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Medizin Naturheilkunde

Helfen willkürliche Kältebehandlungen?

Folge 1 Naturheilkunde der Gegenwart


Man stelle sich eine kleine Kiste mit Kühlelementen vor, in die man eine Hand hineinstreckt und auf Besserung von diversen Leiden hofft.

Gurumedizin, oder gar Naturheilbehandlung? Wer solchen Anzeigen von Firmen oder Heilpraktikern ausgesetzt ist, liest oft über angebliche Heilerfolge, die irgendwo, möglicherweise in der hinteren Bergwelt, beobachtet wurden. Also, jemand war krank und die bloße wiederholte Unterkühlung einer Hand weckt Heilkräfte des Körpers. Mit etwas Nachdenklichkeit sollte man wohl schnell erfassen, dass das so gepriesene Konzepte zunächst den eigenen Geldbeutel schmälern und noch keine nachprüfbare Kausalität zwischen Leiden und Heilungserwartung belegen.

Zwar gibt es, vor allem im orthopädischen Bereich Kälteanwendungen und wissenschaftliche Untersuchungen aus dem japanischen Raum, diese sind aber nur im Rahmen gezielter Anwendungen und nach strenger diagnostischer Abklärung in Anwendung. Also nicht unspezifisch und nicht ohne strenge Indikation.

Kann eine solche Vorgehensweise gar schaden oder gefährlich sein?

Als Heilpraktiker mit jahrzehntelanger Praxiserfahrung musste ich alle Patienten, die mir diese Frage stellten, mit einem klaren Ja konfrontieren. Warum? Unser Körper ist ein Regelwerk, das Reize messbar beantwortet. Dies gilt aber nur, wenn der Körper „gesund“ ist und keine Blockaden aufweist. Wissen, das nicht nur Heilpraktiker, sondern auch jeder Allgemeinmediziner bestätigen kann. Wir wissen auch selbst aus der individuellen Erfahrung, dass wir zeitweise auf Reize wie Kälte oder Wärme unterschiedlich reagieren. Kälte kann Zahnschmerzen verursachen und Wärme unter Umständen auch. Haben wir Entzündungsherde im Körper, melden die sich oft bei Temperaturdifferenzen. Bei besonders problematischen Erkrankungen besteht häufig eine sogenannte „Reaktionsstarre“, das heißt, der Körper reagiert hier nicht so, wie er es im gesunden Zustand täte. Genau hier kommen wir wieder auf unsere Eingangsschilderung zurück. Wird beim Vorliegen eines starren Befundes willkürlich ein unspezifischer Kältereiz durch Unterkühlung einer Hand forciert, kann es zu gesundheitlichen Schäden kommen, denn wir wissen nicht, wie die inneren Organe des Körpers auf diese „Provokation“ reagieren. Im günstigsten Fall ohne Schaden, aber wenig zielführend auf Heilung, oder weniger gewünscht eine Belastung, die einer Gesundung entgegenstehen kann. Besonders empfindlich reagieren unsere Nieren auf derartige Belastungen. Aus all dem folgt, dass nur nach eingehender Messung der Reaktionsfähigkeit und Ausschluss von Herden mit unspezifischen Reizen, wozu auch solche Kältekisten gehören, experimentiert werden könnte. Als Heilpraktiker lehne ich solche Prozeduren, die zumeist von Firmen propagiert werden, die sogar in die Praxen von Heilpraktikern kommen und so deren Umsatz ankurbeln wollen, ab. Dies gilt nicht nur für Kältekammern, sondern auch sonstige unspezifische Reizsetzungen.

Es bleibt also die Frage, kann man die Regulation eines Körpers messen und gültige Annahmen über das Reaktionsschema des Körpers gewinnen? Ja, das ist möglich und wird sowohl von Ärzten und auch von Heilpraktikern durchgeführt. Natürlich wird nicht jeder Hausarzt eine Bioelektrische Funktionsdiagnostik durchführen, oder Verfahren der Elektroakkupunktur beherrschen. Dies ist zumeist spezialisierten Ärzten im Bereich der Naturheilverfahren oder Heilpraktikern mit dieser Spezialisierung vorbehalten.
Wir werden in den kommenden Folgen mehr über die Regulationsmedizin und der Naturheilkunde berichten.

Allgemeine Rückfragen können über unsere Dornumer oder Essener Praxis beantwortet werden.

Individuelle Behandlungsanfragen nur nach telfonischer Terminabsprache. Individuelle medizinische Beratung ist nur nach Untersuchung und Befundung, die nicht telefonisch erfolgen kann, möglich. Wir führen auch Hausbesuche durch.

