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Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (6)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 6

Er überlegte fieberhaft, warum gingen diese Kerle so ein Risiko ein und verfrachteten ihn hier zum Verteilerplatz der Drogen? Hatte er doch noch eine Chance am Leben zu bleiben und sie wollten ihn nur einschüchtern um ihn bei der Stange zu halten?

Langsam kam wieder Gefühl in seine Glieder und Friedrich spürte sein Handy in der Hosentasche. Die Kerle hatten keine Zeit gefunden    ihn bisher zu durchsuchen. Das musste auch so bleiben dachte er krampfhaft, das wäre das Tor zur Freiheit und auch sein Leben hing davon ab. Er musste sie beschäftigen und damit von einer Durchsuchung ablenken.

Er blieb nicht lange alleine im Raum, dann kam einer der Beiden, die ihn entführt hatten, wieder ins Zimmer und beugte sich über Friedrich und flüsterte ihm ins Ohr:

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„ Wir warten auf den Abfallcontainer, er kommt in einer Stunde und dann wirst du mit den Fischresten entsorgt!“ Der Kerl grinste dabei und kaute einen nach Menthol riechenden Kaugummi, der Geruch stieg Friedrich unangenehm in die Nase und er musste Nießen, der Nasenschleim traf den Kerl mitten ins Gesicht. Der schlug ihm reflexartig zurück und das so stark, dass dem Notar die Lippen aufplatzten und das Blut sofort heraus spritzte. „ Möchtest du, dass ich dich quäle, bevor ich dich erschieße, dann mach weiter so du Arschgesicht!“Friedrichs Gedanken überschlugen sich, er musste etwas unternehmen, er musste an sein Handy kommen und das sehr schnell, bevor es Ernst für Ihn wurde.

Aber die ganze Angelegenheit verlief nicht nach irgendeinen Plan, weder den von Friedrich, noch der Plan der gedungenen Mörder. Die Handyortung führte die

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Kommissare aus Emden als erste direkt zur Fischgenossenschaft nach Greetsiel. Sie umstellten das Areal und warteten auf die Kommissare aus Aurich und auf entsprechende Anweisungen. Die trafen dann auch einige Minuten später am Ort des Geschehens ein. Leider hatte einer der Polizeiwagen vergessen ohne Blaulicht zu fahren. Was sich aber als Glücksfall für den Notar herausstellte.

Maren hatte keine Handhabung einen Zugriff anzuordnen, denn es lag ihr kein Grund vor, es sollte nur eine Observation werden. Es wurde aber eine völlig chaotische Aktion. Die drei Kommissare waren gerade aus ihrem Dienstfahrzeug ausgestiegen. Berger kontrollierte wie gewohnt den korrekten Sitz seiner Dienstwaffe, die wurde Ihm und Renate mit ihren Kollegen Jochen aus Hannover nachgeschickt, er wollte gerade seine Anweisungen geben, da rannten

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zwei Gestalten aus dem Gebäude der Genossenschaft und stiegen fluchtartig in ein bereitstehendes Auto. Die Kommissare konnten die Situation nicht einordnen und so reagierten sie erst einmal überhaupt nicht. Von der anderen Seit des Gebäudes kamen Rufe von den Kollegen aus Emden: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“ Wer wollte türmen und warum? Fragten die Kommissare sich gegenseitig. Sie wollten doch nur diesen Notar aus Norden observieren und feststellen was er in Greetsiel vorhatte. Das Fahrzeug, ein schwarzer Mercedes Kastenwagen war auf der Straße Richtung Pewsum, aus dem Sichtfeld der Kommissare, verschwunden.

Friedrich hörte, dass die beiden Kerle sich lautstark etwas in arabischer Sprache zu riefen und sie aus dem Sichtfeld von Friedrich verschwanden. Dann drangen Rufe an sein Ohr: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“

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Der Notar sah seine Chance für gekommen, einfach zu flüchten und um sein Leben zu rennen. Aus für ihn unerklärlichen Gründen waren Polizisten vor Ort und verfolgten die Entführer, oder ihn? Was war für ihn gefährlicher, von den Polizisten entdeckt zu werden, oder von den Entführern doch noch gefasst und umgebracht zu werden? Er entschied sich gefesselt auf dem Sessel sitzen zu bleiben und sich als Opfer einer Entführung befreien zu lassen. Er musste sich nur eine plausible Erklärung ausdenken, was die beiden Typen eigentlich von ihm wollten? Aber da stürmten auch schon zwei Polizisten, mit gezogener Pistole, in den Fischvorbereitungsraum und standen etwas verdutzt dreinschauend vor den gefesselten Notar. Der jüngere der Beamten rief nach den Kommissaren und begann Friedrich von seinen Fesseln zu befreien. Dessen Hände waren von dem Kunststoffband

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eingeschnürt und blau angelaufen, weil die Blutzufuhr teilweise unterbrochen war.

Seine Gemütslage entsprach der gefühlten Kälte seiner fast abgestorbenen Hände. Seine Erwartungshaltung war, auf sein Schafott geführt zu werden. Die Gemütslage der Kommissare aber, war gespalten. Was war hier geschehen? Fragten sich Maren und ihre Kollegen? Wer war da eben geflüchtet, was hatten die Kerle mit den Notar aus Norden zu tun? War das eine Entführung, oder sollte der Notar aus dem Weg geräumt werden? Fragen und noch einmal Fragen, aber keine Antworten. Denn Friedrich schwieg wie ein Grab und machte auch auf dem Kommissariat keine Angaben, außer zu seiner Person, ansonsten verweigerte er jegliche Aussage. Berger hatte eine Theorie vorgetragen. Er wollte den Notar mit den Bildern aus dem Container konfrontieren und von Spuren sprechen, die auf den Notar

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hinweisen würden. Alles würde auf seine Person zulaufen und damit wäre er der Hauptverdächtige bei Menschenhandel mit Todesfolge und Drogenschmuggel. Aber Friedrich Hagen war auch Anwalt, er kannte fast alle Tricks der Vernehmung durch die Polizei und er kannte natürlich seine Rechte. Die Kommissare berieten sich, aber es gab aus der Runde keine anderen Vorschläge. Es sollte so dem Notar vorgetragen werden.

Berger suchte den kleinsten Vernehmungsraum aus, es war Raum 4 und der war genau 15 qm groß. Es stand nicht ganz in der Mitte, ein rechteckiger Tisch mit einer braunen abgenutzten Tischplatte. Drei bequeme Sessel, mit Armlehnen, standen auf der einen Seite des Tisches und ein einfacher Holzhocker auf der anderen Seite. Der Hocker war so niedrig ausgewählt, dass Fridrich nach oben zu den Kommissaren auf schauen musste.

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An jeder Ecke des Raumes hing eine Videokamera und auf dem Tisch stand ein Mikrophon. An der hinteren Seite der Wand, war ein Spiegel, etwa 1m mal 1m groß. Auf der anderen Seite des Spiegels, im Nachbarraum konnten Beamte unbemerkt durch den Spiegel ins Zimmer schauen. Das war Friedrich alles bekannt, er nahm das Ganze nur unterbewusst wahr. Man hatte ihn nun schon eine halbe Stunde alleine auf dem Hocher, mit Handschellen gefesselt, dort sitzen lassen. Seine Hände schmerzten nicht mehr, sie waren eingeschlafen und kribbelten fürchterlich. Er konnte seine anfangs korrekte Körperhaltung, gerader Sitz und durchgedrückte Wirbelsäule, aus Trotz und gespielte Stärke, jetzt nicht mehr aufrecht erhalten.

Er zitterte am ganzen Körper und er stöhnte vor sich hin.

