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„Todes Container im Wattenmeer“ (6)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 6

Er überlegte fieberhaft, warum gingen diese Kerle so ein Risiko ein und verfrachteten ihn hier zum Verteilerplatz der Drogen? Hatte er doch noch eine Chance am Leben zu bleiben und sie wollten ihn nur einschüchtern um ihn bei der Stange zu halten?

Langsam kam wieder Gefühl in seine Glieder und Friedrich spürte sein Handy in der Hosentasche. Die Kerle hatten keine Zeit gefunden    ihn bisher zu durchsuchen. Das musste auch so bleiben dachte er krampfhaft, das wäre das Tor zur Freiheit und auch sein Leben hing davon ab. Er musste sie beschäftigen und damit von einer Durchsuchung ablenken.

Er blieb nicht lange alleine im Raum, dann kam einer der Beiden, die ihn entführt hatten, wieder ins Zimmer und beugte sich über Friedrich und flüsterte ihm ins Ohr:

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„ Wir warten auf den Abfallcontainer, er kommt in einer Stunde und dann wirst du mit den Fischresten entsorgt!“ Der Kerl grinste dabei und kaute einen nach Menthol riechenden Kaugummi, der Geruch stieg Friedrich unangenehm in die Nase und er musste Nießen, der Nasenschleim traf den Kerl mitten ins Gesicht. Der schlug ihm reflexartig zurück und das so stark, dass dem Notar die Lippen aufplatzten und das Blut sofort heraus spritzte. „ Möchtest du, dass ich dich quäle, bevor ich dich erschieße, dann mach weiter so du Arschgesicht!“Friedrichs Gedanken überschlugen sich, er musste etwas unternehmen, er musste an sein Handy kommen und das sehr schnell, bevor es Ernst für Ihn wurde.

Aber die ganze Angelegenheit verlief nicht nach irgendeinen Plan, weder den von Friedrich, noch der Plan der gedungenen Mörder. Die Handyortung führte die

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Kommissare aus Emden als erste direkt zur Fischgenossenschaft nach Greetsiel. Sie umstellten das Areal und warteten auf die Kommissare aus Aurich und auf entsprechende Anweisungen. Die trafen dann auch einige Minuten später am Ort des Geschehens ein. Leider hatte einer der Polizeiwagen vergessen ohne Blaulicht zu fahren. Was sich aber als Glücksfall für den Notar herausstellte.

Maren hatte keine Handhabung einen Zugriff anzuordnen, denn es lag ihr kein Grund vor, es sollte nur eine Observation werden. Es wurde aber eine völlig chaotische Aktion. Die drei Kommissare waren gerade aus ihrem Dienstfahrzeug ausgestiegen. Berger kontrollierte wie gewohnt den korrekten Sitz seiner Dienstwaffe, die wurde Ihm und Renate mit ihren Kollegen Jochen aus Hannover nachgeschickt, er wollte gerade seine Anweisungen geben, da rannten

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zwei Gestalten aus dem Gebäude der Genossenschaft und stiegen fluchtartig in ein bereitstehendes Auto. Die Kommissare konnten die Situation nicht einordnen und so reagierten sie erst einmal überhaupt nicht. Von der anderen Seit des Gebäudes kamen Rufe von den Kollegen aus Emden: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“ Wer wollte türmen und warum? Fragten die Kommissare sich gegenseitig. Sie wollten doch nur diesen Notar aus Norden observieren und feststellen was er in Greetsiel vorhatte. Das Fahrzeug, ein schwarzer Mercedes Kastenwagen war auf der Straße Richtung Pewsum, aus dem Sichtfeld der Kommissare, verschwunden.

Friedrich hörte, dass die beiden Kerle sich lautstark etwas in arabischer Sprache zu riefen und sie aus dem Sichtfeld von Friedrich verschwanden. Dann drangen Rufe an sein Ohr: „Haltet sie auf, die wollen türmen!“

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Der Notar sah seine Chance für gekommen, einfach zu flüchten und um sein Leben zu rennen. Aus für ihn unerklärlichen Gründen waren Polizisten vor Ort und verfolgten die Entführer, oder ihn? Was war für ihn gefährlicher, von den Polizisten entdeckt zu werden, oder von den Entführern doch noch gefasst und umgebracht zu werden? Er entschied sich gefesselt auf dem Sessel sitzen zu bleiben und sich als Opfer einer Entführung befreien zu lassen. Er musste sich nur eine plausible Erklärung ausdenken, was die beiden Typen eigentlich von ihm wollten? Aber da stürmten auch schon zwei Polizisten, mit gezogener Pistole, in den Fischvorbereitungsraum und standen etwas verdutzt dreinschauend vor den gefesselten Notar. Der jüngere der Beamten rief nach den Kommissaren und begann Friedrich von seinen Fesseln zu befreien. Dessen Hände waren von dem Kunststoffband

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eingeschnürt und blau angelaufen, weil die Blutzufuhr teilweise unterbrochen war.

Seine Gemütslage entsprach der gefühlten Kälte seiner fast abgestorbenen Hände. Seine Erwartungshaltung war, auf sein Schafott geführt zu werden. Die Gemütslage der Kommissare aber, war gespalten. Was war hier geschehen? Fragten sich Maren und ihre Kollegen? Wer war da eben geflüchtet, was hatten die Kerle mit den Notar aus Norden zu tun? War das eine Entführung, oder sollte der Notar aus dem Weg geräumt werden? Fragen und noch einmal Fragen, aber keine Antworten. Denn Friedrich schwieg wie ein Grab und machte auch auf dem Kommissariat keine Angaben, außer zu seiner Person, ansonsten verweigerte er jegliche Aussage. Berger hatte eine Theorie vorgetragen. Er wollte den Notar mit den Bildern aus dem Container konfrontieren und von Spuren sprechen, die auf den Notar

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hinweisen würden. Alles würde auf seine Person zulaufen und damit wäre er der Hauptverdächtige bei Menschenhandel mit Todesfolge und Drogenschmuggel. Aber Friedrich Hagen war auch Anwalt, er kannte fast alle Tricks der Vernehmung durch die Polizei und er kannte natürlich seine Rechte. Die Kommissare berieten sich, aber es gab aus der Runde keine anderen Vorschläge. Es sollte so dem Notar vorgetragen werden.