Telfon: 0163 666 444 3 (für beide Praxen, Dornum, Essen)

Hans-Joachim Steinsiek, Dipl-Sozialarbeiter, Heilpraktiker, Journalist

Dieser Artikel erscheint im Rahmen einer Artikelserie, die auch unter der Facebookgruppe „Dornumer Nachrichten“ veröffentlicht wird und ist Teil einer redaktionellen Verlagsveröffentlichung. Wiedergabe und Abdruck daher nur mit Genehmigung des Verfassers.


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Gesundheit Medizin Norden Sozialpolitik Zentralklinik

Abbau am Krankenhaus Norden geht weiter

Förderverein besorgt über aktuelle schlechte Gesundheitsversorgung

„Die Situation in den Krankenhäusern in Norden, Emden und Aurich verschärft sich. Uns sind inzwischen Fälle bekannt, in denen die Gesundheit der Patienten gefährdet wird, in denen die Arbeitsbedingungen das Personal krank machen und in denen Mitarbeiter das Krankenhaus verlassen und sich Arbeitgeber suchen, die mit ihnen besser umgehen. Die Fälle betreffen alle 3 Standorte.“ sagte Dr. Axel Schönian. Besonders betroffen sei dabei der Standort Norden, an dem der Landkreis Aurich und die Trägergesellschaft bei weitem am Meisten gekürzt hätten. Diese Veränderungen waren nicht unausweichlich, sondern seien gezielt vorgenommen worden. Zum Beispiel seien die Folgen der Versetzung des Chefarztes Dr. Raytarowski von Norden nach Aurich im Jahr 2020 erst jetzt drastisch zu spüren.

Die Internistischen und Chirurgischen Stationen in Norden seien inzwischen in einem Maße reduziert worden, dass es immer wieder zu Überlastungssituationen komme. Dann müssen Patienten in der ZNA (zentrale Notfallaufnahme) übernachten, obwohl diese nur für die Aufnahme bzw. ambulante Betreuung ausgelegt sei. Es gebe zum Beispiel keine Zimmer mit Sanitäranlagen dort. Bis zu 10 Patienten seien davon in einer Nacht betroffen. Zusätzlich müssten Patienten auf den Stationen auf dem Flur übernachten, so voll sei es zeitweise. Die Krankenhäuser in Emden und Aurich könnten nicht übernehmen, weil sie selbst überlastet seien. Das Personal traue sich nicht, etwas zu sagen aus Angst um den Arbeitsplatz.

Auf der anderen Seite stehen im Krankenhaus Norden Stationen leer als Folge der Streichungen der letzten Jahre.

Die geplante Installation einer „halbstationären“ Versorgung mit dem StatAMed-Modellversuch am Standort Norden sei voraussichtlich keine Lösung, sondern nur ein Schritt zu einer weiteren Verschlechterung der Gesundheitsversorgung vor Ort. Damit werde die bereits jetzt unzureichende  Versorgung der Bevölkerung in Norden und Umgebung nur noch weiter zusammengestrichen. Die Einführung des StatAMed-Programms werde zu einer Umwandlung des Krankenhauses in eine bessere Pflegestation und zur Schließung der Notfallambulanz führen.

Der Förderverein beklagt die Intransparenz und Heimlichtuerei der Entscheidungsträger ebenso wie deren Inkompetenz: die Verantwortlichen Politiker planen offensichtlich schon seit knapp 1 Jahr, dass das StatAMed-Projekt in Norden ausprobiert werden soll.

Offensichtlich würden sich die Entscheidungsträger nicht mit der medizinischen Versorgung der Bevölkerung beschäftigen.

In seiner ersten Presseerklärung habe der neue Geschäftsführer, Herr Balster, insbesondere von der prekären finanziellen Situation berichtet. In seiner Einarbeitung seien von der Verwaltung und der Politik offensichtlich nur Vorgaben zu Finanzen, aber keine Vorgaben zur Sicherstellung der Qualität der medizinischen Versorgung für die nächsten Jahre gemacht worden. Im Gegenteil fordern Kreispolitiker regelmäßig weitere Einschnitte. Dafür hat der Förderverein kein Verständnis.

