Nahen Osten untergebracht worden. Die Kanzlei lief mehr schlecht als recht und Friedrich hatte ständig Geldprobleme, er war zu allem

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Überdruss auch noch Spielsüchtig und hatte große Spielschulden angehäuft. Diese Spielschulden wurden ohne sein Wissen von einem ihm unbekannten Mann aufgekauft. Friedrich lebte alleine in seiner 2    Zimmerwohnung über seiner Kanzlei. Freunde hatte er keine, schon in seiner Schulzeit wollte keiner seiner Klassenkameraden etwas mit ihm zu tun haben. Er blieb ein Außenseiter, mit guten Noten, aber ohne Freunde. Seine Außenseiter Rolle blieb ihm auch während seines Studiums treu, so studierte er Jura und wurde Anwalt in der Kanzlei seines Vaters. Geld war da immer knapp, denn die Unterschicht in Linden hatte kein Geld für Prozesse und hohe Anwaltskosten. Aber die Hagens blieben ehrlich und setzten sich für ihre Mandanten voll und ganz ein.

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Als sein Vater verstarb übernahm er die Kanzlei und die Wohnung darüber und arbeitete alleine.

Eines Tages kam ein Mandant zu ihm in die Kanzlei und bot ihm seine Hilfe an. Er könne sich um seine Spielschulden kümmern und auch sonst einiges für sein    Wohlbefinden tun. Friedrich hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine saubere Weste, nichts unkorrektes, oder ungesetzliches hatte er zu verantworten. Nun gab es ein unsittliches Angebot! Er sollte eine Mandantschaft übernehmen, von einem Kartell aus dem Ausland. Als Gegenleistung bekam er die Schuldscheine von seinen Spielschulden zurück. Ein gutes Honorar wurde ihm zusätzlich angeboten, bei entsprechender Bewährung sogar eine Teilhaberschaft an einem lukrativen Geschäft. Für Friedrich schien es wie ein Sechser im Lotto zu sein. Seine anfänglichen Skrupel waren schnell verdrängt.

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Ihm wurde ein Mittelsmann mit dem Decknamen Ralf vorgestellt, der informierte Friedrich und führte ihn in die Geschäfte der Organisation ein. Das Kartell war in den besetzten Gebieten in Syrien ansässig und wurde von hochrangigen IS Kämpfern geführt. Es ging darum ein Netzwerk in Europa und auch in Deutschland aufzubauen.

Es sollten mehrere Erfolgsstrategien angewandt werden, um    den Nutzen zu mehren. Geld für Waffen organisieren und Schwarzgeld reinwaschen. Und mit dem reingewaschenen Geld Häuser kaufen um Flüchtlinge unterzubringen und maximal auszubeuten. Sie dann für den Terror zu rekrutieren, um Anschläge in Deutschland durchzuführen, alles für den „IS“ den sogenannten Islamischen Staat. Friedrich hatte komplett sein Gehirn und sein Gewissen ausgeschaltet als er dem Deal zustimmte. Er bekam seine Schuldscheine zurück und er wurde gut

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bezahlt, die Terroristen hielten sich an die getroffene Abmachung. Nun musste Friedrich liefern! Friedrich Hagen lieferte!

Er zog ein Jahr später nach Norden und übernahm dort die Kanzlei eines Notars und dann begann er seine Arbeit für das Kartell der Syrer. Er übernahm die Abwicklung der Maschinenfracht vom Frachter in Norddeich und sorgte dafür, dass seine Handlanger, die beiden schrägen Gestallten vom Markt, in der Nacht dafür sorgten, dass die Flüchtlinge vom Frachter geholt wurden. Sie wurden    dann nach Norden, in ein sicheres Haus, untergebracht. Von dort wurden einige Frauen zur Abarbeitung ihrer Schulden auf die Bordelle in ganz Ostfriesland verteilt. Die Männer mit der Drogenfracht im Darm, bekamen Abführmittel und sie mussten im Beisein der Ganoven auf einen Nachttopf ihre Notdurft verrichten. Die Drogen transportierte Friedrich in seinem Auto nach

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Greetsiel und lieferte sie in einer Fischgenossenschaft, bei seinem Mittelsmann, ab. Das Geld aus dem Drogenverkauf und die anderen Einkünfte legte Friedrich auf seinen Konten in der Schweiz und in Lichtenstein, für das Kartell, an.