Berger suchte den kleinsten Vernehmungsraum aus, es war Raum 4 und der war genau 15 qm groß. Es stand nicht ganz in der Mitte, ein rechteckiger Tisch mit einer braunen abgenutzten Tischplatte. Drei bequeme Sessel, mit Armlehnen, standen auf der einen Seite des Tisches und ein einfacher Holzhocker auf der anderen Seite. Der Hocker war so niedrig ausgewählt, dass Fridrich nach oben zu den Kommissaren auf schauen musste.

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An jeder Ecke des Raumes hing eine Videokamera und auf dem Tisch stand ein Mikrophon. An der hinteren Seite der Wand, war ein Spiegel, etwa 1m mal 1m groß. Auf der anderen Seite des Spiegels, im Nachbarraum konnten Beamte unbemerkt durch den Spiegel ins Zimmer schauen. Das war Friedrich alles bekannt, er nahm das Ganze nur unterbewusst wahr. Man hatte ihn nun schon eine halbe Stunde alleine auf dem Hocher, mit Handschellen gefesselt, dort sitzen lassen. Seine Hände schmerzten nicht mehr, sie waren eingeschlafen und kribbelten fürchterlich. Er konnte seine anfangs korrekte Körperhaltung, gerader Sitz und durchgedrückte Wirbelsäule, aus Trotz und gespielte Stärke, jetzt nicht mehr aufrecht erhalten.

Er zitterte am ganzen Körper und er stöhnte vor sich hin.

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Er war auf dem Hocker in sich zusammengesunken. Das grelle bläuliche Neonlicht des Scheinwerfers über ihn an der Decke, beleuchtete Friedrich und eine Hälfte des Tisches. „Nun ist es so weit!“ murmelte Berger in seinen Vollbart und er forderte seine Kollegen auf, mit ihm ins Vernehmungszimmer zugehen. Zwei Beamte in Uniform begleiteten sie und stellten sich hinter Friedrich auf. „Bitte nehmen sie dem in Gewahrsam genommenen die Handschellen ab!“ Renate verzog beim sprechen leicht säuerlich ihr schönes Gesicht. Friedrich stöhnte laut auf und rieb sich die Hände. Der kleine Raum war völlig überfüllt mit den 5 Beamten und Friedrich. Der Raum füllte sich schnell mit schlechter Luft, am oberen Rand der einen Wand befand sich ein kleines vergittertes Kippfenster. Es drang nur wenig Licht von dort aus in den Raum. Das alles war Bergers Kalkül, er wollte den Notar weich kochen. Was ihm scheinbar auch

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gelang. Nun konnte Konsti seine Befragungstechnik anwenden und mit den Fakten und den Spuren, sowie die daraus erstellte Fallanalyse, Friedrich verunsichern. Berger legte ein Bild nach dem Anderen vor Friedrich auf den Tisch, es waren Bilder aus dem Container. Sie zeigten die grausamen Bilder der in einander verschlungenen Körper der 40 Frauen und Männer und Kinder. Es gab Nahaufnahmen von verzehrten Gesichtern und hervor gequollenen Augen, die ins Leere starten. Friedrich schob angewidert die Bilder von sich und senkte seinen Kopf. „Kein schöner Anblick von ihren Kunden, Herr Hagen!“Renate hatte es nicht länger ausgehalten und sprach den Notar direkt an. „War dieser Ausgang ein Versehen, ein Unglück, oder eine Vertuschungsaktion?“Maren hatte die ganze Zeit auf den Notar gestarrt, wie der Dreckskerl so zu samengesunken auf seinem Hocker saß, konnte schon etwas Mitleid sich einstellen. Aber

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Maren war Profi genug sich von Gefühlen, bei einer solchen Vernehmung, zu distanzieren. Sie fragte dann auch sehr nüchtern und unaufgeregt nach den Gefühlen von Friedrich, bei dem Anblick dieser Bilder und seinem Schuldgefühl? Friedrich reagierte zum ersten Mal emotional, er erhob seinen Kopf und schaute Maren aus zusammengekniffenen Augen an. „Ich bin für diese Schweinerei nicht verantwortlich!“Kam die Antwort aus seinem Mund herausgepresst! Berger rückte seinen Sessel zurecht und beugte sich Nachvorne ganz dicht an das Gesicht von Friedrich heran.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

Abdruck und unberechtigtes Teilen sind nicht gestattet und führen zu rechtlichen Konsequenzen. Alle Rechte beim Autor.

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Kriminalromane Literatur Norden

„Todes Container im Wattenmeer“ (5)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 5

Maren hatte wieder einmal keine Zeit für private Dinge, für ihren Freund Sven. Sven besuchte sie am Abend auf dem Gulfhof in der Krummhörn. Der Vater freute sich über eine Abwechslung und Neuigkeiten, den seine Tochter sprach mit ihm nur das nötigste, wenn sie in einem Fall recherchierte. Maren kam sehr spät zum Hof und nach kurzer Begrüßung verschwand sie mit ihrem Laptop in ihrem Zimmer. Für Sven war nun das Fass endgültig übergelaufen, es stieg in ihm eine unsägliche Wut und Enttäuschung auf. Er betrat ohne anzuklopfen Marens Zimmer und ein aufgestauter Redeschwall schoss aus ihm förmlich heraus. „ Sag einmal bist du völlig verrückt geworden, kennst du nur noch deine Arbeit und auch noch abends zu Hause? Du nimmst mich überhaupt nicht mehr war in deinem Leben, weißt du noch wer ich für dich bin? Ein gelegentlicher Geliebter, der für dich da ist wenn es dir nötig erscheint?“ Maren schaute erschrocken von

