Wie werden Moore möglichst schnell und auf großer Fläche wiedervernässt? Auf der Konferenz „Moorklimaschutz beschleunigen“ diskutierten (v.l.) Susanne Belting, Fachliche Leiterin DBU Naturerbe, Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU), Anka Dobslaw, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz, Dr. Bettina Hoffmann, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV), Dr. Franziska Tanneberger, Leiterin des Greifswald Moor Centrums (GMC), und Jan Peters, Geschäftsführer Succow Stiftung. © Felix Teupe/DBU
DBU-Konferenz zu Optionen der Wiedervernässung
Osnabrück. Die Hürden für die Wiedervernässung von Mooren sind hoch – aber ein wichtiges Instrument zum Erreichen der Klimaschutz-Ziele. „Wir brauchen deshalb sowohl beim Ausbau der erneuerbaren Energien als auch beim Moorschutz eine Umsetzungsoffensive“, fordert Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU), heute (Donnerstag) auf der Konferenz „Moorklimaschutz beschleunigen – Wie die Wiedervernässung der Moore in die Fläche kommt“.
95 Prozent der Moore sind in Deutschland entwässert
Bei der von der DBU und dem Greifswald Moor Centrum (GMC) organisierten und mit rund 200 Plätzen restlos ausgebuchten Veranstaltung diskutierten Teilnehmende aus Praxis, Politik und Wissenschaft in Osnabrück, wie Moore schneller und möglichst großflächig wiederzuvernässen sind. Trockengelegte Moore stoßen fortwährend klimaschädliche Treibhausgase aus – in großen Mengen und ohne dass es sichtbar ist wie etwa der Rauch aus Kraftwerken oder die Abgase im Verkehr. Die Treibhausgase trockengelegter Moore tragen in Deutschland mit sieben Prozent der Emissionen so viel zur Erderwärmung bei wie hierzulande der Flugverkehr. Ein Hektar entwässertes Moor emittiert im Jahr so viel Kohlenstoffdioxid (CO2) wie rund 145.000 Kilometer Autofahren. Bonde: „Moorschutz ist natürlicher Klimaschutz und zudem wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt.“ Das Problem: Knapp 95 Prozent der Moore in Deutschland mit ihren rund 1.8 Millionen Hektar haben Menschen so konsequent trockengelegt, dass die Flächen die Bezeichnung oft nicht mehr verdienen.
Entwicklung von nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten
Dr. Franziska Tanneberger, Leiterin im Greifswald Moor Centrum (GMC) mahnt: „Der Schutz von Klima, Biodiversität und Wasserhaushalt sind vordringliche Aufgaben unserer Zeit. Moor-Wiedervernässung kann dazu einen erheblichen Beitrag leisten.“ Sie fügt hinzu: „Ohne nasse Moore wird das nichts.“ Die GMC-Leiterin riet dringend dazu, gemeinsam gesellschaftlich die „einst allenthalben vorangetriebene Moor-Entwässerung“ endlich zu stoppen. Tanneberger: „Das heißt dann auch, die Menschen in den Moorregionen zu unterstützen, vor allem durch die Entwicklung von neuen Wertschöpfungsformen auf wiedervernässten Mooren.“ Mehr als 85 Prozent aller Moorflächen werden laut Thünen-Institut vor allem land-, aber auch forstwirtschaftlich genutzt. Neue, nachhaltige Bewirtschaftungsmöglichkeiten müssten entwickelt, Unternehmen in Wertschöpfungsketten eingebunden, mehr Menschen zum Moor-Klimaschutz ausgebildet, langfristige Strukturen mit gut aufgestellten Behörden aufgebaut und Planungsrecht angepasst werden, meint Tanneberger. Und: „Klimarelevante Dienstleistungen der Land- und Forstwirtschaft müssten viel besser als bislang honoriert werden.“ Es sei zudem wichtig, den optimalen Wasserhaushalt nicht auf der Einzelfläche, sondern im Einzugsgebiet des Moores in den Blick zu nehmen und großflächig im Flächenverbund umzusetzen.
Moore sind zentrales Handlungsfeld im Aktionsplan Natürlicher Klimaschutz
„Wir brauchen gesunde Ökosysteme als Antwort auf die dramatische Klima- und die Biodiversitätskrise. Genau hier setzt das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz an “, betont Dr. Bettina Hoffmann, Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Bis 2026 will die Bundesregierung vier Milliarden Euro vor allem auch für die Wiedervernässung der Moore in Deutschland zur Verfügung stellen. Hoffmann: „Moore sind ein zentrales Handlungsfeld des Aktionsprogramms. Bis 2030 wollen wir die jährlichen Treibhausgasemissionen aus Moorböden um mindestens fünf Millionen Tonnen senken.“
Bundesweit 71 DBU-Naturerbeflächen auf rund 70.000 Hektar
Das Umsetzungstempo sei noch zu langsam, sagte Bonde: „Es gibt in ganz Deutschland viele gute Beispiele im Moorschutz, die zeigen, wie es geht und vor allem – dass es geht.“ Nach seinen Worten sollen auf den 71 DBU-Naturerbeflächen mit bundesweit rund 70.000 Hektar entwässerte Torfböden konsequent wiedervernässt werden. Die größtenteils ehemals militärisch genutzten Gebiete gehören heute zum Nationalen Naturerbe und sind dem Naturschutz gewidmet. „Unsere Projekte werden von den Naturschutzbehörden befürwortet und sind für den Moorschutz unerlässlich. Dennoch dauern die Genehmigungsverfahren noch viel zu lange. Das muss schneller möglich sein. Nur so erreichen wir die Klimaziele“, so Bonde.
34 Prozent aller Moorböden sind in Niedersachsen
Mehr als 70 Prozent der Moore liegen laut Thünen-Institut im Nordosten Deutschlands – 34 Prozent alleine in Niedersachsen. „Der Moorschutz hat für das Land Niedersachsen eine große Bedeutung“ erläutert Anka Dobslaw, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. „Durch das Programm „Niedersächsische Moorlandschaften“ konnten wir bereits wichtige Fortschritte bei der Erhaltung und Entwicklung unserer Moorlandschaften erzielen. Denn: Die Moore sind zentraler Bestandteil für den Klimaschutz. Deshalb werden wir die Wiedervernässung von Mooren auf landeseigenen Flächen beschleunigen und ein Moor-Kompetenzzentrum gründen, welches die Koordinierungs- und Beratungsaufgaben zum Moorschutz wahrnehmen wird“, so Staatssekretärin Dobslaw.