Langjähriger Einsatz für Völkerverständigung ist beispielhaft
LKA/Aurich. Für ihre Verdienste um die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sind Alwin de Buhr (Spetzerfehn) und Heinz Kleemann aus Aurich im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Auricher Kreishaus mit der Albert-Schweitzer-Medaille geehrt worden. Dabei handelt es sich um eine der höchsten Auszeichnungen, die der Volksbund zu vergeben hat.
Vor allem durch ihren langjährigen Einsatz für die Kriegsgräberstätte in Tannenhausen hätten de Buhr und Kleemann einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur im Landkreis Aurich geleistet, hob Landrat Olaf Meinen in seiner Funktion als Kreisvorsitzender des Volksbundes hervor. Und auch dessen Bezirksgeschäftsführer Marco Wingert (Oldenburg) sowie Jann-Peter Ubben als Geschäftsführer
des Kreisverbandes Aurich lobten das ehrenamtliche Engagement der beiden Geehrten als beispielhaft.
Ende 1941 war am Ortsrand von Tannenhausen ein Barackenlager für russische Kriegsgefangene errichtet worden. Bis zu 236 von Ihnen starben bis Kriegsende auf Grund schlechter Versorgung, schwerer Arbeit und durch Misshandlungen. Sie wurden auf dem sogenannten Russenfriedhof beigesetzt. Dieser Friedhof hat als Kriegsgräberstätte Bestand. Seit zehn Jahren erinnert auch eine Gedenktafel in deutscher und russischer Sprache an das Schicksal der Toten. Sie war im Rahmen eines Projektes an der Hauptschule Aurich unter der Leitung von Lehrer Alwin de Buhr in Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge entstanden. Durch seine Nachforschungen habe de Buhr vielen der Opfer erst ein Gesicht gegeben, hoben Meinen und Wingert hervor. Heinz Kleemann ist seit vielen Jahrzehnten bemüht, durch die persönliche Begegnung zur Verständigung zwischen Deutschen und Russen beizutragen. Er und de Buhr wiesen nachdrücklich darauf hin, dass Sie die Ehrenmedaille stellvertretend für alle entgegennehmen, die sich gemeinsam mit Ihnen im Landkreis Aurich um das Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft bemühen.
Diese dürften nicht in Vergessenheit geraten, mahnte Volksbund-Geschäftsführer Wingert. Denn „aus der Beschäftigung mit den Ereignissen und Schicksalen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert können wir viel für unser heutiges Miteinander lernen.“ Dies sei auch Kern der Bildungsarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der sich im Auftrag der Bundesregierung um rund 2,8 Millionen Gräber in 46 Länder kümmert. Dabei betreut der gemeinnützige Verein mehr als 800 Kriegsgräberstätten und sucht aktiv nach bislang Vermissten.
Für seine Aufgaben erhält der Volksbund zwar einen Zuschuss aus Bundesmitteln, den überwiegenden Teil der benötigten Gelder bringt er jedoch durch Spenden auf – unter anderem durch die Haus- und Straßensammlung, die jeweils im Herbst durchgeführt wird und auch in diesem Jahr wieder läuft. „Leider wird es aber immer schwieriger, Sammlerinnen und Sammler für uns zu gewinnen“, machte Wingert deutlich. Grund sei, dass viele Menschen aufgrund des wachsenden zeitlichen Abstandes kaum noch eine persönliche Verbindung zu den Gräbern der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft hätten. Darum sei die Erinnerungsarbeit, wie sie Alwin de Buhr und Gerd Kleemann leisten, umso wichtiger.
Auch der Landrat warb für eine Beteiligung an der Haus- und Straßensammlung. „In unserem Landkreis gibt es leider weiße Flecken“, stellte Meinen fest. Auch ein zeitlich begrenztes ehrenamtliches Engagement könne hier viel ausrichten, betonte Wingert. So sei es beispielsweise möglich, Radtouren mit einer Sammeltätigkeit für den Volksbund zu verbinden. „Über diese Bereitschaft würden wir uns sehr freuen“, sind sich Geschäftsführer und Landrat einig.
(ü. Pm.)