Hans Fischer vom Staatsschutz berichtete den Kommissaren von ihren bisherigen Erkenntnissen. Jetzt hatte er von der Festnahme des Notars erfahren und das nach den flüchtigen Entführern gefahndet wird. Beides durchkreuzte ihre eigenen eingeleiteten Maßnahmen, denn der Notar Friedrich Hagen war der Informant des Staatsschutzes. Er war, vielleicht durch die Aktivitäten der Kommissare, aufgeflogen und sollte nun ausgeschaltet werden. Jegliche weitere Aktivitäten mussten ab sofort mit Hans Fischer koordiniert werden. Der Status der Ermittlungen und der Plan der Kommissare wurden nun mit Hans Fischer besprochen und

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organisiert. Das ganze bekam nun eine andere, höhere Ermittlungsdimension. Also alles für die Katz, resümierte Renate: „ Die Befreiung des Notars und seine Vernehmung und sein Geständnis mit der Bereitschaft als Lockvogel für uns zu arbeiten? Wie wollen wir denn da wieder vernünftig herauskommen Herr Kollege Fischer?“

Konstantin Berger“ stand ganz groß auf einem großen braunem Kuvert. Es lag auf dem Schreibtisch von Renate und wurde zuerst von Renate entdeckt, in die Hand genommen, hin und her gewogen und dann Konsti rüber auf seine Schreibtischseite geschoben. Der schaute nur kurz auf und brummte ein unverständliches Danke, in Richtung seiner Frau, lies aber den Briefumschlag unbeachtet liegen. Berger bekam öfters interne Post und die meisten Schreiben erledigten sich von selber, sie mussten nur lange genug liegen gelassen werden.

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Aber dieses Kuvert war gefüllt, Berger konnte die Konturen vom Inhalt erahnen.

Es musste etwas sperriges sein, vielleicht von der KTU? Grübelte Berger und nahm es in die Hand und führte den Brief unter seine Nase und schnüffelte regelrecht daran. Geruchlos resümierte Konsti und öffnete mit brachialer Gewalt den Brief. Er schüttete den Inhalt auf seine Schreibtischplatte, dabei fiel eine Videokassette heraus. Renate hatte den Vorgang mit einem gespannten Gesichtsausdruck beobachtet und gab nun ihren Kommentar zu dem Vorgang ab: „War wohl keine Bombe! Das wäre uns auch schlecht bekommen, so nahe wir hier beieinander sitzen. Denkst du manchmal nach bevor du so einen anonymen Brief öffnest?“Berger wurde rot vor Scham, oder Ärger, oder beides. Er zog die Einweghandschuhe über und betrachtete, die Kassette, drehend, von allen Seiten. Renate schaute mit Unverständnis

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Konsti zu. „Jetzt brauchst du auch nicht mehr so zu tun, als ob du besondere Vorsicht walten lassen würdest!“ Berger grinste über sein ganzes Gesicht, wie ein Pennäler der einen Lehrer reingelegt hatte. Er legte die Videokassette in den Rekorder ein und Maren kam dazu, sie wollten gemeinsam den Inhalt ansehen. Es handelte sich um ein Überwachungsvideo vom Norddeicher Hafen. Was sie da sahen war ihnen durch Friedrich bereits bekannt, aber nun sahen sie wie in der Nacht ein schwarzer Mercedes Kastenwagen am Kai anhielt und zwei Männer stiegen aus dem Auto aus. Dann kam ein weiterer Kombi mit Auricher Kennzeichen und dort stieg nur ein Mann aus.

Die zwei Kerle kannten sie bereits aus der Fahndung, die immer noch erfolglos lief. Der andere Mann aber war ihnen nicht bekannt und auch Hans Fischer hatte ihn noch nicht gesehen. Aber nun hatten sie ein

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deutliches Bild von Ihm und so konnten sie es mit ihren Fotos aus dem Computer abgleichen. Aus dem Frachter stiegen so etwa 20 Flüchtlinge und wollten sofort in den bereitstehenden Kastenwagen steigen, da sortierte der unbekannte Mann die Frauen aus und verfrachtete sie in seinem Kombi. Sie wurden wahrscheinlich sofort auf die Bordelle aufgeteilt. Maren fragte: „Wer schickt uns dieses Video und was hat er mit der ganzen Sache zu tun? Warum haben wir das Überwachungsvideo nicht bekommen und gibt es noch andere Aufnahmen?“ Berger überlegte laut: „Was hilft uns dieses Video? Ich vermute es soll uns auf eine falsche Spur lenken! Wir sollen uns mit Tatsachen beschäftigen die wir eigentlich schon kennen und dabei das Wesentlich übersehen!“ „Aber was ist das Wesentliche, Konsti?“ Fragte Renate und suchte dabei in ihren Aufzeigungen. Hans Fischer war ebenfalls zu der Filmvorführung dazu gestoßen und

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berichtete von einem Leichenfund im Moor bei Aurich.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Der Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

Kategorien
Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (6)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 6

Er überlegte fieberhaft, warum gingen diese Kerle so ein Risiko ein und verfrachteten ihn hier zum Verteilerplatz der Drogen? Hatte er doch noch eine Chance am Leben zu bleiben und sie wollten ihn nur einschüchtern um ihn bei der Stange zu halten?