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Er war auf dem Hocker in sich zusammengesunken. Das grelle bläuliche Neonlicht des Scheinwerfers über ihn an der Decke, beleuchtete Friedrich und eine Hälfte des Tisches. „Nun ist es so weit!“ murmelte Berger in seinen Vollbart und er forderte seine Kollegen auf, mit ihm ins Vernehmungszimmer zugehen. Zwei Beamte in Uniform begleiteten sie und stellten sich hinter Friedrich auf. „Bitte nehmen sie dem in Gewahrsam genommenen die Handschellen ab!“ Renate verzog beim sprechen leicht säuerlich ihr schönes Gesicht. Friedrich stöhnte laut auf und rieb sich die Hände. Der kleine Raum war völlig überfüllt mit den 5 Beamten und Friedrich. Der Raum füllte sich schnell mit schlechter Luft, am oberen Rand der einen Wand befand sich ein kleines vergittertes Kippfenster. Es drang nur wenig Licht von dort aus in den Raum. Das alles war Bergers Kalkül, er wollte den Notar weich kochen. Was ihm scheinbar auch

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gelang. Nun konnte Konsti seine Befragungstechnik anwenden und mit den Fakten und den Spuren, sowie die daraus erstellte Fallanalyse, Friedrich verunsichern. Berger legte ein Bild nach dem Anderen vor Friedrich auf den Tisch, es waren Bilder aus dem Container. Sie zeigten die grausamen Bilder der in einander verschlungenen Körper der 40 Frauen und Männer und Kinder. Es gab Nahaufnahmen von verzehrten Gesichtern und hervor gequollenen Augen, die ins Leere starten. Friedrich schob angewidert die Bilder von sich und senkte seinen Kopf. „Kein schöner Anblick von ihren Kunden, Herr Hagen!“Renate hatte es nicht länger ausgehalten und sprach den Notar direkt an. „War dieser Ausgang ein Versehen, ein Unglück, oder eine Vertuschungsaktion?“Maren hatte die ganze Zeit auf den Notar gestarrt, wie der Dreckskerl so zu samengesunken auf seinem Hocker saß, konnte schon etwas Mitleid sich einstellen. Aber

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Maren war Profi genug sich von Gefühlen, bei einer solchen Vernehmung, zu distanzieren. Sie fragte dann auch sehr nüchtern und unaufgeregt nach den Gefühlen von Friedrich, bei dem Anblick dieser Bilder und seinem Schuldgefühl? Friedrich reagierte zum ersten Mal emotional, er erhob seinen Kopf und schaute Maren aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich bin für diese Schweinerei nicht verantwortlich!“Kam die Antwort aus seinem Mund herausgepresst! Berger rückte seinen Sessel zurecht und beugte sich Nachvorne ganz dicht an das Gesicht von Friedrich heran.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Kriminalromane Literatur Norden

„Todes Container im Wattenmeer“ (5)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 5

Maren hatte wieder einmal keine Zeit für private Dinge, für ihren Freund Sven. Sven besuchte sie am Abend auf dem Gulfhof in der Krummhörn. Der Vater freute sich über eine Abwechslung und Neuigkeiten, den seine Tochter sprach mit ihm nur das nötigste, wenn sie in einem Fall recherchierte. Maren kam sehr spät zum Hof und nach kurzer Begrüßung verschwand sie mit ihrem Laptop in ihrem Zimmer. Für Sven war nun das Fass endgültig übergelaufen, es stieg in ihm eine unsägliche Wut und Enttäuschung auf. Er betrat ohne anzuklopfen Marens Zimmer und ein aufgestauter Redeschwall schoss aus ihm förmlich heraus. „ Sag einmal bist du völlig verrückt geworden, kennst du nur noch deine Arbeit und auch noch abends zu Hause? Du nimmst mich überhaupt nicht mehr war in deinem Leben, weißt du noch wer ich für dich bin? Ein gelegentlicher Geliebter, der für dich da ist wenn es dir nötig erscheint?“ Maren schaute erschrocken von

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ihrem Laptop auf und Sven mit großen Augen an. Ihr von Sommersprossen übersätes Gesicht wurde puterrot. Sie rang nach Luft bevor sie antworten konnte: „Was habe ich dir getan? Ich habe dich doch freundlich begrüßt!“

An der Reaktion im Gesicht von Sven, konnte sie erkennen, dass sie eben völligen Quatsch geantwortet hatte. Aber sie konnte es nicht mehr zurücknehmen und auch nicht korrigieren, den Sven konterte sofort: „Dazu kann ich wirklich nichts mehr sagen!“ Er drehte sich um, ohne auf eine weitere Erwiderung von Maren zu warten, verließ er den Raum und ohne den Vater zu grüßen das Haus. Maren kamen die Tränen, sie liefen ihr über die schöngeformten Wangen und tropften auf ihr Dekolleté. Sie schluchzte wie ein kleines Mädchen, weil ihre Puppe kaputt war. Der Vater betrat leicht verstört Marens Zimmer und fragte nach dem Grund des

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ganzen Spektakels. Aber eine plausible Erklärung von Maren blieb aus.

Marens Stimmung hatte einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Im Fall „Container“ kam sie nicht weiter, sie müsste eine Überwachung des Notars beantragen, hatte aber keine stichhaltigen Gründe, die dem Staatsanwalt reichen würde. Mit Sven hatte sie einen deftigen Ehekrach, ohne Trauschein. Zu allem Überfluss sprach ihr Vater, seit dem Krach mit Sven, kein Wort mehr mit ihr, obwohl im Hause Popken auch sonst nicht viel gesprochen wurde.

Die Kollegen Konsti und Renate drängten auf Ergebnisse und der Staatsanwalt forderte Fakten. Sie leitete letztendlich die Sonderkommision. Bei einer weiteren Besprechung einigten sich die drei Kommissare darauf, dass die Drogenspur jetzt Priorität hatte. Also welchen Weg nahmen die Drogen und wo wurden sie in Norden gelagert und

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verteilt. So viele infrage kommende Orte gab es nicht in Norden, so argumentierte Maren etwas dürftig. Berger überlegte laut, ob der Handel mit Flüchtlingen auch unmittelbar mit dem Drogenschmuggel zu tun hatte? Dann müsste der Ort schon ganz speziell ausgestattet sein. Es müssten genügend Unterkünfte vorhanden sein und der Umschlagplatz für die Drogen unauffällig für Außenstehende. Maren beorderte die Kollegen vom Kommissariat in Norden nach Aurich. Sie waren die Experten in Norden, die einen solchen Ort kennen müssten. Nun saßen 12 Polizisten an einem großen Tisch im Besprechungsraum des Kommissariats in Aurich. Die drei Kommissare und die Kollegen aus Norden. Die Fragezeichen über ihren Köpfen konnte man erahnen. Es wurden Orte genannt, die aber sofort wieder von einem der Kollegen verworfen wurde,

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dann kamen zwei Örtlichkeiten in die engere Wahl. Das Boxstudio und das Fitnessstudio, beide in Norden. Beide hatten eindeutig das Potential mit den Machenschaften etwas zu tun zu haben.    Aber Beweise von illegalen Aktivitäten gab es bei beiden Institutionen nicht. Aber Berger entschloss sich Spuren zu suchen, den Spuren gab es immer er musste sie nur aufspüren.

Maren ging der Ärger mit Sven nicht aus dem Sinn, aber sie musste sich jetzt auf den Fall konzentrieren und da war die Spur zu einem    Anwalt aus Hannover, der jetzt in Norden als Notar praktizierte, ein gewisser Friedrich Hagen. Das Klientel was er in Hannover hatte, bewegte sich in Zuhälter Kreisen. Zuhälter und Menschenschmuggel, dass passte schon zusammen, dachte Maren und machte sich Notizen über Namen der Mandanten und Zusammenhänge der einzelnen Fälle dieses windigen Anwalts.