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ihrem Laptop auf und Sven mit großen Augen an. Ihr von Sommersprossen übersätes Gesicht wurde puterrot. Sie rang nach Luft bevor sie antworten konnte: „Was habe ich dir getan? Ich habe dich doch freundlich begrüßt!“

An der Reaktion im Gesicht von Sven, konnte sie erkennen, dass sie eben völligen Quatsch geantwortet hatte. Aber sie konnte es nicht mehr zurücknehmen und auch nicht korrigieren, den Sven konterte sofort: „Dazu kann ich wirklich nichts mehr sagen!“ Er drehte sich um, ohne auf eine weitere Erwiderung von Maren zu warten, verließ er den Raum und ohne den Vater zu grüßen das Haus. Maren kamen die Tränen, sie liefen ihr über die schöngeformten Wangen und tropften auf ihr Dekolleté. Sie schluchzte wie ein kleines Mädchen, weil ihre Puppe kaputt war. Der Vater betrat leicht verstört Marens Zimmer und fragte nach dem Grund des

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ganzen Spektakels. Aber eine plausible Erklärung von Maren blieb aus.

Marens Stimmung hatte einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Im Fall „Container“ kam sie nicht weiter, sie müsste eine Überwachung des Notars beantragen, hatte aber keine stichhaltigen Gründe, die dem Staatsanwalt reichen würde. Mit Sven hatte sie einen deftigen Ehekrach, ohne Trauschein. Zu allem Überfluss sprach ihr Vater, seit dem Krach mit Sven, kein Wort mehr mit ihr, obwohl im Hause Popken auch sonst nicht viel gesprochen wurde.

Die Kollegen Konsti und Renate drängten auf Ergebnisse und der Staatsanwalt forderte Fakten. Sie leitete letztendlich die Sonderkommision. Bei einer weiteren Besprechung einigten sich die drei Kommissare darauf, dass die Drogenspur jetzt Priorität hatte. Also welchen Weg nahmen die Drogen und wo wurden sie in Norden gelagert und

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verteilt. So viele infrage kommende Orte gab es nicht in Norden, so argumentierte Maren etwas dürftig. Berger überlegte laut, ob der Handel mit Flüchtlingen auch unmittelbar mit dem Drogenschmuggel zu tun hatte? Dann müsste der Ort schon ganz speziell ausgestattet sein. Es müssten genügend Unterkünfte vorhanden sein und der Umschlagplatz für die Drogen unauffällig für Außenstehende. Maren beorderte die Kollegen vom Kommissariat in Norden nach Aurich. Sie waren die Experten in Norden, die einen solchen Ort kennen müssten. Nun saßen 12 Polizisten an einem großen Tisch im Besprechungsraum des Kommissariats in Aurich. Die drei Kommissare und die Kollegen aus Norden. Die Fragezeichen über ihren Köpfen konnte man erahnen. Es wurden Orte genannt, die aber sofort wieder von einem der Kollegen verworfen wurde,

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dann kamen zwei Örtlichkeiten in die engere Wahl. Das Boxstudio und das Fitnessstudio, beide in Norden. Beide hatten eindeutig das Potential mit den Machenschaften etwas zu tun zu haben.    Aber Beweise von illegalen Aktivitäten gab es bei beiden Institutionen nicht. Aber Berger entschloss sich Spuren zu suchen, den Spuren gab es immer er musste sie nur aufspüren.

Maren ging der Ärger mit Sven nicht aus dem Sinn, aber sie musste sich jetzt auf den Fall konzentrieren und da war die Spur zu einem    Anwalt aus Hannover, der jetzt in Norden als Notar praktizierte, ein gewisser Friedrich Hagen. Das Klientel was er in Hannover hatte, bewegte sich in Zuhälter Kreisen. Zuhälter und Menschenschmuggel, dass passte schon zusammen, dachte Maren und machte sich Notizen über Namen der Mandanten und Zusammenhänge der einzelnen Fälle dieses windigen Anwalts.

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Sie wurde nach längerem Aktenstudium fündig. Der Notar hatte von einem seiner Mandanten Geld, für seine neue Kanzlei in Norden, erhalten, Maren musste schmunzeln und dachte, wie doof von den Beiden dieses auch noch schriftlich zu bestätigen. Jetzt hatte Maren eine belegte Spur von einer Verbindung zwischen einem Zuhälter und dem Notar und das Geld geflossen war, also Grund genug um beim Staatsanwalt eine Observation des Friedrich Hagen zu beantragen. Nun kam Tempo in die Ermittlungen und Erfolg versprechende Spuren, zeigten den Kommissaren, dass sie auf dem richtigen Weg waren.

Friedrich wurde gezwungen in ein vor dem Teemuseum parkenden Wagen einzusteigen, ein Mercedes Kastenwagen, neueres Modell. Er saß noch nicht richtig auf der hinteren Bank, da wurden seine Hände mit einem Kunststoffbinder zusammen gebun-

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den. Er bekam eine Sonnenbrille aufgesetzt, die aber völlig undurchsichtig war. Er hörte den Motor aufheulen und das der Wagen ausgeparkt wurde. Die Fahrt ging ohne Stopp immer geradeaus, nach ca. 5 Minuten Fahrt bog der Wagen nach rechts ab und dann fuhren sie scheinbar endlos lange geradeaus. Dem Notar hatte das Zeitgefühl verlassen, er wusste nicht mehr wie lange sie schon unterwegs waren und seine Orientierung war auch nicht die Beste. Er hatte Todesangst, er hatte genügend Zeit gehabt nachzudenken, ihm wurde jetzt klar, dass er von seinem Auftraggeber aus dem Weg geräumt werden sollte, wahrscheinlich für immer.

Umso länger die Fahrt dauerte, umso mehr stieg die Angst in Friedrich hoch.