Langsam kam wieder Gefühl in seine Glieder und Friedrich spürte sein Handy in der Hosentasche. Die Kerle hatten keine Zeit gefunden    ihn bisher zu durchsuchen. Das musste auch so bleiben dachte er krampfhaft, das wäre das Tor zur Freiheit und auch sein Leben hing davon ab. Er musste sie beschäftigen und damit von einer Durchsuchung ablenken.

Er blieb nicht lange alleine im Raum, dann kam einer der Beiden, die ihn entführt hatten, wieder ins Zimmer und beugte sich über Friedrich und flüsterte ihm ins Ohr:

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„ Wir warten auf den Abfallcontainer, er kommt in einer Stunde und dann wirst du mit den Fischresten entsorgt!“ Der Kerl grinste dabei und kaute einen nach Menthol riechenden Kaugummi, der Geruch stieg Friedrich unangenehm in die Nase und er musste Nießen, der Nasenschleim traf den Kerl mitten ins Gesicht. Der schlug ihm reflexartig zurück und das so stark, dass dem Notar die Lippen aufplatzten und das Blut sofort heraus spritzte. „ Möchtest du, dass ich dich quäle, bevor ich dich erschieße, dann mach weiter so du Arschgesicht!“Friedrichs Gedanken überschlugen sich, er musste etwas unternehmen, er musste an sein Handy kommen und das sehr schnell, bevor es Ernst für Ihn wurde.

Aber die ganze Angelegenheit verlief nicht nach irgendeinen Plan, weder den von Friedrich, noch der Plan der gedungenen Mörder. Die Handyortung führte die

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Kommissare aus Emden als erste direkt zur Fischgenossenschaft nach Greetsiel. Sie umstellten das Areal und warteten auf die Kommissare aus Aurich und auf entsprechende Anweisungen. Die trafen dann auch einige Minuten später am Ort des Geschehens ein. Leider hatte einer der Polizeiwagen vergessen ohne Blaulicht zu fahren. Was sich aber als Glücksfall für den Notar herausstellte.

Maren hatte keine Handhabung einen Zugriff anzuordnen, denn es lag ihr kein Grund vor, es sollte nur eine Observation werden. Es wurde aber eine völlig chaotische Aktion. Die drei Kommissare waren gerade aus ihrem Dienstfahrzeug ausgestiegen. Berger kontrollierte wie gewohnt den korrekten Sitz seiner Dienstwaffe, die wurde Ihm und Renate mit ihren Kollegen Jochen aus Hannover nachgeschickt, er wollte gerade seine Anweisungen geben, da rannten

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zwei Gestalten aus dem Gebäude der Genossenschaft und stiegen fluchtartig in ein bereitstehendes Auto. Die Kommissare konnten die Situation nicht einordnen und so reagierten sie erst einmal überhaupt nicht. Von der anderen Seit des Gebäudes kamen Rufe von den Kollegen aus Emden: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“ Wer wollte türmen und warum? Fragten die Kommissare sich gegenseitig. Sie wollten doch nur diesen Notar aus Norden observieren und feststellen was er in Greetsiel vorhatte. Das Fahrzeug, ein schwarzer Mercedes Kastenwagen war auf der Straße Richtung Pewsum, aus dem Sichtfeld der Kommissare, verschwunden.

Friedrich hörte, dass die beiden Kerle sich lautstark etwas in arabischer Sprache zu riefen und sie aus dem Sichtfeld von Friedrich verschwanden. Dann drangen Rufe an sein Ohr: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“

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Der Notar sah seine Chance für gekommen, einfach zu flüchten und um sein Leben zu rennen. Aus für ihn unerklärlichen Gründen waren Polizisten vor Ort und verfolgten die Entführer, oder ihn? Was war für ihn gefährlicher, von den Polizisten entdeckt zu werden, oder von den Entführern doch noch gefasst und umgebracht zu werden? Er entschied sich gefesselt auf dem Sessel sitzen zu bleiben und sich als Opfer einer Entführung befreien zu lassen. Er musste sich nur eine plausible Erklärung ausdenken, was die beiden Typen eigentlich von ihm wollten? Aber da stürmten auch schon zwei Polizisten, mit gezogener Pistole, in den Fischvorbereitungsraum und standen etwas verdutzt dreinschauend vor den gefesselten Notar. Der jüngere der Beamten rief nach den Kommissaren und begann Friedrich von seinen Fesseln zu befreien. Dessen Hände waren von dem Kunststoffband

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eingeschnürt und blau angelaufen, weil die Blutzufuhr teilweise unterbrochen war.