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Sie wurde nach längerem Aktenstudium fündig. Der Notar hatte von einem seiner Mandanten Geld, für seine neue Kanzlei in Norden, erhalten, Maren musste schmunzeln und dachte, wie doof von den Beiden dieses auch noch schriftlich zu bestätigen. Jetzt hatte Maren eine belegte Spur von einer Verbindung zwischen einem Zuhälter und dem Notar und das Geld geflossen war, also Grund genug um beim Staatsanwalt eine Observation des Friedrich Hagen zu beantragen. Nun kam Tempo in die Ermittlungen und Erfolg versprechende Spuren, zeigten den Kommissaren, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Friedrich wurde gezwungen in ein vor dem Teemuseum parkenden Wagen einzusteigen, ein Mercedes Kastenwagen, neueres Modell. Er saß noch nicht richtig auf der hinteren Bank, da wurden seine Hände mit einem Kunststoffbinder zusammen gebun-

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den. Er bekam eine Sonnenbrille aufgesetzt, die aber völlig undurchsichtig war. Er hörte den Motor aufheulen und das der Wagen ausgeparkt wurde. Die Fahrt ging ohne Stopp immer geradeaus, nach ca. 5 Minuten Fahrt bog der Wagen nach rechts ab und dann fuhren sie scheinbar endlos lange geradeaus. Dem Notar hatte das Zeitgefühl verlassen, er wusste nicht mehr wie lange sie schon unterwegs waren und seine Orientierung war auch nicht die Beste. Er hatte Todesangst, er hatte genügend Zeit gehabt nachzudenken, ihm wurde jetzt klar, dass er von seinem Auftraggeber aus dem Weg geräumt werden sollte, wahrscheinlich für immer.

Umso länger die Fahrt dauerte, umso mehr stieg die Angst in Friedrich hoch.

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Die Handy Ortung ergab, dass der Notar sich von Norden, in einem Auto sitzend in Richtung Greetsiel bewegte, einem kleinen historischen Sielhafen in der Krummhörn. Dieser kleine Hafenort war der Heimathafen der verbliebenden deutschen Krabbenkutter Flotte, an der ostfriesischen Küste. Aber auch ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Dort war ein schnelles untertauchen ohne große Mühe möglich.

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Maren forderte sofort die Kollegen aus Emden an, die waren nur wenige Kilometer von Greetsiel entfernt stationiert. Sie konnten über die Ortung des Handys, schneller als die Norder Polizei dort eintreffen und reagieren. Konsti unterhielt sich auf der Fahrt mit Renate über die Möglichkeit eines neuen Verteilerortes, mit Hafenanbindung. War die Stadt Norden vielleicht gar nicht der vermeintliche Umschlagplatz für die Flüchtlinge und der Drogen, oder es teilte sich auf die beiden Orte auf, einer für die Drogen und der Andere für die Flüchtlinge? Die Fahrt erschien Berger endlos lange, es sah alles gleich aus, Wiesen ohne Horizont und auf der anderen Seite der nicht enden wollende Deich. Eben Ostfriesland! Brummte Berger in seinen Bart, als ob die anderen Mitfahrer seine Gedanken lesen könnten.

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Nun war wohl die Fahrt zu Ende, sein Leben wahrscheinlich auch. Eine harte Hand drängte ihn aus den Wagen und schubste ihn durch eine Türöffnung in einen Raum. Es wurde Friedrich die Brille abgenommen und er wurde auf einen Sessel gedrückt. Zusammengesunken wie ein Häuflein Elend schaute Friederich sich in den halbdunklen Raum um. Das einzige kleine Fenster war oberhalb des Zimmers und vergittert, es drang wenig Licht hinein. Der Raum roch nach Fisch und in der Mitte stand ein großer Eichentisch auf dem noch Reste von filetierten Fischen und Messer lagen. Friedrich vermutete, dass es sich um eine Fischgenossenschaft handelte, es standen 5 Kunststofftonnen am Rand des Tisches und sie waren mit Fisch bis an den Rand gefüllt. Das gab es nur noch in Greetsiel dachte der Notar, also hier her haben sie ihn gebracht, er kannte nur die anderen Räume der Genossenschaft wo er auch die Drogen ablieferte.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

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Kriminalromane Norden Personen

Ostfriesenkrimi mit aktuellen Bezügen

Lutz Müller aus Norden baut seinen Stoff aus aktuellen Themen

Seit einigen Wochen veröffentlichen wir hier im Fresenspegel einen Roman in Fortstetzungen. Heute sprachen wir mit dem Autor, der in Norden auch wegen seiner sozialen Impulse bekannt ist.

im Gespräch mit Lutz Müller am 23. Juni 2023. Hans-Joachim Steinsiek

Die Fortsetungen und bisherigen Folgen sind hier auf fresenspegel.de, bzw. über facebook in der Gruppe Dornumer Nachrichten zu lesen.

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„Todes Container im Wattenmeer“ (4)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge

Fragen über Fragen schossen Friedrich durch sein Gehirn. Aber Antworten hatte er nicht parat. Das schmutzige Geld das er damit verdiente, war ihm in diesem Moment der Angst völlig nebensächlich, ja egal.

Kleider machen Leute heißt ein Sprichwort, aber nur für kurze Zeit, dann kommt immer der echte Charakter des Trägers zum Vorschein. So auch bei    einer Besprechung im Hinterzimmer einer Norder Kneipe auf dem Neuen Weg. Drei Herren in dunkelblauen

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Zweireiher Anzügen saßen in einem verrauchten, mit einem großen Schild an der Tür, „Raucherzimmer „.Sie saßen an einem ovalen altmodischen Holztisch, auf drei unbequemen Stühlen aus den fünfziger Jahren und jeder von ihnen hatte ein Glas Rotwein vor sich zu stehen. Der Raum wurde nur von „süchtigen“Rauchern benutzt, die es überhaupt nicht ohne den Glimmstängel aushalten konnten und denen die zur Verfügung gestellten Stühle vor der Kneipentür im Winter zu kalt waren. Der ekelhafte Geruch nach kaltem Rauch und die vom Nikotin vergilbte Tapete an den Wänden, zeigte bei den drei Männern Wirkung. Die Gesichter spiegelten unterschiedliche Merkmale der Atmosphäre des Raumes wieder. Alle drei Männer waren Ende Vierzig und hatten Migrationshintergrund, sie waren Syrer und schon länger in Deutschland, denn sie sprachen fast Akzentfrei Deutsch mit dem

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Kellner der Kneipe. Untereinander wurde arabisch gesprochen, jedenfalls hörte es sich für Außenstehende Zuhörer so an. Die drei Männer warteten auf einen weiteren Gast, einen Deutschen. Der kam dann auch ohne größere Begrüßung und sprach ohne Umschweife Klartext: „Dieser Notar muss von der Bildfläche verschwinden, der wird für uns zum Risiko, der hat Angst und wer Angst hat macht bekanntlich Fehler und das können wir jetzt nicht gebrauchen! Wer von euch erledigt das?“ Er schaute sich dabei die Gesichter seiner Gesprächspartner sehr genau an und musterte sie dabei eindringlich. Nur einer hielt dem Blicken des Deutschen stand, die beiden anderen Männer blickten verstohlen nach unten. „Dann eben Du!“ beantwortete der Frager sich selbst. Er reichte ihm eine Pistole, die er ganz plötzlich aus seiner Jackentasche gezogen hatte. „Lass es wie ein Selbstmord aussehen und hinterlass keine Spuren!

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Das Erfolgshonorar ist wie immer nach erfolgreicher Arbeit auf eurem Konto! Die Waffe ist sauber, also passt auf das es so bleibt. Ich kontaktiere euch, wenn ich euch sehen möchte und nicht umgekehrt!“ Er verließ den Raum ohne Gruß und lies die drei „feinen Herren“ etwas nervös zurück.

          Ludgeri Kirche am Norder Marktplatz

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Friedrich schaute sich, bei seinem Gang über den Marktplatz, vorbei an der Ludgeri Kirche, mehrfach nervös um. Die Ludgeri-Kirche steht im Zentrum des Marktplatzes der ostfriesischen Stadt Norden. Das romanisch-gotische Bauwerk wurde in mehreren Bauabschnitten vom 13. Jahrhundert bis Mitte des 15. Jahrhunderts errichtet.