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Die Handy Ortung ergab, dass der Notar sich von Norden, in einem Auto sitzend in Richtung Greetsiel bewegte, einem kleinen historischen Sielhafen in der Krummhörn. Dieser kleine Hafenort war der Heimathafen der verbliebenden deutschen Krabbenkutter Flotte, an der ostfriesischen Küste. Aber auch ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Dort war ein schnelles untertauchen ohne große Mühe möglich.

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Maren forderte sofort die Kollegen aus Emden an, die waren nur wenige Kilometer von Greetsiel entfernt stationiert. Sie konnten über die Ortung des Handys, schneller als die Norder Polizei dort eintreffen und reagieren. Konsti unterhielt sich auf der Fahrt mit Renate über die Möglichkeit eines neuen Verteilerortes, mit Hafenanbindung. War die Stadt Norden vielleicht gar nicht der vermeintliche Umschlagplatz für die Flüchtlinge und der Drogen, oder es teilte sich auf die beiden Orte auf, einer für die Drogen und der Andere für die Flüchtlinge? Die Fahrt erschien Berger endlos lange, es sah alles gleich aus, Wiesen ohne Horizont und auf der anderen Seite der nicht enden wollende Deich. Eben Ostfriesland! Brummte Berger in seinen Bart, als ob die anderen Mitfahrer seine Gedanken lesen könnten.

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Nun war wohl die Fahrt zu Ende, sein Leben wahrscheinlich auch. Eine harte Hand drängte ihn aus den Wagen und schubste ihn durch eine Türöffnung in einen Raum. Es wurde Friedrich die Brille abgenommen und er wurde auf einen Sessel gedrückt. Zusammengesunken wie ein Häuflein Elend schaute Friederich sich in den halbdunklen Raum um. Das einzige kleine Fenster war oberhalb des Zimmers und vergittert, es drang wenig Licht hinein. Der Raum roch nach Fisch und in der Mitte stand ein großer Eichentisch auf dem noch Reste von filetierten Fischen und Messer lagen. Friedrich vermutete, dass es sich um eine Fischgenossenschaft handelte, es standen 5 Kunststofftonnen am Rand des Tisches und sie waren mit Fisch bis an den Rand gefüllt. Das gab es nur noch in Greetsiel dachte der Notar, also hier her haben sie ihn gebracht, er kannte nur die anderen Räume der Genossenschaft wo er auch die Drogen ablieferte.

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Buchvorstellung Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (3)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 3

Eine Kommissarin wie Maren hatte nicht nur ihren Beruf, sie war auch eine ganz normale junge Frau mit entsprechenden Bedürfnissen, nach Abwechslung und Nähe zu einem Mann. Maren bosselte an den

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Wochenenden im Winterhalbjahr, in einer festen Mannschaft, sie spielten in der Landesliga und Maren war eine sehr gute Werferin. Ihr langjähriger Freund war mehr in Sachen Fußball unterwegs, was die Gemeinsamkeiten nicht gerade förderten. Ihr Dienstplan wirkte sich auch nicht besonders Partnerschaftsfreundlich auf das junge Paar aus. So kriselte es in ihrer Beziehung manchmal ordentlich. Maren nahm sich nach jeder Auseinandersetzung vor, ihre Probleme auszudiskutieren und eine Lösung zu finden.

Die Glühbirne erhellte nur die hinterste Ecke des Raumes. Die Luft stank nach Rauch und war voller Staub. Friedrich unterdrückte ein Niesen und musste aber stark Husten. Nachdem sich seine Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten, sah er in der einen Ecke allerlei Werkzeug und leere Flaschen liegen.    An den ansonsten kahlen Wänden

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hingen zwei Kalenderbilder mit nackten Mädchen darauf abgebildet. An der gegenüberliegenden Wand machte der Notar ein altes Sofa aus. Daneben standen zwei alte Hocker vor einem runden Tisch dessen bessere Tage schon einige Zeit her waren. Ein Wasserhahn tropfte in ein verrostetes Waschbecken. Auf dem Sofa saßen zwei finstere Gestalten und am Fenster, das voller Schmutz keinen Blick nach Draußen frei gab, stand ein Mann mit feinem Zwirn, er sah aalglatt aus, fein rasiert und mit einer exakten Herrenfrisur. Friedrich erkannte sofort den Mann am Fenster, es war sein Mittelsmann, den er telefonisch um Hilfe gebeten hatte. Der Mann zeigte mit seinem Zeigefinger in die Richtung eines der beiden Hocker und nickte dabei mit seinem Kopf. Er wartete nicht ab, bis sich Friedrich gesetzt hatte, er sprach ihn in feinem Hochdeutsch sofort an: „ Was ist so wichtig, dass sie mich kontaktiert haben? Sie wissen wir sollten

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uns so wenig wie möglich persönlich sehen!“ Friedrich wusste, dass es Ärger geben würde, aber er versuchte die Angelegenheit so dramatisch wie möglich zu schildern: „Der Container wurde im Watt gefunden und von der Polizei beschlagnahmt. Es waren 40 Leichen im Container. Was sollen wir jetzt tun? Gibt es Spuren die auf uns hinweisen könnten?“ Der Mittelsmann sah plötzlich nicht mehr so souverän aus, er hüstelte etwas und dann sprach er leise: „Wo Menschen sich aufhalten gibt es immer Spuren und wenn Menschen Angst haben machen sie Fehler! Sie sollten aber keine Fehler machen!“ Der eine der beiden Gestalten auf dem Sofa war ein schmieriger Typ. Das fettige Haar hing im übers Gesicht, sodass Friedrich nicht sehen konnte, ob er die Augen offen oder geschlossen hielt. Der Typ stammelte etwas undeutlich: „Wenn du Fehler machst bist du tot!“ Dem Notar lief es eiskalt über den Rücken, seine Hände

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wurden nasskalt und verkrampften sich in seiner Jacke. Friedrich stammelte: „Ich habe mit der Schweinerei nichts zu tun, das hat der Litauer zu verantworten! Wir müssen jetzt in Norden die Füße stillhalten und falsche Spuren legen!“ Der Mittelsmann zeigte ein verärgertes Gesicht, er beugte sich zum ersten Mal direkt zu Friedrich, von Angesicht zu Angesicht. „Wir werden weder das Eine noch das Andere tun, wir werden weiter unser Geschäft machen und liefern! Haben sie das verstanden?“