Seine Gemütslage entsprach der gefühlten Kälte seiner fast abgestorbenen Hände. Seine Erwartungshaltung war, auf sein Schafott geführt zu werden. Die Gemütslage der Kommissare aber, war gespalten. Was war hier geschehen? Fragten sich Maren und ihre Kollegen? Wer war da eben geflüchtet, was hatten die Kerle mit den Notar aus Norden zu tun? War das eine Entführung, oder sollte der Notar aus dem Weg geräumt werden? Fragen und noch einmal Fragen, aber keine Antworten. Denn Friedrich schwieg wie ein Grab und machte auch auf dem Kommissariat keine Angaben, außer zu seiner Person, ansonsten verweigerte er jegliche Aussage. Berger hatte eine Theorie vorgetragen. Er wollte den Notar mit den Bildern aus dem Container konfrontieren und von Spuren sprechen, die auf den Notar

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hinweisen würden. Alles würde auf seine Person zulaufen und damit wäre er der Hauptverdächtige bei Menschenhandel mit Todesfolge und Drogenschmuggel. Aber Friedrich Hagen war auch Anwalt, er kannte fast alle Tricks der Vernehmung durch die Polizei und er kannte natürlich seine Rechte. Die Kommissare berieten sich, aber es gab aus der Runde keine anderen Vorschläge. Es sollte so dem Notar vorgetragen werden.

Berger suchte den kleinsten Vernehmungsraum aus, es war Raum 4 und der war genau 15 qm groß. Es stand nicht ganz in der Mitte, ein rechteckiger Tisch mit einer braunen abgenutzten Tischplatte. Drei bequeme Sessel, mit Armlehnen, standen auf der einen Seite des Tisches und ein einfacher Holzhocker auf der anderen Seite. Der Hocker war so niedrig ausgewählt, dass Fridrich nach oben zu den Kommissaren auf schauen musste.

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An jeder Ecke des Raumes hing eine Videokamera und auf dem Tisch stand ein Mikrophon. An der hinteren Seite der Wand, war ein Spiegel, etwa 1m mal 1m groß. Auf der anderen Seite des Spiegels, im Nachbarraum konnten Beamte unbemerkt durch den Spiegel ins Zimmer schauen. Das war Friedrich alles bekannt, er nahm das Ganze nur unterbewusst wahr. Man hatte ihn nun schon eine halbe Stunde alleine auf dem Hocher, mit Handschellen gefesselt, dort sitzen lassen. Seine Hände schmerzten nicht mehr, sie waren eingeschlafen und kribbelten fürchterlich. Er konnte seine anfangs korrekte Körperhaltung, gerader Sitz und durchgedrückte Wirbelsäule, aus Trotz und gespielte Stärke, jetzt nicht mehr aufrecht erhalten.

Er zitterte am ganzen Körper und er stöhnte vor sich hin.

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Er war auf dem Hocker in sich zusammengesunken. Das grelle bläuliche Neonlicht des Scheinwerfers über ihn an der Decke, beleuchtete Friedrich und eine Hälfte des Tisches. „Nun ist es so weit!“ murmelte Berger in seinen Vollbart und er forderte seine Kollegen auf, mit ihm ins Vernehmungszimmer zugehen. Zwei Beamte in Uniform begleiteten sie und stellten sich hinter Friedrich auf. „Bitte nehmen sie dem in Gewahrsam genommenen die Handschellen ab!“ Renate verzog beim sprechen leicht säuerlich ihr schönes Gesicht. Friedrich stöhnte laut auf und rieb sich die Hände. Der kleine Raum war völlig überfüllt mit den 5 Beamten und Friedrich. Der Raum füllte sich schnell mit schlechter Luft, am oberen Rand der einen Wand befand sich ein kleines vergittertes Kippfenster. Es drang nur wenig Licht von dort aus in den Raum. Das alles war Bergers Kalkül, er wollte den Notar weich kochen. Was ihm scheinbar auch

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gelang. Nun konnte Konsti seine Befragungstechnik anwenden und mit den Fakten und den Spuren, sowie die daraus erstellte Fallanalyse, Friedrich verunsichern. Berger legte ein Bild nach dem Anderen vor Friedrich auf den Tisch, es waren Bilder aus dem Container. Sie zeigten die grausamen Bilder der in einander verschlungenen Körper der 40 Frauen und Männer und Kinder. Es gab Nahaufnahmen von verzehrten Gesichtern und hervor gequollenen Augen, die ins Leere starten. Friedrich schob angewidert die Bilder von sich und senkte seinen Kopf. „Kein schöner Anblick von ihren Kunden, Herr Hagen!“Renate hatte es nicht länger ausgehalten und sprach den Notar direkt an. „War dieser Ausgang ein Versehen, ein Unglück, oder eine Vertuschungsaktion?“Maren hatte die ganze Zeit auf den Notar gestarrt, wie der Dreckskerl so zu samengesunken auf seinem Hocker saß, konnte schon etwas Mitleid sich einstellen. Aber