Die Ludgeri Kirche ist mit rund 80 Meter Länge der größte erhaltene mittelalterliche Sakralbau Ostfrieslands. Die Ludgeri Kirche stammte somit aus dem frühen Mittelalter und ist eine der ältesten Backstein Kirchen Norddeutschlands. Sie wurde dem Missionar in Ostriesland, Bischof Ludgeri von Münster gewidmet.

Der Notar hatte schon länger das ungute Gefühl verfolgt zu werden. Hatte er schon einen Verfolgungswahn, oder wurde er wirklich beschattet? Aber wer könnte das sein? Die Polizei? Ging es ihm durch den Kopf, oder wer hatte ein Interesse an seiner

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Person?    Gedankenversunken überquerte er die Straße am Markt und ging Richtung Westerstraße. Sein Kopfkino arbeitete auf Hochtouren, gab es doch Hinweise im Container über seine Person, oder sogar Spuren die auf Norden hinwiesen? Hatten die Kommissare bereits Ihn im Visier? Es war immer derselbe südländische Typ mit Sonnenbrille, der ihm folgte, obwohl der Himmel bedeckt war und das typische Ostfriesland Wetter sich zeigte. Er trug einen langen hellgrauen Mantel aus weichem Material, denn Friedrich konnte unter dem Mantel deutlich die Konturen seines Körpers erkennen. Ein Hut mit großer Krempe zierte seinen Kopf, er trug ihn tief ins Gesicht gezogen. Aber Friedrich prägte sich die Gesichtszüge genau ein und überlegte wo er diesen Mann schon einmal gesehen hatte.

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„Für Polizei war der Typ zu prollig angezogen, wie aus einem Gangsterfilm“, sprach Friedrich leise zu sich selbst.“ Also wer war Er und was wollte er von mir? Sollte ich ihn einfach ansprechen?“ Die Frage beantwortete sich von selbst. Friedrich wurde plötzlich selbst von hinten angesprochen. Der Mann war alles andere als ein freundlicher Typ. Friedrich hatte sich erschrocken zu ihm umgedreht und er sah in ein finster drein schauendes Gesicht voller Pockennarben, aber seine Kleidung passte nicht so recht zu seiner Ausstrahlung, er war sehr elegant gekleidet. Dieser Kerl drückte Friedrich durch seine Jackentasche den spürbaren Lauf einer Waffe in den Rücken. Friedrich war wie gelähmt, er bewegte sich nicht von der Stelle, es lief ihm kalter Schweiß den Rücken herunter. Der andere Mann der den Notar die ganze Zeit über verfolgte, kam nun näher auf Friedrich zu und schaute ihn aus zusammengekniffenen Augen verächtlich an.

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Friedrich erwachte langsam aus der Schock starre und er fand damit auch seine Sprache wieder: „Was wollen sie von mir, sie sind nicht von der Polizei?“

Der Mann vor ihm grinste über sein ganzes Gesicht, wie ein „Honigkuchenpferd“. „Wie wahr! wie haben sie denn das herausgefunden?“ und lachte dabei zynisch.

Berger und Renate überprüften die Namen der Besatzung des kollidierten Frachters aus Litauen und sie lasen den Namen des Kapitäns, ein Valentis aus Litauen. Norddeich war als Zielort des kleinen Frachters angegeben. Es war unüblich, dass in Norddeich Frachtschiffe ihre Ladung löschten und noch unüblicher eine Container bestückte Ladung. Auf Nachfrage beim Hafenamt erfuhren sie, dass dieses Frachtschiff jeden Monat Norddeich anlief, es wurden keine Container entladen, es gab auch keine Vorrichtung im Hafen dafür. Die Fracht waren kleine

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Maschinenteile, die einzeln von Bord des Frachters abtransportiert wurden. Der Zoll hatte keine Beanstandung und die Papiere waren immer in Ordnung. Die Container wurden, auf Anfrage von Berger, nicht weiter kontrolliert, weil sie ja auf dem Schiff verblieben sind. Also war den Kommissaren klar, dass sich unter den Maschinenteilen Flüchtlinge befanden, die dann wohl in der Nacht irgendwie an Land geschmuggelt wurden.

Aber wohin wurden sie dann weitergeleitet und untergebracht? Die Herkunft der Fracht war in den Frachtpapieren immer mit einem Stempel aus einem EU Land angegeben und somit gab es keinerlei Auffälligkeiten, da Waren aus EU Ländern nicht verzollt wurden. So kamen die beiden Kommissare nicht weiter. Warum waren im Container keine Maschinenteile? War auch eine offene Frage.

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Maren hatte die Spur nach Norden und einem Anwalt verfolgt. An Anwälten gab es in Norden keinen Mangel. Bei Anwälten, die keine weiße Weste hatten, schon. Bei ihren Recherchen fiel ihr ein Rechtsanwalt auf, der vor zwei Jahren aus Hannover zugezogen war. Der hatte schon eine Akte bei den Kollegen der hannoverschen Polizei. Er hatte in Norden von seinem Vorgänger das Notariat übernommen und nebenbei war er als Anwalt tätig. Maren hatte die Akte des Notars aus Hannover angefordert und blätterte fleißig in ihnen. Mandanten hatten ihn angezeigt, wegen sogenannten Mandanten Verrat. Die Anklage wurde von den Klägern zurückgezogen, man hatte sich mit dem Anwalt außergerichtlich geeinigt, weil alles angeblich nur auf Falschinformationen beruhte. Maren wurde nun stutzig und sie recherchierte in dem Fall weiter.

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Kriminalromane Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (2)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 2

Es wurde plötzlich unruhig im Nachbarzimmer im Kommissariat und ein Kollege von Maren kam herein gestürzt. „Frau Kommissarin, wir haben einen Anruf von einem Kollegen aus Norden, er war bei der Bergung des gestrandeten Container im Wattenmeer dabei. Sie haben bei der Öffnung des Containers einen fürchterlichen Fund gemacht! Sie sollen sofort nach Norddeich- Mole kommen.“

Berger und seine Frau und Kollegin Renate, die Profilerin, begleiteten natürlich ohne Diskussion, Maren auf dem Weg nach Norddeich zum Anlegesteg im Osthafen. Auf der Fahrt überlegte jeder für sich, was

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so fürchterliches wohl im Container gefunden wurde. Maren kannte ihren Kollegen Jansen aus Norden, er war ein guter Polizist und auf garkeinen Fall ein Übertreiber. Aber der Begriff fürchterlich passte nicht zu diesen letzten Ostfriesen auf der Polizeiwache in Norden.

Friedrich, der Notar hatte seine Kanzlei vor etwa 2 Jahren in Norden in einer Seitenstraße vom Markt eröffnet. Er war von Hannover zugezogen und hatte das Glück die freigewordene Notar Stelle seines verstorbenen Vorgängers zu übernehmen, er war mit dieser Tätigkeit ausgelastet und nur nebenbei auch als Rechtsanwalt tätig. Aber sein Umzug nach Norden erfolgte nicht freiwillig. Friedrich war keine konservative Erscheinung, was so allgemein von einem Notar, oder Rechtsanwalt erwartet wurde. Er war unscheinbar und etwas Unterwürfig in seiner Art zu sprechen. Wer ihn aber näher

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kannte, bemerkte schnell seine Verschlagenheit, man musste bei Geschäften, schon sehr aufpassen, um nicht übervorteilt zu werden.

Aber die Leute die mit ihm Geschäfte machten waren selber zwielichtige Personen. Friedrich hielt sich immer im Hintergrund, er lies stets andere die gefährliche Drecksarbeit machen. Er war auch kein Anführer oder Chef, er war der „Strippenzieher“ im Verborgenen, der immer noch ein Trumpf im Ärmel hatte. Der sich, wenn nötig aus allem herausreden konnte und immer ein Alibi vorzeigen konnte, auch wenn er damit einen Komplizen hinhängen musste. Dieser Notar hatte in der Stadt Norden nichts Gutes im Sinn.