Das Tagebuch zu übersetzen war die eine Sache, den Inhalt zu verstehen eine Andere. Die ersten Seiten waren sauber und verständlich, sie beschrieben Tagesgeschehnisse einer jungen Syrerin, was so banales in ihrem Leben geschah. Dann aber gab es für die Schreiberin einschneidende Ereignisse, die sie meistens nur Stichwortmäßig niederschrieb. Am Ende der Aufzeichnungen

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konnte sie scheinbar nur noch Kürzel und Namen nennen und kleine Skizzen füllten mehrere Seiten des Tagebuches aus. Das Schreiben geschah im Geheimen, oder aus Angst vor Entdeckung der Aufzeichnungen. Es war eine Herausforderung für Renate Berger, als Profilerin und Fallanalytikerin. Diese Frau wurde Alima, „die Tanz und Musik liebt“, genannt. Der Name war auf dem Rücken des Einbandes des Tagebuches mit Tinte geschrieben. Renate vermutete, dass das nur die Eigentümerin geschrieben haben konnte, obwohl Renate die Handschriftenmerkmale nur schwer bei den arabischen Zeichen unterscheiden konnte. Sie musste aber nach ihrer Recherche in Syrien, bei den noch vom    Krieg und Zerstörung, beeinträchtigten Polizeidienststellen, zur Kenntnis

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nehmen, dass keine Alima in den Polizeiakten gefunden wurde.    Alima berichtete von ihrem Dorf, einem Vorort einer mittleren Stadt und wie sie gezwungen waren von dort zu fliehen. Die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den Rebellen rückten näher auf ihr Dorf zu und die ersten Granaten schlugen bereits in ihre Häuser ein. Sie flüchteten in Richtung Grenze zur Türkei. Dort wurden sie in ein Flüchtlingslager aufgenommen und sie hatten kaum etwas zu essen und sauberes Wasser. Alima war wohl eine gute Organisatorin, denn sie berichtete, dass sie für eine kleine Gruppe aus ihrem Dorf Wasser und Reis besorgen konnte. Im Lager schlichen sogenannte Schlepper umher und boten ihre Hilfe bei einer Flucht nach Deutschland an. 5000 €, oder Gold im gleichen Wert sollten sie für ihre sichere Flucht bezahlen. Es konnte auch von den Frauen in Deutschland als Prostituierte abgearbeitet werden.

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Aber die Männer die kein Geld aufbringen konnten, mussten Beutel mit Kokain schlucken und so die Drogen nach Deutschland schmuggeln. Jeder der noch Geld auf der Flucht vor den Kämpfen mitnehmen konnte, meistens aber alter Familienschmuck, kratzte alles Verfügbare zusammen. Es reichte meistens nur für ein oder zwei Familienmitglieder. Es mussten schwere Entscheidungen getroffen werden. Die einen wollten die Männer schicken, weil sie die Strapazen besser überleben würden und sie könnten dann in Deutschland arbeiten und von dem verdienten Geld die Familie nachholen. Andere wieder, wollten lieber ihr Kind in Sicherheit wissen und sie hofften dann auf eine gute Chance der Familienzusammenführung. Alima war alleine geflüchtet, sie war von ihrer Familie getrennt worden. Renate recherchierte, das Alima die 5000€ in kleinen Scheinen dabei hatte und sich somit einen

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Platz bei den Menschenhändlern erkaufen konnte.

Renate hatte bei den Behörden in Syrien angefragt, ob Fingerabdrücke von den Flüchtlingen im Lager abgenommen werden. Es dauerte eine Woche, dann lag ein kleines Päckchen vor Renate auf dem Schreibtisch. Es waren die Fingerabdrücke und die Namen von 2200 Flüchtlingen, die in der besagten Zeit in dem Lager an der Grenze zur Türkei, registriert wurden. Es war eine Fleißarbeit von den Kollegen der KTU. Nun wussten die Kommissare wie die toten Flüchtlinge hießen. Alima gab es wirklich, sie war 28 Jahre alt geworden, sie stammte aus der Stadt Baghus die letzte verbliebende Hochburg des „IS“ (Islamischer Staat). Nun konnten die Kommissare den Behörden in Syrien den Tod der identifizierten Leichen mitteilen und diese vielleicht die Angehörige benachrichtigen.

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Berger hatte noch keinen Ansatzpunkt gefunden, wer hinter den Menschenschmuggel stand. Sie wussten nun wer die Toten waren und wo her sie kamen. Aber nicht wer sie in den Container gesteckt hatte und verantwortlich für ihren Tod war. Die Frage die sich Berger stellte, war der Verlust des Containers ein Verlust auf einer üblichen Route des Menschenschmuggels? Und die Spur führte sie direkt nach Ostfriesland, oder sogar zu einen der ostfriesischen Häfen? Oder war es wirklich nur ein Zufall und die Fracht sollte weiter nach Skandinavien transportiert werden. Berger, Renate und Maren hielten „Kriegsrat“, so nannten sie ihre regelmäßigen Besprechungen im Kommissariat in Aurich. Renate Berger hatte einige Hinweise im Tagebuch entdeckt, die Namen von Orten, oder von Personen sein könnten. Der Übersetzer aus dem arabischen konnte es nicht einwandfrei verständlich machen.“Norden?“, „Moment?“,