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Maren war Profi genug sich von Gefühlen, bei einer solchen Vernehmung, zu distanzieren. Sie fragte dann auch sehr nüchtern und unaufgeregt nach den Gefühlen von Friedrich, bei dem Anblick dieser Bilder und seinem Schuldgefühl? Friedrich reagierte zum ersten Mal emotional, er erhob seinen Kopf und schaute Maren aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich bin für diese Schweinerei nicht verantwortlich!“Kam die Antwort aus seinem Mund herausgepresst! Berger rückte seinen Sessel zurecht und beugte sich Nachvorne ganz dicht an das Gesicht von Friedrich heran.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

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Kriminalromane Literatur Norden

„Todes Container im Wattenmeer“ (5)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 5

Maren hatte wieder einmal keine Zeit für private Dinge, für ihren Freund Sven. Sven besuchte sie am Abend auf dem Gulfhof in der Krummhörn. Der Vater freute sich über eine Abwechslung und Neuigkeiten, den seine Tochter sprach mit ihm nur das nötigste, wenn sie in einem Fall recherchierte. Maren kam sehr spät zum Hof und nach kurzer Begrüßung verschwand sie mit ihrem Laptop in ihrem Zimmer. Für Sven war nun das Fass endgültig übergelaufen, es stieg in ihm eine unsägliche Wut und Enttäuschung auf. Er betrat ohne anzuklopfen Marens Zimmer und ein aufgestauter Redeschwall schoss aus ihm förmlich heraus. „ Sag einmal bist du völlig verrückt geworden, kennst du nur noch deine Arbeit und auch noch abends zu Hause? Du nimmst mich überhaupt nicht mehr war in deinem Leben, weißt du noch wer ich für dich bin? Ein gelegentlicher Geliebter, der für dich da ist wenn es dir nötig erscheint?“ Maren schaute erschrocken von

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ihrem Laptop auf und Sven mit großen Augen an. Ihr von Sommersprossen übersätes Gesicht wurde puterrot. Sie rang nach Luft bevor sie antworten konnte: „Was habe ich dir getan? Ich habe dich doch freundlich begrüßt!“

An der Reaktion im Gesicht von Sven, konnte sie erkennen, dass sie eben völligen Quatsch geantwortet hatte. Aber sie konnte es nicht mehr zurücknehmen und auch nicht korrigieren, den Sven konterte sofort: „Dazu kann ich wirklich nichts mehr sagen!“ Er drehte sich um, ohne auf eine weitere Erwiderung von Maren zu warten, verließ er den Raum und ohne den Vater zu grüßen das Haus. Maren kamen die Tränen, sie liefen ihr über die schöngeformten Wangen und tropften auf ihr Dekolleté. Sie schluchzte wie ein kleines Mädchen, weil ihre Puppe kaputt war. Der Vater betrat leicht verstört Marens Zimmer und fragte nach dem Grund des

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ganzen Spektakels. Aber eine plausible Erklärung von Maren blieb aus.

Marens Stimmung hatte einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Im Fall „Container“ kam sie nicht weiter, sie müsste eine Überwachung des Notars beantragen, hatte aber keine stichhaltigen Gründe, die dem Staatsanwalt reichen würde. Mit Sven hatte sie einen deftigen Ehekrach, ohne Trauschein. Zu allem Überfluss sprach ihr Vater, seit dem Krach mit Sven, kein Wort mehr mit ihr, obwohl im Hause Popken auch sonst nicht viel gesprochen wurde.

Die Kollegen Konsti und Renate drängten auf Ergebnisse und der Staatsanwalt forderte Fakten. Sie leitete letztendlich die Sonderkommision. Bei einer weiteren Besprechung einigten sich die drei Kommissare darauf, dass die Drogenspur jetzt Priorität hatte. Also welchen Weg nahmen die Drogen und wo wurden sie in Norden gelagert und

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verteilt. So viele infrage kommende Orte gab es nicht in Norden, so argumentierte Maren etwas dürftig. Berger überlegte laut, ob der Handel mit Flüchtlingen auch unmittelbar mit dem Drogenschmuggel zu tun hatte? Dann müsste der Ort schon ganz speziell ausgestattet sein. Es müssten genügend Unterkünfte vorhanden sein und der Umschlagplatz für die Drogen unauffällig für Außenstehende. Maren beorderte die Kollegen vom Kommissariat in Norden nach Aurich. Sie waren die Experten in Norden, die einen solchen Ort kennen müssten. Nun saßen 12 Polizisten an einem großen Tisch im Besprechungsraum des Kommissariats in Aurich. Die drei Kommissare und die Kollegen aus Norden. Die Fragezeichen über ihren Köpfen konnte man erahnen. Es wurden Orte genannt, die aber sofort wieder von einem der Kollegen verworfen wurde,

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dann kamen zwei Örtlichkeiten in die engere Wahl. Das Boxstudio und das Fitnessstudio, beide in Norden. Beide hatten eindeutig das Potential mit den Machenschaften etwas zu tun zu haben.    Aber Beweise von illegalen Aktivitäten gab es bei beiden Institutionen nicht. Aber Berger entschloss sich Spuren zu suchen, den Spuren gab es immer er musste sie nur aufspüren.