Als die drei Kommissare mit ihren Dienstwagen am Hafen in Norddeich ankamen, sahen sie den Container vor lauter schaulustigen Menschen nicht. „Was ist das den für eine Scheiße“, fuhr es Berger erzürnt

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heraus.“ Ist hier Kasperletheater angesagt! Wie soll man unter diesen Umständen vernünftig arbeiten!“ Maren stieg als erste aus dem Dienstwagen aus und beorderte den Kollegen Jansen zu sich: „Was ist hier los? Warum sperren sie den Fundort nicht ordnungsgemäß ab? So können wir nicht arbeiten!““ Jansen stotterte etwas von, wird sofort erledigt, haben nicht mit so einen Andrang gerechnet.“

Berger drängelte sich als erster durch die Zuschauermenge und betrat den Container mit gemischten Gefühlen, noch immer nichtsahnend was ihn erwartete. Eine nette Gerichtsmedizinern, so um die vierzig Jahre alt kam auf ihn zu und berichtete ungefragt: „Wir haben hier 40 Leichen davon 10 Frauen und 5 Kinder. Es sind Menschen aus Nordafrika, oder von der arabischen Halbinsel. Sie sind vermutlich ertrunken, oder erstickt. Mehr nach der Obduktion!“ Berger blieb die

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Spucke im Hals stecken, er schaute in den künstlich beleuchteten Raum, was er da sah war einen Mernschenkneul, ineinander verkrampft liegende Personen, Mann und Frau und dazwischen kleine und heranwachsende Kinder. Er vermutete, dass sie zwischen 4 und 12 Jahre alt geworden sind. Es stank entsetzlich, Renate die gerade dazu gekommen war hielt sich ein Taschentuch vor Mund und Nase. „Warum stinkt das hier so entsetzlich, kann mir das einer sagen?“ fragte Renate. Ihre Frage ging in dem allgemeinen Stimmengewirr unter. Maren blieb vor dem Container stehen und lies sich lieber aus der Entfernung von Konsti berichten. Sie hatte es nicht so mit Gerüchen.

Die am Ort eingetroffene KTU, die Kriminaltechnik, machte Fotos von den Toten und sicherte Spuren.

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Am Anfang aller kriminalistischen Arbeit am Tatort, steht die Bildung einer Hypothese zum Tathergang. Unter Heranziehung aller sichtbaren und von Erfahrungswerten getragenen nicht sichtbaren Indizien, wird so der wahrscheinlichste mögliche Tathergang rekonstruiert. Daraus erwächst dem Ermittler die Möglichkeit sich angelehnt an seine gebildeten Hypothese, beweiskräftige Spuren zu suchen und zu sichern um  den zunächst gedachten Tatablauf zu beweisen oder zu verwerfen und um stichhaltige Hinweise auf den möglichen Täter zu finden.  Die auf diese Weise gefundenen und gesicherten Spuren sind ein Segen für die Strafverfolgung selbst, da eine ergiebige Spurensuche den zu erwartenden Ermittlungserfolg deutlich verbessert. So hoffte auch Maren auf aussagekräftige Spuren. Unterdessen war eine Anfrage von Maren an das LKA Hannover, auf Amtshilfe positiv beschieden worden, der Staatsanwalt gab

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sein OK. So ermittelten ab sofort die beiden Hauptkommissare Berger in diesem Fall und ihr Urlaub war damit auf Eis gelegt.

Der Notar hatte von dem Boxergesicht die Information, vom Fund der 40 Leichen im gestrandeten Container, erhalten. Jetzt musste er handeln und nicht mehr den Dingen ihren Lauf lassen. „ Nur jetzt keinen Fehler machen“ sprach er leise zu sich selbst. Was war schiefgelaufen an Bord des Frachters, überlegte er und fingerte aus seiner Westentasche einen kleinen Zettel heraus, er tippte in sein Handy die dort stehende Telefonnummer ein. Er hörte ein Freizeichen, aber es meldete sich der Gesprächsteilnehmer nicht. Nun drückte er die Wiederholungstaste, wieder ein Freizeichen, der Notar wartete ungeduldig. „ Scheiße! „ entfuhr ihm der Fluch und er betrat seine Kanzlei. Dort wartete seine Sekretärin auf ihn mit einer wichtigen Nachricht von

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einem Herrn Valentis. Er möchte dringend zurückgerufen werden, er befindet sich auf seinem havarierten Frachtschiff in der Nordsee. „Was meint der wohl was ich die ganze Zeit versuche!“ schrie er seiner Mitarbeiterin entgegen. „Der sollte einfach mal ans Handy gehen dieser Arsch“ Friedrich lief wie ein angeschossenes Wild  im Büro hin und her. Die Gedanken in seinem Gehirn liefen Amok, er musste wissen was passiert war.

Berger und seine Renate nahmen es mit Humor, sie mussten schon häufig ihren Urlaub unterbrechen, weil angeblich kein anderer Kollege abkömmlich war. In der Regel ging es aber um Kompetenzstreitigkeiten, wer für Was und Wo zuständig sei. Aber hier, in diesem Fall in Norden, halfen sie ihrer Freundin Maren gerne. Der Fall interessierte sie sehr. Es wurde von ihnen eine Sonderkommission „Container“ eingerichtet

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und es wurde auch der Internet Spezialist vom LKA Hannover, ihr langjähriger Freund und Kollege, Jochen Schulz dazu geholt. Die eingespielte Ermittler Gruppe brauchte keine Einarbeitungszeit, sie verstanden sich auch ohne viele Worte, aus Erfahrung aus vielen gemeinsamen, erfolgreichen Ermittlungen. Die vorliegenden Fakten wurden zusammengetragen und so entstand eines möglichen Tathergangs ein Profil. Die Spurenlage war nicht so eindeutig, wie man sich das im Team erhofft hatte. Alle Fremdspuren an den Leichen waren DNA Spuren von den im Container befindlichen Leidensgenossen. Sie hatten sich im Todeskampf gegenseitig Verletzungen zugefügt. Im Rückblick auf die historische Entwicklung der kriminaltechnischen Untersuchungen, ist die DNA-Untersuchung ein eher sehr junges Verfahren zur Identitätsfeststellung einer Person. Eher zufällig entdeckte 1984 der britische Wissenschaftler

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Sir Alec Jeffreys, dass die von ihm fotografierten Bereiche der DNA als auslesbare Muster zu erkennen waren und im weiteren Verlauf viel auf, dass diese Muster durch ihre individuelle Anordnung eine Personenidentifizierung möglich machen konnten. Im Jahr 1988 wurde dann erstmals ein genetischer Fingerabdruck vor einem deutschen Gericht als Beweismittel anerkannt und somit entwickelte sich in den nachfolgenden Jahren die DNA-Untersuchung zu einem anerkannten Verfahren im Bereich der kriminaltechnischen Untersuchungen. Bei den DNA-Untersuchungen oder auch DNA-Analysen genannten Verfahren, wird mittels einer molekularbiologischen Untersuchung menschliches Erbgut untersucht. Das hierbei zur Anwendung gebrachte PCR-Verfahren (Polymerase Chain Reaction Verfahren) ermöglicht schon bei kleinsten Mengen an DNA-fähigem Spurenmaterial, die Erstellung eines DNA-Profils einer menschlichen

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Person. So gab es auch bei den Untersuchungen der 40 Leichen DNA Spuren die sich eindeutig zuordnen ließen. Würde man nun Vergleichsmaterial haben, könnte man die gefundene DNA einer bestimmten Person zuordnen und so seine Herkunft und vieleicht auch seine Identität ermitteln. Berger wurde in die Pathologie gerufen, er solle sich beeilen, es gäbe Fall entscheidende Informationen von den toten Flüchtlingen. Als Berger dort eintraf waren auch schon Maren und Renate anwesend. Die Pathologin machte es spannend, sie führte die Kommissare in einen separaten Raum, der war im Gegensatz zu den anderen Räumen nicht gekühlt. Auf einem großen Tisch befand sich ein großer Berg mit Kunststofftüten, in denen ein weißes Pulver zuerkennen war. Ungefragt sprach die Medizinerin: „Was glauben sie, wo ich diese Tüten gefunden habe? Im Magen und bereits in den Därmen der toten Flüchtlinge!“ Das Fragezeichen stand