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oder vielleicht auch Norden,? auch von einem Anwalt stand dort etwas notiert, ob im Zusammenhang mit dem Begriff, als Namen, oder der Stadt, oder als Himmelsrichtung war nur zu vermuten. Die Kommissare stellten nun mehrere Thesen auf und versuchten mit dem Ausschluss Verfahren dem tatsächlichen Ablauf näher zu kommen. Die Skizzen die Renate im Tagebuch fand konnten ein Schiff oder Frachter sein, die Fahne die Alima an das Heck des Schiffes gemalt hatte identifizierten die Experten als eine litauische Nationalflagge. Also eine These wurde als wahrscheinlich, zu verfolgende Spur, festgelegt: Ein litauischer Frachter kollidierte mit einem Containerschiff vor der niederländischen Nordseeküste. Bei der Kollision ging der Container mit den Flüchtlingen über Bord, oder er wurde, weil man die toten Flüchtlinge entdeckt hatte, so entsorgt. Der Hafen und vielleicht die Stadt wo der Container anlanden sollte, war Norddeich

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und die Stadt Norden. Beide Thesen waren stichhaltig, nun wollte Maren die Spur nach Norddeich und Norden verfolgen und ob es dort einen zwielichtigen Rechtsanwalt gab dem man solche Machenschaften zutrauen würde. Berger überprüfte was aus dem kollidierten Frachter geworden war und wer der Kapitän war und er fragte nach den Namen der Mannschaft. Die niederländischen Behörden, die in den Hoheitsgewässern zuständig waren brauchten auf ihren Dienstwegen etwas länger mit der gewünschten Antwort. Aber dann lag sie bei Berger auf seinem Schreibtisch im Kommissariat.

Der Notar war verzweifelt, es überschlugen sich seine Gedanken, was passiert wenn sie den Frachter finden und dort Spuren der Flüchtlinge? Und da war der Kapitän, dieser Litauer? Würde er dicht halten, oder alles verraten, wie er die Flüchtlinge in einem

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Hafen der Türkei an Bord nahm und sie in einen Container sperrte, ohne genügend Wasser und Verpflegung? Würde er Ihn, Friedrich, preisgeben als weiteres Glied in der Kette des Transportweges und der Weiterverteilung der Ware Menschen? Wer würde nach diesem Unglück weiter liefern und wie sollte er unbemerkt von den Ermittlungen der Polizei die Flüchtlinge versorgen und unterbringen? Fragen über Fragen schossen Friedrich durch sein Gehirn. Aber Antworten hatte er nicht parat.

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Kriminalromane Literatur

„Todes Container im Wattenmeer“ (2)

Kommissar Berger – Mord in Norden

von Lutz Müller

ein Küstenkrimi – Folge 2

Es wurde plötzlich unruhig im Nachbarzimmer im Kommissariat und ein Kollege von Maren kam herein gestürzt. „Frau Kommissarin, wir haben einen Anruf von einem Kollegen aus Norden, er war bei der Bergung des gestrandeten Container im Wattenmeer dabei. Sie haben bei der Öffnung des Containers einen fürchterlichen Fund gemacht! Sie sollen sofort nach Norddeich- Mole kommen.“

Berger und seine Frau und Kollegin Renate, die Profilerin, begleiteten natürlich ohne Diskussion, Maren auf dem Weg nach Norddeich zum Anlegesteg im Osthafen. Auf der Fahrt überlegte jeder für sich, was

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so fürchterliches wohl im Container gefunden wurde. Maren kannte ihren Kollegen Jansen aus Norden, er war ein guter Polizist und auf garkeinen Fall ein Übertreiber. Aber der Begriff fürchterlich passte nicht zu diesen letzten Ostfriesen auf der Polizeiwache in Norden.

Friedrich, der Notar hatte seine Kanzlei vor etwa 2 Jahren in Norden in einer Seitenstraße vom Markt eröffnet. Er war von Hannover zugezogen und hatte das Glück die freigewordene Notar Stelle seines verstorbenen Vorgängers zu übernehmen, er war mit dieser Tätigkeit ausgelastet und nur nebenbei auch als Rechtsanwalt tätig. Aber sein Umzug nach Norden erfolgte nicht freiwillig. Friedrich war keine konservative Erscheinung, was so allgemein von einem Notar, oder Rechtsanwalt erwartet wurde. Er war unscheinbar und etwas Unterwürfig in seiner Art zu sprechen. Wer ihn aber näher

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kannte, bemerkte schnell seine Verschlagenheit, man musste bei Geschäften, schon sehr aufpassen, um nicht übervorteilt zu werden.

Aber die Leute die mit ihm Geschäfte machten waren selber zwielichtige Personen. Friedrich hielt sich immer im Hintergrund, er lies stets andere die gefährliche Drecksarbeit machen. Er war auch kein Anführer oder Chef, er war der „Strippenzieher“ im Verborgenen, der immer noch ein Trumpf im Ärmel hatte. Der sich, wenn nötig aus allem herausreden konnte und immer ein Alibi vorzeigen konnte, auch wenn er damit einen Komplizen hinhängen musste. Dieser Notar hatte in der Stadt Norden nichts Gutes im Sinn.

Als die drei Kommissare mit ihren Dienstwagen am Hafen in Norddeich ankamen, sahen sie den Container vor lauter schaulustigen Menschen nicht. „Was ist das den für eine Scheiße“, fuhr es Berger erzürnt

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heraus.“ Ist hier Kasperletheater angesagt! Wie soll man unter diesen Umständen vernünftig arbeiten!“ Maren stieg als erste aus dem Dienstwagen aus und beorderte den Kollegen Jansen zu sich: „Was ist hier los? Warum sperren sie den Fundort nicht ordnungsgemäß ab? So können wir nicht arbeiten!““ Jansen stotterte etwas von, wird sofort erledigt, haben nicht mit so einen Andrang gerechnet.“

Berger drängelte sich als erster durch die Zuschauermenge und betrat den Container mit gemischten Gefühlen, noch immer nichtsahnend was ihn erwartete. Eine nette Gerichtsmedizinern, so um die vierzig Jahre alt kam auf ihn zu und berichtete ungefragt: „Wir haben hier 40 Leichen davon 10 Frauen und 5 Kinder. Es sind Menschen aus Nordafrika, oder von der arabischen Halbinsel. Sie sind vermutlich ertrunken, oder erstickt. Mehr nach der Obduktion!“ Berger blieb die

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Spucke im Hals stecken, er schaute in den künstlich beleuchteten Raum, was er da sah war einen Mernschenkneul, ineinander verkrampft liegende Personen, Mann und Frau und dazwischen kleine und heranwachsende Kinder. Er vermutete, dass sie zwischen 4 und 12 Jahre alt geworden sind. Es stank entsetzlich, Renate die gerade dazu gekommen war hielt sich ein Taschentuch vor Mund und Nase. „Warum stinkt das hier so entsetzlich, kann mir das einer sagen?“ fragte Renate. Ihre Frage ging in dem allgemeinen Stimmengewirr unter. Maren blieb vor dem Container stehen und lies sich lieber aus der Entfernung von Konsti berichten. Sie hatte es nicht so mit Gerüchen.