Maren ging der Ärger mit Sven nicht aus dem Sinn, aber sie musste sich jetzt auf den Fall konzentrieren und da war die Spur zu einem    Anwalt aus Hannover, der jetzt in Norden als Notar praktizierte, ein gewisser Friedrich Hagen. Das Klientel was er in Hannover hatte, bewegte sich in Zuhälter Kreisen. Zuhälter und Menschenschmuggel, dass passte schon zusammen, dachte Maren und machte sich Notizen über Namen der Mandanten und Zusammenhänge der einzelnen Fälle dieses windigen Anwalts.

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Sie wurde nach längerem Aktenstudium fündig. Der Notar hatte von einem seiner Mandanten Geld, für seine neue Kanzlei in Norden, erhalten, Maren musste schmunzeln und dachte, wie doof von den Beiden dieses auch noch schriftlich zu bestätigen. Jetzt hatte Maren eine belegte Spur von einer Verbindung zwischen einem Zuhälter und dem Notar und das Geld geflossen war, also Grund genug um beim Staatsanwalt eine Observation des Friedrich Hagen zu beantragen. Nun kam Tempo in die Ermittlungen und Erfolg versprechende Spuren, zeigten den Kommissaren, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Friedrich wurde gezwungen in ein vor dem Teemuseum parkenden Wagen einzusteigen, ein Mercedes Kastenwagen, neueres Modell. Er saß noch nicht richtig auf der hinteren Bank, da wurden seine Hände mit einem Kunststoffbinder zusammen gebun-

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den. Er bekam eine Sonnenbrille aufgesetzt, die aber völlig undurchsichtig war. Er hörte den Motor aufheulen und das der Wagen ausgeparkt wurde. Die Fahrt ging ohne Stopp immer geradeaus, nach ca. 5 Minuten Fahrt bog der Wagen nach rechts ab und dann fuhren sie scheinbar endlos lange geradeaus. Dem Notar hatte das Zeitgefühl verlassen, er wusste nicht mehr wie lange sie schon unterwegs waren und seine Orientierung war auch nicht die Beste. Er hatte Todesangst, er hatte genügend Zeit gehabt nachzudenken, ihm wurde jetzt klar, dass er von seinem Auftraggeber aus dem Weg geräumt werden sollte, wahrscheinlich für immer.

Umso länger die Fahrt dauerte, umso mehr stieg die Angst in Friedrich hoch.

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Die Handy Ortung ergab, dass der Notar sich von Norden, in einem Auto sitzend in Richtung Greetsiel bewegte, einem kleinen historischen Sielhafen in der Krummhörn. Dieser kleine Hafenort war der Heimathafen der verbliebenden deutschen Krabbenkutter Flotte, an der ostfriesischen Küste. Aber auch ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Dort war ein schnelles untertauchen ohne große Mühe möglich.

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Maren forderte sofort die Kollegen aus Emden an, die waren nur wenige Kilometer von Greetsiel entfernt stationiert. Sie konnten über die Ortung des Handys, schneller als die Norder Polizei dort eintreffen und reagieren. Konsti unterhielt sich auf der Fahrt mit Renate über die Möglichkeit eines neuen Verteilerortes, mit Hafenanbindung. War die Stadt Norden vielleicht gar nicht der vermeintliche Umschlagplatz für die Flüchtlinge und der Drogen, oder es teilte sich auf die beiden Orte auf, einer für die Drogen und der Andere für die Flüchtlinge? Die Fahrt erschien Berger endlos lange, es sah alles gleich aus, Wiesen ohne Horizont und auf der anderen Seite der nicht enden wollende Deich. Eben Ostfriesland! Brummte Berger in seinen Bart, als ob die anderen Mitfahrer seine Gedanken lesen könnten.

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Nun war wohl die Fahrt zu Ende, sein Leben wahrscheinlich auch. Eine harte Hand drängte ihn aus den Wagen und schubste ihn durch eine Türöffnung in einen Raum. Es wurde Friedrich die Brille abgenommen und er wurde auf einen Sessel gedrückt. Zusammengesunken wie ein Häuflein Elend schaute Friederich sich in den halbdunklen Raum um. Das einzige kleine Fenster war oberhalb des Zimmers und vergittert, es drang wenig Licht hinein. Der Raum roch nach Fisch und in der Mitte stand ein großer Eichentisch auf dem noch Reste von filetierten Fischen und Messer lagen. Friedrich vermutete, dass es sich um eine Fischgenossenschaft handelte, es standen 5 Kunststofftonnen am Rand des Tisches und sie waren mit Fisch bis an den Rand gefüllt. Das gab es nur noch in Greetsiel dachte der Notar, also hier her haben sie ihn gebracht, er kannte nur die anderen Räume der Genossenschaft wo er auch die Drogen ablieferte.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

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Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (4)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge

Fragen über Fragen schossen Friedrich durch sein Gehirn. Aber Antworten hatte er nicht parat. Das schmutzige Geld das er damit verdiente, war ihm in diesem Moment der Angst völlig nebensächlich, ja egal.