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den Kommissaren förmlich ins Gesicht geschrieben. Die Gerichtsmedizinerin referierte weiter: „ Wer ertrunken ist, oder erstickt, oder an dem Dreckszeug verstarb, weil die Beutel im Körper geplatzt waren, wird sich erst bei jeder einzelnen Obduktion herausstellen.“ Berger fand seine Sprache als erster wieder und äußerte sich. „Fest steht, diese armen Menschen wurden doppelt missbraucht, für den Menschenhandel und für den Drogenschmuggel! „ Nun ergaben sich für die Kommissare auch mögliche Motive den Container im Wattenmeer zu entsorgen. Vielleicht entdeckte man auf der Fahrt die Toten Flüchtlinge und man wollte den ganzen Container verschwinden lassen. Nur hatte der Kapitän des Frachters keine guten Kenntnisse von den örtlichen Wassergegebenheiten, denn im Wattenmeer einen Container zu entsorgen, hatte an dieser Stelle des Wattenmeers zur Folge, dass bei Ebbe der Container trockenfiel und so entdeckt

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werden konnte. Maren beauftragte Jochen Schulz sich beim Schifffahrtsamt zu erkundigen, welche Schiffe sich in dem Zeitraum einer möglichen Entsorgung vor der ostfriesischen Küste bewegten? Er sollte sich auch im Internet umsehen, ob es auffälligen Chatverkehr im Netz gab, der Hinweise auf diesen Fall gaben. Renate konnte sich einfach nicht vorstellen wie man unbemerkt einen so großen Container über Bord gehen lassen kann? Dafür benötigte der, oder die Täter einen Krahn, oder anderes schwere Gerät. Sie äußerte diese Bedenken den Kollegen gegenüber und stellte gleichzeitig die Frage. „Weiß einer von euch ob es in der letzten Zeit in der Nordsee oder im Ärmelkanal eine größere Havarie eines Containerschiffes gegeben hat?“

Endlich meldete sich der Kapitän des Frachters bei dem Notar. Friedrich herrschte ihn mächtig am Telefon an. „Sind sie blöd, mich

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ohne Informationen über den Verbleib des Containers hier in Norden zu lassen! Das Scheißding stand plötzlich mitten im Watt auf dem Trockenen und wurde natürlich von der Polizei geborgen! Wie sollen wir jetzt reagieren?“ Am anderen Ende der Leitung gab es plötzlich ein Freizeichen, der Teilnehmer hatte aufgelegt. Der Notar war außer sich vor Wut und kramte in seiner Jackentasche nach seinem Notizbuch und blätterte darin Seite für Seite nach einem Namen mit einer Telefonnummer. Es sollte ein verhängnisvoller Anruf werden.

Im Radio hörte Maren Popken als erste die Meldung von einem Schiffsunglück vor der niederländischen Küste. Ein Containerschiff war mit einem Frachter zusammengestoßen und dabei gingen etwa 300 Container über Bord. Auf dem Containerschiff befanden sich über 1000 Container. Die Container trieben in der Fahrrinne, auch auf die Ost-

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friesische Küste zu. Der Küstenschutz hatte Katastrophenalarm ausgerufen. In den Containern befanden sich auch hochgiftige Substanzen. Nach dieser Nachricht änderte sich die Sachlage im Mordfall „Container“! Die KTU meldete sich bei Maren und meldete einen wichtigen Fund. Bei einem der Leichen wurde eine Art Tagebuch gefunden, es war in Arabisch abgefast und wird gerade von den Spezialisten über setzt. Maren informierte die Kollegen sofort von den sich überschlagenden Ereignissen und dem wichtigen Fund. Sie hatten eine Spur und vielleicht auch bald Namen und Hintergründe. Es machte sich eine gewisse Zuversicht bei den Kommissaren breit.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

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Kategorien
Kriminalromane Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (1)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 1


W i d m u n g

Mein Dank gilt meinem Sohn
Alexander, Kriminalkommissar in Berlin, für seinen fachlichen Rat!


Berger atmete tief ein. Dann aus und dann wieder ein und wieder aus. Wie gut das tat! Diese würzige, nach Salz schmeckende Luft. Da mischte sich ein ihm bekannter Duft in seine Sinneswahrnehmung, der Geruch von gebratenem Fisch. Es überkam ihm ein Gefühl von zu Hause zu sein, der Duft kam herüber geweht vom Fisch Restaurant am
Hafen.              .
Berger unterbrach die Atemübung, die ihm sein Therapeut gegen seinen Stress und seine immer wieder aufflammende Depression empfohlen hatte. Die Verstimmung die sich, in seinem Einsatz als Polizist in Afghanistan, als Folge einer im Kampfeinsatz gegen die Rebellen erlittene Schussverletzung, einstellte. Er hielt kurz inne, ignorierte die Sirene
der in den Hafen von Norddeich einlaufenden Fähre aus Norderney. Er und seine Renate, seine Frau und Kollegin, fühlten sich in ihrem Ferienhaus in der Stadt Norden sehr wohl. Seine Spaziergänge am Strand in Norddeich führten ihn jedes Mal hier hin in den Hafen an den Fähranleger. Es war eine Art von Ritual, er beobachtete das Anlegen der Fähre und die Fahrgäste beim Aussteigen. Je nach Wetterlage spiegelte sich in ihren Gesichtern „das grausam durchlebte“ der rauen Überfahrt. Es machte ihm großen Spaß zu den Gesichtern, sich eine Geschichte auszudenken. Die lange Zeit die er mit seiner Frau als Haupt Kommissar zusammenarbeitete, war eine unschätzbar wichtige Zeit und Erfahrung. Die Arbeit hat sie auch privat zusammen geschweißt, einer konnte nicht ohne den Anderen. Da waren ihre Freunde und Kollegen, die kleine aufgeweckte Kommissarin Maren aus Aurich und die Kommissare vom LKA in Hannover, zusammen waren sie ein unschlagbares Team. Jeder hatte seine Marotten und doch passten sie einfach kongenial zusammen. Vom Unterbewusstsein    gesteuert, griff Berger an die Stelle seines Körpers, wo seine Dienstwaffe sich befinden sollte. Es war immer so, mehrfach am Tage kam diese unterbewusste Handlung zustande, nur dieses Mal war da keine Waffe. Berger stutzte, es ging ihm plötzlich ein Aha Effekt durch seine Merkzellen! Die Dienstwaffe lag gut weggeschlossen in seinem Dienstzimmer in Hannover, weil er ja in Ostfriesland in Urlaub war. Aber es folgte eine weitere, sich anschließende Zwangshandlung, er prüfte und suchte in seinen Taschen nach seinem    Autoschlüssel, meistens, wie auch jetzt, mit Erfolg. Es zeichnete Berger aus, sich selbst nicht zu Ernst zunehmen.
Konstantin nannten ihn eigentlich nur Fremde, entweder Berger, oder für Freunde Konsti, wurde er angesprochen. Berger schaute in die ferne Wattlandschaft, denn das Wasser war wieder einmal weg und gab den freien Blick auf das Watt und bei genauerer    Betrachtung auch auf das Krabbelgetier und die Wattwürmer. Dieses Mal aber sah er mitten im Watt einen großen Gegenstand stehen, Berger suchte wieder einmal an diesem Vormittag etwas in seinen Taschen, sein Fernglas. Er trug es seitdem er hier an der Nordseeküste Urlaub machte griffbereit bei sich, um die Vogelwelt am Meer zu beobachten. Hier auf den Salzwiesen in Norddeich sammelten sich im Herbst und im Frühjahr die Gänse vor und nach ihren langen Flug nach Süden in ihre Winterquartiere. Es war kein besonders teureres Glas, aber für seine Zwecke gut genug.
Er fingerte es aus seiner Allwetterjacke die mit vielen nützlichen und unnützlichen großen und kleinen Taschen bestückt war. Berger hatte etwas Mühe das Glas scharf zustellen, seine Sehstärke musste bald überprüft werden, bevor der Polizeiarzt sie beanstandete. Hoffentlich nicht ständig eine Brille tragen, dachte Berger und verdrängte auch gleich den Gedanken. Dann war das Objekt scharf gestellt und Berger erkannte einen großen blauen Container mit gelber Beschriftung, nach nochmaligen scharfstellen las er das stark verwitterte: „Asia Line“.