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Forschung Medizin

Parkinsonforschung: Fünf Millionen Euro für die Parkinson-Forschung

Ulmer Forscherin Prof. Birgit Liss an „Wellcome Trust“-Projekt beteiligt

Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer. Sie entsteht, wenn Dopamin-ausschüttende Nervenzellen im Gehirn absterben. Warum und woran diese Neurone zugrunde gehen, ist immer noch unklar. Ein internationales Forschungsteam aus fünf Arbeitsgruppen möchte nun herausfinden, welche Rolle hierbei der neuronale Kalziumstoffwechsel spielt. Das interdisziplinäre Verbundprojekt wird von der britischen Wissenschaftsstiftung „Wellcome Trust“ mit einem „Collaborative Award“ in Höhe von rund fünf Millionen Euro gefördert; die Leitung hat Professor Richard Wade-Martin von der Universität Oxford. Mit dabei ist auch Professorin Birgit Liss von der Universität Ulm, die mehr als 500 000 Euro für ihr Teilprojekt erhält.  

Der Botenstoff Dopamin spielt eine Schlüsselrolle bei der Weiterleitung von Nervensignalen. Fehlt Dopamin im Gehirn, ist unter anderem die Übertragung von Nervenimpulsen auf Muskelzellen gestört, wie dies bei Morbus Parkinson der Fall ist. Die Folgen: Beweglichkeit und Geschick gehen verloren, es treten Muskelsteifheit und Ruhetremor auf, und die Betroffenen haben Probleme, Bewegungen zu initiieren. Doch was macht diese Dopamin-ausschüttenden Neurone so empfindlich und anfällig, dass sie bei der Parkinson-Krankheit zugrunde gehen?

„Mittlerweile ist bekannt, dass bestimmte Dopamin-ausschüttende Neuronen besonders verletzlich sind, die in einer bestimmten Region des Hirnstamms angesiedelt sind: der sogenannten schwarzen Substanz. Wir möchten nun herausfinden, warum dies so ist“, erklärt Professor Richard Wade-Martin vom Oxford Parkinson‘s Disease Centre (OPDC). Der britische Forscher koordiniert das Forschungsprojekt „Compartmentalised calcium handling in dopamine neurons“, das vom „Wellcome Trust“ mit einem „Collaborative Award in Science“ in Höhe von 3,8 Millionen Britische Pfund gefördert wird. Die Forschenden wollen im Detail verstehen, wie genau Kalzium in diese Nervenzellen eintritt und wie es dort die Dopamin-Ausschüttung und andere Prozesse steuert. Dabei sollen unterschiedliche Bereiche der Zelle gesondert untersucht werden, da sich Zellkörper und Zellfortsätze hier stark zu unterscheiden scheinen.

„Kalzium ist essentiell, um elektrische und chemische Signale zu erzeugen, die wichtig sind, um zum Beispiel Dopamin freizusetzen. Andererseits ist Kalzium aber auch dafür bekannt, dass es Stress auslösen und sogar den Zelltod herbeiführen kann. Es ist deshalb wichtig, dass der Kalzium-Stoffwechsel gut ausbalanciert ist und auch unter Stress nicht aus dem Ruder läuft, denn die Dopamin-ausschüttenden Zellen reagieren auf solche Störungen besonders empfindlich“, so Professorin Birgit Liss. Die Leiterin des Instituts für Angewandte Physiologie an der Universität Ulm ist seit 2019 Visiting Fellow und Gastprofessorin an der Universität Oxford (Linacre und New College), und Mitantragstellerin für dieses Forschungsprojekt.

Liss_Birgit (Foto: Claudia Höhne): Prof. Birgit Liss, Leiterin des Instituts für Angewandte Physiologie der Universität Ulm

Das internationale Forschungsteam, das sowohl mit Mausmodellen als auch mit humanen Stammzellen arbeitet, möchte verstehen, warum Dopamin-ausschüttende Zellen so empfindlich gegenüber Störungen des Kalzium-Stoffwechsels und anderen Stressoren sind. So lassen sich möglicherweise auch Wege finden, um diese Nervenzellen resistenter zu machen. Das interdisziplinäre Verbundprojekt führt die Arbeit von fünf Forschungsgruppen der Universität Oxford, des University College London und der Universität Ulm zusammen. Geleitet werden diese von den Professoren und Professorinnen Richard Wade-Martin (Verbundkoordinator), Stephanie Cragg, Peter Magill, Josef Kittler und Birgit Liss.

Kick-Off-Meeting Oxford (Foto: Lorraine Dyson / OPDC): Gruppen-Foto vom Kick-Off-Meeting in Oxford im September. Das Forschungsteam wird vom Wellcome-Trust mit einem Collaborative Award gefördert. In der ersten Reihe von unten: (v.l.): Prof. Richard Wade-Martin (Verbundkoordinator), Prof. Stephanie Cragg, Prof. Birgit Liss sowie Prof. Peter Magill. Zum Team der Antragsteller gehört auch Prof. Josef Kittler, zweite Reihe von unten ganz links.