Kleider machen Leute heißt ein Sprichwort, aber nur für kurze Zeit, dann kommt immer der echte Charakter des Trägers zum Vorschein. So auch bei    einer Besprechung im Hinterzimmer einer Norder Kneipe auf dem Neuen Weg. Drei Herren in dunkelblauen

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Zweireiher Anzügen saßen in einem verrauchten, mit einem großen Schild an der Tür, „Raucherzimmer „.Sie saßen an einem ovalen altmodischen Holztisch, auf drei unbequemen Stühlen aus den fünfziger Jahren und jeder von ihnen hatte ein Glas Rotwein vor sich zu stehen. Der Raum wurde nur von „süchtigen“Rauchern benutzt, die es überhaupt nicht ohne den Glimmstängel aushalten konnten und denen die zur Verfügung gestellten Stühle vor der Kneipentür im Winter zu kalt waren. Der ekelhafte Geruch nach kaltem Rauch und die vom Nikotin vergilbte Tapete an den Wänden, zeigte bei den drei Männern Wirkung. Die Gesichter spiegelten unterschiedliche Merkmale der Atmosphäre des Raumes wieder. Alle drei Männer waren Ende Vierzig und hatten Migrationshintergrund, sie waren Syrer und schon länger in Deutschland, denn sie sprachen fast Akzentfrei Deutsch mit dem

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Kellner der Kneipe. Untereinander wurde arabisch gesprochen, jedenfalls hörte es sich für Außenstehende Zuhörer so an. Die drei Männer warteten auf einen weiteren Gast, einen Deutschen. Der kam dann auch ohne größere Begrüßung und sprach ohne Umschweife Klartext: „Dieser Notar muss von der Bildfläche verschwinden, der wird für uns zum Risiko, der hat Angst und wer Angst hat macht bekanntlich Fehler und das können wir jetzt nicht gebrauchen! Wer von euch erledigt das?“ Er schaute sich dabei die Gesichter seiner Gesprächspartner sehr genau an und musterte sie dabei eindringlich. Nur einer hielt dem Blicken des Deutschen stand, die beiden anderen Männer blickten verstohlen nach unten. „Dann eben Du!“ beantwortete der Frager sich selbst. Er reichte ihm eine Pistole, die er ganz plötzlich aus seiner Jackentasche gezogen hatte. „Lass es wie ein Selbstmord aussehen und hinterlass keine Spuren!

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Das Erfolgshonorar ist wie immer nach erfolgreicher Arbeit auf eurem Konto! Die Waffe ist sauber, also passt auf das es so bleibt. Ich kontaktiere euch, wenn ich euch sehen möchte und nicht umgekehrt!“ Er verließ den Raum ohne Gruß und lies die drei „feinen Herren“ etwas nervös zurück.

          Ludgeri Kirche am Norder Marktplatz

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Friedrich schaute sich, bei seinem Gang über den Marktplatz, vorbei an der Ludgeri Kirche, mehrfach nervös um. Die Ludgeri-Kirche steht im Zentrum des Marktplatzes der ostfriesischen Stadt Norden. Das romanisch-gotische Bauwerk wurde in mehreren Bauabschnitten vom 13. Jahrhundert bis Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet.

Die Ludgeri Kirche ist mit rund 80 Meter Länge der größte erhaltene mittelalterliche Sakralbau Ostfrieslands. Die Ludgeri Kirche stammte somit aus dem frühen Mittelalter und ist eine der ältesten Backstein Kirchen Norddeutschlands. Sie wurde dem Missionar in Ostriesland, Bischof Ludgeri von Münster gewidmet.

Der Notar hatte schon länger das ungute Gefühl verfolgt zu werden. Hatte er schon einen Verfolgungswahn, oder wurde er wirklich beschattet? Aber wer könnte das sein? Die Polizei? Ging es ihm durch den Kopf, oder wer hatte ein Interesse an seiner

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Person?    Gedankenversunken überquerte er die Straße am Markt und ging Richtung Westerstraße. Sein Kopfkino arbeitete auf Hochtouren, gab es doch Hinweise im Container über seine Person, oder sogar Spuren die auf Norden hinwiesen? Hatten die Kommissare bereits Ihn im Visier? Es war immer derselbe südländische Typ mit Sonnenbrille, der ihm folgte, obwohl der Himmel bedeckt war und das typische Ostfriesland Wetter sich zeigte. Er trug einen langen hellgrauen Mantel aus weichem Material, denn Friedrich konnte unter dem Mantel deutlich die Konturen seines Körpers erkennen. Ein Hut mit großer Krempe zierte seinen Kopf, er trug ihn tief ins Gesicht gezogen. Aber Friedrich prägte sich die Gesichtszüge genau ein und überlegte wo er diesen Mann schon einmal gesehen hatte.