Wahrscheinlich war für Maren dieser Moment, um 7 Uhr morgens auf dem Gulfhof ihres Vaters, in der Krummhörn, die schönste Zeit des Tages, ja des Lebens. Das Gulfhaus, auch als Gulfhof oder Ostfriesenhaus bezeichnet, ist eine Bauernhausform, die im 16. und 17. Jahrhundert in Norddeutschland aufkam. Es ist ein Holzgerüstbau in Ständerbauweise. Das Gulfhaus verbreitete sich zunächst in den Marschen und anschließend in den friesischen Geestgebieten. … Maren Popken war Mitte Dreißig und wartete schon zu lange auf den ersehnten Heiratsantrag ihres langjährigen Freundes. Nach dem melken der letzten verbliebenden Kühe auf dem Hof ihres alten Vaters saßen sie vor dem ostfriesischen, mit Reet (Stroh) gedeckten    Backsteinhaus unter einer genauso alten Linde und tranken schweigend ihren Ostfriesentee in kleinen Schlückchen, erst das Wölkchen, beim zweiten Schluck den schwarzen unverfälschten Schwarztee und dann das Finale, den süßen „Kluntje- Rest“, der verbleibende Rest des aufgelösten Kandiszuckers. Nichts konnte die kleine rothaarige Kommissarin besser auf den Arbeitstag einstimmen. Maren war Kommissariats Leiterin in Aurich, sie war eine bildhübsche, mit ihren zarten Gesichtszügen und den süßen Sommersprossen, energische Person. Maren konnte sich keinen anderen Ort vorstellen, wo sie lieber leben würde. Die weite des Landes, die Küste, das Wattenmeer und die unverfälschten Menschen hier in Ostfriesland. Ihre Freunde vom LKA Hannover, Konsti und seine Renate, die Profilerin, und Jochen Schulz, sie waren fast zu ihrer Familie geworden. Sie fühlte sich beruflich angekommen und ausgefüllt. Konsti und Renate machten wieder Urlaub in ihrem Ferienhaus in Norden, sie hatten sich kurzfristig telefonisch bei ihr gemeldet. Das lief fast immer gleich ab, sie verabredeten sich zu Ausflügen auf einer der 7 Inseln und zum gemeinsamen Grillen im Garten der Bergers.
Nun tranken Tochter und Vater die dritte Tasse Tee, es war Ostfriesenrecht, „Geht’s dir gut?“ fragte Maren ihren Vater. „Jou“, antwortete er wie gewohnt wortkarg. „Is wie es ist, nützt ja nichts“ Kam mit Verspätung seine Zusatzerläuterung. Dann war die morgendliche Konversation beendet. Ein Handy klingelte mit einem bekannten kleinen Lied, „Freude schöner Götterfunken“, es war Marens, aber wo lag es versteckt, Maren war nicht gerade die Ordentlichste beim Umgang mit ihrem Handy und ihrem Dienstausweis. Der Vater bewegte sich unerwartet und suchte unter einem Sitzkissen auf dem Nachbarstuhl nach dem Handy und wurde fündig, wortlos überreichte er das Telefon, was noch immer Klingeltöne von sich gab, an die verstört dreinschauende Maren. Etwas umständlich strich die Kommissarin zum Öffnen über die Schaltfläche des Handys und es meldete sich die ihr bekannte Stimme ihres Kollegen vom Kommissariat aus Aurich. „Moinsen Frau Kommissarin, uns wurde aus Norddeich eine eigenartiger Fund gemeldet, ein Container im Watt!“ „was ist daran so seltsam Kollege? „Es gab kein Sturm in den letzten 4-5 Tagen an der Ostfriesischen Küste und es wurde auch kein vermisster Container von irgendeinem Containerschiff gemeldet!“Konnte der Container schon geborgen werden?“ Nein Frau Popken, es wird noch auf Hochwasser gewartet, dann kann ein Spezialschiff die markierte Stelle anlaufen und den Container bergen. Aber es gibt noch eine seltsame Nachricht, ein Konstantin Berger vom LKA Hannover hat diesen Fund im Watt gemeldet!“ „ Nö, wirklich? Unser Konsti auf Containerfang in Norddeich? Haben sie ihn zu uns einbestellt?“ „Na klar, er wollte sowieso Sie sprechen, er ist in ca. einer Stunde im Kommissariat in Aurich!“ Maren grinste über ihr ganzes Sommersprossengesicht, so schnell hatte sie nicht mit einem Wiedersehen gerechnet.
Die 60 Plus Gruppe auf dem Marktplatz in Norden, ein herrlicher alter und wohl der größte Marktplatz in Norddeutschland, mit einem breiten Weg aus Sand um den mit altem Kopfsteinpflaster bestückten Marktplatz herum und an der hinteren Seite die Ludgeri Kirche , war der geeignete Ort zum Spielen. So an die 20 rüstige Frauen und Männer, hielten eine Eisenkugel in ihren Händen und kullerten diese nacheinander, um einer kleinen roten Kunststoffkugel, nicht größer wie eine Murmel, aus der Erinnerung ihrer Kinderzeit, so nahe wie möglich zukommen. Es war für den Betrachter des Spielverlaufes
nicht auf Anhieb auszumachen, ob es sich um Boccia, oder um Boule handelte. Das tat aber dem Spaß der Spieler keinen Abbruch, im Gegenteil, es wurde bei jedem guten Wurf gejohlt und gelacht und sich gegenseitig mit den Händen abgeklatscht. Wer das Spiel und die Spieler genauer beobachtete konnte entdecken, dass einige Spieler sich am Rande des Spielfeldes vor jeden Wurf, beraten haben. Bei genauerer Beobachtung der Spieler, hörte man    Fetzen des Gespräches. Dabei ging es scheinbar nicht um das Spiel. Einer von diesen Männern war ein Notar, keiner der Gruppe wusste etwas über ihn und seine Vergangenheit, er war geschickt genug Fragen nach seiner früheren Arbeit auszuweichen. Die beiden Herren mit die er flüsterte, waren so um die 60 Jahre alt, es waren offensichtlich Ostfriesen, denn man hörte den ostfriesischen Dialekt heraus, sie sprachen kein reines Friesisch, sie bemühten sich redlich mit dem Notar Hochdeutsch zu sprechen. Die beiden Männer waren als Gästespieler zum ersten Mal dabei, keiner deranderen Spieler kannte sie, außer dem Notar. Der kleinere der beiden Alten hatte wenig Kopfhaar, man konnte keine Frisur erkennen. Das Gesicht wirkte grobschlächtig, ein wenig wie ein Seebär, die von der Sonne gebräunte Gesichtshaut wurde von einem ungepflegten Dreitagebart teilweise verdeckt und die starken Gesichtsknochen ließen die Stahlblauen Augen in Höhlen verschwinden. Der scheinbare Partner hatte das Gesicht eines Boxers. Eine hohe Stirn und eine Glatze gingen nahtlos ineinander über, die Augenbrauen waren schwülstig und wohl mehrfach genäht worden und die Nase war der Hit, sie wirkte wie aus Gummi und man erkannte sofort das sie mehrfach gebrochen war. Das Gesicht war bartlos, aber der hatte auch keinen Platz in diesem zerknautschten Antlitz. Diese Gestallten passten sogar nicht zu dieser seriösen Spielergruppe der 60 Plus Generation aus Norden. Das teilten die Spieler nach dem Spiel, beim Kaffeetrinken in der Cafeteria der Kreisvolkshochschule Norden, dem Notar mit. Sie wollten diese beiden Herren nicht in ihrer Gruppe haben. Der Notar, er hieß Friedrich, heuchelte    Verständnis und wollte mit den beiden Männern diesbezüglich sprechen. Die Angelegenheit schien erst einmal damit erledigt. Aber Friedrich brauchte den Kontakt zu den beiden Männern dingend und das unauffällig, zum Beispiel beim Boccia spielen auf dem Marktplatz. Er musste sich etwas einfallen lassen.