Die Förderung für das Ulmer Teilprojekt nutzt Liss für die Finanzierung von Doktoranden- beziehungsweise Postdoc-Stellen. Beim Kick-Off Meeting Anfang September in Oxford waren zwei ihrer Nachwuchswissenschaftlerinnen schon mit dabei. Neben der Präsentation von Postern und Vorträgen ging es insbesondere darum, Kontakt zu den anderen beteiligten Arbeitsgruppen aufzunehmen. „Ein Forschungsprojekt, das an verschiedenen Standorten in unterschiedlichen Ländern angesiedelt ist, lebt vom Austausch und persönlichem Kontakt aller beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. So können gemeinsame Experimente optimal geplant und Expertisen ausgetauscht werden“, so die Ulmer Parkinson-Expertin.

Hintergrund

Der „Wellcome Trust“ ist eine britische Stiftung mit Sitz in London, die nach dem britisch-amerikanischen Pharmazieunternehmer und Philanthrop Henry Wellcome (1853 – 1936) benannt ist. Das Ziel der global agierenden Stiftung ist die Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier. Im Mittelpunkt der Förderprogramme und Stipendien des Wellcome Trusts steht die Förderung der biomedizinischen Forschung und Ausbildung. Der „Collaborative Award in Science“ der Stiftung soll die internationale, disziplinübergreifende Zusammenarbeit fördern, um die großen wissenschaftlichen Fragen und Probleme der Zeit zu lösen. Das Antragsverfahren ist äußerst kompetitiv und die Fördersummen entsprechend hoch. 

(ü.Pm.)

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Aurich Medizin

Strahl oder Chemie? Krebsbehandlung in Ostfriesland

In Aurich ist, wir berichteten, ein hochmodernes Bestrahlungsgerät installiert worden. Dabei stellt sich die Frage nach dem derzeitigen Stand der Tumorbehandlung. Wann ist eine chemische Behandlung, wann die Bestrahlung indiziert. Wir sprachen hierüber mit dem leitenden Mediziner des Auricher Versorgung Zentrums, Dr. Nasser Fahami

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Dr. Nasser Fahami im Gespräch mit Hans-Joachim Steinsiek, 23. 9. 2022, Aurich
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Gesundheit Kliniken Medizin Zentralklinik

Selbst in Bewegung präzise bestrahlen. Ein Meilenstein in der Tumorbehandlung.


Das Medizinische Versorgungszentrum Aurich-Norden kann mit einem der modernsten Behandlungsgeräte in der Onkologie aufwarten. Das sogenannte „Cyberknife“, das mit ca. 81 Tonnen Blei abgeschirmt ist, erlaubt eine extrem präzise Bestrahlung von Tumoren, selbst unter der Eigenbewegung des Patienten. Seit ca. 16 Jahren gibt es derartige Geräte, die allerdings in ihrer Entwicklung stets Fortschritte boten. Das Auricher Gerät wurde mit 3,8 Millionen Euro öffentlich bezuschusst und es sei ein Glücksfall bei der Standortauswahl anderen Bewerberstädten zuvor gekommen zu sein.

Nun sind schon etwa 40 Patienten hier in Aurich behandelt worden. Nach Vordiagnostik und Tumorkonzilium kann im MVZ die zumeist ambulante Behandlung durchgeführt werden. Das Gerät kann dabei jede Eigenbewegung des Patienten und seiner Organe so ausgleichen, dass ein präzises Bestrahlen und Abtöten der Tumorzellen möglich wird. Dabei ist das Umgebungsgewebe weniger als bei herkömmlicher Bestrahlung belastet und volumenmäßig kleiner.

Rechts die kleinere Bestrahlungsfläche bei bisherigen Verfahrensweisen

Noch kann sich aber nicht jeder Patient auf die schonendere Behandlung freuen. Die etwa 5000 bis 20000 Euro werden noch nicht von allen Kassen übernommen. Man sei in intensiven Gesprächen mit verschiedenen Kassen und habe bisher einige Rahmenvereinbarungen schließen können. Gleichwohl sei man bemüht für jeden Patienten Wege zu finden. Um auch weiterhin das Gerät auf dem neuesten Stand zu halten, hat man Wartungsverträge geschlossen, die auch Erweiterungen bei Neuentwicklungen einbeziehen.

Dr. Nasser Fahimi und Mitarbeiter des MVZ in Aurich

Dr. Nasser Fahami, leitender Facharzt für Strahlentherapie hofft auf eine Entwicklung seines Standortes mit Forschungsaufträgen, denn die neuen technischen Entwicklungen ermöglichen Behandlungsansätze, die der Tumorbehandlung neue Horizonte bieten.

Ein Interview mit Dr. Fahimi folgt.

(stk)