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„Für Polizei war der Typ zu prollig angezogen, wie aus einem Gangsterfilm“, sprach Friedrich leise zu sich selbst.“ Also wer war Er und was wollte er von mir? Sollte ich ihn einfach ansprechen?“ Die Frage beantwortete sich von selbst. Friedrich wurde plötzlich selbst von hinten angesprochen. Der Mann war alles andere als ein freundlicher Typ. Friedrich hatte sich erschrocken zu ihm umgedreht und er sah in ein finster drein schauendes Gesicht voller Pockennarben, aber seine Kleidung passte nicht so recht zu seiner Ausstrahlung, er war sehr elegant gekleidet. Dieser Kerl drückte Friedrich durch seine Jackentasche den spürbaren Lauf einer Waffe in den Rücken. Friedrich war wie gelähmt, er bewegte sich nicht von der Stelle, es lief ihm kalter Schweiß den Rücken herunter. Der andere Mann der den Notar die ganze Zeit über verfolgte, kam nun näher auf Friedrich zu und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen verächtlich an.

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Friedrich erwachte langsam aus der Schock starre und er fand damit auch seine Sprache wieder: „Was wollen sie von mir, sie sind nicht von der Polizei?“

Der Mann vor ihm grinste über sein ganzes Gesicht, wie ein „Honigkuchenpferd“. „Wie wahr! wie haben sie denn das herausgefunden?“ und lachte dabei zynisch.

Berger und Renate überprüften die Namen der Besatzung des kollidierten Frachters aus Litauen und sie lasen den Namen des Kapitäns, ein Valentis aus Litauen. Norddeich war als Zielort des kleinen Frachters angegeben. Es war unüblich, dass in Norddeich Frachtschiffe ihre Ladung löschten und noch unüblicher eine Container bestückte Ladung. Auf Nachfrage beim Hafenamt erfuhren sie, dass dieses Frachtschiff jeden Monat Norddeich anlief, es wurden keine Container entladen, es gab auch keine Vorrichtung im Hafen dafür. Die Fracht waren kleine

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Maschinenteile, die einzeln von Bord des Frachters abtransportiert wurden. Der Zoll hatte keine Beanstandung und die Papiere waren immer in Ordnung. Die Container wurden, auf Anfrage von Berger, nicht weiter kontrolliert, weil sie ja auf dem Schiff verblieben sind. Also war den Kommissaren klar, dass sich unter den Maschinenteilen Flüchtlinge befanden, die dann wohl in der Nacht irgendwie an Land geschmuggelt wurden.

Aber wohin wurden sie dann weitergeleitet und untergebracht? Die Herkunft der Fracht war in den Frachtpapieren immer mit einem Stempel aus einem EU Land angegeben und somit gab es keinerlei Auffälligkeiten, da Waren aus EU Ländern nicht verzollt wurden. So kamen die beiden Kommissare nicht weiter. Warum waren im Container keine Maschinenteile? War auch eine offene Frage.

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Maren hatte die Spur nach Norden und einem Anwalt verfolgt. An Anwälten gab es in Norden keinen Mangel. Bei Anwälten, die keine weiße Weste hatten, schon. Bei ihren Recherchen fiel ihr ein Rechtsanwalt auf, der vor zwei Jahren aus Hannover zugezogen war. Der hatte schon eine Akte bei den Kollegen der hannoverschen Polizei. Er hatte in Norden von seinem Vorgänger das Notariat übernommen und nebenbei war er als Anwalt tätig. Maren hatte die Akte des Notars aus Hannover angefordert und blätterte fleißig in ihnen. Mandanten hatten ihn angezeigt, wegen sogenannten Mandanten Verrat. Die Anklage wurde von den Klägern zurückgezogen, man hatte sich mit dem Anwalt außergerichtlich geeinigt, weil alles angeblich nur auf Falschinformationen beruhte. Maren wurde nun stutzig und sie recherchierte in dem Fall weiter.

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Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

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Dornum Literatur

Georg Murrar-Regner stellt die Geschichte der Cohens vor

Wie sehr die Mitbürger jüdischen Glaubens in der Gemeinde Dornum integriert waren bevor sie Ausgrenzung durch die damaligen Bewohner und Nazi-Anhänger erfahren mussten stellt Georg Murrar-Regner in seinem jüngsten Buch dar. Wir sprachen mit ihm über sein neues Werk:

Das Interview wurde am 11. 6. 2023 in Dornum aufgezeichnet.