Berger glaubte seine Entdeckung war nichts anderes als ein über Bord gegangener Container gefüllt mit Fernseher, oder Überraschungseiern. Also ein gewöhnlicher Havarie Schaden. Er informierte seine Renate und fragte sie, ob sie mit nach Aurich zu Maren mitfahren wollte. Denn seine Aussage dort auf dem Kommissariat war für ihn nur eine Formsache, also schnell erledigt und dann könnten sie gemeinsam mit Maren Essen gehen. Renate zögerte nicht lange, dann gab sie grünes Licht und Konsti holte seine Renate von ihrem Ferienhaus in Norden ab.Berger war eine für seine 58 Jahre gutaussehende, sportliche Erscheinung. Seine 1.90m Körpergröße, mit gepflegtem Vollbart, zeigte eine imposante Präsenz.    Er hatte so seine Eigenheiten, er war ein Genießer, er aß nur mit besten Zutaten gekochte Speisen, dazu trank er einen ausgewählten französischen Rotwein und rauchte danach eine Havannazigarre. Einmal in der Woche kochte er mit seiner Renate ein besonderes Menü in seiner sehr extravaganten Küche in Hannover. Beide waren leidenschaftliche Golfer, wo und wann immer es möglich war spielten sie eine Golfrunde mit Freunden auf einen der vielen Golfplätze in und um Hannover herum. Auch bei ihren Aufenthalten in Norden nutzen sie die Möglichkeit auf der nur 3 Km entfernten Golfanlage des Golf
Club Schloss Lütetsburg zu spielen. Zu den Golfspielen kamen die Bergers durch einen früheren Fall in Berlin und in Hannover, sie ermittelten gemeinsam bei einem Mordfall im Clubhaus einer Golfanlage. Um Undercover im Golf Milljöh ermitteln zu können nahm Berger in dem Club Golfunterricht. Er wurde wie seine Renate von den Golfspielen infiziert und so wurden sie sehr gute Spieler. Die Fahrt mit ihren Dienstwagen verlief reibungslos, sie fuhren von ihrem Ferienhaus direkt auf die Umgehungsstraße die B72 Richtung Georgsheil, dort bogen sie an der großen Kreuzung links ab und immer geradeaus Richtung Aurich. Es war eine einfache bekannte Strecke für die beiden Kommissare aus Hannover, es dauerte je nach Verkehrslage nicht mehr als 40 Minuten. Auch an diesem Tage gab es keine Staus oder andere Verzögerungen und so kamen sie guter Dinge in Aurich im Kommissariat an. Maren hatte einen längeren Weg von zuhause nach Aurich ins Kommissariat zurück zulegen, sie kam einige Zeit später nach Konsti und Renate dort an.
Hauptwachtmeister Jansen aus Norden bekam den Auftrag, auf dem Bergungsschiff, bei der Bergung des gestrandeten Containers anwesend zu sein. Er stellte schnell fest, warum er nicht zur Wasserpolizei gegangen war, sondern seinen Dienst an Land, mit festem Boden unter seinen Füßen, versah. Das Bergungsschiff musste, um an die markierte Stelle im Wattenmeer zukommen, zwischen den Inseln Juist und Norderney, sich quer zum Wellengang legen. Was dazu führte, dass sich das Schiff aufschaukelte und jede einzelne Welle das Schiff von der Seite traf. Jansen wusste nun sehr schnell, dass er nicht Seefest war, es überkam ihm eine Übelkeit und er fütterte die Fische und das nicht nur
einmal. Seine von der Seeluft leicht gebräunte Gesichtshaut verfärbte sich zu einem unansehnlichen Oker. Die anderen Besatzungsmitglieder waren einiges an Seegang gewöhnt und hielten sich mit Bemerkungen sichtlich mitfühlend zurück. Das Schiff musste nun an der markierten Stelle gehalten werden, damit der Krahn an Bord, seinen Ausleger Zielgenau über den Container im Wasser ausrichten konnte. Die zwei Taucher des Bergungsschiffes tauchten jetzt ab und vertäuten am Wattboden den Container.
Nun bewegte sich erst ruckartig, dann langsam der Container nach oben an die Wasseroberfläche, nun konnten alle, auch Jansen den Container sehen. Wasser floss aus verschiedenen Löchern. Dann stand der Container sicher an Bord des Bergungsschiffes. Nun wurde er fachgerecht gesichert, damit er nicht noch einmal von Bord eines Schiffes
fallen konnte. Als auch der Krahn gesichert war fuhr zur Freude von Hauptwachtmeister Jansen, das Bergungsschiff wieder in die Fahrrinne    Richtung Norddeich- Mole. Jansen war nun klar, er fuhr ganz bestimmt nicht ein weiteres Mal hinaus aufs Wattenmeer, denn er würde sich krankmelden. Jansen sah den Anleger im Hafen von Norddeich auf sich langsam zukommen und immer deutlicher zeichneten sich die Menschen am Kai ab und wurden zu Polizeikollegen aus seinem Revier aus Norden. Endlich wieder festes Land unter den Füßen, ging es Jansen durch den Kopf. Seine Kollegen und er schauten unaufgeregt der Entladung des Containers zu. Als der Container so auf dem Pier stand, tropfte es immer noch aus vielen Löchern Wasser heraus. Ein Zollbeamter öffnete etwas umständlich die verriegelte Tür des Containers und es schwoll eine braune Brühe ihnen entgegen.
Es hatte sich eine kleine Menge von schaulustigen Frauen und Männer am Kai angefunden und bestaunten den Vorgang und einige filmten und fotografierten was die Situation hergab. Jansen beobachtete beiläufig, dass ein älterer Mann, er wirkte wie ein ehemaliger Boxer, sich besonders für den Container und seine vermeidliche Fracht
interessierte. Die Situation war bei Jansen abgespeichert, wie bei einer zufälligen Zeugenbefragung eines Unfallzeugen. Gesehen und gespeichert. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Inhalt des Strandgutes, eine Kollegin betrat als erste den Container und Jansen und alle im Umfeld hörten einen entsetzlich schrillen Schrei einer Frau! Es war die Stimme seiner Polizeikollegin im Container.
Die Begrüßung der Kommissare im Kommissariat in Aurich fiel wie gewohnt herzlich, aber nicht überschwänglich aus. Einmal im Monat kamen Konsti und Renate am Wochenende nach Norden und die drei trafen sich fast jedes Mal. Es gab immer etwas Interessantes zu bereden, ob beruflich oder privat. Dieses Mal hatten die beiden Bergers Urlaub und sie wollten eine ganze Woche in ihrem Ferienhaus bleiben. Es gab also viel zu besprechen, wann und wo sie gemeinsam eine Toudie weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.r durch Ostfriesland machen wollten. Beim letzten Besuch der beiden Hannoveraner waren sie mit dem Fahrrad unterwegs von Norden über Hage nach Dornum. Sie besuchten dort das Ritterfest, ein mittelalterliches Spektakel, es war dort am Schloss ein mittelalterlicher Markt mit Ständen aufgebaut, die Verkäufer bedienten die Besucher in Trachten des Mittelalters. Ritterspiele mit Schwert und Axt und zu Pferde machten die Veranstaltung zu einem tollen Event.
Maren schlug den Freunden eine Torfkahnfahrt, von Berumerfehn durch die Fehnlandschaft im Hochmoorgebiet, vor. Nach einer kurzen Diskussion einigten sich die drei Freunde auf diesen Ausflug.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.