Die am Ort eingetroffene KTU, die Kriminaltechnik, machte Fotos von den Toten und sicherte Spuren.

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Am Anfang aller kriminalistischen Arbeit am Tatort, steht die Bildung einer Hypothese zum Tathergang. Unter Heranziehung aller sichtbaren und von Erfahrungswerten getragenen nicht sichtbaren Indizien, wird so der wahrscheinlichste mögliche Tathergang rekonstruiert. Daraus erwächst dem Ermittler die Möglichkeit sich angelehnt an seine gebildeten Hypothese, beweiskräftige Spuren zu suchen und zu sichern um  den zunächst gedachten Tatablauf zu beweisen oder zu verwerfen und um stichhaltige Hinweise auf den möglichen Täter zu finden.  Die auf diese Weise gefundenen und gesicherten Spuren sind ein Segen für die Strafverfolgung selbst, da eine ergiebige Spurensuche den zu erwartenden Ermittlungserfolg deutlich verbessert. So hoffte auch Maren auf aussagekräftige Spuren. Unterdessen war eine Anfrage von Maren an das LKA Hannover, auf Amtshilfe positiv beschieden worden, der Staatsanwalt gab

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sein OK. So ermittelten ab sofort die beiden Hauptkommissare Berger in diesem Fall und ihr Urlaub war damit auf Eis gelegt.

Der Notar hatte von dem Boxergesicht die Information, vom Fund der 40 Leichen im gestrandeten Container, erhalten. Jetzt musste er handeln und nicht mehr den Dingen ihren Lauf lassen. „ Nur jetzt keinen Fehler machen“ sprach er leise zu sich selbst. Was war schiefgelaufen an Bord des Frachters, überlegte er und fingerte aus seiner Westentasche einen kleinen Zettel heraus, er tippte in sein Handy die dort stehende Telefonnummer ein. Er hörte ein Freizeichen, aber es meldete sich der Gesprächsteilnehmer nicht. Nun drückte er die Wiederholungstaste, wieder ein Freizeichen, der Notar wartete ungeduldig. „ Scheiße! „ entfuhr ihm der Fluch und er betrat seine Kanzlei. Dort wartete seine Sekretärin auf ihn mit einer wichtigen Nachricht von

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einem Herrn Valentis. Er möchte dringend zurückgerufen werden, er befindet sich auf seinem havarierten Frachtschiff in der Nordsee. „Was meint der wohl was ich die ganze Zeit versuche!“ schrie er seiner Mitarbeiterin entgegen. „Der sollte einfach mal ans Handy gehen dieser Arsch“ Friedrich lief wie ein angeschossenes Wild  im Büro hin und her. Die Gedanken in seinem Gehirn liefen Amok, er musste wissen was passiert war.

Berger und seine Renate nahmen es mit Humor, sie mussten schon häufig ihren Urlaub unterbrechen, weil angeblich kein anderer Kollege abkömmlich war. In der Regel ging es aber um Kompetenzstreitigkeiten, wer für Was und Wo zuständig sei. Aber hier, in diesem Fall in Norden, halfen sie ihrer Freundin Maren gerne. Der Fall interessierte sie sehr. Es wurde von ihnen eine Sonderkommission „Container“ eingerichtet

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und es wurde auch der Internet Spezialist vom LKA Hannover, ihr langjähriger Freund und Kollege, Jochen Schulz dazu geholt. Die eingespielte Ermittler Gruppe brauchte keine Einarbeitungszeit, sie verstanden sich auch ohne viele Worte, aus Erfahrung aus vielen gemeinsamen, erfolgreichen Ermittlungen. Die vorliegenden Fakten wurden zusammengetragen und so entstand eines möglichen Tathergangs ein Profil. Die Spurenlage war nicht so eindeutig, wie man sich das im Team erhofft hatte. Alle Fremdspuren an den Leichen waren DNA Spuren von den im Container befindlichen Leidensgenossen. Sie hatten sich im Todeskampf gegenseitig Verletzungen zugefügt. Im Rückblick auf die historische Entwicklung der kriminaltechnischen Untersuchungen, ist die DNA-Untersuchung ein eher sehr junges Verfahren zur Identitätsfeststellung einer Person. Eher zufällig entdeckte 1984 der britische Wissenschaftler

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Sir Alec Jeffreys, dass die von ihm fotografierten Bereiche der DNA als auslesbare Muster zu erkennen waren und im weiteren Verlauf viel auf, dass diese Muster durch ihre individuelle Anordnung eine Personenidentifizierung möglich machen konnten. Im Jahr 1988 wurde dann erstmals ein genetischer Fingerabdruck vor einem deutschen Gericht als Beweismittel anerkannt und somit entwickelte sich in den nachfolgenden Jahren die DNA-Untersuchung zu einem anerkannten Verfahren im Bereich der kriminaltechnischen Untersuchungen. Bei den DNA-Untersuchungen oder auch DNA-Analysen genannten Verfahren, wird mittels einer molekularbiologischen Untersuchung menschliches Erbgut untersucht. Das hierbei zur Anwendung gebrachte PCR-Verfahren (Polymerase Chain Reaction Verfahren) ermöglicht schon bei kleinsten Mengen an DNA-fähigem Spurenmaterial, die Erstellung eines DNA-Profils einer menschlichen

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Person. So gab es auch bei den Untersuchungen der 40 Leichen DNA Spuren die sich eindeutig zuordnen ließen. Würde man nun Vergleichsmaterial haben, könnte man die gefundene DNA einer bestimmten Person zuordnen und so seine Herkunft und vieleicht auch seine Identität ermitteln. Berger wurde in die Pathologie gerufen, er solle sich beeilen, es gäbe Fall entscheidende Informationen von den toten Flüchtlingen. Als Berger dort eintraf waren auch schon Maren und Renate anwesend. Die Pathologin machte es spannend, sie führte die Kommissare in einen separaten Raum, der war im Gegensatz zu den anderen Räumen nicht gekühlt. Auf einem großen Tisch befand sich ein großer Berg mit Kunststofftüten, in denen ein weißes Pulver zuerkennen war. Ungefragt sprach die Medizinerin: „Was glauben sie, wo ich diese Tüten gefunden habe? Im Magen und bereits in den Därmen der toten Flüchtlinge!“ Das Fragezeichen stand

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den Kommissaren förmlich ins Gesicht geschrieben. Die Gerichtsmedizinerin referierte weiter: „ Wer ertrunken ist, oder erstickt, oder an dem Dreckszeug verstarb, weil die Beutel im Körper geplatzt waren, wird sich erst bei jeder einzelnen Obduktion herausstellen.“ Berger fand seine Sprache als erster wieder und äußerte sich. „Fest steht, diese armen Menschen wurden doppelt missbraucht, für den Menschenhandel und für den Drogenschmuggel! „ Nun ergaben sich für die Kommissare auch mögliche Motive den Container im Wattenmeer zu entsorgen. Vielleicht entdeckte man auf der Fahrt die Toten Flüchtlinge und man wollte den ganzen Container verschwinden lassen. Nur hatte der Kapitän des Frachters keine guten Kenntnisse von den örtlichen Wassergegebenheiten, denn im Wattenmeer einen Container zu entsorgen, hatte an dieser Stelle des Wattenmeers zur Folge, dass bei Ebbe der Container trockenfiel und so entdeckt

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werden konnte. Maren beauftragte Jochen Schulz sich beim Schifffahrtsamt zu erkundigen, welche Schiffe sich in dem Zeitraum einer möglichen Entsorgung vor der ostfriesischen Küste bewegten? Er sollte sich auch im Internet umsehen, ob es auffälligen Chatverkehr im Netz gab, der Hinweise auf diesen Fall gaben. Renate konnte sich einfach nicht vorstellen wie man unbemerkt einen so großen Container über Bord gehen lassen kann? Dafür benötigte der, oder die Täter einen Krahn, oder anderes schwere Gerät. Sie äußerte diese Bedenken den Kollegen gegenüber und stellte gleichzeitig die Frage. „Weiß einer von euch ob es in der letzten Zeit in der Nordsee oder im Ärmelkanal eine größere Havarie eines Containerschiffes gegeben hat?“

Endlich meldete sich der Kapitän des Frachters bei dem Notar. Friedrich herrschte ihn mächtig am Telefon an. „Sind sie blöd, mich

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ohne Informationen über den Verbleib des Containers hier in Norden zu lassen! Das Scheißding stand plötzlich mitten im Watt auf dem Trockenen und wurde natürlich von der Polizei geborgen! Wie sollen wir jetzt reagieren?“ Am anderen Ende der Leitung gab es plötzlich ein Freizeichen, der Teilnehmer hatte aufgelegt. Der Notar war außer sich vor Wut und kramte in seiner Jackentasche nach seinem Notizbuch und blätterte darin Seite für Seite nach einem Namen mit einer Telefonnummer. Es sollte ein verhängnisvoller Anruf werden.

Im Radio hörte Maren Popken als erste die Meldung von einem Schiffsunglück vor der niederländischen Küste. Ein Containerschiff war mit einem Frachter zusammengestoßen und dabei gingen etwa 300 Container über Bord. Auf dem Containerschiff befanden sich über 1000 Container. Die Container trieben in der Fahrrinne, auch auf die Ost-

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friesische Küste zu. Der Küstenschutz hatte Katastrophenalarm ausgerufen. In den Containern befanden sich auch hochgiftige Substanzen. Nach dieser Nachricht änderte sich die Sachlage im Mordfall „Container“! Die KTU meldete sich bei Maren und meldete einen wichtigen Fund. Bei einem der Leichen wurde eine Art Tagebuch gefunden, es war in Arabisch abgefast und wird gerade von den Spezialisten über setzt. Maren informierte die Kollegen sofort von den sich überschlagenden Ereignissen und dem wichtigen Fund. Sie hatten eine Spur und vielleicht auch bald Namen und Hintergründe. Es machte sich eine gewisse Zuversicht bei den Kommissaren breit.

die weiteren Folgen des gesamten Romans erscheinen jeweils zum Wochenende, hier und über die Fb-Gruppe Dornumer Nachrichten.

Wir stellen Ihnen in Kürze den Autor dieses Kriminalromans, Lutz Müller vor. Lutz Müller lebt in Norden.

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Norden Radfahrer Soziales Verkehr

Mit der Rikscha durch Norden

Es könnte der schönste Weg werden, Norden und das Umland zu erkunden. Norden hat nun ein umweltfreundliches Angebot mit Spaßpotential. Der 96 jährigen Kim Young aus Südkorea, der, wie sie selber sagt, ihre „Untertanen“, und verweist dabei auf ihre Gehhilfen, keinen allzu großen Radius mehr erlauben, gefällt diese Art der Nahfelderkundung. Michael Müller-Mißmahl verhalf ihr als Rikschafahrer zu einem außergewöhnlichen Erlebnis, von dem sie sicherlich auch nach Korea berichten wird.

Wir sprachen mit Lutz Müller, dem Initiator und Vorsitzenden des neuen Vereins, der das Projekt Rikscha in Norden ins Leben rief.